Hallo,
so wie sich das für mich anhört, bist du schwer besetzt von den Zeichen des Verdrängten und Unerlösten. Auch als ich deine Visitenkarte mir angeschaut habe, hatte ich das, was du geschrieben hast, irgendwie mit dem Teufel in Verbindung gebracht.
Darf Ethik der Wissenschaft Grenzen setzen?
Ich springe jetzt gleich mal „ins kalte Wasser“ und behaupte;
Die Natur-Wissenschaft zerstört Dasein, wo immer sie nur kann. Das tut sie auch dann, wenn es einen anscheinenden (also nur vordergründigen) Vorteil der Menschen dadurch geben sollte.
Wissen (scientia) bereicherte ursprünglich den Einzelnen, es erweiterte seinen Geist, es belehrte ihn. Damit ist es, denke ich, zu Ende. „Sum, ergo cogito“, ist jetzt das Motto.
Am gefährlichsten ist aber die Brutalisierung, die die allgemeine wissenschaftliche Einbildungskraft und noch mehr den einzelnen Forscher ergriffen hat. Sieh’ dir die Themen an, die heute in der sog. biomedizinischen Forschung bearbeitet werden; oder noch besser, lausch den Diskussionen und Wunschträumen der Forscher und lies einmal die zusammengepfuschten Berichte der Journalisten. Man hat den Eindruck, als wollte ein seniler Prometheus die Erbschaft von Jahrmillionen in einem Tag vergeuden. Wehe den Wissenschaftlern, wenn den Völkern eines Tages die Idee kommt, man müsse diesen entfesselten Prometheus unter Kuratel stellen! Die Erinnerung, dass die Götter das schon einmal versucht haben, hat unter den gegenwärtigen Umständen rein dekorativen Charakter. Wir wissen nämlich nur von jenen Knebelungsversuchen, die in der Vergangenheit gescheitert sind, von den erfolgreichen wissen wir nichts.
Während offenbarte Religionen im Prinzip statisch sind - sie entwickeln sich höchstens durch Auslegung und manchmal durch Häresie -, sind die Naturwissenschaften eine immerfort wachsende Religion und nicht nur dadurch den heidnischen Religionen der Antike ähnlich. Die Anzahl der adorierten Götter und Heronen ist unbeschränkt, es können immer neue hinzugefügt werden, und die Tempel werden umbenannt. Auch ein gelegentlicher Caracalla oder Heliogabalus fehlt nicht, denn die Selbstvergötterung hat in den Wissenschaften so zugenommen, dass es häufig schwerfällt, zwischen Naturforscher und Politker zu unterscheiden.
Alle reden von Fortschritt. Da frage ich mich doch, „Wieso wollen sie alle fortschreiten?“ oder besser „Wohin wollen sie denn alle schreiten?“ Jeder Politiker, der seinen Mund aufmacht und den man im Fernsehen hört, sagt, wenn ihm nichts Besseres mehr einfällt „Wir brauchen auf jeden Fall Fortschritt!“ Das ist doch geisteskrank. Die Wissenschaft hat kein Ziel, sie hat nur Methode und sie geht methodisch vor, aber wohin sie geht, das weiß kein Mensch. Darum ist sie gefährlich für die Allgemeinheit. Außerdem sind die Leute alle verlogen. In den mir bekannten Disziplinen werden die meisten Forschungen nur zwecks sofortigen Verschleißes durchgeführt. Keine Gentechnologie ohne Impresario, keine Transplantation ohne Barkapital. Ein Aidsforscher braucht nur zu krähen, er wolle den Staatsdienst verlassen, weil er in der Privatindustrie viel mehr verdienen könne und schon erscheint - ganz anders als einst dem Belsazar - die Leutschrift auf dem Fernsehschirm und sie sagt: „Man hat dich gewogen und zu leicht gefunden. Daher wird dein Gehalt verdoppelt.“
Der Mensch ist in dem Maße böse, in dem er verdrängt. Wir leben in einer entgötterten Welt und daran ist die Naturwissenschaft schuld, zumindest teilschuldig!
Dürfen wenige Individuen einer Gesellschaft geopfert werden um
Tausende zu retten? Wenn ja/nein, warum?
Was diese Frage mit der sonstigen Thematik zu tun hat, bleibt mir schleierhaft. Aber ich myself sehe mich nicht als Mitglied der Gesellschaft. Ich gehöre nicht dazu und will auch nicht zu dieser verlogenen, bösen Gesellschaft dazugehören. Das ist ja auch wieder so ein Problem, die Naturwissenschaftliche Haltung macht reaktiv, den Menschen von außen bewegbar, man kann ihn instrumentalisieren, entmenschlichen. Da kommt dann der Gerätecharakter dabei heraus. Bitte, wenn sie alle so blöd sind, sollen sie ruhig mitmachen und sich von den heiligen Naturwissenschaftlern entmenschlichen lassen. Das ist ja heute üblich… „Die heiligen des Intellekts“ etc. Dabei ist der Intellekt doch bloß eine Hilfsfunktion, um sich in der Umwelt zurechtzufinden. Er hat keine Bedeutung, er ist lediglich ein Hilfsmechanismus. In einer Gesellschaft kann nur jemand geopfert werden, der in diese Gesellschaft auch gehört. Deshalb erübrigt sich für alle die, die sich nicht integrieren in das böse System, diese Frage. Desweitern will ich darauf hinweisen, dass der Himmel einen unschuldigen Menschen von den ganzen Teufeln da draußen schützen möge.
Mit dieser Aussage hast du ja den Vogel abgeschossen.
Wissenschaft gibt uns Menschen die Chance
die Macht Gottes in die Hände zu bekommen
und auf eine höhere Stufe aufzusteigen
Wie gesagt, du bist schwer von den Zeichen des Unerlösten besetzt. Das behaupte ich jetzt einfach mal ganz unwissenschaftlich.
Ich störe dich nicht dabei, wenn du „auf eine höhere Stufe aufsteigen willst“…
Mit freundlichen Grüßen und dass du auch mal dein Glück im Leben findest,
Herbert Braunschläger