Das ist ein soziobiologisch sehr interessantes Phänomen. Weiß
jemand bzw du, wieso das so ist?
Es ist, im Wesentlichen, eine Kosten-Nutzenfrage.
Natürlich greifen bei einer so komplizierten Lebensform wie der des Menschen, verschiedene Mechanismen ineinander, die sich, zum Teil gegenseitig verstärken, zum Teil als Schlange darstellen, die sich in den Schwanz beißt.
Man müsste wohl Soziobiologie studiert haben, um das alles aufzudröseln und im Endeffekt darüber ein Buch schreiben, das dann wieder keiner liest.
Ich will mal, in bunter Reihenfolge, einiges aufgreifen, das auch dem Laien verständlich ist.
Da ist einmal, als sehr wichtiger Faktor, Religion, bzw. Religionsgläubigkeit.
Alle Religionen rekrutieren ihre Anhänger zum größten Teil aus den Kindern, die in einer gläubigen Familie aufgewachsen sind.
Die Zahl derjenigen, die aus Überzeugung den Glauben wechseln, ist sehr gering.
(Hängt damit zusammen, dass jemand, der den Glauben wechselt, eigentlich schon soweit aufgeklärt sein muss, dass er einen Überblick hat. Wer aber Überblick hat, erkennt meist, dass sich Wechseln nicht lohnt, weil es die ideale Religion eben nicht gibt.)
weiter… Weil das nun so ist, dass neue Gläubige, nur aus gläubigen Familien kommen, würde eine Religion, die Geburtenkontrolle erlaubt oder gar fördert, sich früher oder später selbst ausrotten.
Gläubig, blind gläubig, sind aber nun meistens die unteren Schichten, die mangels Bildung und Weltsicht gar nichts anderes können, als blind das zu glauben, was ihnen ihre Priester oder unter Kontrolle der Kirchen stehende Lehrer verkünden. Und wenn die Priester nun das Kondom und die Abtreibung verteufeln, dann benutzt man eben keins, oder zumindest seltener und somit hat man mehr Kinder. Die verharren dann in der blinden Gläubigkeit ihrer Eltern und erzeugen ihrerseits wieder mehr Kinder.
In den untersten sozialen Schichten bringen Kinder tatsächlich noch einen gewissen Nutzen. Sei es, in den Entwicklungsländern, dass sie durch Sklavenarbeit einen Pfennig mehr verdienen als sie selbst verbrauchen oder dass man sie zum Betteln schickt, sei es, dass in den westlichen Industriestaaten mehr Sozialhilfe gezahlt wird, von der man einiges für sich abzweigen kann.
(In Amerika gibt es, meines Wissens, etliche Frauen, die Jahr für Jahr ein Kind von irgendeinem Mann schmeißen, weil sie nur so an Sozialhilfe für sich gelangen können.)
Un- oder schlecht gebildete Frauen haben entweder keinen, oder einen stumpfsinnigen Job. Das Aufziehen eines Kindes, das Leben als Hausfrau und Mutter erscheint ihnen, so oder so, eher als Bereicherung, so dass die Energie, die sie für Schwangerschaftsverhütung bzw. Abbruch aufbringen meistens ziemlich mäßig ist.
Gut verdienende Frauen in interessanten Jobs, haben da weit mehr zu verlieren und überlegen meist sehr genau, ob der Karriereeinbruch und der Einkommensverlust die Sache wert ist.
Der soziale Status. Ein Kind aufzuziehen bringt kaum Statusgewinn, dagegen muss man, wenn man mithalten will, Jahr für Jahr nach Timbuktu, oder sonst wohin fliegen, um dort für drei Wochen verblödend am Strand herum zu liegen. Wer Kinder hat, kann schlecht nach Timbuktu. Wer viele Kinder hat, gilt sowieso als asozial, wenn er es einigermaßen gut 'rüber bringen kann, zumindestens als Freak.
Geburtenverhütung vor- oder nachträglich kostet Geld. Bleibt der Frau aus den armen unteren Schichten nur der gefährliche, schmerzhafte Weg zur Engelmacherin mit den Stricknadeln so wird sie sich eine Abtreibung dreimal länger überlegen, als die Frau mit dem guten Einkommen, die mal eben nach Holland fliegt. (Stimmt heute nicht mehr ganz, kann aber jederzeit wieder stimmen.)
Hat der Sozialhilfeempfänger mal 20.- Mark übrig, so wird er es sich sehr überlegen, ob er sich für das Geld Bier oder seiner Frau die Pille kaufen soll. Im Zweifelsfall wird er sich vornehmen, sich zu beherrschen, in die nächste Kneipe gehen und, nach Hause gekommen, seiner Frau „im besoffenen Kopp“ ein Kind machen. Das ist keine Verurteilung! Menschen sind so und wenn die Reichen Whisky saufen sollte man den Armen wenigstens ein Bier gönnen.
Unsere westlichen Industrieländer haben kein Herz für Kinder, noch weniger haben sie eins für Frauen mit Kindern. Früher konnte man morgens die Tür aufmachen und die Kinder auf die Straße lassen, Sorgen machte man sich frühestens, wenn sie nicht zum Essen kamen, heute sind Kinder so permanent gefährdet, etwa durch den Straßenverkehr, dass man sie nicht aus den Augen lassen kann.
All die Punkte, an denen sich Frauen mit Kindern früher trafen und Erfahrungen und Meinungen austauschten, etwa der Tante Emma Laden, das Backhaus, das Waschhaus sind verschwunden. Frauen mit Kindern sind im Allgemeinen verdammt einsam, als Ersatz bleibt ihnen nur noch das Fernsehen und dass uns das permanent verblödet steht wohl außer Zweifel.
So, ich will lieber aufhören, sonst liest es eh kein Mensch mehr. Ich sag’s ja, man müsste ein Buch schreiben…
Gruß, Nemo.