Sehr geehrter Herr Nemitz,
genau so wie sie es beschreiben ist es. Abgesehen davon, dass man eine Mutation
zunächst wertneutral (!) als punktuelle Veränderung im Erbgut sehen würde. Ob sie
ein Gen-„Defekt“ ist oder aber eine vorteilhafte Veränderung zeigt sich erst dann -
wie Sie beschrieben haben - in Interaktion mit der Umwelt, also dann wenn sie
besser in die (veränderte) Umwelt passt als genetische Zusammensetzungen der
„Mitberwerber“.
Deshalb sind im Übrigen auf wissenschaftlicher Ebene auch Evolution und Ökologie
nicht zu trennen. Die sich ändernden ökologischen Einflüsse verändern die
Selektion, und die neu evolvierten Merkmale verändern dann wiederum die Umwelt.
In den Medien wird es oft fälschlicherweise so dargestellt dass man den Eindruck
bekommt die Evolution würde für eine zielgerichtete Anpassung sorgen. Manchmal
in fataler Weise, in dem es so rüber kommt als würde sich ein konkretes Individuum
evolutiv anpassen, was definitiv nicht der Fall ist.
Die Mutationen sind völlig zufällig, überhaupt nicht zielgerichtet und meistens
zerstörerisch. Evolutive Selektion ist dann das Aussortieren des Nachwuchses nach
Kriterien der besten Anpassung an die Umstände. Um Ihrem Beispiel zu folgen
haben die Echsennachkommen mit Schwimmhäuten in einer Trockenperiode
schlechte Karten. Die selbe Veränderung wäre aber in einem feuchterem Millieu auf
einmal sehr vorteilhaft. Ob und wann sie einen Ansatz zu Schwimmhäuten
entwickeln ist der Zufallsfaktor, der dann durch die Selektion verworfen oder
begünstigt wird.
Ich hoffe geholfen zu haben. Bitte lassen Sie sich nicht von der oft allzu
missverständlichen (=journalistisch missverstandenen) Darstellung irritieren.