Hallo,
Kann Ethik Global sein? D.h. können(moralische) Gesetze überall auf der Welt gleich sein?
Ich hoffe ihr könnt helfen,
Danke, Patrick
Hallo,
Kann Ethik Global sein? D.h. können(moralische) Gesetze überall auf der Welt gleich sein?
Ich hoffe ihr könnt helfen,
Danke, Patrick
Nein Patrick,
Ethik ist kulturabhängig - d.h. demnach auch: Religionen geben meistens die Richtlinen was „gut und böse“ ist !
Mit Gruss: harta
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Hallo,
Kann Ethik Global sein? D.h. können(moralische)
Gesetze überall auf der Welt gleich sein?
Es gibt keine „Moralischen Gesetze“, es sei denn,
Du meinst solche, wegen derer sich Richter ggf.
aufspielen.
„Moral“ ist nicht „ortsabhängig“ sondern struktur-
abhängig, d.h. in allen Gemeinschaften gibt es ein
Tötungsgebot nach aussen und ein Tötungsverbot nach
innen (‚inter pares‘). „Du sollst nicht töten“ meinte
grundsätzlich nur „nicht deinesgleichen“ (Ausnahmen
bestätigen die Regel).
Aber ehe Du nicht verrätst, was Dir unter
„Moral“ konkret vorschwebt, ist das schwer
zu behandeln.
Grüße
CMБ
Hallo,
also ich bin davon überzeugt, dass es bei der Moral einen kulturunabhängigen Kern gibt. Natürlich gibt es auch Komponenten, die sich in den verschiedenen Kulturne sehr unterscheiden - z.B. die moralische Bewertung von Polygamie oder Homosexualität.
Grüße,
Ptee
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Hallo Herr Hinn,
also ich bin davon überzeugt, dass es bei der Moral einen
kulturunabhängigen Kern gibt. Natürlich gibt es auch
Komponenten, die sich in den verschiedenen Kulturen sehr
unterscheiden - z.B. die moralische Bewertung von Polygamie
oder Homosexualität.
Laut Vika bist Du Wissenschaftler. Wenn es
„Moral“ tatsächlich „gibt“, wo ist sie dann zu
Hause? Wird sie „vererbt“? Oder eingehaucht?
Wenn jemand starke Hände hat, um seine
Kinder zu vermöbeln, wenn Sie Gott
anzweifeln, sind das dann „moralische“
Hände? Ist es unmoralisch, die „Existenz
von Moral“ selbst anzuzweifeln?
Grüße
CMБ
Hallo Patrick,
in solchen Diskussionen ist es immer sinnvoll, zunächst ein wenig Begriffsklärung zu betreiben, damit klar wird, wovon eigentlich gesprochen wird. Es wurden hier von Dir undifferenziert zwei Begriffe in die Diskussion eingebracht, die aber tatsächlich nicht deckungsgleich sind, nämlich ‚Ethik‘ und ‚Moral‘. Die Verschwommenheit (und scheinbare Austauschbarkeit) dieser Begriffe liegt ein wenig auch darin begründet, dass sie von unterschiedlichen Menschen in unterschiedlichen Zeiten auch in unterschiedlichem Sinne gebraucht wurden. Zumindest für den Zweck dieser Diskussion hier sollte man jedoch den Bedeutungsunterschied der Begriffe ‚Ethik‘ und ‚Moral‘ bestimmen - nicht zufällig haben sich die bislang hier Antwortenden vor allem auf den Begriff ‚Moral‘ eingeschossen, um den es nach meiner Auffassung hier eigentlich gar nicht geht.
Es ist - so denke ich - hier hilfreich, Kants Unterscheidung zwischen einer empirischen und einer reinen Moralphilosophie (‚Metaphysik der Sitten‘) aufzugreifen und der Einfachheit halber den Gegenstand der ersten (empirischen) mit ‚Moral‘, den der zweiten mit ‚Ethik‘ zu bezeichnen. Unter Moral wäre somit ein Handeln nach gesellschaftlichen Normen zu verstehen, das mit Sanktionen (z.B. soziale Ächtung) durchgesetzt wird. Ethik hingegen beschreibt Prinzipien des Verhaltens, die vernunftgemäß abgeleitet werden können. Eine ‚globale Moral‘ kann es nach dieser Definition selbstredend nicht geben, da sich Gesellschaften / Kulturen voneinander unterscheiden und auch selbst in stetigem Wandel begriffen sind. Mithin gibt es zwangsläufig Unterschiede in gesellschaftlich verbindlichen Normen und Verhaltenskodizes. So ist - um ein Beispiel zu nennen - der Verzicht auf vor- oder außerehelichen Geschlechtsverkehr eine moralische Forderung, die nicht in allen Gesellschaften und Zeiten gleiche Akzeptanz findet. Es gibt für diese moralische Forderung ohne Rücksicht auf den gesellschaftlich / kulturellen Kontext, in dem sie gestellt wird, keine vernünftige Begründung. Sie ist ist nicht per se vernünftig.
Unsere persönliche Ethik - das, was wir selbst als Grundsätze richtigen Handelns (und mithin als vernünftig) begreifen - findet idealerweise ihren Ausdruck im persönlichen Handeln. Diese Ethik kann, aber sie muss nicht zweckbestimmt (utilitaristisch) sein. Sie kann, aber sie muss nicht mit der gesellschaftlichen Moral übereinstimmen – auch wenn sich Moral grundsätzlich aus einem gesellschaftlichen Konsens über sozial nützliche ethische Werte ableiten lässt. Aus Bequemlichkeit neigen wir Menschen häufig dazu, die Moral der Gesellschaft, in der wir leben, mehr oder weniger unreflektiert für vernünftig zu halten - sie mithin zu unserer persönlichen Ethik zu machen und beides gleichzusetzen.
Solch eine unreflektierte Einstellung ist dann z.B. für das Unverständnis hierzulande verantwortlich, wenn etwa ein Selbstmordattentäter einen Schulbus in die Luft sprengt und die unmittelbare soziale Umgebung des Täters gar nicht daran denkt, das von unseren gewählten Sprachrohren pflichtgemäß vermeldete „Abscheu und Entsetzen“ zu teilen sondern eine solche Tat womöglich als moralisch hochstehend (Selbstaufopferung) empfindet. Zu fragen wäre hier eben nicht danach, ob eine solche Tat unmoralisch ist oder nicht - das hängt ganz vom sozialen Bezugssystem des Täters ab; von den in seinem sozialen Milieu tradierten Normen. Zu fragen wäre, ob ein solches Handeln (und damit die es rechtfertigenden Normen) ethisch sind. In anderen Worten, ob sie (das Handeln und die spezifischen es rechtfertigenden moralischen Normen) vernünftig sind.
Was heisst nun ‚vernünftig‘ in diesem Zusammenhang? Zunächst lässt sich ein Handeln lediglich danach beurteilen, ob es folgerichtig ist oder nicht - Maßstab dieses Urteils kann nur das Ziel sein, das sich dieses Handeln setzt, mithin die Effektivität des Handelns. Damit verlagert sich das Kriterium der ‚Vernünftigkeit‘ auf die Ziele, die Motive des Handelns. An diesem Punkt nun kannst Du selbst entscheiden, ob es so etwas wie eine globale Ethik gibt. Wenn Du bestimmte Motive des Handelns als vernünftig anerkennst, dann postulierst Du damit auch die Existenz einer globalen Ethik - Vernunft ist nicht kulturell determiniert. Kant z.B. versucht mit seinem kategorischen Imperativ solch ein vernünftiges allgemeinverbindliches Motiv ethischen Handelns zu formulieren: „Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde“. Ethische Maximen haben einen gemeinsamen Grundzug: sie werten im Konfliktfall das Wohl der Allgemeinheit höher als die Wünsche des Einzelnen - was bei moralischen Grundsätzen häufig, aber nicht grundsätzlich und immer der Fall ist. ‚Vernünftig‘ ist dies u.a. insofern, als der Einzelne als Mitglied einer Gemeinschaft durch Schaden, den er dieser zufügt, selbst betroffen ist - wenn auch idR nur mittelbar. Als ein weiteres Beispiel außer dem ‚kategorischen Imperativ‘ könnte hier z.B. auch das Prinzip ‚ahimsa‘ (‚Nicht-Verletzen‘) in der hinduistischen und buddhistischen Ethik genannt werden. Kulturübergreifend spricht man hier von der sog. ‚Goldenen Regel‘.
Wem ‚Vernunft‘ in diesem Zusammenhang zu metaphysisch / unwissenschaftlich erscheint, der sei darauf verwiesen, dass zumindest reziproker Altruismus - wie bei vielen Tierarten - offensichtlich Teil unseres genetischen Programms ist. Nicht, weil er ‚gut‘ oder ‚schlecht‘ ist (das wären hier völlig unangebrachte moralische Wertungen), sondern weil er dem Überleben der Spezies als Ganzes dient und somit (folge-)richtig und ‚vernünftig‘ ist. Wer rein biologistisch denkt, mag eben dies als ethische Maxime setzen um daraus folgerichtiges / vernünftiges Handeln abzuleiten. Ich stehe nicht an, auch so etwas ‚ethisch‘ zu nennen.
Das Postulieren einer globalen Ethik hat durchaus seinen Charme: Menschen werden nicht geschieden in ‚gute‘ und ‚schlechte‘ Menschen und auch Kulturen (bzw. ihre moralischen Wertesysteme) werden nicht in höher- und minderwertig geschieden. Unterschieden wird vielmehr zwischen ‚vernünftig‘ und ‚unvernünftig‘. Nun hat ‚Unvernunft‘ gegenüber ‚dem Bösen‘ einen nicht unerheblichen Vorteil: sie ist grundsätzlich heilbar. Dies ist das Ziel, das sich das Projekt Aufklärung gesetzt hat und das ich - auch wenn es von manchen totgesagt wird - immer noch für zielführender halte als das ‚Projekt Weltethos‘ eines gewissen Tübinger Theologen …
Freundliche Grüße,
Ralf
Hallo Ralf,
nur eine kleine Anfrage …
Solch eine unreflektierte Einstellung ist dann z.B. für das
Unverständnis hierzulande verantwortlich, wenn etwa ein
Selbstmordattentäter einen Schulbus in die Luft sprengt und
die unmittelbare soziale Umgebung des Täters gar nicht daran
denkt, das von unseren gewählten Sprachrohren pflichtgemäß
vermeldete „Abscheu und Entsetzen“ zu teilen sondern eine
solche Tat womöglich als moralisch hochstehend
(Selbstaufopferung) empfindet.
Da Du hier so sorgfältig formulierst, habe ich das
für bare Münze genommen und nachgeforscht, wo denn
„Selbstmordattentäter einen Schulbus“ in die „Luft sprengen“.
Ich habe nichts gefunden.
Das einzige, was ich fand, ist eine „roadside bomb“
am 20.11.2000 vor Gush Kativ (Gaza), mit der ein
gepanzerter Bus + IDF-Konvoi angegriffen wurde:
http://www.debriefing.org/images/israelterrorismbus3…
wobei zwei Siedler ums leben kamen. Möglicherweise
waren die Terroristen nicht so schlau, herauszufinden,
dass/ob in dem Bus auch Kinder waren? Dieser „könnte“ evtl.
als „Schulbus“ durchgehen (wenn auch mit Sicherheit nicht
als solcher erkennbar - aus naheliegenden Gründen).
Es wurden iirc dabei auch Kinder verletzt. Wer weiss?
Du weisst sicher mehr. Du hast es ja (oben) so geschrieben.
Grüße
CMБ
Hallo CMБ,
ich bezog mich in meinem Beispiel nicht auf ein konkretes Vorkommnis - wir sind ja hier nicht im Nahost-Brett, sondern reflektieren auf einer etwas abstrakteren Ebene.
Bei dem von Dir erwähnten Anschlag in Kfar Darom (Gush Kativ?) am 20.11.2000 - den ich tatsächlich dabei im Hinterkopf hatte - handelte es sich um einen gepanzerten Bus, der Kinder und Lehrer von einer jüdischen Siedlung zu einer Schule außerhalb der Siedlung transportierte. 2 Tote, 9 Verwundete, davon 5 Kinder. Der Anschlag wurde in der Tat nicht durch einen Selbstmordattentäter verübt. In (zugegeben etwas dunkler) Erinnerung blieb er mir vor allem durch die dadurch ausgelösten Raketenangriffe der israelischen Armee auf Sicherheitskräfte der Autonomiebehörde in Gaza-Stadt.
Für Bombenanschläge durch Selbstmordattentäter auf Busse wiederum (wenn auch nicht ausdrücklich Schulbusse) lassen sich ohne Probleme reichlich Beispiele finden.
Wie auch immer - ich bitte um Entschuldigung für die unpräzise Aussage und stelle anheim, den ‚Selbstmordattentäter‘ (und das Wort ‚Selbstaufopferung‘) zu streichen und einen einfachen ‚Attentäter‘ daraus zu machen oder aber alternativ aus dem ‚Schulbus‘ einen einfachen ‚Bus‘.
Der Ausgewogenheit halber möchte ich noch hinzufügen, dass auch die Bombenattentate auf die palästinensischen Schulen in Jerusalem / Tzur Baher (05.03.2002) und Al Jarba bei Jenin (09.04.2003), für die sich eine Gruppe Nikmat Olelim (‚Rächer der Kinder‘) verantwortlich erklärt hat, sicherlich in den Augen mancher Menschen eine moralische Rechtfertigung gefunden haben - wenn auch wenig Publizität.
Freundliche Grüße,
Ralf
Hallo,
also ich bin davon überzeugt, dass es bei der Moral einen
kulturunabhängigen Kern gibt.
Und welcher sollte das sein ?
Natürlich gibt es auch
Komponenten, die sich in den verschiedenen Kulturne sehr
unterscheiden - z.B. die moralische Bewertung von Polygamie
oder Homosexualität.
Und welche Komponente wäre in Zeit und Raum indifferent?
Mir fällt beim besten Willen keine ein, außer solche, die
in jüngerer Zeit infolge politicher Globalisierung per
Definition einfach mal so erstellt wurden.
http://de.wikipedia.org/wiki/UNHCHR
Aber auch darum scheren sich viele Menschen nicht.
Gruß Uwi