Estrich nass geworden

Hallo Bauprofis!

Unsere bodengleiche Dusche hat sich kurz nach dem Einbau als undicht erwiesen.
Welche Folgen kann das durchlaufende Wasser für den Estrich (Zement-Schnellestrich, Marke unbekannt) haben? Ich habe etwas von Rückfeuchtung gelesen, mir ist aber nicht klar, was dann passiert? Quillt das Zeug auf?

Der Fliesenleger will die Dusche komplett öffnen, neu dichten und verfliesen, der Estrich soll aber bleiben. Ich lege keinen Wert auf unnötige Arbeiten, aber wenn er dann noch mal dran muss, ist ja auch keinem geholfen.

Danke schonmal!
Gruß,
Arndt

hi,

Dem Estrich selbst macht Wasser nix aus.
Nur der Unterbau kann je nach Aufbau durch zu viel Wasser leiden, bzw. das Wasser speichern. Dafür muss es aber (deutlich) mehr sein, als nur etwas Feuchtigkeit die sich durch den Estrich gezogen hat.

Wie man genau vorgeht klärt sich erst, wenn man den Estrich sieht und einschätzen kann wie feucht er ist, was man für eine Abdichtung verwendet hat (einige sind diffusionsoffen) und ob es angrenzende feuchtigkeitsempfindliche Wände gibt.

grüße
lipi

Guten Tag Arndt,

ich kann das im Prinzip bestätigen, was littlepinguin schon ausführte:

Bei uns war Ähnliches passiert:
Im alten Teil unseres Hauses (Baujahr 1928) wurde im ersten Stock das Bad komplett renoviert mit einer Duschwanne aus einer Granitplatte mit kleinem Sockel und Glaswand.
Nach etwa eineinhalb Jahren (mit zwei Winterperioden) war aussserhalb der Glaswand im Boden (ebenfalls aus Granitplatten) in den Fugen Wasser ausgetreten.

Eine Untersuchung ergab, dass keine Abdichtung zwischen der Granitplatte und dem Unterboden eingebracht und ausserdem ein nicht passender Syphon eingebaut worden war (von einer Fachfirma für Sanitär-Installationen!!).

Nach Demontage wurde unter der Platte abgedichtet und ein anderer Syphon eingebaut. Am nackten Boden (Estrich oder was auch immer in dem alten Hausteil vorhanden ist) wurde nichts gemacht.

Diese Repoaratur ist jetzt fast dreizehn Jahre her.

Wir hatten danach bis heute mit Feuchtigkeit im Boden (bzw. in der Zwischendecke) keinerlei Probleme - vielleicht auch deshalb, weil im Parterre an der gleichen Stelle ebenfalls ein Bad eingerichtet ist, das ja auch relativ warm ist und die Feuchtigkeit in der Decke weggenommen hat?

Ich wünsche gutes Gelingen!
Gruß Walter VB

Hallo Arndt.
Du beschreibst den Estrich als einen Schnellestrich.
Es kommt nun nach dem Wassereinbruch darauf an, ob es ein Schnellzement war oder die Schnelligkeit des Estrichs über die Wirkungsweise von Calciumsulfat erfolgte.
Bei einem Schnellzement macht dem Estrich (vom Grundsatz her) Wasser nichts aus.
Bei einem Schnellestrich mit Calciumsulfat habe ich erhebliche Bedenken!
Zum einen ist Calciumsulfat feuchtigkeitsempfindlich (es verliert seine Festigkeit), sind es Zusätze gewesen, bewirkt das eingedrungene Wasser eine weitere, doch unkontrollierte Ettringitbildung zwischen den beiden Bindemitteln „Zement“ und „Calciumsulfat“.
Es dauert dann nicht lange, bis Quelldruck zu den ersten Schäden (u.a. durch sich lockernde Fliesen) führt.

Man kann also nicht das Problem übertragen, so wie es andere Antwortgeber nach dem Motto „…wir haben aber auch einmal …“ versuchen und ihre persönliche Erfahrung mit ihrem persönlichen Estrich hier als Weisheiten aufführen.
Das ist wie „Äpfel mit Birnen vergleichen“, wenn keine fundierten Fachkenntnisse für derartige Rückäußerungen bestehen!
Meine Empfehlung ist nur die, zu versuchen, etwas über das seinerzeit verwendete Estrich-Bindemittel herauszufinden. Ob ein Schnellzement oder ein Calciumsulfatzusatz (als Erhärtungsbeschleuniger) eingesetzt wurde.

Eingangs als unnötig angesehene Arbeiten können sich -das nur als Hinweis aus der Berufspraxis- zu einem späteren Zeitpunkt als „Bumerang“ erweisen. Man sparte zwar die Zeit, doch aufgrund der später ggf. notwendigen Sanierungsmaßnahme werden die dafür dann anfallenden Kosten ausschließlich auf Deinen Schultern abgelagert.
Dass es diffusionsoffene Abdichtungssysteme geben soll, ist im Übrigen auch so eine Aussage, die ( bei etwas Überlegung) den inneren Widerspruch offenbart.
Abdichtungen (auch Alternative Abdichtungen in ausgehärtetem Zustand) haben einen sD-Wert >1.500m Luftschichtdicke. Da diffundiert nichts hindurch!
-.-.-.-.-.-.-
Überlege Dir Deine Entscheidung bitte gut.
Richtig ist übrigens der Hinweis gewesen, dass sich die durchzuführende(n) Maßnahme(n) daran orientieren sollte(n), welche Feuchte- oder Wassermenge in den Estrich bzw. in die Dämmschicht eingedrungen ist.
Gruß: Klaus

Hallo Klaus,

vielen Dank für Deine kompetente Antwort!

Ich habe heute nachgefragt. Es handelt sich um einen selbstgemischten Estrich aus Sand und Schnellzement.

Die Jungs waren nochmal da und haben versuchsweise die Silikonfuge rundherum erneuert. Siehe da, es tropft nicht mehr durch.
Das ist natürlich nur eine vorläufige Abdichtung. Gleichzeitig ist aber nun klar, dass das Dichtband an der Kante nicht richtig verlegt wurde.
Das werden sie wohl nun nochmal freilegen müssen.

Finanziell habe ich übrigens kein Problem. Das sind Nachbesserungen. Wäre nur schön, wenn wenigstens das Bad endlich mal fertig würde …

Die Menge an Wasser dürfte inzwischen erheblich sein. Ein Abheben von Fliesen war allerdings in den 4 Wochen nicht zu beobachten.
Damit dürfte es wohl jetzt keine Probleme mehr geben.
Ich bin erst mal berihigt. Danke!

Gruß,
Arndt