Euro-Kursrisiken bei Bargeldeinführung

Hallo liebe WiPo-Experten,

ich habe gelesen, dass es u. U. bei der Euro-Bargeleinführung zu Kursrisiken kommen kann, weil die Ausländer ihre DM lieber in Dollar tauschen werden als in Euro.

Wieso würde dadurch der Eurokurs belastet?

Liebe Grüße

Claudia

Hallo Claudia,

da geht´s wieder um eine der grundlegensten Regeln der VWL/Wirtschaft: Angebot und Nachfrage. Wenn mehr USD gekauft werden, steigt der Kurs desselbigen, weil einfach die Nachfrage gestiegen ist.

Ob das bei der EURO-Bargeldeinführung tatsächlich der Fall sein wird, ist eine ganz andere Frage. 80% der im Ausland kursierenden DM-Bestände sind in Ost- und Südosteuropa, schätzt die Bundesbank (oder EZB, was weiß ich). Was sollen die dort mit US-Dollar? Ich gehe eher davon aus, daß wir den im Vorfeld des Euro entstehenden Abwertungsdruck hinter uns haben. Der entstand dadurch, daß DM-Buchgeldbestände in Richtung USD und SFRanken getauscht wurden. Letztlich sind aber diese Bewegungen im Verhältnis zum „normalen“ Devisenhandel als eher marginal einzustufen.

Insofern: Mit dem EURO gehts tendenziell eher aufwärts, allein schon die BigMac-Parität spricht dafür.

Viele Grüße
Christian

P.S
Noch ein Wort zum Thema Paritäten: Es gibt keine Parität USD/EURO. Das haben sich irgendwelche schwachsinnigen Journalisten ausgedacht. Es gibt eigentlich nur zwei Paritäten: Zins- und Kaufkraftparität. Als Bonus wurde mal die Theorie der BigMac-Parität aufgestellt. Da der BM ein weltweit absolut standardisiertes Produkt ist, ist sein Preis weltweit vergleichbar. Nach diesem Vergleich, dessen theoretische Haltbarkeit man anzweifeln kann aber nicht sollte, sollte der USD irgendwo zwischen DM 1,60-1,85 je USD liegen. Fragen nach Paritäten sind Bonusfragen und werden um diese nachtschlafene Zeit noch nicht beantwortet :wink: Ich kram sicherheitshalber die Unterlagen schon mal raus.

Sehr schöner Beitrag, EXC. Nur ein paar Ergänzungen von mir, um das Leuten klarer zu machen.

Ob das bei der EURO-Bargeldeinführung tatsächlich der Fall
sein wird, ist eine ganz andere Frage. 80% der im Ausland
kursierenden DM-Bestände sind in Ost- und Südosteuropa,
schätzt die Bundesbank (oder EZB, was weiß ich). Was sollen
die dort mit US-Dollar?

Die andere wichtige Euro-Währung ist der Franc. Ich vermute mal (weiß es aber nicht), dass der größte Teil des Auslands-Franc in ehemaligen französischen Kolonien gehandelt wird. Auch da ist es sicherlich sinnvoller in die neue französische Währung - nämlich Euro - als in den Dollar umzutauschen.

Letztlich sind
aber diese Bewegungen im Verhältnis zum „normalen“
Devisenhandel als eher marginal einzustufen.

Richtig. Und wie der reagiert ist, wird immer unklar bleiben.

Insofern: Mit dem EURO gehts tendenziell eher aufwärts, allein
schon die BigMac-Parität spricht dafür.

Das behaupte ich auch schon seit zwei Jahren. Insofern glaube ich nicht besonders stark an meine eigene Prognosefähigkeit in diesem Gebiet. :frowning:

Als Bonus wurde mal die
Theorie der BigMac-Parität aufgestellt. Da der BM ein weltweit
absolut standardisiertes Produkt ist, ist sein Preis weltweit
vergleichbar.

Nur für Leser zum Verständnis die Ergänzung (Du wirst es sicherlich wissen): wichtig ist nicht nur die weltweite Standardisierung des Produktes sondern auch dass die Bestandteile dieses Produktes stets größtenteils aus dem Inland kommt. Wäre in deutschen BigMacs - was viele meiner Freunde glauben, vor allem in BSE-Zeiten - argentinisches Rindfleisch drin, gäbe es diese BM-Parität nicht.

Ob es aber auch eine Whopper-Parität gibt, weiß ich nicht. :smile:

Nach diesem Vergleich, dessen theoretische

Haltbarkeit man anzweifeln kann aber nicht sollte, sollte der
USD irgendwo zwischen DM 1,60-1,85 je USD liegen. Fragen nach
Paritäten sind Bonusfragen und werden um diese nachtschlafene
Zeit noch nicht beantwortet :wink: Ich kram sicherheitshalber
die Unterlagen schon mal raus.

Hallo Christian,

erst mal ein großes Dankeschön für deine Mühe so früh am Sonntagmorgen.

Ich habe mir fast gedacht, dass es wieder um Angebot und Nachfrage geht, aber dass VWL doch so einfach sein soll, will ich wohl nicht wahrhaben:smile:

Aus Spekulationen, wie es bei der Euro-Bargeldeinführung tatsächlich sein wird, halte ich mich dezent heraus. Ich bezweifle sowieso, dass ich jemals in der Lage sein werde, dazu sinnvolle Kommentare abzugeben.

Zum Thema Paritäten: Ich bin zufällig gerade dabei, im Gabler Wirtschaftslexikon etwas über die Kaufpreisparität zu lesen. Dies muss ich wohl verstehen, um die Instrumente der Währungspolitiker zur Beeinflussung von Devisenmarktgeschäften zu kapieren. Das ist nämlich u. a. mein heutiges Thema bei meiner Prüfungsvorbereitung.

Liebe Grüße

Claudia

Hallo Claudia,

Ich habe mir fast gedacht, dass es wieder um Angebot und
Nachfrage geht, aber dass VWL doch so einfach sein soll, will
ich wohl nicht wahrhaben:smile:

na, so einfach wird es auf Dauer wohl nicht bleiben :smile:

Zum Thema Paritäten: Ich bin zufällig gerade dabei, im Gabler
Wirtschaftslexikon etwas über die Kaufpreisparität zu lesen.

Vergiß die Zinsparität nicht.

Dies muss ich wohl verstehen, um die Instrumente der
Währungspolitiker zur Beeinflussung von Devisenmarktgeschäften
zu kapieren.

Um doch was zum Thema Paritäten zu sagen (ich laß die Formeln mal weg): Die Zinsparität ist die eher kurzfristige Betrachtung. D.h. durch Veränderung der jeweiligen Kapitalmarktzinsen können Wechselkurse schon bewegt werden. Langfristig gilt aber die Kaufkraftparität, nach der die Preise für ein Gut in zwei Ländern/Währungen eben langfristig gleich sind. Daher ist die Big Mac Parität so spannend, weil sich damit eben weltweit Preise bzw. die Angemessenheit von Wechselkursen vergleichen lassen.

Hintergrund ist die Flexibilität des betrachteten Objektes. Bei Zinsen gehts um Geld. Ist dieses nach Berücksichtigung der Wechselkurse günstiger (wegen der Zinsen) im Ausland zu bekommen bzw. anzulegen, fließt dies Geld eben, sofern keine Kapitalverkehrsbeschränkungen exisiteren. Damit wird die Nachfrage nach Anlage oder Kredit im entsprechenden Land steigen und die Zinsen werden entsprechend reagieren (und wieder: Angebot und Nachfrage).

Bei den Gütern ist das so eine Sache. Dienstleistungen gelten eh als nicht verkehrsfähig, man fährt ja zum Friseur nicht nach Brasilien, nur weil es da billiger ist. Bei Waren sieht das anders aus. Sind die Preise in einem Land dauerhaft günstiger, wird über kurz oder lang dort eingekauft, direkt oder über Zwischenhändler. Damit steigt dort die Nachfrage und damit steigen die Preise. Und irgendwann lohnt sich der Umweg über´s Ausland nicht mehr: Kaufkraftparität!

Fazit: Die Wechselkurse lassen sich kurzfristig, wenn überhaupt, durch die Zinsen steuern. Langfristig kommt es auf Inflationsentwicklung an. Die läßt sich zwar auch steuern, aber eben nur langfristig.

Das ist nämlich u. a. mein heutiges Thema bei
meiner Prüfungsvorbereitung.

Droht das Vordiplom? Von mir jedenfalls viel Erfolg.

Grüße
Christian

Hallo Ralf,

vielleicht hast du auch schon an meinen Fragen gemerkt, dass ich lange nicht mit euch VWL-Experten mithalten kann. Ich bin aber sehr bemüht, endlich mal hinter die Geheimnisse der VWL zu kommen und muss dafür leider öfter ein paar (für euch wahrscheinlich banale) Fragen stellen:

Wichtig ist nicht nur die weltweite
Standardisierung des Produktes sondern auch dass die
Bestandteile dieses Produktes stets größtenteils aus dem
Inland kommt. Wäre in deutschen BigMacs - was viele meiner
Freunde glauben, vor allem in BSE-Zeiten - argentinisches
Rindfleisch drin, gäbe es diese BM-Parität nicht.

Könntest du mir das bitte, bitte kurz erklären??

Liebe Grüße

Claudia

Hallo nochmal.

Wichtig ist nicht nur die weltweite
Standardisierung des Produktes sondern auch dass die
Bestandteile dieses Produktes stets größtenteils aus dem
Inland kommt. Wäre in deutschen BigMacs - was viele meiner
Freunde glauben, vor allem in BSE-Zeiten - argentinisches
Rindfleisch drin, gäbe es diese BM-Parität nicht.

Könntest du mir das bitte, bitte kurz erklären??

Darf ich auch? :smile:

Wenn Du Produkte vergleichst, die nicht fast ausschließlich inkl. ihrer Bestandteile im jeweiligen Inland hergestellt wurden, erreichst Du keine korrekte Betrachtung des Preisniveaus (des Inlandes) und damit der Kaufkraftverhältnisse. Das liegt dann einfach daran, daß Du ein gemischtes Produkt betrachtest, dessen Herstellungskosten sich eben auch aus den Preisen für Güter zusammensetzt, die nicht im jeweiligen Inland erzeugt wurden. Diese „fremden“ Bestandteilen unterliegen dann (vor allem) den Entwicklungen auf dem ausländischen Gütermarkt.

Alles klar?

Grüße
Christian

P.S.
Zur Paritäten hier noch zwei Links
http://www.iwkoeln.de/IWD/I-Archiv/iwd21-99/i21-99-8… (etwas älter, dennoch richtig)
http://fit.euv-frankfurt-o.de/Veranstaltungen/Semina… (relativ ausführlich)

Hallo Christian,

ich merke natürlich jetzt schon, dass es nicht so einfach ist. Es raucht mir bei dem Thema auch ewig der Kopf. Aber nicht nur für die Prüfung, sondern auch für das Leben danach möchte ich es gerne verstehen.

Im Übrigen muss ich gestehen, dass nicht das Vordiplom vor der Tür steht (wenn es auch nicht so aussieht, aber das habe ich schon irgendwie hinter mich gebracht), sondern es handelt sich bereits um eine Hauptdiplomspüfung:frowning:

So langsam wird mir aber einiges klarer. So auch die Sache mit dem Big Mäc. Danke für deine Beantwortung meiner Frage dazu. Natürlich freue ich mich, wenn du meine Fragen beantwortest:smile:

Dann mache ich mal weiter beim Thema „Internationale Geldmärkte“.

Liebe Grüße

Claudia

Darf ich auch? :smile:

Selbstverständlich!!

Alles klar?

So langsam:smile:

Zur Paritäten hier noch zwei Links
http://www.iwkoeln.de/IWD/I-Archiv/iwd21-99/i21-99-8…
(etwas älter, dennoch richtig)
http://fit.euv-frankfurt-o.de/Veranstaltungen/Semina…
(relativ ausführlich)

Danke für die Links. Vor allem der erste Artikel ist genau richtig für mich, damit ich auch mal was verstehe:smile:

Liebe Grüße

Claudia

Hi EXC!

Ob das bei der EURO-Bargeldeinführung tatsächlich der Fall
sein wird, ist eine ganz andere Frage. 80% der im Ausland
kursierenden DM-Bestände sind in Ost- und Südosteuropa,
schätzt die Bundesbank (oder EZB, was weiß ich). Was sollen
die dort mit US-Dollar? Ich gehe eher davon aus, daß wir den
im Vorfeld des Euro entstehenden Abwertungsdruck hinter uns
haben. Der entstand dadurch, daß DM-Buchgeldbestände in
Richtung USD und SFRanken getauscht wurden. Letztlich sind
aber diese Bewegungen im Verhältnis zum „normalen“
Devisenhandel als eher marginal einzustufen.

Also ich habe die Information, daß viele - gerade in Ost- und Südosteuropa - auf riesigen *illegalen* Geldbeständen in diversen europäischen Währungen sitzen (es soll sich um Milliarden-Summen handeln). Das sind z.T. Gelder aus Drogen- und Waffengeschäften, aber auch nicht unerhebliche Mengen an Falschgeld. Wenn diese Summen innerhalb weniger Tage oder Wochen in Euro getauscht werden sollen, müßte die Geldbesitzer die Herkunft des Geldes nachweisen. Wollen sie aber nicht. Also tauschen sie jetzt über die Monate ihre Geldbestände in Dollar (jeden Tag ein paar hundert Millionen). Nach dem 01.01.2002 können sie dann ihre Dollar-Mengen problemlos in Euro zurücktauschen - jetzt ist es ja „sauberes“, nicht nachweisungspflichtiges Geld. Es gibt bereits Prognosen, wonach der Dollar nach Jahreswechsel deutlich an Wert verlieren wird, weil massiv Dollars auf den Markt kommen.

Grüße
Siegfried

Es gibt bereits Prognosen,
wonach der Dollar nach Jahreswechsel deutlich an Wert
verlieren wird, weil massiv Dollars auf den Markt kommen.

Warum? Sie haben dann erst einmal Dollar. Eine Währung, die nicht aufgelöst wird. Dieses Geld können sie also auch nach Jahren noch umtauschen und ganz wertlos ist der in Osteuropa ja auch nicht.

Warum sollen sie dann also den Dollar in kürzester Zeit in Euro umtauschen, so dass dieser an Wert verliert und sie weniger dafür bekommen?

Daher denke ich, dass der Abwertungsdruck auf den Euro abnehmen wird (jedenfalls aus diesem Grund), aber nicht der Markt an Dollars überschwemmt wird.

Hi Ralf!

Weil in vielen Ländern/Landesteilen des Balkans, Osteuropas und in Teilen Vorderasiens die DM und nicht der Dollar die inoffizielle parallele Zweitwährung der Staaten ist. Fahr mal nach Bosnien, Montenegro, Rumänien oder Bulgarien - du wirst dich wundern, wo überall in DM ausgepreist ist. Nach Jahreswechsel wird dort in Euro gezahlt, auch weil der Geldfluß in Euro aus dem westlichen Europa weitergeht (Gastarbeiter, Flüchtlinge etc.)

Grüße
Siegfried
P.S: wir können dieses Thema so Mitte/Ende Februar 2002 wieder ausgraben! :wink:

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Weil in vielen Ländern/Landesteilen des Balkans, Osteuropas
und in Teilen Vorderasiens die DM und nicht der Dollar die
inoffizielle parallele Zweitwährung der Staaten ist. Fahr mal
nach Bosnien, Montenegro, Rumänien oder Bulgarien - du wirst
dich wundern, wo überall in DM ausgepreist ist. Nach
Jahreswechsel wird dort in Euro gezahlt, auch weil der
Geldfluß in Euro aus dem westlichen Europa weitergeht
(Gastarbeiter, Flüchtlinge etc.)

Is klar. Ich dachte nur, es ging um illegale Gelder (Hunderte Millionen gehorteter DM), die umgetauscht werden müssen. Ich denke, diese illegalen Gelder kann man dann auch so umtauschen, dass man keine großen Wertverluste erzielt. Nicht alles direkt im Januar 2002.

Weil das dann eher Rücklagen sind (bar, damit nicht auf dem Konto) und nicht für den täglichen Gebrauch bestimmt.

Bei den Geldern der osteuropäischen Normalbevölkerung stimme ich Dir zu. Aber ich denke, das sind Peanuts im Vergleich der normalen Finanzbewegungen auf den Börsen.

Hi Siegfried,

es ist schon richtig, daß man reichliche DM-Bestände in Osteuropa
vermutet. Aber ob die Bestände ausreichen, um den Wechselkurs beim Umtausch maßgeblich zu beeinflussen, wage ich zu bezweifeln.

Der Umtausch in Dollar verteilt sich auf viele verschiedene
Banken und Länder. Da fällt die erhöhte Umtauschmenge nicht weiter auf. Mal abgesehen davon, daß der Umtausch erst verzögert an die Devisenmärkte weitergegeben wird, weil ja nicht jede angekaufte Position direkt (oder überhaupt) durchgehandelt wird. Desweiteren fallen die gehorteten Positionen trotz des auf den ersten Blick hohen Betrages auf den Devisenmärkten nun wirklich nicht auf. Da werden jeden Tag in USD/EURO(DM) mehrere Billionen gehandelt.

Gruß
Christian

Hi Ralf!

Is klar. Ich dachte nur, es ging um illegale Gelder (Hunderte
Millionen gehorteter DM), die umgetauscht werden müssen. Ich
denke, diese illegalen Gelder kann man dann auch so
umtauschen, dass man keine großen Wertverluste erzielt. Nicht
alles direkt im Januar 2002.

Weil das dann eher Rücklagen sind (bar, damit nicht auf dem
Konto) und nicht für den täglichen Gebrauch bestimmt.

Bei den Geldern der osteuropäischen Normalbevölkerung stimme
ich Dir zu. Aber ich denke, das sind Peanuts im Vergleich der
normalen Finanzbewegungen auf den Börsen.

Ist klar. Die Börse bzw. die Banken arbeiten mit „virtuellem“ Geld - Rechnungseinheiten auf Konten, die einfach umgerechnet und mit einem neuen Währungskennzeichen versehen werden. Hier geht es aber um das Bargeld.

Laut Aussage der Commerzbank gibt es DM-Scheine und DM-Münzen im Gesamtwert von 260 Milliarden DM. Davon befinden sich 60 Milliarden in Deutschland. Die werden durch Banken und Einzelhandel aus dem Verkehr gezogen und durch Euro ersetzt. Im Ausland gibt es weitere 100 Milliarden DM in Scheinen und Münzen, von denen man weiß, wo sie liegen und wie sie eingetauscht werden (soll heißen: die Scheine und Münzen werden legal vor Ort in Euro-Bargeld oder anderes Bargeld getauscht, die DM-Scheinchen und -Münzen fließen dann zurück nach Deutschland). Weitere 100 Milliarden DM in Form von Scheinen und Münzen (wohlgemerkt: Geld zum Anfassen!) sind derzeit nicht lokalisierbar und befinden sich vermutlich in irgendwelchen Safes oder Kopfkissen. Das dürfte größtenteils illegales oder „schwarzes“ Geld sein - und das muß ja auch irgendwie in Euro getauscht werden. Damit das Geld (die DM-Scheine) bzw. der Besitzer nicht auffällt, wird es jetzt Zug um Zug in Dollar, Franken oder Pfund getauscht. Dann kann später niemand mehr sagen, daß es sich um illegale DM-Bestände handelt.

Und 100 Milliarden halte ich durchaus nicht für Peanuts bei einer Bargeld-Umtauschaktion von einer Währung in eine andere.

Grüße
Siegfried

Ergänzung
Als Ergänzung zum Thema Auszüge aus einem Artikel des Handelsblattes vom 8.11.2000, verfaßt von Hans-Werner Sinn, dem Präsidenten des IFO-Instituts:

Begonnen hat er mit 1,18 $ und zeitweise ist er schon deutlich unter 85 US-Cent gefallen: Der Euro macht kein gutes Bild in diesen Tagen. Die Japaner, die voller Hoffnung auf den Euro gesetzt hatten, haben sich nach langem Zögern und nach Abschreibung hoher Verluste enttäuscht zurückgezogen. Eine Trendwende bei der Kursentwicklung ist noch nicht in Sicht.

Vor einer übermäßigen Dramatisierung der Entwicklung sollte man sich hüten. Heute liegt der Kurs in etwa bei der deutschen Kaufkraftparität für einen US-amerikanischen Warenkorb, die bei etwa 85 US-Cent angesiedelt ist. Auch ist der Kurs noch lange nicht da angekommen, wohin die D-Mark bis zum Februar 1985 gefallen war, nämlich bei umgerechnet nur 56 US-Cent.

Dennoch ist der Kursverfall überraschend. Die Euro-11-Staaten exportieren mehr in die Welt als die USA, und die amerikanische Kombination aus einer versiegenden Ersparnis der privaten Haushalte und einem sehr hohen Leistungsbilanzdefizit von 3,6 Prozent des Sozialproduktes ist alles andere als Vertrauen erweckend. Warum nur fällt der Euro?

Er fällt, weil vielen, die europäische Währungen halten, der angekündigte Umtausch in den Euro nicht behagt. Manche haben Angst, altes gegen neues Geld zu tauschen, weil das alte Geld Schwarzgeld ist. Das gilt zumal, weil Banken den Umtausch eines größeren Betrages namentlich registrieren müssen, um Geldwäsche vorzubeugen.

Viele, wenn nicht: die meisten der Menschen außerhalb der Europäischen Union, die europäische Währungen halten, wissen zudem nicht, dass die Währungsunion bereits Realität ist. Man hört das Gerücht, dass die europäischen Währungen im Jahr 2002 wertlos werden und dass angeblich eine neue Währung an ihre Stelle treten wird. Aber man weiß nicht, wer den Umtausch vornehmen wird, und man fürchtet, ein schlechtes Geschäft zu machen. Sein Geld beizeiten in eine konkrete, sichtbare Währung wie den Dollar oder das Pfund umzutauschen erscheint unter diesen Verhältnissen als Gebot der Vernunft.

Zum Zeitpunkt der Einführung des Euro-Währungssystems zirkulierten allein von der D-Mark Zentralbankgeldbestände im Gegenwert von etwa 60 bis 80 Milliarden DM im Ausland. Diese außerordentlich großen Bestände entsprachen zwanzig bis dreißig Prozent der deutschen Geldbasis und acht bis elf Prozent der Geldbasis der Euro-11-Staaten Die vielen Tausend-DM-Scheine unter türkischen Matratzen zählten dazu genauso wie DM-Bestände, die in Kroatien, Slowenien und in anderen osteuropäischen Ländern offiziell als Transaktionswährung akzeptiert wurden und werden. Diese Gelder machen heute sicherlich ein Gutteil jener Bestände aus, an denen das Interesse der Geldhalter schwindet.

Soweit dieser Artikel.

Grüße
Siegfried