Handle so , daß dein Handeln keinerlei vermeidbares Leid nach sich zieht .
Was haltet ihr von dieser Maxime?
El Frédo
Handle so , daß dein Handeln keinerlei vermeidbares Leid nach sich zieht .
Was haltet ihr von dieser Maxime?
El Frédo
Hi Elfredo,
das ist eine Interpretation des Nachsatzes der Wiccan Rede:
„An ye ne harm, do what ye wilt.“
„Solange ihr niemandem schadest, folgt euren Plänen.“
Es gibt allerdings auch strengere Interpretationen der Wiccan Rede, die ich aber nicht für realistisch halte. Mit „niemandem“ ist man ausserdem selbst auch einbezogen.
Bye
Michael
Schon ganz gut für den Anfang, denke ich .-)
Sieht so nach der „Goldenen Regel“ aus:
Was du nicht willst, dass man dir tu, das füg auch keinem andern zu[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]
Gute Maxime für eine Gesellschaft, in welcher das „Allgemeinwohl“ als Ziel vorausgesetzt ist. Man könnte sie zeitlich konkretisieren, z.B. das auch in Zukunft kein vermeidbares Leid entsteht. Weiterhin könnte man den Wissenstand noch berücksichtigen: Was, wenn ich etwas mache, von dem ich nicht weiß, ob es ein vermeidbares Leid erzeugen wird ?
Jochen
Die Sache nur unter dem Aspekt des „Allgemeinwohls“ zu betrachten scheint mir etwas zu kurz gedacht. Utilitarismus mag vielleicht einer Mehrheit der Gesellschaft zuträglich sein, für einzelne kann es aber mehr als problematisch sein.
Es ist die Frage, ob der Begriff „Ethik“ für eine Einzelperson überhaupt Sinn macht. Ethik ist in meinen Augen eine systemische Eigenschaft bzw. ein Ziel von Gesellschaften und hat nicht den (primären bzw. fundamentalen) Sinn, dem Individuum einen persönlichen Halt zu geben. Das ist wohl mehr die Aufgabe einer Moralvorstellung, besonders in Verbindung mit religiösen Aspekten.
Jochen
Es ist die Frage, ob der Begriff „Ethik“
für eine Einzelperson überhaupt Sinn
macht.
Natürlich gibt es eine auf ein Individuum reduzierte Ethik nicht. Dennoch ist Ethik nichts, was sich nur auf eine anonyme Gesellschaft bezieht, sondern auf eine Gruppe von Individuen.
Ethik ist in meinen Augen eine
systemische Eigenschaft bzw. ein Ziel von
Gesellschaften
Was aber ist das Ziel von Gesellschaften?
Sie ist bestimmt nich bloßer Selbstzweck, sondern bildet einen äußeren Rahmen, in dem sich der Einzelne in größtmöglicher Freiheit entfalten können soll.
und hat nicht den (primären
bzw. fundamentalen) Sinn, dem Individuum
einen persönlichen Halt zu geben. Das ist
wohl mehr die Aufgabe einer
Moralvorstellung, besonders in Verbindung
mit religiösen Aspekten.
Ethik soll sehr wohl einen persönlichen Halt geben, was auch unabhängig von religiösen Aspekten geschehen kann. Ist nicht z. B. das allgemein anerkannte Tötungsverbot eines Unschuldigen ein solcher Halt, der uns Unsicherheit und Furcht nimmt?
Gruß
Daniel
Hai Daniel !
Was aber ist das Ziel von Gesellschaften?
Sie ist bestimmt nich bloßer Selbstzweck,
sondern bildet einen äußeren Rahmen, in
dem sich der Einzelne in größtmöglicher
Freiheit entfalten können soll.
Nein, nicht unbedingt. Du setzt da DEINE Ethik als die einzig wahre Ethik. Es gibt nicht DIE Ethik. Wenn man generell über Ethik spricht, muß man sich freimachen von der uns verinnerlichten auf dem Christentum basierten Ethik.
Ethik soll sehr wohl einen persönlichen
Halt geben, was auch unabhängig von
religiösen Aspekten geschehen kann. Ist
nicht z. B. das allgemein anerkannte
Tötungsverbot eines Unschuldigen ein
solcher Halt, der uns Unsicherheit und
Furcht nimmt?
Sowas läßt sich immer auch als persönlicher Halt interpretieren. Grundlegender ist hier aber doch die Tatsache, daß Gesellschaften ohne derartige ethische Prinzipien (seien sie nun intelektuell oder instinktiv begründet) garnicht existieren können.
Nochwas: Gerade der von dir angesprochene Freiheitsanspruch, der sich (u.a.) aus der christlichen Ethik ableitet, stürzt viele Individuen in Unsicherheit und Furcht. Freiheit heißt auch Verantwortung und es ist doch wirklich fraglich, ob wir in der Lage sind, überhaupt genug über die Welt zu wissen, um eine derart große Verantwortung übernehmen zu können. Wie sehr wir Halt suchen unter Aufgabe von eigentlich selbstverständlichen Freiheiten, zeigen doch die Mode, gesellschaftliche Rituale, „Konventionen“, „Etikette“, Vereine, Cliquen,… Weil es einfach in den meißten Fällen zu schwer ist, frei zu sein. Wer von uns hat denn wirklich SEINE politische Meinung, wer kauft denn wirklich so viel und das, was ER will (und nicht, was andere wollen oder haben oder propagieren) ? Wer hat denn wirklich SEIN Weltbild und nicht ein im Wesentlichen von anderen gesellschaftlichen Gruppen vorgefertigtes ? In vielen Punkten ist es durchaus von essentieller Bedeutung, auf eine theoretisch mögliche Nutzung der Individuellen Freiheit zu verzichten, aber es gibt sehr viele Bereiche, wo wir uns ehrlich eingestehen müssen, daß wir freiwillig darauf verzichten.
Gruß
Jochen
Hallo Jochen!
Nein, nicht unbedingt. Du setzt da DEINE
Ethik als die einzig wahre Ethik.
Wo behaupte ich, daß das die „einzig wahre Ethik“ ist?
Es gibt
nicht DIE Ethik. Wenn man generell über
Ethik spricht, muß man sich freimachen von
der uns verinnerlichten auf dem
Christentum basierten Ethik.
Was ist daran christlich?
Was bietest Du anstatt dessen?
So was läßt sich immer auch als
persönlicher Halt interpretieren.
Ist es deshalb falsch?
Grundlegender ist hier aber doch die
Tatsache, daß Gesellschaften ohne
derartige ethische Prinzipien (seien sie
nun intelektuell oder instinktiv
begründet) garnicht existieren können.
Richtig! Was aber ist der Sinn und Zweck von Gesellschaften?
Nochwas: Gerade der von dir angesprochene
Freiheitsanspruch, der sich (u.a.) aus der
christlichen Ethik ableitet,
Der Freiheitsanspruch ist Bestandteil christlicher Ethik.
stürzt viele
Individuen in Unsicherheit und Furcht.
Freiheit heißt auch Verantwortung und es
ist doch wirklich fraglich, ob wir in der
Lage sind, überhaupt genug über die Welt
zu wissen, um eine derart große
Verantwortung übernehmen zu können.
Wer übernimmt die Verantwortung dann für uns, wenn nicht wir selbst?
Wie
sehr wir Halt suchen unter Aufgabe von
eigentlich selbstverständlichen
Freiheiten, zeigen doch die Mode,
gesellschaftliche Rituale, „Konventionen“,
„Etikette“, Vereine, Cliquen,… Weil es
einfach in den meißten Fällen zu schwer
ist, frei zu sein. Wer von uns hat denn
wirklich SEINE politische Meinung, wer
kauft denn wirklich so viel und das, was
ER will (und nicht, was andere wollen oder
haben oder propagieren) ? Wer hat denn
wirklich SEIN Weltbild und nicht ein im
Wesentlichen von anderen
gesellschaftlichen Gruppen vorgefertigtes
?
Da gebe ich Dir recht! Wir sind alle den verschiedensten Einflüssen ausgesetzt. Dennoch habe wir die Freiheit der Entscheidung, ob wir sie nun nutzen oder eben auch nicht. Die Flucht vor der Freiheit, also das Ausweichen vor der freien Willensentscheidung, ist auch eine Flucht vor sich selbst (meine Meinung .
Für Heidegger ist die Grundbefindlichkeit des Daseins die Angst vor der Möglichkeit des Nicht-Seins, die Angst, die den Menschen von äußeren Verbindungen löst und ihn so auf dem Grunde des Nichts angelangt, frei sein läßt, sich selbst und sein Dasein zu wählen.
In vielen Punkten ist es durchaus von
essentieller Bedeutung, auf eine
theoretisch mögliche Nutzung der
Individuellen Freiheit zu verzichten, aber
es gibt sehr viele Bereiche, wo wir uns
ehrlich eingestehen müssen, daß wir
freiwillig darauf verzichten.
Du schreibst es ganz richtig: „verzichten“. Das setzt eine Freiwilligkeit voraus, d. h.: ich werde nicht gezwungen, sondern ICH entscheide mich.
Du schreibst immer wieder, wir müßten uns von der christlichen Ethik „frei machen“. Es ist richtig, daß sich die christliche ethik vieles zu eigen gemacht hat. Richtig ist auch, daß viele theologischen Aussagen kein ethisches Argument sind. D. h. jedoch nicht, daß die zugrundeliegende These deswegen ncith haltbar ist, beruht sie doch meist auf philosophisch- anthropologischen (o. a.) Grundlagen. Weil wir es schon vom Tötungsverbot hatten, möchte ich versuchen, Dir anhand dessen, diesen Gedanken zu erklären (allerdings etwas verkürzt).
deontologische Begründung des Tötungsverbots: - der einzelne Mensch hat ein Recht auf körperliche Unversehrtheit, weil sei Vorraussetzung aller anderen rechte ist
utilitaristisch: - Tötungsverbot sichert gesellschaftlichen Frieden und trägt damit zum Gesamtwohl bei
christlich: - Mensch ist Gottes Ebenbild, womit die Tötung eines Menschen gegen die Ehre der Schöpfung verstoßen würde =: theologisches Interpretament aber kein ethisches Argument
„Du darfst dich nicth töten, weil du damit Gottes Ebenbild tötest“ =: tautologisch =: „Du darfst dich nicht töten, weil du kein Recht dazu hast“
Das christliche Argument (hier: „Heiligkeitsargument“) ist kein ethisches Argument, sondern eine zusätzliche Verankerung im Glauben.
Das bedeutet, daß Die Anerkennung des Tötungsverbotes nicht auf eine theologische Begründung angewiesen ist.
(sehr verkürzt)
Gruß
Daniel
Hallo!
Wo behaupte ich, daß das die „einzig wahre
Ethik“ ist?
Hier:
„Sie ist bestimmt nich bloßer Selbstzweck, sondern bildet einen äußeren Rahmen, in dem sich der Einzelne in größtmöglicher Freiheit entfalten können soll.“
Was ist daran christlich?
OK, das war von mir im Eifer des Gefechts zu eng angesetzt. Ich bin zu sehr vom Evangelium ausgegangen, was ich immer mit der Botschaft assoziiere, daß das Individuum wichtig ist und frei und daß es eigenverantwortlich den Weg zu Gott usw usw.
Was bietest Du anstatt dessen?
Nichts. Darum geht es auch garnicht. Ich wollte nur sagen, daß es nicht die EINE Ethik gibt.
Richtig! Was aber ist der Sinn und Zweck
von Gesellschaften?
Die Frage nach dem Sinn und Zweck ist schon Teil einer Ethik. Da machst du einen Kurzschluß. Für „meta-ethische“ Betrachtungen ist es meiner Ansicht nach unabdingbar, KEINEN Sinn und Zweck anzunehmen. Diese Attribute werden ja erst von der Ethik eingeführt.
Wer übernimmt die Verantwortung dann für
uns, wenn nicht wir selbst?
Wie „Sinn“ und „Zweck“ irgendeiner Existenz ist auch „Verantwortung“ ja schon ein ehtischer Begriff.
Dennoch habe wir die Freiheit der
Entscheidung, ob wir sie nun nutzen oder
eben auch nicht. Die Flucht vor der
Freiheit, also das Ausweichen vor der
freien Willensentscheidung, ist auch eine
Flucht vor sich selbst (meine Meinung
.
Die Annahme der Existenz eines freien Willens ist eine fundamentale Voraussetzung für UNSERE Ethik. Sie sähe anders aus, wenn wir der Überzeugung wären, daß es soetwas wie „freier Wille“ nicht gäbe.
Du schreibst immer wieder, wir müßten uns
von der christlichen Ethik „frei machen“.
—: WENN wir ALLGEMEIN über Ethik diskutieren wollen !!! Wenn man etwas über „Währung“ im allgemeinen wissen will, ist es ja auch nicht sinnvoll, ständig auf der Geschichte des US-Dollar rumzureiten. Man kann sie als einen möglichen Grenzfall betrachten und (später) sollte man sie auch im speziellen nochmal betrachten, da sie ja geschichtlich (für uns) große Bedeutung hat. So sehe ich es auch mit der Ethik im allgemeinen und der christlichen im besonderen. OK ?
An den zum Schluß von dir geschilderten ethischen Ansätzen fällt die Gemeinsamkeit auf, das alle Konzepte das Funktionieren einer Gesellschaft als ein wichtiges Ziel erachten. Es wäre sicher interessant, herauszufinden, warum andere, denkbare Konzepte, bei welchen das Individual"wohl" ÜBER dem der Gesellschaft steht, sich nirgends durchgesetzt haben. Im Tierreich findet man der Lebensweise nach auch derartige Konzepte und sie funktionieren in dem Sinne, daß diese Tierarten eben nicht ausgestorben sind. Selbst wenn man schnell zum Schluß kommt, daß Menschen anders keine Chance hätten, zu überleben, bleibt doch die Frage, ob die gesellschaftliche Ausbildung der Ethik und des Verhaltens die biologische Evolution bedingt hat oder umgekehrt.
Grüße Jochen