Evolution Kopfhaar-Körperbehaarung

was macht es aus Sicht der Evolution für Sinn daß bein Mensch sowohl bei Männer und Frauen das Kopfhaar lang und kräftig wächst und am übrigen Körper nur noch rudimentär vorhanden ist.

Lieber Lothar,

leider kann ich Deine Frage nicht beantworten, ich kenne die Antwort nicht. Ich könnte mir jedoch vorstellen, dass der Grund in der sexuellen Auslese besteht.

Gruß
Aristipp

Hallo Herr Sehringer,im Internet fand ich folgende Zusammenstellung der verschiedenen Theorien die mir sehr einleuchtend klangen.

http://www.uni-saarland.de/fak5/ronald/haare/ontogen…

Haare in der Evolution
Die Ausprägung des Haarwuchses bei unseren „Urahnen“ unterschied sich erheblich von unserem heutigen Behaarungsmuster. Frühere Formen der Spezies Mensch verfügten über eine sehr dichte Körperbehaarung, man könnte praktisch sagen über ein „Fell“.
Wieso nun hat sich dieses Haarkleid soweit zurückgebildet? Hierzu gibt es etliche wissenschaftliche Theorien, die in vielen Fällen einleuchtende Argumente beinhalten, zugleich aber auch ihre Schwachpunkte haben können. Vier wichtige Theorien stellen wir vor.

Die Savannen-Theorie
Die Savannen-Theorie geht davon aus, dass in Afrika der Baumbestand immer weiter zurück wich, was man auf klimatische Veränderungen zurückführt. Es entstanden mehr und mehr Savannen, sprich grasige oder auch mehr oder weniger kahle Ebenen.
Unsere hominiden Vorfahren, zu ihrer Zeit Waldbewohner, zogen nun in diese Ebenen. Das hatte zur Folge, dass sich ihre Lebensbedingungen massiv änderten, was eine Anpassung an veränderte Umweltbedingungen verlangte. Das bedeutete konkret, dass diese Hominiden statt dem früheren wohl beschatteten Dasein in und auf Bäumen nun viel Zeit im prallen Sonnenschein verbringen mussten.
Auch ihre Ernährungsgewohnheiten änderten sich mehr und mehr. Vom überwiegenden Sammler, sprich Pflanzenfresser veränderte sich die Spezies auch hin in Richtung Jäger.
Wenn ein solcher „haariger Affe“ bei sehr starker Hitze und intensiver Sonneneinstrahlung über die Savannen jagte, musste er unweigerlich „ins Schwitzen geraten.“ Und genau hierin sehen einige Wissenschaftler die Begründung für den starken Haarverlust der Population über die Zeit: Der Verlust der Haare soll wegen der nunmehr starken Schweißabsonderung erfolgt sein, da Schweiß auf glatter Haut schneller verdunsten kann und so intensiver kühlt.

Haarverlust als zufälliges Nebenprodukt
Man nimmt an, dass das Fehlen starker Körperbehaarung zwar keinen konkreten Vorteil, aber auch einfach keinen evolutionären Nachteil mehr darstellte, denn der Mensch schuf sich zunehmend eigene Schutzmechanismen wie z.B. Kleidung und Heizung. Man vermutet daher eine eher „zufällige“ Veränderung eines nicht länger relevanten Merkmals, nämlich des starken Körper-Haarwuchses.

Die aquatische Theorie
Die aquatische Theorie mutet auf den ersten Blick ebenso interessant wie unglaublich an: Die Hominiden sollen über einen längeren Zeitraum während ihrer Entwicklung im Wasser gelebt haben.
Einige menschliche Merkmale, die bei landlebenden Säugern eher ungewöhnlich sind, findet man jedoch häufig bei Säugern, die das Land verlassen haben und nun im Wasser leben. Als Erklärung für dieses Phänomen nimmt man an, dass in dem entscheidenden Zeitraum große Teile des Lebensbereichs unserer Vorfahren vom Meer verschlungen worden seien. Wenige verbleibende Hochlandgebiete bildeten darin Inseln. Einige Hominiden passten sich nun dem aquatischen Lebensraum an, sie brachten daher auch eine Reihe aquatischer Adaptationen mit sich.
Dazu zählte unter anderem Verlust der starken Körperbehaarung und Anlagern einer dickeren Fettschicht am Körper. (Man denke auch an die scherzhaft „Schwimmhäute“ genannten Bereiche zwischen unseren Fingern.) Die von den vertretern dieser Theorie gelieferte Begründung ist relativ einfach: Ein großes Wassersäugetier muss sich warm halten. Dazu nützt eine Fettschicht im Inneren des Körpers besser als eine Schicht Haare am äußeren Körper.
Außerdem bedeutete die stromlinienförmige Wuchsrichtung der verbleibenden Haare eine Verbesserung der Schwimmfähigkeit durch geringeren Widerstand.

Neotenie
Durch Verzögerung und Verlangsamung von Entwicklungsprozessen können Tiere über die Lebensspanne Eigenschaften beibehalten, die im Vergleich zu ihren Vorfahren als typisch unreife/kindliche Ausprägung angesehen werden.
Wenden wir dies auf den Menschen und seine Evolution an, dann kann man sich diesen als einen „pädomorphischen (Kind-gestalteten) Affen“ mit entsprechenden kindlichen Merkmalen bezeichnen: Beispiele hierfür sind im Vergleich Mensch-Affe die kindlich-runde Kopfform und eben auch das spärliches Haarmuster des Menschen (genau wie beim Affenbaby bzw. Fötus).
Diese Verlangsamung der Entwicklungsprozesse kann man als sehr großen Evolutionsvorteil des Menschen bezeichnen, denn der Mensch hat so sehr viel mehr Zeit zum Wachstum und Reifen, für Spiel, Erfahrung und Lernen. Dies hat eine enorme Verbesserung der Fähigkeiten und Fertigkeiten, sowie generell eine sehr viel leistungsfähigere Ausbildung des Gehirnes zur Folge. Für die Neotenie-Theorie spricht das vergleichsweise sehr langsame „Erwachsenwerden“ des Menschen verglichen mit anderen Spezies.

Viele Grüße
Wilhelm Habermalz

Hallo Lothar,
leider habe ich keine Ahnung, warum das so ist. Dies betrifft nicht mein Fachgebiet. Ich vermute aber, dass die fehlende Körperbehaarung mit der Kleidung zusammenhängt und deshalb überflüssig wurde. Kopfhaar ist notwendig gegen Sonneneinstrahlung usw.

Bis neulich

Rolf Grajek

die antwort, lieber freund, gäbe dir das „missing link“… - „er schuf sie nach seinem ebenbild“ sagt die bibel, UND : ihr habt ohren und hört doch nicht, ihr habt augen und seht doch nicht…
das „rohmaterial“ waren irdische primaten, d.h. ganz ohne haare gings dann doch nicht.
viel spass beim nachdenken :wink:
hans-1010

Die Herkunft des Wortes «rudiment» kommt aus dem Lateinischen (rudimentum). seine Bedeutung ist: Anfang. Der Wuchs des Kopfhaares und auch der körperlichen Behaarung sind Erscheinungsbilder und somit gehören diese dem Phänotyp zugeordnet. Im Laufe der Evolution sind diese Merkmale Verkümmert, nicht (mehr) ausgebildet, also rudimentär.

Ilselore

was macht es aus Sicht der Evolution für Sinn daß bein Mensch
sowohl bei Männer und Frauen das Kopfhaar lang und kräftig
wächst und am übrigen Körper nur noch rudimentär vorhanden
ist.

Sicher weiß ich es nicht,
aber ich vermute sehr stark, daß es damit zusammenhängen könnte,

daß Wärme nach oben steigt.
In kalten Regionen oder während der Eiszeit wäre man so nach oben hin, wo am Schädel die Wärme entweicht, besser gedämmt.

So haben viele Tiere, seien es Vierbeiner oder Menschenaffen eine schwache Bauchbehaarung. Dort ist wegen des Körpermittelpunkts und wo die arbeitenden inneren Organe, die größte Körperwärme herstellen, keine Behaarung nötig und wird von der Evolution auf Dauer dann dort auch nicht ‚hergestellt‘, vernachlässigt.

Wenn das stimmt, müßten Menschen in kälteren Regionen heutzutage mehr Haare auf dem Kopf haben, als Menschen in südlichen Gefilden. Die müßten dann vermehrt Glatzen haben.

Es gibt Menschen mit sehr starker Körperbehaarung, … einer hat sogar Haare im Gesicht, wie ein Fell.

Dieser, meiner Theorie nach müßten dann aber auch die Schultern stärker behaart sein. Aber das mag daran liegen, daß bei Benutzung der Arme Wärme entsteht und auf der Kopfhaut nicht, undüber die Kopfhaut entweicht ja auch hauptsächlich die Wärme, weil es ganz oben am Körper ist.

Augenbrauen, jedenfalls sind denke ich dazu da, daß nicht ungebremst Schweiß in die Augen läuft.

Es könnte aber auch sein, daß wir noch viel viel weiter in die Evolution zurückforschen müssen, um es herauszufinden: So könnte es sein, daß die Stellen, an denen wir heute noch viele Haare haben beim Ur-Säugetier oder noch viel früher bei den ersten Landgängern oder noch früher den ersten Wirbeltieren, … daß es damals die Stellen waren, die als erste Schutz (Schuppen, Panzer, Haare, Flaum, Federhaare, …?) hatten, vielleicht auch gegen Wind und Wetter oder Sonneneinstrahlung von oben.

Ich könnte mir sehr gut auch vorstellen, daß in den Millionen Jahren der menschlichen Evolution schlicht und einfach Partner MIT einem ordentlichen ‚Rest‘ Haaren auf wenigstens dem Kopf, am liebsten ‚genommen‘ wurden von den Partnern. Also optische, ästhetische Selektion bei Partnerwahl.

Tut mir Leid, ich kann dir da nicht viel zu sagen. Der Wikipediartikel zum Thema Körperbehaarung ist vlt. etwas hilfreich:
http://de.wikipedia.org/wiki/K%C3%B6rperbehaarung#Fu…

Beste Grüße,
b

Haare sind ein hervorragender verankerungspunkt für parasiten und daher für eine spezies die den intellekt hat um in behausungen zu leben eher ein hindernis, weil sich solche parasiten in einer umgebung mit guter temperaturkontrolle besser etablieren können - somit sterben zu stak behaarte individuen früher an parasitenbefall und haben weniger reproduktionschancen .

Der kopf beherbergt das gehirn, und das braucht eine menge energie, sprich blutdurchlauf. Mit seiner kugelartigen fom bietet er eine grosse oberfläche die eine menge energie abgeben kann - also benötigt man dichtes und langes haar um die wärme drinnen zu halten.

Ebenso ist der kopf der punkt, der nicht durch kleidung geschützt werden kann ohne die sinne zu beeinträchtigen, daher ist der vorteil von kleidung im falle von kapuzen eher ein nachteil als ein vorteil (von der erfindung der kleidung bis zu erfindung von nicht-einschränkenden kapuzen kann eine weile vergehen)

Auch muss die haut, die immer in richtung sonne zeigt, vor den nebenwirkungen von UV strahlung geschützt werden.

Kopfhaar als isolationsschicht bietet auch weniger parasiten einen guten wohnort, da ständige temperaturschwankungen sich für lebewesen mit geringen wärmeanpassungsfähigkeiten einfach nicht als lebensraum eignen - nur wenige parasiten haben es geschafft sich daran anzupassen.

Achsel- und schambehaarung haben noch extremere temperatur und feuchtigkeitsschwankungen, sind daher genauso schlecht für parasiten geeignet und dienen ausserdem noch als pheromonträger - ein leuchtfeuer dass bei der reproduktion sehr hilfreich sein kann.

Zu guter letzt kommen instiktive und intellektuelle schönheitsideale hinzu, die ein „schönes, langes fell“ attraktiver als „parasitenzerfressenes, kampfgeschändetes fell“ erscheinen lassen - wobei mit zunehmender intelektueller evolution immer mehr von einem gesellschaftlichen als instiktiven schönheitsideal ausgegangen werden kann.

Hallo Lothar,

tut mir leid, daß ich auf deine Anfrage erst so spät antworte, aber ich war in Urlaub.

Der „Sinn“ steckt darin, daß es nicht sinnvoll ist, nicht benötigte Organe auszubilden: es werden unnötig Resourcen verschwendet und die Gefahr einer Krankheit an dem entsprechenden Organ ist auch gegeben (z.B.Krebs).
Weshalb die Resthaare allerdings gerade auf dem Kopf noch stärker wachsen, kann ich dir aber nicht verraten.

Gruß
Peter