Ethymologie
Hi Tessa
… wie lange muß man ‚purusha‘ bzw. ‚burri‘ verstümmeln,
bis daraus ‚Person‘ entsteht?
naja - „verstümmeln“ ist vielleicht nicht so ganz die Umschreibung dessen, was die (seit langem sehr gut belegten) Lautverschiebungsgesetze für Wortverwandstschaften zwischen den indogermanischen Sprachen ermöglichen 
Eine etwas selbstironisch gemeinte Faustregel heißt da: „Vokale zählen gar nichts und Konsonanten wenig“.
Aber es gibt für die Konsonanten doch gesicherte Regeln darüber, wie sie in den einzelnen Sprachen - aus idg. Silben entwickelt - in Erscheinung treten - und umgekehrt wurden aus ihnen auch die idg. Silben erschlossen.
Ein Beispiel hab ich gerade im Religions-Brett für den griech. „theos“ (Gott) gegeben (in „Eos und göttliche Dämpfe“).
Anderes Beispiel: idg. *gh(th)om = Erde erscheint in altindisch ksham, in griech. chthon, in phrygisch zemelo, in thrakisch semele, in lat. humus, in albanisch dhe, in griech. auch als de-meter (= Erd-Mutter)…
Das soll nicht heißen, daß es für viele Ableitungen auch Streitfragen und unterschiedliche Erschließungsmöglichkeiten gibt. Aber inzwischen sind auch auf ähnlichem Wege viele Wortverwandtschaften zu (und unter) außerindogermanischen Sprachen gefunden worden…
Der sankrit purusha wird aus altindisch pursha abgeleitet, und das findet sich mit derselben Bedeutung (Mensch, dann im Theaterkontext als „dargestellter Mensch“, Rolle, Maske) im etruskischen phersu und pers wieder, und gleichzeitig in der italischen parca (Parze, Schicksalsgöttin, ursprünglich für Geburten zuständig). Damit zusammen hängt umbrisch pro-partie (der Frühgeborene = lat. Propertius) und dann lat. parire = hervorbringen, gebähren.
In der anderen Himmelrichtung findet sich dann altnordisch bera, gotisch ga-bairan = hervorbringen, ge-„bähren“ und anord. byrth Ge-„burt“… usw, von da aus ist es zu den altisländischen Brüdern börr und burri nicht mehr weit. Und die beiden liegen in der Bedeutung dann eh zwischen der italischen parca und dem indischen pursha…
Solche Ableitungen haben natürlich nie die Eindeutigkeit eines mathematischen Beweises. Aber vielleicht klingt das alles jetzt ein wenig plausibler?