Ethik+Moral

Hi Philos, (das *g mag mir erlaubt sein…)
immer wieder ist die Rede von Ethik und Moral.
Worin unterscheiden sich die Begriffe?
Wie immer interessiert
die Laiin (mh, räusper, Fritz, Hilfe, schreibt man das tatsächlich so, sieht seltsam aus…)
Anja

Hallo Anja,

streng genommen ist Ethik die Lehre von der Moral, wobei Moral das System der Werte und Normen darstellt. Aber in der Umgangssprache und in verschiedenen historischen Epochen werden bzw. wurden die Begriffe immer schon vermischt.

Der Begriff „Moral“ kommt von lateinisch „mores“ (= Sitte und Brauch).
„Ethik“ kommt hingegen aus dem Griechischen und hat zwei mögliche Bedeutungen: Im Griechischen gibt es für „e“ zwei verschiedene Buchstaben „e“ und „ä“ (transskribiert), so entstehen die Aussprachen „ethos“ und „äthos“, die eine Form bedeutet Sitte, die andere Gewohnheit.

Herzliche Grüße

Thomas Miller

Kurz+knapp+verständlich
so hab’ ich’s gern,
Thomas,
Danke!
Anja

Hi Anja!

Der Unterschied zwischen Moral und Ethik ist derselbe wie zwischen Zivilisation und Kultur!

Kurzgruss

Junktor

Hi Junktor,

Der Unterschied zwischen Moral und Ethik ist derselbe wie
zwischen Zivilisation und Kultur!

Ein neues Rätsel - wohin w-w-w das Hirn doch immer wieder bewegt: spannend. D.h. Zivilisation = Moral und Kultur = Ethik.
D.h. ohne Zivilisation entwickelt sich keine Kultur? Oder ist es die Kultur, die so etwas wie Zivilisation ermöglicht?
„Erst kommt das Fressen, dann die Moral“:
Ist Fressen Kultur und Moral gibt es nur mit satten Bauch…?
Aus Thomas Erklärung lese ich, dass Ethik eine Art formulierte Moral ist. Aber ist dann nicht die Moral die eigentliche „Erfindung“ der Ethik?
Fragen über Fragen…
Gruß,
Anja

der Laie, die Lain
wie: der Däne, die Dänin.
Fritz

Hi Fritz,
sieht scheußlich aus, dieses Wort
die Aussprache dieser Schreibweise ist mir auch nicht ganz klar, schließlich gibt es im Deutschen nicht diesen doppelten „i“-Punkt horizontal, der das intonieren würde…
„Lain“ wird man ja wohl nicht sagen, also müsste doch die Betonung auf einem zweiten „i“ liegen… mh,
Nächtliche Grüße
Anja

Hi Anja,

Der Unterschied zwischen Moral und Ethik ist derselbe wie
zwischen Zivilisation und Kultur!

Ein neues Rätsel - wohin w-w-w das Hirn doch immer wieder
bewegt: spannend. D.h. Zivilisation = Moral und Kultur =
Ethik.

Stimmt, spannend ist dieses Brett, ich schau auch gern immer mal wieder rein.
Ich denke mir, daß sich eine Kultur durch das Zusammenleben einer Gemeinschaft mit gleichen Interessen ergibt. Im Grunde ist Moral nichts anderes, als aufgestellte Regeln dieser Kultur/Gemeinschaft. Die Ethik hinterfragt diese Regeln dann kritisch. Also ist Ethik eine Folge der Kultur, eine aus der Gemeinschaft entwickelten Moral = Regeln, ein Kontrollwerkzeug.

D.h. ohne Zivilisation entwickelt sich keine Kultur? Oder ist
es die Kultur, die so etwas wie Zivilisation ermöglicht?

Gute Frage. Wenn ich da an Amerika denke, läßt sich schon feststellen, daß es sich um eine Zivilisation handelt. Die Frage bleibt nur offen, ob eine Kultur erkennbar wird, wenn ja, welche. Ich denke mir, es kommt auch ein stückweit darauf an, was der Einzelne unter Kultur versteht (zumeist wohl das, was er durch sein Umfeld kennengelernt hat). Mein Nachbar kann eine völlig andere Kultur und Moralvorstellung haben, solange diese sich von der Grundvorstellung her nicht beißen, wird es wohl auch keine größeren Probleme geben, und es kann durchaus möglich sein, daß wir beide davon profitieren können, ev. sich sogar eine andere Kultur/ Moralvorstellung daraus ergibt.
Die ethische Begründung kann dennoch völlig verschieden sein. Wenn mein Nachbar meint, die Regel, nicht zu Töten ist richtig, weil jeder einzelne Mensch für den Fortbestand der Menschheit wichtig ist, und ich meine, diese Regel ist richtig, weil kein Mensch das Recht hat und haben soll, einen anderen zu verletzen, so können wir beide mit dieser Regel=Moral zurecht kommen, obwohl sich unser ethischer Ansatz unterscheidet.

„Erst kommt das Fressen, dann die Moral“:

:wink: mit vollem Bauch läßt es sich besser moralisch sein. Wer hungrig ist, der tötet auch. Aber ist es ethisch, jemanden zu strafen, der nur seinen Hunger stillen wollte?

Ist Fressen Kultur und Moral gibt es nur mit satten Bauch…?
Aus Thomas Erklärung lese ich, dass Ethik eine Art formulierte
Moral ist. Aber ist dann nicht die Moral die eigentliche
„Erfindung“ der Ethik?

Ich würde sagen, die Ethik ist eine Folge der Moral, sowie die Regel/Moral eine Folge des Zusammenlebens ist.

Lieb gegrüßt,
fionny

Hi Anja!

Ein neues Rätsel - wohin w-w-w das Hirn doch immer wieder
bewegt: spannend. D.h. Zivilisation = Moral und Kultur =
Ethik.

Der besoffene Prolet baut an Mallorcas Strand eine Sandfigur! Die Künstlerin modelliert eine Skulptur, um eine innere Spannung oder Vision umzusetzen, um das zu sagen, wofür ihr die Worte fehlen. Ist das dasselbe? Was bewegt beide? Gibt es da Parallelen?

D.h. ohne Zivilisation entwickelt sich keine Kultur? Oder ist
es die Kultur, die so etwas wie Zivilisation ermöglicht?

Weshalb malten die Urmenschen Bilder an ihre Höhlenwände? Ist Kultur nicht so etwas wie ein Kompass?

„Erst kommt das Fressen, dann die Moral“:

Ohne Fressen bräuchte man sich über Moral keine Gedanken zu machen!
Es geht aber auch andersrum: über die Moral die Angst vor dem Verhungern zu lösen…Z.B. Wirtschaftsethik!

Ist Fressen Kultur und Moral gibt es nur mit satten Bauch…?

Kultur steht über diesen Dingen, sonst wäre sie ein Überlebensautomatismus. Eine dahingerülpste Notwendigkeit.

Aus Thomas Erklärung lese ich, dass Ethik eine Art formulierte
Moral ist. Aber ist dann nicht die Moral die eigentliche
„Erfindung“ der Ethik?

Die subliminierte Form der Moral!

Fragen über Fragen…

Ist der Ursprung der Philosophie! :smile:

Gruß
Junktor

Vom Gestaltungswillen
Hi Junktor,

Der besoffene Prolet baut an Mallorcas Strand eine Sandfigur!
Die Künstlerin modelliert eine Skulptur, um eine innere
Spannung oder Vision umzusetzen, um das zu sagen, wofür ihr
die Worte fehlen. Ist das dasselbe? Was bewegt beide? Gibt es
da Parallelen?

Auch wenn mich meine Künstlerkollegen jetzt schlagen: Für mich gibt es da keinen Unterschied. Der Künstler mag von der Überzeugung geleitet sein, etwas bedeutendes zu schaffen, das liegt aber in seinem Selbstverständnis. Den Proleten aber bewegt die gleiche Absicht wie den Künstler, nämlich im Inneren Gesehenes auch für andere sichtbar zu machen.

Weshalb malten die Urmenschen Bilder an ihre Höhlenwände?

Weil es nach meiner eigenen Überzeugung etwas gibt, das ich den „Gestaltungswillen“ nenne, der den Menschen innewohnt. Auch wenn die Hausfrau Freude daran hat, Tischsets zu besticken - der Impuls ist der gleiche.

Ist Kultur nicht so etwas wie ein Kompass?

Sicher mit diesem Wort „Zeitgeist“ besetzt. Auch die Graffiti-Kultur ist eine Kultur, Ausdruck ihrer Zeit.

„Erst kommt das Fressen, dann die Moral“:

Ohne Fressen bräuchte man sich über Moral keine Gedanken zu
machen!

Also wenn ich am Verhungern wäre würde ich mir sicherlich auch nicht Gedanken über meine nächste Plastik zu machen, sondern würde zusehen, wie ich was zwischen die Zähne kriegen kann. :smile:

Es geht aber auch andersrum: über die Moral die Angst vor dem
Verhungern zu lösen…Z.B. Wirtschaftsethik!

Nunja, das hat ja „unser Adolf“ gut hingekriegt. Mit seinem Versprechen, alle satt zu machen, hat er jede Moral aus den Hirnen radiert… (das ist jetzt nicht zynisch gemeint, auch wenn es angesicht der verheerenden Folgen durchaus angebracht wäre…).

Ist Fressen Kultur und Moral gibt es nur mit satten Bauch…?

Es wird ja behauptet: Ein voller Bauch studiert nicht gern. Das hat aber wohl eher physiologische Gründe, denn wenn der menschliche Apparat mit dem Verdauen beschäftigt ist, kann er sich schlicht nicht mehr gut konzentrieren…
Anders auch: ein Leben in Hülle und Fülle verleitet offensichtlich zur Verrohung der Moral (ein Beispiel: Pompeji)

Kultur steht über diesen Dingen, sonst wäre sie ein
Überlebensautomatismus. Eine dahingerülpste Notwendigkeit.

In den 70ern habe ich mal den Spruch gehört: Wer ins Theater geht, geht hinterher keine Scheiben mehr einschmeissen.
Da ist m.E. was dran…

Aus Thomas Erklärung lese ich, dass Ethik eine Art formulierte
Moral ist. Aber ist dann nicht die Moral die eigentliche
„Erfindung“ der Ethik?

Die subliminierte Form der Moral!

So kann ich das nachvollziehen…

Fragen über Fragen…

Ist der Ursprung der Philosophie! :smile:

und macht Spaß…
Einen schönen Tach dir,
Anja

Ist es nicht so das im Moment Moral eher dem religiösen Dunstkreis zuzuortnen ist und Ethik eher durch nicht religiöse Vernuftgründe transportiert wird? Zudem Ethik mehr willentlichen Character hat und Moral noch etwas mehr des Gesetzes. Oder hab ich da sortiert wo nicht sortiert werden muss?
T.

Hallo,

Ist es nicht so das im Moment Moral eher dem religiösen
Dunstkreis zuzuortnen ist und Ethik eher durch nicht religiöse
Vernuftgründe transportiert wird? Zudem Ethik mehr
willentlichen Character hat und Moral noch etwas mehr des
Gesetzes. Oder hab ich da sortiert wo nicht sortiert werden
muss?

es stimmt schon, dass diese Begriffe so benutzt werden können, weil sie gelegentlich so benutzt worden sind. So würde z. B. jemand „moralisieren“ können, „ethisieren“ aber wohl kaum, aber das hängt eigentlich nicht mit der Religion zusammen, sondern eher mit fehlender Reflexion(stiefe). Auch mit „Wille“ (im Gegensatz zu Gesetz) ist das so eine Sache, denn Ethik wird - zumindest seit Kant - vielfach gerade gesetzmäßig und eben nicht willentlich verstanden. Und die pejorative Bedeutung von „Moral“ gibt es so eigentlich auch erst seit Nietzsche.

Im Grunde sagen die Wörter selbst nichts, weil sie sich nicht unterscheiden, also nur die jeweilige Verwendung der Wörter für die Stellung verantwortlich ist. Deshalb ist es sinnvoll, auf die historische Entstehung der Begriffe zurückzugehen, und da findet sich, dass das lateinische Wort „Moral“ eine Übersetzung des griechischen Wortes „Ethik“ ist (ich meine, es stammt von Cicero, kann aber im Moment keine Stelle angeben). Beide Wörter sind also ursprünglich gleichbedeutend, die Differenz(en) ist/sind nachträglich und immer ideologisch gefärbt.

Wer Moral mit Religion und Ethik mit Philosophie zusammenbringen möchte, der geht eben davon aus, dass Religion keine Begründungsfunktion innewohnt (so do I!). Aber es finden sich auch andere entgegengesetzte Kennzeichnungen wie etwa „Moralität“ bei Kant und „Sittlichkeit“ bei Hegel. Hier sind die Bedeutungen wieder völlig andere. „Moralität“ ist bei Kant ein reines Gesetz, nämlich der kategorische Imperativ, „Sittlichkeit“ bei Hegel - einfach gesagt - eine (auch) kulturell bestimmte Norm (also eher das, was man eigentlich „Moral“ nennen würde). Ethik im Sinne einer Handlungsnorm aber sind beide.

Es ist wohl so, dass man bei der Verwendung dieser beiden Begriffe immer dazu sagen sollte, was man meint, um nicht ggf. aneinander vorbeizureden. Am gebräuchlichsten scheint mir die von mir angeführte Unterscheidung zu sein, nach der „Moral“ die Lehre selbst und „Ethik“ die Begründung der Morallehre ist, also die Antwort auf die Frage, warum eine bestimmte Moral gültig ist bzw. gelten sollte.

Ich hoffe, dass ich mich halbwegs verständlich ausgedrückt habe.

Herzliche Grüße

Thomas Miller

Oha die beiden Ebenen… Antrieb und Ausführung (?). Hast mich aber auf eine Idee für das Religionsbrett gebracht, wird bestimmt lustig…
T.

Hallo,

Oha die beiden Ebenen… Antrieb und Ausführung (?).

ich würde betreffend meines Postings eher von Ausführung und Rechtfertigung sprechen …

Hast mich aber auf eine Idee für das Religionsbrett gebracht, wird
bestimmt lustig…

Habs gelesen. Ist ok. Antworten sollten darauf aber eher die religiösen Menschen, denke ich.

Herzliche Grüße

Thomas Miller

Hi,

Im Grunde sagen die Wörter selbst nichts, weil sie sich nicht
unterscheiden, also nur die jeweilige Verwendung der Wörter
für die Stellung verantwortlich ist. Deshalb ist es sinnvoll,
auf die historische Entstehung der Begriffe zurückzugehen, und
da findet sich, dass das lateinische Wort „Moral“ eine
Übersetzung des griechischen Wortes „Ethik“ ist (ich meine, es
stammt von Cicero, kann aber im Moment keine Stelle angeben).
Beide Wörter sind also ursprünglich gleichbedeutend, die
Differenz(en) ist/sind nachträglich und immer ideologisch
gefärbt.

Ethik kommt vom griechischen ethos, was „Sitte“, oder „Gewohnheit“ bedeutet. Moral, wie du sagtest Thomas, vom lateinischen moralis, was „sittlich“ bedeutet. Finde ich interessant.

Gruss
Junktor