Ergänzung
Als Ergänzung zum Thema Auszüge aus einem Artikel des Handelsblattes vom 8.11.2000, verfaßt von Hans-Werner Sinn, dem Präsidenten des IFO-Instituts:
Begonnen hat er mit 1,18 $ und zeitweise ist er schon deutlich unter 85 US-Cent gefallen: Der Euro macht kein gutes Bild in diesen Tagen. Die Japaner, die voller Hoffnung auf den Euro gesetzt hatten, haben sich nach langem Zögern und nach Abschreibung hoher Verluste enttäuscht zurückgezogen. Eine Trendwende bei der Kursentwicklung ist noch nicht in Sicht.
Vor einer übermäßigen Dramatisierung der Entwicklung sollte man sich hüten. Heute liegt der Kurs in etwa bei der deutschen Kaufkraftparität für einen US-amerikanischen Warenkorb, die bei etwa 85 US-Cent angesiedelt ist. Auch ist der Kurs noch lange nicht da angekommen, wohin die D-Mark bis zum Februar 1985 gefallen war, nämlich bei umgerechnet nur 56 US-Cent.
Dennoch ist der Kursverfall überraschend. Die Euro-11-Staaten exportieren mehr in die Welt als die USA, und die amerikanische Kombination aus einer versiegenden Ersparnis der privaten Haushalte und einem sehr hohen Leistungsbilanzdefizit von 3,6 Prozent des Sozialproduktes ist alles andere als Vertrauen erweckend. Warum nur fällt der Euro?
Er fällt, weil vielen, die europäische Währungen halten, der angekündigte Umtausch in den Euro nicht behagt. Manche haben Angst, altes gegen neues Geld zu tauschen, weil das alte Geld Schwarzgeld ist. Das gilt zumal, weil Banken den Umtausch eines größeren Betrages namentlich registrieren müssen, um Geldwäsche vorzubeugen.
Viele, wenn nicht: die meisten der Menschen außerhalb der Europäischen Union, die europäische Währungen halten, wissen zudem nicht, dass die Währungsunion bereits Realität ist. Man hört das Gerücht, dass die europäischen Währungen im Jahr 2002 wertlos werden und dass angeblich eine neue Währung an ihre Stelle treten wird. Aber man weiß nicht, wer den Umtausch vornehmen wird, und man fürchtet, ein schlechtes Geschäft zu machen. Sein Geld beizeiten in eine konkrete, sichtbare Währung wie den Dollar oder das Pfund umzutauschen erscheint unter diesen Verhältnissen als Gebot der Vernunft.
Zum Zeitpunkt der Einführung des Euro-Währungssystems zirkulierten allein von der D-Mark Zentralbankgeldbestände im Gegenwert von etwa 60 bis 80 Milliarden DM im Ausland. Diese außerordentlich großen Bestände entsprachen zwanzig bis dreißig Prozent der deutschen Geldbasis und acht bis elf Prozent der Geldbasis der Euro-11-Staaten Die vielen Tausend-DM-Scheine unter türkischen Matratzen zählten dazu genauso wie DM-Bestände, die in Kroatien, Slowenien und in anderen osteuropäischen Ländern offiziell als Transaktionswährung akzeptiert wurden und werden. Diese Gelder machen heute sicherlich ein Gutteil jener Bestände aus, an denen das Interesse der Geldhalter schwindet.
Soweit dieser Artikel.
Grüße
Siegfried