Erziehungsproblem

Der 10-jährige Junge (manchmal frech) wird von seinem Erzeuger ziemlich oft relativ lautstark mit mehreren Wiederholungen ermahnt bis er fast heult. Oft hat der Vater zwar im Prinzip Recht, aber das geht doch sicherlich auch anders. Problembereinigung sieht m.E. ganz anders aus.

Gegenargumente werden unterdrückt und bei meinen Einsprüchen werde ich auch noch angegriffen – ich hätte gar nichts zu sagen und solle die Erziehung gefälligst ihm überlassen.
Er wäre schließlich alt genug, um das selbst richtig zu machen und seinen eigenen Eltern hätte er das auch schon gesagt.

Die Mutter des Knaben hat offensichtlich resigniert und sagt gar nichts mehr dazu – sie nimmt den Knirps nur hinterher liebevoll in den Arm.

Ich danke euch für eure Mühe mit der Antwort.

Hermann

Hallo,

du wirst wenig machen können - auch dann nicht, wenn wir dir hier bestätigen, dass es sicher bessere Erziehungsmethoden gibt.

Ich weiß nicht, in welchem Verhältnis du zum Vater des Jungen stehst, allerdings klingt es so, als sei er einem Gespräch unter Freunden/guten Bekannten nicht zugänglich. In jedem Fall muss dir klar sein, dass eine Intervention deinerseits auch Ärger für dich bedeutet, und du musst zunächst für dich entscheiden, ob du das in Kauf nehmen willst.

Wenn ja, wäre die nächste Überlegung, wie du dem Kind am besten nützen könntest. Es wäre fatal, wenn der Vater seinen Unmut gegen deine Einmischung an seinem Sohn ausließe.

Wenn vernünftige Gespräche nicht zu führen sind, sehe ich die minimale Chance, Druck auszuüben. Ob das funktioniert, hängt allerdings von deiner Position ab. Wenn du in der Lage bist, dem Vater glaubhaft damit zu drohen, dass du das Jugendamt einschalten wirst, wenn er nicht anders mit seinem Kind umgeht, könnte das helfen. Derzeit scheint mir das Ganze allerdings zu schwer greifbar, um eine tatsächliche Einschaltung des Jugendamtes zu ermöglichen.

Es kann aber auch den Effekt haben, dass er den Kontakt zu dir abbricht und du zukünftig nichts mehr mitbekommst.

Nicht zu vergessen ist auch die Mutter, die möglicherweise einfach ein wenig Unterstützung braucht, um für ihren Sohn einzutreten. Möglicherweise wären die beiden ohne den Mann besser dran. Diese Entscheidung kann aber nur sie treffen.

Eine Alternative könnte vielleicht sein - auch das hängt von deiner Rolle ab - dem Jungen ein väterlicher Freund zu sein, der als Außenstehender einen gewissen emotionalen Ausgleich schaffen kann.

Schöne Grüße
Jule

Hallo

Schreib noch bitte, ob was für ein Verhältnis du zu den Eltern hast, und ob deine Einsprüche sofort, also innerhalb der Situation erfolgen, oder später in aller Ruhe unter vier Augen, und wenn schon ein bisschen Gras drüber gewachsen ist. Was anderes hätte nämlich keinen Zweck, und die Eltern eventuell zurechtzuweisen, sowieso nicht.

Wenn dann müsste man es als Information rüberbringen, was man drüber denkt, aber ohne die Erwartungshaltung, dass die Eltern es auf der Stelle oder überhaupt umsetzen.

Eventuell wäre die Mutter eher aufgeschlossen. Die könnte man ja vorsichtig fragen, ob sie glücklich ist mit der Situation, und ob sie nicht einfach mal eine Erziehungsberatungsstelle aufsuchen will, damit sie darüber reden kann und etwas Rückendeckung durch Fachleute bzw. Hilfe für ihr eigenes Verhalten in der Situation bekommt.

Die Mutter des Knaben hat offensichtlich resigniert und sagt gar nichts mehr dazu – sie nimmt den Knirps nur hinterher liebevoll in den Arm.

Das finde ich nämlich nicht besonders ideal.

Viele Grüße

Hallo,

ich denke auch, dass in dieser Situation die Mutter die beste Anlaufstelle ist. Vielleicht braucht sie auch nur ein bißchen Unterstützung von außen.
Ein Gespräch mit ihr ist sicher wichtig.

Gruß, Paran

Hallo,

dass das keine ideologisch wertvolle Erziehung (nach allgemein anerkannten Moralvorstellungen) ist, ist klar, ABER:
Familie ist immernoch (und das ja auch zum Glück) ein extrem bindendes Konstrukt. Im Zweifelsfall stehen die Mitglieder immer zu einander und gegen die kritischen Anderen (in diesem Falle eben Du), wenn diese nicht direkt um Hilfe gebeten wurden.

Das heißt es ist ganz ganz schwierig auf das familiäre Geschehen Einfluß zu nehmen (selbst wenn man nur Anregungen zu Verbesserung der Gesamtsituation geben möchte). Denk doch nur mal daran wieviele Menschen sich selbst nach jahrelangere häuslicher Gewalt noch schützend vor ihren prügelnden Partner stellen, wenn dieser bezichtigt wird gewalttätig zu sein…

Latente Einflussnahme finde ich in der Regel (als Bekannter) am besten. Wenn du mit der Familie zusammen bist, dann mache es den Eltern vor: versuche dezent das Ruder zu ergreifen wenn eine Streitsituation auftritt (möglicherweise kannst du ja sogar eine inszenieren). Gehe respektvoll mit dem Kind um, lass ihn aussprechen und und und… Vater und Mutter können dann sehen wie du dich mit dem Kind und das Kind sich mit dir auseinandersetzt und die Situation ‚normal‘ geklärt wird! Viele Eltern trauen ihren Kindern nämlich auch gar nicht zu argumentieren zu können, so könnten die Eltern sehen, dass das ünerhaupt geht.
Je öfter die Eltern das erleben, desto wahrscheinlicher ist es, dass sie das positive Verhalten selbst anwenden…