Hallo Waterloobabe,
das Thema Nächstenliebe sagt eigentlich alles. Nun kann man das konkretisieren
a) in der Bergpredigt. Dort wird das Ideal geschildert und in der Passion gelebt. Das ist allerdings eher in Bezug auf das Individuum als in Bezug auf Gemeinde und Kirche.
b) in der „goldenen Regel“ (wiederum Individualethik, Bibel aufschlagen bei Lk 6,31)
c) in den Geboten des Paulus, die Du für ein summarisches Referat (das nicht voll ins Detail geht) am besten in der Auseinandersetzung der Apostelgeschichte anschaust, also Apg 15,1-29 lesen. Hier ist auch der Bezug zur Gemeinde/Kirche gegeben: D. h. die Einhaltung dieser Gebote geschieht 1. aus kirchlicher Rücksicht, weil viele Juden damals Glieder der Kirche waren 2. aus dem Bedürfnis, sich als Gemeinschaft zu präsentieren und 3. aus Rücksicht auf die Nichtjuden.
d) als Besonderheit und schon etwas näher am Detail, aber auch an Klarheit, könntest Du 1 Kor 8,8-10 bringen. Paulus statuiert da ein Verbot, bestimmtes Fleisch zu geniessen, nämlich solches, das beim Götzenopfer bereitet worden ist. Interessant ist seine Begründung, sie ist sehr sozial und damit also ein Ethos, das die Kirche/Gemeinde betrifft. „Zwar kann uns keine Speise vor Gottes Gericht bringen. Wenn wir nicht essen, verlieren wir nichts, und wenn wir essen, gewinnen wir nichts. Doch gebt Acht, dass diese eure Freiheit nicht den Schwachen zum Anstoß wird. Wenn nämlich einer dich, der du Erkenntnis hast, im Götzentempel beim Mahl sieht, wird dann nicht sein Gewissen, da er schwach ist, verleitet, auch Götzenopferfleisch zu essen?“ [und gemeint ist: Einer könnte dadurch zum Götzendienst verführt werden.]
e) Wir kennen Ethik innerhalb der einzelnen christlichen Gemeinschaften. Diese fusst vor allem auf Tradition und ist, etwa in der römisch-katholischen Kirche, der ich angehöre, durch Lehramtsdokumente aufgeschrieben. Während z. B. die reformatorischen Gemeinschaften ihre blosse Existenz oft bereits von Grund auf als ethisch motiviert betrachten, hat die katholische Kirche viel weniger von Sozialethik als von Individualethik gesprochen; Sozialethik ist hier erst seit 140 Jahren ein wirklich eigenständiges Thema. So sprach Papst Johannes-Paul II. z. B. von „Strukturen der Sünde“.
f) Darüber hinaus gibt es das allgemeinchristliche Gebot, dem Herzen zu folgen (konkretisiert durch das Doppelgebot der Gottes- und Nächstenliebe und durch die Goldene Regel), das allen Geboten zuerst zugrundeliegt. Es ist wiederum eher individual- als sozialethisch. (Biblisch: „Das Opfer, das Gott gefällt, ist ein zerknirschter Geist“ im Psalm; „Ich habe Wohlgefallen an Barmherzigkeit und nicht am Opfer“ bei Jesaja, zitiert von Jesus, „zerreist eure Herzen, nicht eure Kleider“), kann aber auch die kirchlichen Feiern und damit die allgemeine Toleranz betreffen.
g) Möglich wäre auch ein Teilreferat über das Thema Gewissen und dabei evtl. über ein Zusammenleben, das gewisse Verhaltensweisen begünstigt bzw. hemmt (und also wiederum kirchlich/gemeindlich ist). Da wäre dann auch zwischen christlichen Strömungen zu unterscheiden, solchen, die sagen, dass das Gewissen der unmittelbarste Zugang zu Gottes Stimme sei und darum höchste Autorität (tendenziell eher die reformatorische Sicht), anderen, die sagen, das Gewissen dürfe nur mit Rücksicht auf die Gemeinschaft angehört werden (eher katholisch/orthodox).
Gruss
Mike