Klingelstreich … Ok, dann beende ich meine Beantwortung der Frage „Ethische Richtlinien im Islam“!
Nachtrag – für künftige Besucher bei w-w-w, die etwas über ethische Richtlinien im Islam wissen wollten – ein paar grundlegende Details von unterm Tisch:
(Schade, dass es zum Thema „arabischer Koran“ nicht einen ähnlichen „Tipp“ gibt wie zum Thema „hebräischer Tanach“ hier bei → wer-weiss-was.de oder bei → fragwerk.info … mit einer entsprechenden „Vorbildung“ würden viele Fragen wohl erheblich leichter beantwortet werden können!)
„Es gibt nur einen Koran“ – Nein!
Von den vier heute noch am häufigsten anzutreffenden Versionen des Korans verleugnet nur eine (Hafs) relativ handgreiflich ein Existenzrecht des Staates Israel, zwei (Warsch & Qalun) lesen ggf. positiv und eine (Duri) lässt alle Möglichkeiten offen.
Der Unterschied bestünde in den Handschriften und Druckausgaben der Korane jeweils nur aus zwei kleinen Punkten und/oder einem senkrechten Strichlein stattdessen, d.h. der unterschiedlichen Schreibweise des Wortes für die „Tora“ der Juden:
التوراة (Hafs) bzw. التورية (Warsch & Qalun) und التورا ية (Duri).
In Koranen mit Verseinteilung nach Imam Hafs (orientalische Zählung):
Sure 3,3.48.50.65.93²; 5,43.44.46².66.68.110; 7,157; 9,111; 48,29; 61,6; 62,5
In Koranen mit Verseinteilung nach Imam Warsch: *
Sure 3,2.43.44.58.87²; 5,47.48.50².70.72.110; 7,156; 9,112; 48,29; 61,6; 62,5
* Goldschmidt und Henning übersetzten gemäß ihrer fehlerhaften Vorlage mit „Tora“.
In den vergangenen sechshundert Jahren war die Koranlesart nach Imam Hafs verbreitet von Indien, z.B.:
→ Hafs-Koran aus Indien 14. Jh. (Sure Al-Fatiha zweigeteilt)
→ Sure 3,3 (Zeile 3 v.o.) التوراة
… über Persien, z.B.:
→ Hafs-Koran aus Persien 16. Jh. (Sure Al-Fatiha zweigeteilt)
→ Sure 3,3 (Zeile 3 v.o.) التوراة
… bis zum Osmanischen Reich, einschließlich Ägypten, z.B.:
→ Hafs-Koran Osmanisches Reich um 1480/1490 (Sure Al-Fatiha einteilig)
→ Sure 3,3 (Zeile 4 v.o.) التوراة
Daran hat sich bis zum heutigen Tag nichts geändert.
In den Gebieten Nordafrikas westlich von Ägypten (d.h. vom heutigen Libyen bis Marokko) waren dagegen die Koranlesarten nach Imam Warsch und Imam Qalun verbreitet
→ Sure 1 & Sure 3,2 (Warsch) → Sure 1 & Sure 3,2 (Qalun)
Die osmanische Verwaltung benötigte daher einen Koran, der beide Lesarten in sich vereinte, z.B. den Beginn der Verszählung in der ersten Sure (Al-Fatiha) in Warsch-Koranen nicht mit der Basmala, sondern erst mit der Hamdala (in Hafs-Koranen der zweite Vers), sowie andere Überlieferungen, die hinsichtlich ihrer Authentizität größere Berechtigung hatten, als die im Lauf der Jahrhunderte korrumpierten Lesarten der Hafs-Korane.
Ersteres wurde mit Hilfe mnemotechnischer Zeichenanordnung umgesetzt, Letzteres durch einfache Übernahme der gegenüber Hafs richtigen Lesart aus den Warsch-Koranen, manchmal auch hier in Form mnemotechnischer Sonderschreibweise. Ähnlich war bereits in Hafs-Koranen verfahren worden, z.B. bei Abweichungen der mündlichen Überlieferung gegenüber dem schriftlich tradierten Text.
Von ihrem äußeren Erscheinungsbild her unterschieden sich diese Mischtext-Korane des Osmanischen Reiches nicht von den üblichen Hafs-Koranen, z.B.:
→ Osmanischer Behörden-Koran um 1562 (Sure Al-Fatiha einteilig)
→ Sure 3,3 (Zeile 2 v.o.) التورية
… und aus der Bibliothek der Osmanischen Sultane, z.B.:
→ Sultan-Abdülhamid-Koran von 1623 (Sure Al-Fatiha einteilig)
→ Sure 3,3 (Zeile 2 v.o.) التورية
… oder der Privat-Koran von Sultan Abdülhamid II.:
→ Sultan-Abdülhamid-Koran von 1896 (Sure Al-Fatiha einteilig)
→ Sure 3,3 (Zeile 3 v.o.) التورية
Letzterer diente als direkte Vorlage für den ab 1996 anlässlich des Türkisch-Israelischen Militärbündnisses (das ohne diese Warsch-Lesart nicht möglich gewesen wäre) hintenherum staatlich verordneten „Koran der Türkei“, begleitet von der Ankündigung einer Schließung von Koranschulen (zur Konfiszierung der dortigen Hafs-Korane) und „beantwortet“ durch den Beschuss von Regierungsgebäuden in Ankara mit schweren Waffen aus Militärbeständen; der türkische „Sultan-Abdülhamid-Koran“:
→ Sultan-Abdülhamid-Koran von 1996 (Sure Al-Fatiha einteilig), digital
→ Sure 3,3 (Zeile 3 v.o.) التورية
Nachdem solches durch die Presse bekannt geworden bzw. aufgeflogen war, kreierte auf der anderen Seite (des Mittelmeers) der Revolutionsführer Oberst Muammar Muhammad Abdassalam Abu Minyar al-Gaddafi ein politisches Gegenstück, fügte bei dem in Libyen gebräuchlichen Warsch-Koran an den entsprechenden Stellen einfach die ihm genehmere Lesart der Hafs-Korane ein:
→ Gaddafi-Koran (Sure Al-Fatiha einteilig)
→ Sure 3,2 (Zeile 3 v.o.) التوراة
Da es nicht angeht, dass es zwei widersprüchliche Koranversionen gibt, es nur eine geben darf, wird über diesen Umstand großes Stillschweigen bewahrt; extreme Gruppen versuchen u.a. durch Falschdeklaration vorzutäuschen, dass es (außer „Kleinigkeiten“ natürlich) keine Abweichungen unter den Koranen gäbe – moderner, Duri-Koran mit nordafrikanischer Maghreb-Schrift als „Warsch-Koran“ ausgegeben:
→ Duri-Koran modern (Sure Al-Fatiha einteilig)
→ Sure 3,3 (Zeile 7 v.u.) التوراية
Bhrapubhada Paktivedanta