Es muss nicht immer Freitag der 13. sein

Warnung: Nicht für Kinder und Jugendliche geeignet, denke ich…

Es ist Freitag der 11.11.11.

Ich sitze vor dem Rechner und kann nicht anfangen zu tippen. Die Gefühle in mir blocken jeden Gedankengang.
Kurz und schmerzlos, hoffe genau so ist mein Vater verstorben.
Mein Vater erdrosselte sich in dieser Nacht im Keller.
Ich gehe runter und klopfe an. Die Musik aus dem Radio spielt fröhlich vor sich hin und ich brauche Kühlschutzwasser für mein Auto. Es tut sich nichts.
Ich rufe nach meinem Vater. Keine Regung, es muss etwas langes, dünnes her. Um das Riegel von innen zu öffnen, vielleicht schläft er wieder in seinem „Bastelschuppen“ und werkelt an seinen Anglersachen.
Kurz hoch und wieder mit nem Stift und nem Buttermesser bewaffnet, gehe ich runter und öffne die Tür. Ein Gefühl von Angst, Panik und unglaubliche Wut fließt durch meinen Körper. Mein Inneres bebt und mein Herz schlägt nicht mehr. Vater vor mir an den Heizungsrohren mit einer roten Schnur um den Hals gewickelt. Regungslos hängt er zur Hälfte auf dem Boden. Ich mache paar Schritte nach vorne und überprüfe, instinkttechnisch, ob er noch am Leben ist.
Sein ganzer Körper ist verkrampft und angespannt. Seine Hände sind weißbläulich angelaufen und sein Gesicht sieht so aus als ob er schläft, bis auf das Blut an der Unterlippe. Mein Gehirn registriert den Tod meines Vaters. Wut kommt hoch und die Tür hinter mir erfährt die gestappelte Wut und …
ich kann gerade nicht weiterschreiben, werde es morgen nochmal versuchen.

Dennoch habe ich eine tausende offene Fragen und nicht nur an meinen Vater.
Mein Mutter (44) und mein kleine zu 100% behinderte Schwester (17) bleiben mit mir und meine Wenigkeit (22),Student. Wir haben fast garkein Einkommen, ich arbeite als Pizzalieferant am Wochenende und meine Mutter muss sich ganztägig um die Kleine kümmern.
Wo soll ich anfangen, Lebensversicherung, Bestattungskosten und die ganzen Versicherungen.
Haben wir irgendwelche Ansprüche und können wir Hilfe beziehen ? Falls ja, wo sind die Anlaufstellen ?

Lebt und genießt jeden Tag und geht nicht zerstritten auseinander!

Oh, Mann, fühle dich erst mal fest in den Arm genommen, laß´ mal einen Moment hängen…

So, du brauchst jetzt Freunde, Leute, die dir nahe genug sind um da zu sein und genug Abstand haben um klar zu denken. Nimm dir einen Whisky und das Telefon.

Ein paar links hab ich mal rausgegoogelt, daß du die jetzt nicht selbst suchst ist verständlich:

http://www.die-weisse-lilie.de/erste_schritte.pdf
http://www.berlin.de/special/gesundheit-und-beauty/g…
http://www.suizidprophylaxe.de/Hilfsangebote/anlaufs…
http://www.notfallseelsorge.de/Besondere%20Einsaetze…

Ihr braucht jetzt viel Kraft und Liebe - in Gedanken bin ich bei euch.

Liebe Grüße

Bernd

Hallo,

hier viele „Stichworte“ - zu jedem einzelnen könnte man Vieles schreiben. Frage hier im Forum (oder an anderer Stelle) nach, wenn einer der Hinweise auf dich / eure Situation zutrifft und du weitere Hilfen benötigst.

Wende dich an die Rentenkasse. Es gibt Ansprüche auf Rente:

  • Halbwaisenrente für dich (da du noch als Student in der Ausbildung bist)
  • Halbwaisenrente für deine Schwester
  • Rente für deine Mutter (als Witwe und auch, weil sie sich um deine minderjährige Schwester kümmert - evtl. auch noch nach dem 18. Geburtstag wg. Pflegebedürftigkeit etc.)
    (Rente gibt es ab Antragsstellung - so bald als möglich erledigen!)

Ändert sich eure Einkommenssituation, kannst du als Student Bafög (bzw. eine Aktualisierung) beantragen. Es wird natürlich, wenn deine Halbwaisenrente „durch“ ist, diese als Einkünfte angerechnet, trotzdem hast du später „unter dem Strich“ mehr übrig.
(Bafög gibt es ab Antragsstellung - so bald als möglich erledigen!)

War dein Vater berufstätig? Manche Arbeitgeber zahlen ein mehrfaches Gehalt bei Tod. Nimm dort Kontakt auf.
Hatte er (sehr hohe) Schulden? Gibt es nichts / kaum etwas zu erben? Schlagt die Erbschaft beim Amtsgericht aus.

Bei Banken könnt ihr (falls nötig), Vollmachten erhalten. Kontrolliert Ein- und Ausgänge in den nächsten Monaten. Schließt (falls sonst nicht weiter benötigt) Konten. Widersprecht Abbuchungen, falls diese nicht mehr „notwendig“ sind, kündigt entsprechende Verträge mit sofortiger Wirkung.
Stellt sicher, dass ihr nichts Wichtiges kündigt (z.B. die Haftpflichtversicherung für die ganze Familie sollte bestehen bleiben.)

Mit Hilfe der Kontoauszüge des letzten Jahres könnt ihr nachvollziehen, welche Versicherungen (Sterbegeld? Zusatzrente?) bestehen. Vielleicht gibt es einen Sparvertrag?
Könnt ihr die Kontoauszüge nicht finden, wende dich an die Bank (teilweise aber *sehr* teuer).

Beerdigungsinstitute helfen bei viel „Papierkram“, vielleicht bekommt man über dieses Forum auch einen Hinweis auf „gute Erfahrungen“. Die Institute leben natürlich vom „Verkaufen“ - achtet darauf, was euch verkauft wird (das ist schwierig in eurer Situation, trotzdem…). Die Kosten für eine Beerdigung - egal in welcher Form (auch für die „Basisvariante“) sind nicht unerheblich. Ich habe keine Erfahrung bzgl. Übernahme der Kosten durch z.B. „Sozialamt“. Vielleicht kann jemand anderes helfen (auf jeden Fall: Kosten werden durch Erbe abgedeckt - s.o.: Erbe ausschlagen).

Sieh all diese und weitere organisatorische Dinge als „Chance“: Sie helfen dir, Abstand zu gewinnen, in deinem Leben weiterzugehen. Du wirst viele neue Dinge lernen, von vielen Dingen „überrannt“ werden (Dinge, die du so nie wissen wolltest). Wenn du „durch“ bist, mit etwas Abstand, wirst du in wenigen Wochen klarer sehen, was passiert ist & was du dann geleistet hast. Bis dahin (je nach Disposition): viel Glück / Kraft / Erfolg / …

… dir meinen Stern dazugeben, dann täte ich es.
Deine Antwort ist um Längen besser als meine - aber ich bin als Chemohektiker glücklicherweise nur Laie in dem Thema.

LG
RF

danke euch, wirklich, man lenkt sich wenigstens mit solchen dingen ab…