In der EU steht aktuell eine Verordnung zur Prävention und Bekämpfung des sexuellen Missbrauchs von Kindern auf der Agenda, die unter anderem Maßnahmen wie die automatische Prüfung verschlüsselter privater Kommunikation („Chat-Kontrolle“) vorsieht. Befürworter sehen darin einen wichtigen Schritt zum Schutz von Kindern, Gegner warnen vor einer massiven Einschränkung von Bürgerrechten, insbesondere Datenschutz, Meinungsfreiheit und Privatsphäre.
Inwiefern kann eine Chatkontrolle tatsächlich effektiv sein zur Bekämpfung von Kindesmissbrauch?
Welche Schwachstellen gibt es - z. B. Umgehung durch andere Kanäle, technische Limitierungen, Fehlalarme?
Aktuell ist da sehr wenig, wenn man mal davon absieht, dass aktuell mal wieder darüber diskutiert wird. Die EU hat das Thema erstmals vor über drei Jahren aufgeworfen und sich im Verlaufe der Diskussion bisher vor allem blutige Nasen geholt. Das EU-Parlament ist lagerübergreifend dagegen und bevor das überhaupt gefragt wird, müssen sich die Staaten auf Ebene des Rates einigen. Die Aussage, dass die „Chatkontrolle“ nicht einmal ansatzweise so kommt, wie gedacht, ist insofern weniger spekulativ als man auf den ersten Blick meinen sollte.
Wie jede andere Präventionsmaßnahme auch, wird sie einzelne Taten verhindern und viel mehr nicht verhindern.
Alles davon.
Servus,
diese ganzen Scheinaktionen sind nur Augenwischerei. Die in Brüssel haben keine Ahnung von der Realität.
Was hat Frau Merkel auf einem “Gipfel” 2013 im Beisein von Obama aus dem Hals gelassen - Das Internet ist für uns Neuland. Wie erbärmlich.
Das Hauptprobelm sind die Eltern, die selber am Mobiltelefon abhängen und nicht in der Lage sind ihren Blagen Medienkompetenz und den verantwortlichen Umgang mit diesen zu vermitteln. Und jetzt brüllen die aus lauter Verzweiflung nach dem Staat, weil die selber an allen Fronten versagen und keinen Dunst haben.
Die jungen Menschen haben mehr Ahnung von VPN, Tor etc. als diese Penner in Brüssel und Linnemann.
Gruß
Trianon
Schön. Da stellt jemand eine politische Frage mit technischem Bezug (zu welchem Zweck auch immer) und Du machst daraus nicht nur ein Erziehungsthema, sondern gibst einfach den Eltern die Schuld, wenn sich aus einem scheinbar harmlosen Chat sexueller Missbrauch, der Austausch von kinderpornographischem Material oder eine andere Art von Kriminalität in diesem Bereich entwickelt.
Mal abgesehen von dieser besonders speziellen Form von Opfer-Täter-Umkehr ist schon der Ansatz völlig falsch, weil so eben nicht Erziehung funktioniert. Kinder werden nicht drogenabhängig, kriminell oder FDP-Parteivorsitzender, weil die Eltern das nicht richtig vorgelebt oder ihnen erklärt haben, dass man so etwas nicht macht, sondern weil Eltern eben keine Ingenieure sind, die den Charakter und das Verhalten eines Kindes nach ihrem Belieben planen und gestalten können.
Hinzu kommt, dass Kinder eben nicht nur unter Aufsicht Kontakt zu digitalen Endgeräten haben, sondern vor allem in ihrem sozialen Umfeld - d.h. in der Klasse, im Freundeskreis, im Verein usw. In so einer Welt kannst Du zu Hause tausendmal alle Weisheiten über die große Medienkompetenz von Dir geben. Am Ende entscheidet das Kind, welchem Mist es sich aussetzt und da ist eben der Charakter und das Umfeld viel entscheidender als das Gelaber der langweiligen Eltern zu Hause.
Um mal eine tatsächlich passierte Geschichte zu erzählen: vor gar nicht langer Zeit hat hier eine fünfzehnjährige gefilmt, wie zwei ihrer Mitschüler in der Umkleidekabine der Schule Sex hatten, und dann das Video in irgendein asoziales Medium hochgeladen.
Meinst Du ernsthaft, die mindestens drei Dinge, die besser nicht passiert wären, hätten sich verhindern lassen, wenn die Eltern der drei Beteiligten zu Hause ein bisschen öfter über sozialadäquates Verhalten gesprochen hätten?
Ich kenne keine Eltern, der nach dem Staat gebrüllt hat. Weißt Du da genaueres?
Hm ja; dann erklär doch mal bitte, wie die Verwendung eines VPN verhindert, dass der Betreiber eines Messengers die Daten vor der Verschlüsselung an die Chatkontrollbehörde übermittelt?
Dann erklär doch mal, wie es richtig geht. Bis dahin würde ich ja sogar mitgehen. Das Problem ist aber ein anderes. Du gibst vor, dass das Problem die technischen Deppen seien. Klingt doch toll. Bekommt man viel Applaus. Tatsächlich willst du aber keine wirksame Kontrolle. Genau da liegt aber das Problem. Wir brauchen dringend wirksame Mittel. Das Problem beginnt auch nicht erst, wenn dumme Eltern (super, der nächste, über den man sich lustig machen kann) zu blöd sind, den Kindern Medienkompetenz beizubringen.wobei, wie würde eigentlich ein Klugscheißer Kindern beibringen, derartige Inhalte nicht zu sehen? Nur zu? Erzähl!
Das Problem besteht bereits beim Erstellen der Inhalte! Dies ist u.U. Schon kriminell und das nicht nur bei Kindern. Die nächste Stufe ist dann die Verbreitung. Die ist aus unterschiedlichen Motiven Sinn der Sache, weswegen Inhalte überhaupt erst erstellt werden. Ganz egal, ob es der Ex ist, der aus Kränkung seines Egos der „Alten“ zum Abschied noch einmal richtig eine reinwürgen will, oder jemand Dominik heißt, und anderen zeigen will, was man mit einer bewusstlosen Frau so alles machen kann. Oder eben auch Kinder. All das würde zumindest nicht so häufig stattfinden, wenn es die Verbreitung nicht so leicht gäbe. Wobei wir hier von einem kriminellen Akt sprechen, den du bitte gefälligst möglich gemacht haben willst ohne Hürde.
Hast du doch eigentlich mal mit Opfern beschäftigt? Woran die so leiden besonders stark? Welche Faktoren dazu führen, dass das Leid besonders groß ist? Oder guckst du da lieber nicht genau hin? Oder sind die Opfer in deinen Augen auch zu doof, inkompetent etc. gewesen, dass sie Opfer wurden?
So neu ist der Versuch nicht. Diesbezügliche Bestrebungen gibt es in Deutschland schon seit mindestens zwei Jahrzehnten.
Damals schob man den Schutz vor terroristischen Anschlägen vor.
Ja, diese Formulierung wählte ich bewusst. Denn ich sehe darin tatsächlich nur den Wunsch von Ermittlungskräften, systematisch, anlasslos die Kommunikation von Bürgern auszuforschen. Es liegt in der Natur eines Geheimdienstes, sämtliche Geheimnisse kennen zu wollen, aber selbst möglichst im Geheimen zu arbeiten.
Der angebliche Schutz Minderjähriger vor sexueller Ausbeutung scheint mir nur ein vorgeschobenes Argument zu sein, so wie einst der angebliche Schutz vor Terroristen. Es geht darum, dass Geheimdienste und Sicherheitskräfte erstmal einen Fuß in die Tür bekommen, um dann die Überwachung auch auf andere Themen auszuweiten. Da die AfD immer bessere Umfrage- und Wahlergebnisse einfährt, wird mir da ganz übel. Ich erinnere gern an das so genannte Judenregister in den Niederlanden, das die deutschen Nazis aus dem staatlichen Melderegister heraus erstellten: Informationen, die bei ihrer Erhebung unwichtig und unverdächtig erschienen wurden wenige Jahre später für perverse Verbrechen an der Menschlichkeit missbraucht.
Genau das ist die Frage, die niemand der Politikschaffenden oder der Sicherheitsbehörden klar und deutlich beantworten kann. Denn ein Großteil der Bilder und Videos wird nach wie vor über andere Kanäle zugänglich gemacht.
Ja, ein paar moderne Phänomene könnte man darüber eindämmen. Aber das geht auch über Aufklärung von Kindern und Jugendlichen. Aber das Gros, der professionelle Missbrauch, kann aus meiner Sicht durch diese Maßnahme gar nicht bekämpft werden.
Der wichtigste Umschlagpunkt dafür sind wohl nach wie vor Server-Datenbanken. Und zum Austauschen von Informationen werden heute (auch von Terroristen) andere Kanäle benutzt, wie zum Beispiel In-Game-Chats. Diese liegen schon heute offen, können aber aufgrund der ausgetauschten Datenmengen nicht systematisch untersucht werden. Und wie schon geschrieben: der Großteil der Datenmengen wird schon heute über Kanäle getauscht, die durch eine „Chatkontrolle“ nicht angegriffen werden würden.
Der größte Kritikpunkt ist der generell durchbrochene Schutz der Kommunikation. Denn wenn der demokratische Rechtsstaat die Möglichkeit des Zugriffs hat, wird ihn recht schnell auch der Despot haben und das organisierte Verbrechen.
Auch stellt sich die Frage, welche Rechenzentren gebaut, installiert und betreut werden müssten, um verdächtige Inhalte zu erkennen und welche Ermittlungskräfte nötig sind, um das Material nochmals vom Menschen sichten zu lassen und rechtskräftige Maßnahmen einzuleiten.
Von vielen Kritikern wird unterstellt, und von Politikschaffenden nicht genügend dementiert, dass die heute schon zur Verfügung stehenden Werkzeuge nur mäßig ausgenutzt, einfach weil es an kompetenten Personal fehlt.
Kein System funktioniert zu 100% sicher. Zu falschpositiven Meldungen wird es kommen. Apple hatte 2012 mal vor, in seinem Betriebssystem ein System zu installieren, das auf dem iPhone selbst per KI verdächtige Fotos per Hash erkennen und melden sollte. Noch vor dem Erscheinen wurde es abgesagt, weil, so Apple, zum einen so der Schutz der Privatsphäre nicht sicher sei und zum anderen sich das System auch einfach missbrauchen lasse. Ich erinnere dabei gerne daran, dass der orange Präsident die Demokraten gerne mal als linksradikale Verbrecher bezeichnet…
Schrieb ich gestern und schon heute spült mir meine Nachrichten-Timeline eine Meldung des BMI unter Führung von Milliarden-Dobrindt an die Oberfläche, dass das BMI einen neuen Aufhänger gefunden habe, warum die gesamte Bevölkerung anlasslos überwacht werden soll: angebliche Verhinderung von Schleuserkriminalität.
Stärkere Befugnisse zur Bekämpfung von Schleusungskriminalität und Cybergefahren
Die Bundespolizei soll künftig besser gegen organisierte Schleusungskriminalität und Cybergefahren vorgehen können. Dafür erhält sie neue Ermittlungs- und Überwachungsbefugnisse. Dazu gehört auch die präventive Telekommunikationsüberwachung, einschließlich der Quellen-Telekommunikationsüberwachung.
Die scheinen wirklich zu glauben, dass wir alle bescheuert sind und nichts mehr merken.
Oder wie es eine Kommentatorin auf Facebook schreibt:
Schon 2001 hieß es Terrorismus. Dann Kinderpornografie. Jetzt Cybercrime. Der Trick ist immer derselbe: Nimm ein gesellschaftlich unanfechtbares Feindbild – und öffne hintenrum die Tür für die flächendeckende Kontrolle der Bevölkerung.
Klar, die politische Umsetzung ist momentan alles andere als sicher - das sehe ich auch so. Trotzdem finde ich es interessant, die Maßnahme an sich zu betrachten, unabhängig davon, ob sie tatsächlich kommt.
Dass sie „einzelne Taten verhindern und viel mehr nicht verhindern“ wird, klingt nach einer realistischen Einschätzung. Aber genau das wirft für mich die Frage auf, ob der Nutzen den massiven Eingriff in die Grundrechte rechtfertigt. Wenn Täter ohnehin auf alternative Kanäle oder verschlüsselte Tools außerhalb der EU ausweichen, verliert das Ganze ja enorm an Wirksamkeit.
Dazu kommen technische Probleme: Künstliche Intelligenz oder Hash-Matching sind fehleranfällig - Fehlalarme könnten zu ungerechtfertigten Verdächtigungen führen, während echte Fälle eventuell durchrutschen, weil Material leicht verändert oder neu erstellt wird.
Kurz gesagt: Die Idee, Kindesmissbrauch besser zu bekämpfen, ist absolut richtig und wichtig. Aber die Chatkontrolle scheint mir ein Werkzeug zu sein, das in der Praxis sehr wenig leistet, dafür aber ein enormes Missbrauchspotenzial birgt - gerade was Überwachung oder Zensur betrifft.
Ok. Die Frage ist nur, wie oft und wie lange wir das noch machen sollen.
Die ja auch von den meisten Experten, Politikern und Journalisten geteilt wird.
Weswegen das halt auch höchstwahrscheinlich so nicht kommen wird.
Hier noch einmal konkret am Fall White Tiger. Das lief überwiegend über Discord.
Es ist in dem Fall eine Menge schiefgelaufen, um eine sehr, sehr nette Formulierung zu wählen!
Ich würde als Bürger erwarten, dass man sich konkret hinsetzt, und so etwas vernünftig aufarbeitet! Warum hat das mehr als zwei unfassbar lange Jahre gedauert? Da reden wir von Prozessfehlern, Fehleinschätzungen etc., wir reden von Strukturellen Problemen, fehlende Manpower, fehlende technische Ressourcen, KI, die künftig noch mehr zur Verfügung steht und das bitte auch soll. Dieser Job durch Menschen gemacht, gehört mit zum Schlimmsten, was Ermittler leisten „müssen“ ( formal werden Freiwillige eingesetzt, daher die Anführungszeichen).
Bei all dem muss im Mittelpunkt genau diese Frage stehen: wie geht das künftig schneller? Wie kann das auch jene Mitarbeitenden ent- oder weniger belasten, die mit solchem Material zu tun haben? Und irgendwann landen wir dann auf den Kanälen, wo das passiert.
Ich habe keinerlei Verständnis, weder für Gesetzgeber noch eine Community, die bei Urheberrechtlichen Fragen recht still ist, bzw. Rege der Gesetzgeber, wie es bei Discord und u.a. YouTube gelaufen ist, dann aber ein massives Problem damit hat, wenn es um derartige Inhalte geht. Es ist aus meiner Sicht Minimum, sich besonders um die Plätze zu kümmern, in denen sich besonders auch Kinder tummeln.