Etymologie Person

Hallo Experten,

welchen Ursprung hat eigentlich das Wort Person?
Im Herkunftsduden hab ich schon gelesen, dass es von der Maske der Schauspieler kommt. Aber ich kenne auch andere Behauptungen, dass es von „per sona“= durch den Klang herkommt. Ist da was dran? Wer weiß näheres?

Schon mal vielen Dank
Stefan

Hallo Stefan,

welchen Ursprung hat eigentlich das Wort Person?
Im Herkunftsduden hab ich schon gelesen, dass es von der Maske
der Schauspieler kommt. Aber ich kenne auch andere
Behauptungen, dass es von „per sona“= durch den Klang
herkommt. Ist da was dran? Wer weiß näheres?

Der Pfeifer sagt jedenfalls auch, daß es von der Schauspielermaske stammt. Von „per sona“ hab ich noch nichts gehört.

Gruß Kubi

Hallo Stefan,

also ‚per sona‘ wäre auch mir neu und zudem eine grammatikalische Vergewaltigung der lateinischen Sprache (sonum = „der Ton“ ist meines Wissens Neutrum, die Endung -a fällt also komplett unter den Tisch). Gehört habe ich allerdings auch mal die Variante, daß ‚Person‘ aus dem Altgriechischen stammen soll und zwar von ‚Gesicht‘.

Ciao

Tessa

PS. Rufe mal gaaaaaaanz laut nach Fritz R. - der weiß es bestimmt… *ggg*

persona: = griech. maske
personare = durchklingen

gruß, barbie

persona: = griech. maske

O nein, Barbie, nix griechisch! Das ist Latein!

Griechisch heißt das πρóσωπον Prósopon. Auch dies bedeutet: Gesicht, Antlitz, Miene, auch: äußere Gestalt, Aussehen, Maske, Rolle und auch noch: soziale, moralische Rolle.

Das lateinische persona wird in der Tat von

personare = durchklingen

abgeleitet, weil die Theatermasken offensichtliche einen Schalltrichter hatten, der der Stimme ermöglichte, durch die Maske zu dringen.

Nix für ungut, Gruß Fritz

3 Like

hi fritz, du hast recht. ím brockhaus steht, dass person aus prosopon entlehnt ist.

lb. gruß,
barbie
p.s. ich hab noch was zu deinem „burgunder“ herausgefunden: burgonya sind ungar. die erdäpfel.

persona purusha burri
Hi Stefan

das lat. Wort persona = Larve (des Insektes), Maske (des Schauspielers), und dann auch Person, Persönlichkeit wurde tatsächlich bereits in der Antike von personare = hindurchtönen abgeleitet.

Aber es ist dennoch falsch, wie man ebenfalls damals schon wußte. Der Irrtum kam daher, wie Fritz schon erklärte, daß in die Schauspielermasken ein Schalltrichter eingebaut war.

Ebenso hartnäckig wird immer wieder eine angebliche Verwandtschaft mit dem griech. πρóσωπον prosopon (Gesicht, und dann auch Schauspieler-Maske) behauptet, was aber die indogermanischen Ableitungsgesetze nicht hergeben (das 2. π könnte nicht verlorengehen, es müßte im lat. ebenfalls vorkommen).

Viel eindeutiger ist die Verwandtschaft mit einem etruskischen Wort „pers“, das auch bereits auf einen Menschen hindeutet, auch auf einen Schauspieler (der aber keine Maske trägt).

Die sprachliche Verwandschaft innerhalb der indogermanischen Sprachfamilie (zu der die Etrusker aber nicht gehören) führt auf eine Wurzel *per, die mit „hervorbringen“ assoziiert wird. Daher kommt das lat. „parire“ = hervorbringen, gebären und auch die „parentes“ = Vorfahren (und dann speziell Eltern). So daß die Grundbedeutung (auch mythologisch untermauert) vielmehr auf „Mensch par excellence“ hindeutet.

Dies legt auch die etymologische Verwandtschaft mit dem altindisch-altiranischen „purusha“ nahe, das als „Purusha“ der Name eines mythischen Ur-Menschen ist (der Begriff hat sich in hinduistischer und in yogischer Tradition zum Inbegriff des Geistigen im Menschen spezialisiert).

In diese Bedeutungs- und Wortgeschichte reiht sich dann auch der urgermanische bzw. urnordische „Burri“ und „Börr“ ein, den man aus der Edda kennt. Beides sind ebenfalls die Namen von mythischen Ur-Menschen.

Gruß
Metapher

Grüß dich Metapher,

so weit bin ich dieser Sache noch nie nachgegangen!

Ich bin beeindruckt, beim Etruskischen weiß ich nicht so recht, aber die Spur nach Indien, das überzeugt mich.

Gruß Fritz

Hi Metapher,

Deine Erklärungen zum Etruskischen kann ich nachvollziehen. Aber: wie lange muß man ‚purusha‘ bzw. ‚burri‘ verstümmeln, bis daraus ‚Person‘ entsteht? Auf den ersten Blick will sich mir da nicht so recht eine Möglichkeit erschließen. Weißt Du Näheres?

Ciao

Tessa

Ethymologie
Hi Tessa

… wie lange muß man ‚purusha‘ bzw. ‚burri‘ verstümmeln,
bis daraus ‚Person‘ entsteht?

naja - „verstümmeln“ ist vielleicht nicht so ganz die Umschreibung dessen, was die (seit langem sehr gut belegten) Lautverschiebungsgesetze für Wortverwandstschaften zwischen den indogermanischen Sprachen ermöglichen :smile:

Eine etwas selbstironisch gemeinte Faustregel heißt da: „Vokale zählen gar nichts und Konsonanten wenig“.
Aber es gibt für die Konsonanten doch gesicherte Regeln darüber, wie sie in den einzelnen Sprachen - aus idg. Silben entwickelt - in Erscheinung treten - und umgekehrt wurden aus ihnen auch die idg. Silben erschlossen.

Ein Beispiel hab ich gerade im Religions-Brett für den griech. „theos“ (Gott) gegeben (in „Eos und göttliche Dämpfe“).

Anderes Beispiel: idg. *gh(th)om = Erde erscheint in altindisch ksham, in griech. chthon, in phrygisch zemelo, in thrakisch semele, in lat. humus, in albanisch dhe, in griech. auch als de-meter (= Erd-Mutter)…

Das soll nicht heißen, daß es für viele Ableitungen auch Streitfragen und unterschiedliche Erschließungsmöglichkeiten gibt. Aber inzwischen sind auch auf ähnlichem Wege viele Wortverwandtschaften zu (und unter) außerindogermanischen Sprachen gefunden worden…

Der sankrit purusha wird aus altindisch pursha abgeleitet, und das findet sich mit derselben Bedeutung (Mensch, dann im Theaterkontext als „dargestellter Mensch“, Rolle, Maske) im etruskischen phersu und pers wieder, und gleichzeitig in der italischen parca (Parze, Schicksalsgöttin, ursprünglich für Geburten zuständig). Damit zusammen hängt umbrisch pro-partie (der Frühgeborene = lat. Propertius) und dann lat. parire = hervorbringen, gebähren.

In der anderen Himmelrichtung findet sich dann altnordisch bera, gotisch ga-bairan = hervorbringen, ge-„bähren“ und anord. byrth Ge-„burt“… usw, von da aus ist es zu den altisländischen Brüdern börr und burri nicht mehr weit. Und die beiden liegen in der Bedeutung dann eh zwischen der italischen parca und dem indischen pursha…

Solche Ableitungen haben natürlich nie die Eindeutigkeit eines mathematischen Beweises. Aber vielleicht klingt das alles jetzt ein wenig plausibler?

Danke!
Vielen Dank an alle Experten, nicht nur an barbi, Metapher und Fritz, sondern auch an Tessa, die mir die Zwischenfragen abgenommen hat.
Ich bin jetzt jedenfalls klüger als zuvor.

Viele Grüße
Stefan