Hallo,
Lawrence ist ja auf das meiste eingegangen.
hejho. Okey die Frage sieht komisch aus. Wollte eigentlich
gerne mal wissen welches die schwersten Sprachen in Europa
sind. Ungarisch, Finnisch? Serbisch (die haben ja sogar ne
andere Schrift)? Und überhaupt woran „Sprachwissenschaftler“
die Schwierigkeit an eine Sprache messen/festlegen?
Ungarisch und Finnisch sind auf jedenfall wie bereits von Lawrence erwähnt ganz anders als die anderen europäischen Sprachen, da sie einer anderen Sprachfamilie angehören. Die Grammatik funktioniert anders, die Aussprache ist aber nicht besonders exotisch. Serbisch ist an sich eine relativ „normale“ slawische Sprache, für einen Polen, Tschechen oder Russen leicht zu lernen. Kroaten und Bosnier müssen sie quasi gar nicht lernen, weil die drei Sprachen wirklich nur Dialekte einer Sprache sind. Eine isolierte Sprache in Europa ist noch das Baskische (in Spanien und Frankreich gesprochen) — das ist wirklich mit gar nichts verwandt und die Grammatik ist wirklich ziemlich exotisch.
Es kommt also absolut auf die Muttersprache an, was am schwersten und leichtesten ist. Für einen Deutschen sind Englisch und Niederländisch relativ leicht, Russisch dagegen schwer (die Komplexität der russischen Grammatik ist mit der des Deutschen zu vergleichen; das Alphabet stellt nun wirklich das kleinste Hindernis dar). Für einen Spanier sind Portugiesisch und Italienisch ziemlich leicht, Deutsch dagegen schwierig. Ein Russe kommt mit Polnisch und Ukrainisch gut zurecht, dafür aber weniger gut mit Englisch oder Französisch.
In der Sprachwissenschaft ist es kaum interessant, wie „schwer“ eine Sprache ist, da das ein kaum wissenschaftlich messbares Kriterium ist. Die meisten Linguisten gehen auch davon aus, dass alle Sprachen gleichschwer sind, da jemand, der keinen muttersprachlichen Hintergrund hat (d.h. ein Baby) jede(!) Sprache gleich schnell lernt, sei es so etwas augenscheinlich leichtes wie Englisch oder Spanisch, oder so etwas scheinbar kompliziertes wie Russisch, Deutsch oder eben Baskisch.
Effektiv gesehen kann man aber, denke ich, schon über die relative Schwierigkeit einer Sprache diskutieren — die Anzahl der Phoneme spielt dabei eine Rolle (Finnisch hat hier relativ wenige, Dänisch relativ viele), die Anzahl der Flexionsformen bei Verben (Konjugation: hier hat Englisch sehr wenige und Bulgarisch sehr sehr viele) und Nomen (Deklination: hier liegen Finnisch und Isländisch und Polnisch z.B. weit vorne, Spanisch und Englisch haben gar keine Deklination), aber auch die Regelmäßigkeit dessen: Türkisch ist fast 100% regelmäßig — d.h. du lernst die Formen auswendig und kannst sie auf alle Verben und Nomen anwenden, das geht im Englischen, Russischen und Deutschen nicht. Im Spanischen werden aber selbst die unregelmäßigen Verben in gewisser Weise regelmäßig konjugiert. Überhaupt steht Türkisch trotz der vielen verschiedenen Formen, die ein Verb und ein Nomen haben können, in Sachen Regelmäßigkeit fast mit einer Kunstsprache wie Esperanto auf einer Stufe!
Und die bereits erwähnten Artikel (oder besser: Geschlechter/Genera) einer Sprache: Englisch hat nur einen Genus, ist hier also kein Problem, Spanisch hat zwei, die man meistens an der Nomenendung ablesen kann, Deutsch und die slawischen Sprachen haben drei. Genera sind immer „willkürlich“, d.h. du kannst dir aus dem Sinn eines Wortes nur sehr sehr selten das korrekte Genus und damit den Artikel oder die passende Adjektivform herleiten.
Wie gesagt zweifle ich, dass man das wirklich objektiv messen kann, aber ich denke, wenn man diese Kriterien betrachtet, dürften das Deutsche, das Isländische und eine der slawischen Sprachen (vllt. Russisch oder Tschechisch) als „sehr schwer“ gelten, aber eben natürlich nicht für Sprecher der gleichen Sprachunterfamilie.
Baskisch, Albanisch und Ungarisch wären auch noch Kandidaten, denke ich, aber mit denen kenne ich mich weniger aus.
Dann noch was anderes: Es ist ja so, dass verschiedene
Muttersprachler andere Sprachen gut oder auch schlecht
erlernen können. Ich meine, jemand aus Japan lernt Chinesisch
bestimmt schneller wie jemand aus Europa
Weil sich die
Sprachen halt ähnlich sind (im weitesten Sinnen).
Nur wegen der Zeichen eigentlich, ja. Aber die Grammatik, Aussprache und Struktur ist eine völlig andere. Japanisch und Koreanisch sind sich grammatikalisch gesehen recht nahe und beide haben unheimlich viele Lehnwörter aus dem Chinesischen und viele aus dem Englischen. Aber da Chinesisch, Japanisch und Koreanisch nicht verwandt sind, sind das eher oberflächliche Ähnlichkeiten. Es stimmt aber: ein Japaner lernt leichter Chinesisch oder Koreanisch als Thai (eine völlig andere und ebenso unverwandte asiatische Sprache).
Wie ist das in Europa? Leute die russisch sprechen können ja
nicht mal richtig die Umlaute aussprechen.
Das geht dir vielleicht mit den russischen Vokalen ähnlich. Das Deutsche ist eine sehr vokalreiche Sprache; wenn ich mich nicht irre, gibt es 15 verschiedene Vokallaute. Das Dänische toppt das noch und fügt eine irre Anzahl von Diphthongen und Triphthongen (Kombinationen aus 2 und 3 Vokalen) hinzu. Und ja: für Sprecher mit nur wenigen Vokalen ist das schwierig. In Europa gibt es allerdings keine Sprachen mit weniger als 5 Vokalen. Das Spanische hat z.B. genau 5.
Sprachen mit nur zwei Vokalen findet man beispielsweise im Kaukasus, aber die Leute sprechen meist auch Russisch bzw. Georgisch, so dass auch mehr Vokale keine Probleme machen.
Es gibt auch
Sprachen wo die Vokabeln ganz einfach sind bzw. man nur zwei
hat. Wenn die jetzt Deutsch lernen wollen wo es 3 gibt, kann
man schon schnell durchdrehen 
Ja, wohl wahr. Versuch mal, Dänisch zu lernen, das hat (gefühlt) NUR Vokale. 
Bei Konsonanten übrigens genauso: allgemein haben diejenigen Leute eben Probleme, deren Muttersprache gewisse Laute fehlen. Hier in China haben die Laoten Probleme mit der Aussprache der vielen chinesischen Zischlaute: das Laotische hat nur /s/ und /ts/, dafür sind die Töne weniger ein Problem. Eine polnische Kommilitonin hat eine prima Aussprache der Konsonanten (die Zischlaute gibt’s praktisch 1:1 im Polnischen), während die Töne ein Problem sind (das Polnische ist natürlich keine Tonsprache).
Das sind aber alles Tendenzen. Es gibt immer Ausnahmen und Leute, die mit Grammatik und Aussprache fremder Sprachen keine Probleme haben… 
Viele Grüße und gute Nacht!