Es windet wirklich wie Sau

Hallo!

Es ist sehr windig und man sagt, „es windet wirklich wie Sau“. Woher kommt der Ausdruck? Dann habe ich andere Ausdrücke mit „Sau“ gefunden. Was hat „Sau“ mit dem Wetter zu tun?
sauheiß, sauungemütlich. Gibt es andere Ausdrücke mit „Sau“?

Danke

Hallo, Nadja,

sau-/Sau- wird als Ausdruck der Verstärkung gebraucht; Näheres dazu hier.

Zu „wie Sau“ siehe https://www.dwds.de/wb/wie%20Sau#top

Gruß
Kreszenz

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Hallo,
vielleicht hat es sich aus der Bezeichnung „schweinekalt“ entwickelt.
Das wiederum mag daher kommen, dass Schweine in früheren Zeiten im kalten Winter geschlachtet wurden. Beim kalten Wetter sind die Schlachtbedingungen im Freien besser.

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Hallo Nadja,

das ist natürlich ein gefundenes Fressen (kennst Du diese Wendung?) für mich in unermüdlichem Bemühen, die Eigenheiten der schwäbischen und allemannischen Dialekte zu konservieren, auch über eine pure Färbung der Vokale hinaus gehend:

Eine sehr hübsche schwäbische Metapher ist noch nicht sehr alt, sie gründet auf der Tradition, die kurz vor Erfindung der Fotografie begonnen wurde, aber erst mit dieser richtig populär gemacht worden ist: Beim feierlichen Ende von Drückjagden posierte der Jäger, der die meisten oder schönsten oder besten Abschüsse erzielt hatte, rittlings auf der schwersten Sau oder dem schwersten Eber, der auf der Strecke lag.

Von diesem Bild abgeleitet ist die Wendung, die für „Es ist grade zum Verzweifeln!“ oder ähnlichem steht:

Da könnte man grade auf der Sau hinaus! (reiten) - das reiten wird nicht dazu gesagt.

Und dazu noch die Antwort, die das noch verstärkt:

- und auf den Würsten nach Hause! (reiten)

und damit Du dass auch noch im „Originalton“ bekommst:

Heilandzack, do kenndsch doch graad auf dr Sau 'naus!

'- ond auf de Wiischd hoim!

In diesem Sinne

unterthänigst

Scardanelli

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#Aprilfisch hat schon auf Redensarten angesprochen,
man kann auch etwas zum Thema machen, bzw. etwas herausposaunen, indem man
eine Sau durch’s Dorf treibt
und der Text ist morgen Schnee von gestern, weil
morgen eine andere Sau durch’s Dorf getrieben wird (sich über etwas anderes der Mund zerrissen wird)
Und zum selben Spruch aus dem Mittelalter: da war es eine Belustigung.
Man hat ein Jungschwein mit Öl eingerieben und durch’s Dorf getrieben. Vor allem die Jugend aus dem Dorf jagte hinterher. Wer es geschafft hat, das damals sauteure Tier zu fangen, der durfte es behalten und hatte echt Schwein.
Grüße

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Sauwohl gibt’s jetzt, anders als deine Beispiele, als positiven Ausdruck. So wie pudelwohl auch.

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Hallo @Nadja,
im DUDEN stehen folgende Wörter, in denen der Vorsatz sau- jeweils eine Verstärkung bedeutet:

saublöd
saudumm
saugrob
saukalt
saukomisch
sauschwer
sauteuer
sauwohl
Sauwut

Das heißt, „saublöd“ bedeutet „ganz besonders blöd“. Die Verstärkung erhält hier die Bedeutung. „Blöd“ ist negativ, „saublöd“ noch negativer. Entsprechend ist „komisch“ positiv und „saukomisch“ noch positiver.

Dann gibt es im DUDEN noch ein paar Wörter, in denen der Vorsatz Sau- eine negative oder schmutzige Bedeutung schafft. Das sind

Sauhaufen
Sauhund
Saukerl
Sauklaue
saumäßig
Saustall
Sauwetter

Das „Wetter“ ist neutral, kann positiv oder negativ sein, aber das „Sauwetter“ ist immer negativ gemeint. Die „Sauklaue“ ist eine besonders unleserliche Handschrift. Der „Haufen“ wurde in früherer Zeit für eine Gruppe von Menschen gebraucht und war dann neutral. Der „Sauhaufen“ bezieht sich auch auf eine Gruppe, ist aber negativ gemeint. Die Gruppe benimmt sich schlecht, verschmutzt das Gelände, hält sich allgemein nicht an Regeln… Zum Beispiel mag ein Lehrer seine Schulklasse als einen „Sauhaufen“ bezeichnen.

Und dann gibt es im DUDEN noch ein paar Wörter, bei denen der Vorsatz Sau- sich wirklich auf das Tier bezieht.

Saufeder
Sauhatz
Saujagd
Saumagen

Die Saufeder ist eine Waffe, eine Art Messer mit überlangem Stiel, mit der man Wildschweine jagt,


Im Sprachgebrauch des Jägers ist die Hatz eine Jagd. Entsprechend ist die Sauhatz ist eine Wildschwein-Jagd, eben eine Saujagd. Etwas anders gelagert ist der Gebrauch von „Saumagen“. Das ist warmes Essen, bei dem ein echter Schweinemagen mit allerlei Resten gefüllt und dann gekocht wird, sieht z. B.

Der Name bezieht sich darauf, dass Hausschweine Allesfresser sind.

Liebe Grüße
vom Namenlosen

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Danke Der_ Namenlose. Der Saumagen war mir bekannt, da der Kanzler H. Kohl dafür bekannt war. Aber ich habe nun eine andere Frage: Wie kann man im Duden auf einmal alle Wörter mit Vorsatz „sau“ oder Nachsatz „sau“ finden?

Grüße

Hallo Aprilfisch,

ich bin mir sicher, ob ich dich richtig verstanden habe. Deshalb frage ich dich sicherheitshalber:
Der Ausdruck, " Da könnte man grade auf der Sau hinaus!" bedeutet „Es ist grade zum Verzweifeln“.
Ist das korrekt?
Viele Grüße

Hallo @Nadja,
mein DUDEN ist alphabetisch sortiert. Ich habe alle Wörter gelesen, die mit den Buchstaben „sau“ beginnen und diejenigen aufgeschrieben, die in meinen Post passen. Das geht, weil nicht besonders viele Wörter mit „sau“ beginnen. :slight_smile:
Online kann man auf der Seite www.duden.de suchen. Dort finde ich noch die Sauarbeit, die in meiner gedruckten Ausgabe von 2017 nicht enthalten ist.
Der Online-DUDEN kennt auch den Nachsatz -sau,
https://www.duden.de/rechtschreibung/_sau
Da findet man aber nur die Beispiele Faschistensau und Machosau.
Beide Wörter sind beleidigend, also nur sehr vorsichtig (wenn überhaupt) zu verwenden. Ich ergänze noch die Rampensau
https://www.duden.de/rechtschreibung/Rampensau
Das Wort ist offiziell offenbar nicht oder nur wenig negativ gefärbt, sollte aber auch vorsichtig verwendet werden, da es durchaus negativ aufgefasst werden kann. Ein weiteres Wort ist „Wildsau“,
https://www.duden.de/rechtschreibung/Wildsau
Das Wort kann das Tier bezeichnen. Dann ist es fachsprachlich aus der Jägersprache. Es kann aber auch als Beleidigung verwendet werden. Das geht mit vielen Tieren, z. B. Bulle, Frosch, Gans, Geier, Huhn, Hund, Kröte, Pinguin, Pute, Schlange, Schwein, Wanze, Wurm, Zecke.

Eine Liste aller Wörter auf -sau habe ich nicht zur Hand.

Liebe Grüße
der Namenlose

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ergönzend und etwas offtopic

Sowohl die Bedeutung a) als auch b) im Duden für „Rampensau“ ist absolut abwegig. Es ist einschlägiger und durchweg positiv konnotierter Jargon in den meisten Bühnenkünsten (Theater, Kabarett, Chanson/Pop). Es ist ein Synonym für das, was man sonst bezeichnet als (herausragende) Bühnenpräsenz.

Ob der Bühnenkünstler selbst „leidenschaftlich“ ist, hat damit nämlich nichts zu tun. Bühnenkünstler selbst sind immer leidenschaftlich. Entscheidend ist vielmehr umgekehrt, daß er das Publikum „mitreißen“ kann. Also nicht, was und wie er ist, sondern wie er wirkt, bzw. was er bewirkt. Das kann jemand auch erreichen durch genau das Gegenteil: durch „unterspielen“ (auch ein Fachausdruck): minimierte Gestik und Körpersprache. Berühmte Beispiele dafür: Patricia Kaas (Chanson) oder Rüdiger Hoffmann (Kabarett)

Gruß
Metapher

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Wir nennen es auch Arztschrift.

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Wobei ich da einen Zusammenhang mit der Redewendung „das kann kein Schwein lesen“ vermute, die mit Schweinen nichts zu tun hat, sondern mit der Familie Swyn. Früher, als noch nicht jeder lesen konnte, ging man mit Briefen und anderen Schriftstücken zu besonders gebildeten Menschen. Zu denen gehörten eben auch die Mitglieder der Familie Swyn (wobei ich raussuchen müßte, wo die wohnte; meine Erinnerung raunt „in Holstein“); wenn das Schriftstück nicht einmal von einem Mitglied der Familie Swyn gelesen werden konnte, konnte es tatsächlich niemand lesen.

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eine interessante Erläuterung. Danke

Hallo Nadja,

ja, das ist korrekt. Dieser Ausdruck wird aber nur in einem ziemlich kleinen (allerdings überaus wichtigen!) Teil Deutschlands verstanden. Vorsicht also in der Anwendung!

Schöne Grüße

MM

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