Evolution

Hallo,

nachdem der Sexualtrieb bei allen Lebewesen am stärksten dominiert um die Art zu erhalten, frage ich mich wie es die Natur geschafft hat, bei den allerersten Lebewesen diese Erkenntnis einzubringen? Es lagen ja noch keine Erfahrungswerte vor über Leben, Sterben und die Notwendigkeit der erforderlichen Fortpflanzung um die Art/Spezie überleben zu lassen. Aber scheinbar muß gleich zu Beginn einer Lebensform die Fortpflanzung gewissermaßen einprogrammiert gewesen sein. Meine Frage ist, woher diese notwendige Voraussicht kam, wenn es noch keine Vorkennnisse, Erfahrungswerte gab, auf die zurückgegriffen werden konnte? Es war ja für die allerersten Lebewesen eine Situation vorhanden, die völlig unbekannt war.
Danke für die kompetente Antwort!

Grüsse fuerte

Hallo,

wer sagt uns denn, daß die „Natur“ dies bei den allerersten Lebewesen geschafft hat? Es könnte Millionen und mehr Versuche gegeben haben, von denen wir nichts wissen, weil diese Lebewesen eben nicht fortpfanzungsfähig waren.

Grüße

godam

Hallo

Sexualität und Fortpflanzung ist nicht das selbe. Sexualität bedeutet genetischer Austausch und kam erst eine Weile nach der Entwicklung des Lebens.

Die ersten Lebewesen hatten die Zellteilung (Fortpfanzungsfähigkeit ist eine der Definitionen für „Was ist Leben“) - wie oft molkuläre lebensähnliche Strukturen sich verbanden und wieder zerfielen, ohne die Zellteilung entdeckt zu haben, weiss man nicht - aber das Leben hat sich ja auch Zeit gelassen, zu entstehen.

Wie das Leben entstand weiss man bis heute nicht, nicht mal ungefähr -ohne Fossilien bleiben alle Annahmen, Theorien und Versuche Spekulation, wie es gewesen sein könnte - und somit kann auch niemand näheres über die genaue Entstehung der Fortpflanzung sagen.

Gruss, Sama

Servus,

nachdem der Sexualtrieb bei allen Lebewesen am stärksten
dominiert um die Art zu erhalten, frage ich mich wie es die
Natur geschafft hat, bei den allerersten Lebewesen diese
Erkenntnis einzubringen?

Nun, da geht schon einiges durcheinander.

  1. „Bringt die Natur“ keine Erkenntnisse ein. Die Natur handelt nicht zielgerichtet.

  2. Ist der Sexualtrieb keine Erkenntnis, sondern ein Trieb.

  3. Ist weder klar ob „alle Lebewesen“ überhaupt einen Sexualtrieb besitzen, noch wie stark dieser in dem jeweiligen Lebenwesen ausgebildet ist.

4.Scheinst Du Fortpflanzung, Sexualität und Sexualtrieb durcheinander zu werfen.
Der Unterschied:
Alle Lebenwesen pflanzen sich fort.

Sexualität setzt zweigeschlechtliche Fortpflanzung voraus. Die den „ersten Lebewesen“, nämlich irgendwelche Einzeller, pflanzen sich durch Zellteilung fort. Dies ist eine „asexuelle“ Vermehrung (besser gesagt „vegetative Vermehrung“). Auch einige Mehrzeller und Pflanzen sind zu solcher Fortpflanzung fähig. Somit ist Sexualität erst eine spätere „Entwicklung“.

Wahrscheinlich noch später kam dann der Sexualtrieb hinzu, da dieser zumindest ein rudimentäres Gehirn voraussetzt.

Es lagen ja noch keine
Erfahrungswerte vor über Leben, Sterben und die Notwendigkeit
der erforderlichen Fortpflanzung um die Art/Spezies überleben
zu lassen.

Auch hier zäumst Du das Pferd wieder „von hinten auf“. Es ist doch so, dass die Natur irgendwelche „Erfahrungswerte“ gewinnt und weiter gibt. Dass ist ja gerade das geniale an der Evolutionstheorie: Es braucht keine „gerichtete“ Entwicklung.

Wichtig ist auch zu wissen, dass Evolution nicht an Lebewesen gebunden ist, sondern z.B. auch bei Molekülen funktioniert.

So hat z.B. ein autokatalytisches Molekül, also ein Molekül, welches aufgrund seiner Beschaffenheit die Entstehung neuer Moleküle begünstigt (Das DNA-Molekül wäre so ein Beispiel), schon den gleichen Regeln von Selektion und Evolution unterliegt.

Aber scheinbar muß gleich zu Beginn einer
Lebensform die Fortpflanzung gewissermaßen einprogrammiert
gewesen sein.

Wie gesagt, anders herum: Ein Molekül/Lebewesen, welches sich nicht fortpflanzt, wird keine neue Generation hervorbringen und kann daher auch keinen Selektions- oder Evolutionsprozessen unterliegen.

Beispiel:

Molekül A wird gebildet und auch wieder zerstört.
Molekül B wird genauso schnell gebildet und auch wieder zerstört, kann aber die Bildung von neuem B katalysieren.

Nach kurzer Zeit wird die Menge von Molekül A immer noch konstant sein, bzw. - je nach Gleichgewicht zwischen Bildung und Zerfall - linear ansteigen oder linear abfallen.

Im Vergleich dazu wird bei B hingegen das Molekül überproportional gebildet, da neu entstehendes B die Entstehung von weiterem B begünstigt.

Daher wird - egal welches Gleichgewicht zwischen Bildung und Zerfall besteht - die Menge von B immer mehr sein, als die Menge von A.

Wenn sich durch irgendeinen Zufall B zu B’ verändert, welches wiederum die Bildung von B’ noch besser katalysiert, dann wird sich dieses Molekül noch deutlicher gegenüber den anderen Molekülen „durchsetzen“.

Alles was man hier braucht ist Zufall (= zufällige Veränderungen) und Selektion (= ein durch diese zufällig Veränderung herbeigeführter Vorteil) der zu einem „Evolutionsprozess“ führt, bei dem sich die Moleküle/Lebewesen durchsetzen, die sich unter den gegebenen Umgebungs-Bedingungen am besten vermehren können.

Kein „Plan“, keine „Programmierung“, keine „Erkenntnis“ ist hierzu nötig.

Gruß,
Sax

Hallo Fuerte,

die Antwort ist relativ einfach. Organismen gleich welcher Art, die sich nicht fortpflanzen, d. h. vermehren können, haben ein sehr hohes Risiko auszusterben. Zu der Zeit als die ersten Organismen auf unserem Planeten entstanden haben sich deshalb nur die durchgesetzt, die zufällig die Fähigkeit zur Fortpflanzung durch Zellteilung erworben hatten. Ein einfaches Prinzip der Evolution. Wie dies im Detail geschehen ist weiß man allerdings leider nicht. Es ist einfach zu lange her.

Die Sexualität entstand wie schon von Sama festgestellt wurde erst später und ist nicht überall vorhanden. Auch die Sexualität hat sich letztendlich, nach dem sie zufällig entstanden ist, dort durchgesetzt wo sie einen Vorteil für die Fitness der Organismen brachte.

Evolution basiert auch immer nur dahingehend auf ‚Erfahrung’, als dass sie auf dem aufbaut was bisher vorhanden ist. Vorangetrieben wird sie immer aufgrund der aktuellen Umwelteinflüsse. So haben wir z. B. bei den Landwirbeltieren (Tetrapoden) keine flugfähigen Exemplare, deren Flügel auf einem dritten Extremitätenpaar beruhen. Sondern die Flügel entwickelten sich immer aus dem vorderen Extremitätenpaar, weil es das eben schon gab.

Gruß
Grin

Hallo fuerte,

nachdem der Sexualtrieb bei allen Lebewesen am stärksten
dominiert um die Art zu erhalten, frage ich mich wie es die
Natur geschafft hat, bei den allerersten Lebewesen diese
Erkenntnis einzubringen? Es lagen ja noch keine

die ersten Cyanobakterien (Blaualgen) – mit bis heute vorwiegend ungeschlechtlicher Vermehrung und damit sehr geringem Sexualtrieb - traten bereits etwa vor ca. 2 bis 2,5 Milliarden Jahren auf. Ohne geschlechtliche Fortpflanzung geht es also auch um die Art längere Zeit zu erhalten.
Die Natur brachte die „Erkenntnis“ des Sexualtriebs peu-à-peu ein.
Alle Lebewesen enthalten als Erbanlagen die DNA, die sich nur in der Anordnung ihrer organischen Basen unterscheidet. Sie ist der Sitz von genetischen Merkmalen.
Die Prokryoten (z.B. Bakterien und die obigen Cyanobakterien) gehören mit zu den allerersten Lebewesen und enthalten ebenfalls DNA.

Die Prokaryoten entwickelten sog. „parasexuelle Prozesse“ (= genetische Rekombination ohne Karyogamie und Meiose) als eine Art Vorstufe der sexuellen Fortpflanzung, die eine Rekombination (Neukombination) der Erbanlagen bedingt.

Bei Bakterien sind drei Typen von DNA Übertragung als „parasexuelle Prozesse“, sozusagen frühe, ausgefeilte sexuelle Praktiken :smile: bekannt: Konjugation, Transduktion und Transformation.
Z.B. bei der Konjugation wird in der Regel nur ein Teil des genetischen Materials einer Spender-Zelle (Donor) in eine Empfänger-Zelle (Recipient) übertragen. Das Chromosom des Empfängers und das Chromosomenfragment des Spenders paaren und tauschen Segmente aus. Während der nachfolgenden Zellteilung entsteht eine Zelle, die nur das rekombinierte Chromosom enthält.
Beim Paarungsvorgang ist der Spender-Zustand bei Bakterien an das Vorhandensein eines übertragbaren DNA-Elements in der Zelle gebunden. Diesen Zustand nennt man den Geschlechtsfaktor F (engl.: sex factor; F für Fertilität).

Während der Konjugation werden zwei Zellen durch einen schmalen Konjugationstubus (Pilus, Plural = Pili) verbunden, durch den die DNA von einer Zelle zur anderen wandern kann. Das genetische Material wird gerichtet übertragen, d.h. es wird von einem Spender- zu einem Empfänger-Stamm übertragen.
Vor den etwa 1 Milliarde Jahren, als einzellige Eukaryota auftraten und die sexuelle Rekombination des genetischen Materials erfanden, hat es die Natur nach deinen Worten „geschafft“, dem Leben wenigstens die oben genannten parasexuellen Praktiken - neben der damals überwiegenden ungeschlechtlichen Vermehrung - beizubringen. Eine ganz schöne Leistung wie ich meine.

gewesen sein. Meine Frage ist, woher diese notwendige
Voraussicht kam, wenn es noch keine Vorkennnisse,
Erfahrungswerte gab, auf die zurückgegriffen werden konnte? Es

Da war keine Voraussicht notwendig, die Natur hat ohne Vorkenntnisse ein wenig herumgespielt. Zeit hat sie sich ja gelassen und viele Variationen ausprobiert die sie zum Großteil vor uns Eintagsfliegen verbirgt.
Vielleicht schämt sich die Natur auch weil sie so lange herumgemurkst hat und es ist doch nur der Mensch mit seinem dominierendem Sexualtrieb herausgekommen.

Gruß

watergolf