Euro-Krise und der Einfluss auf den Euro

Guten Abend,

im Zuge der Euro-Krise reagierte die EZB mit einer Reihe von Maßnahmen unter anderem mit dem Ankauf von Staatsanleihen und mit den Sondermaßnahmen zur Kreditvergabe. Was haben diese Maßnahmen mit dem Ziel der Preisniveaustabilität zu tun?

Ich habe die ganze Zeit das Gefühl, dass die Euro-Krise mehr in Richtung Staatsverschuldung geht. Wie hat also die Euro-Krise eine Wirkung auf den Euro als Währung?

Vielleicht kann auch jemand den Einfluss von Kredit-Swap-Geschäften auf den Euro als Währung erklären. (Spekulanten machen den Euro kaputt)

Vielen herzlichen Dank

Hallo Milmer99,

hinter einer Währung steht heute nichts anderes mehr als Vertrauen (sog. Fiat Money-System). Vertrauen in den Staat bzw. die staatliche Ordnung und die Leistungsfähigkeit des Volkes. Länder wie Griechenland, die Teil unseres Währungssystems sind, untergraben dieses Vertrauen durch exzessive Verschuldung. Zudem sind die Banken extrem „geleveragt“, d.h. sie haben erheblich mehr „Geschäftsvolumen“ als Eigenkapital. Fällt nun ein Land wie Griechenland oder Irland, bringt das auch z.B. deutsche Banken massiv unter Druck. Daher ist die Aktion der EZB als „vertrauensfördernde Maßnahme“ zu verstehen und hat mit dem Ziel Preisstabilität nur bedingt etwas zu tun. Hier geht es - leider - um Systemstabilität.

Daher ist dein Gefühl richtig. Die Staaten haben sich übernommen - mehr als es die eigene Bevölkerung in absehbarer Zeit imstande ist durch Leistung (BIP) zurückzuzahlen. Es gibt hier daher i.d.R. nur 2 „Lösungen“: Bankrotterklärung wie in Russland 1998 oder Inflation wie in Argentinien 2001/2002. Nun sind aber die genannten Staaten Teil der Euro-Zone. Sie haben also keine Gewalt über ihre eigene Währung und können somit nicht inflationieren. Eine Bankrott-Erklärung innerhalb der Euro-Zone wiederum könnte einen Domino-Prozess auslösen. Daher wird Deutschland entweder zahlen müssen, oder aber wir werden den Zerfall des Euro-System sehen. Früher oder später wird das Ergebnis aber ohnehin das gleiche sein.

Die niedrigen Zinsen sollen dazu beitragen, dass Geld nicht gehortet wird, sondern im Wirtschaftskreislauf bleibt. Man versucht also, ein gewisses Maß an Inflation zu erzeugen, damit es keinen Kollaps bzw. eine Deflation wie in Japan gibt, was eigentlich die natürliche Folge von Überschuldung ist.

Spekulanten machen keine Währung kaputt. Sie erkennen oftmals schlichtweg die tatsächliche Lage etwas früher und versuchen dann mit allen Mitteln die Balance wiederherzustellen - und dabei kräftig zu verdienen. Insofern sind Aussagen von Politikern dazu i.d.R. völliger Quatsch und zeigen nur deren Unkenntnis.

Beste Grüße,
smartobserver

Hallo,

hinter einer Währung steht heute nichts anderes mehr als
Vertrauen (sog. Fiat Money-System). Vertrauen in den Staat
bzw. die staatliche Ordnung und die Leistungsfähigkeit des
Volkes.

und dieses Vertrauen beruht wiederum darauf, daß die Kapitalmärkte bei der Emission der nächsten Staatsanleihe wieder genügend Geld bereitstellen.

Länder wie Griechenland, die Teil unseres
Währungssystems sind, untergraben dieses Vertrauen durch
exzessive Verschuldung.

Länder wie Griechenland? Griechenland war eines der ersten, das in Schwierigkeiten kam aber das läßt die Schlußfolgerung nicht zu, daß es bei vielen oder gar den meisten Ländern besser aussieht. Die Verschuldung im Verhältnis zum BIP ist bspw. bei Japan viel höher.

Zudem sind die Banken extrem
„geleveragt“, d.h. sie haben erheblich mehr „Geschäftsvolumen“
als Eigenkapital.

Das geht jedem Unternehmen so.

Daher ist dein Gefühl richtig. Die Staaten haben sich
übernommen - mehr als es die eigene Bevölkerung in absehbarer
Zeit imstande ist durch Leistung (BIP) zurückzuzahlen.

Das BIP ist die falsche Bezugsgröße. Die Höhe der Staatseinnahmen abzgl. Pflichtausgaben wäre besser. Dann sähe man auch, daß es um viele Staaten noch besser bestellt ist als um die meisten Unternehmen - zumindest was die Verschuldung angeht. Die ist aber gar nicht das Problem, sondern der dauerhaft negative Cashflow.

Es gibt

hier daher i.d.R. nur 2 „Lösungen“: Bankrotterklärung wie in
Russland 1998 oder Inflation wie in Argentinien 2001/2002.

Es gibt noch eine dritte Lösung: Einsparungen und mehr Einnahmen. Das ist aber innenpolitisch unpopulär, was uns dann zum eigentlichen Problem bringt, das da lautet: Demokratie.

Gruß
c.