Evolution weiblich männlich (etwas lang)

Moin,

Entschuldigung, es wird etwas länger, ich weiß nicht, was ich weglassen kann, ohne meinen Gedankengang zu verfälschen.

Mich interessiert die „Weibchen-Männchen-Frage“, also weshalb es weibliche und männliche Lebewesen gibt, egal ob Pflanze oder Tier.

Die Antwort „So macht´s doch mehr Spaß!“ hat ja durchaus ihre Berechtigung, aber trifft nicht den Kern meiner Frage.

Mich interessiert weshalb es diese Differnzierung gibt. Ich fasse mal zusammen, wovon ich ausgehe.

Die einfachste Art der Vermehrung ist die asexuellen, Teilung/Knospung. Hierbei ist zwangsläufig das genetische Material identisch. Eine Veränderung kann nur durch eine Mutation erfolgen.

Die nächste Stufe der Anpassung ist die sexuelle Fortpflanzung, die aber noch keine w-m-Differenzierung erfordert, sondern „nur“ durch einen Austausch von Genen eine Beschleunigung der möglichen Veränderungen und damit der Anpassung an die Umwelt ermöglicht. Ich denke hier an sexuelle Fortpflanzung von z.B. Parameceum (Konjugation).

Wenn ich jetzt an die sexuelle Fortpflanzung z.B. des Menschen denke, haben wir eine Differnzierung w-m mit der neuen Qualität, dass die weiblichen Eizellen schon bei der Geburt angelegt sind und auf die lebenslange Veränderung der Umweltbedingungen sozusagen integrierend wirken. D.h. also eine Art „Mittelwert-Bildung“ bis zum Zeitpunkt einer evtl. Befruchtung betreiben.

Mit aller Vorsicht könnte man hier auch vermuten, dass deshalb Frauen eher integrierend, stabilisierend, vermittelnd sind.

Die männlichen Spermien werden „bei Bedarf“ gebildet, ok. schon auf Vorrat, aber sie leben nur eine kurze Zeit, ihre Überlebensfähigkeit ist also immer an die aktuelle Umwelt gekoppelt.

Analog könnte man hier auch daran denken, dass Männer deshalb eher impulsiv reagieren, manchmal das Ganze aus dem Blickfeld verlierend.

Bringt also diese Aufspaltung in zwei neue Qualität – nicht wertend – eine zusätzliche Beschleunigung oder Stabilität in die Evolution?

Wie sieht es bei Zwittern, z.B. Weinbergschnecken, oder Tieren, die je nach Situation ihr Geschlecht wandeln können aus? Gibt es da auch diese Differnzierung w-m im Sinne von integrierend-differenzierend?

Puh, ich hoffe, dass ich meine Frage(n) einigermaßen verständlich gemacht habe.

Einen schönen Sonntag!

Gruß Volker

Moin,
Bei der Re-Kombination der Gene geht es nicht nur um das optimieren der Fitness - ‚gute‘ Kombis werden bei den Kindern ja wieder auseinander genommen, sondern wohl auch um eine Erhöhung der Flexibilität.

Neben der Vergrößerung der Variabilität in einer Population, die die Wahrscheinlichkeit mit neuen Umweltbedingungen umgehen zu können zunehmen lässt, setzen sich bei der ständigen Re-Kombination Genvarianten durch, die sich gut kombinieren lassen. ‚Teamplayer-Gene‘ gewinnen.
Vielleicht interessiert dich dieser PNAS-Artikel:
http://www.pnas.org/content/107/4/1452.full
Gruß…lux

Die männlichen Spermien werden „bei Bedarf“ gebildet, ok.
schon auf Vorrat, aber sie leben nur eine kurze Zeit, ihre
Überlebensfähigkeit ist also immer an die aktuelle Umwelt
gekoppelt.

Den Unterschied verstehe ich nicht. Die Eizelle ist doch genauso stark von aktuellen Umweltbedingungen abhängig. - Ja man könnte es sogar eher umkehrt sehen. Bei Krankheit und Stress (also Umwelteinflüssen) setzt die Menstruation manchmal aus. Bei Männern gibt es meines Wissens keine vergleichbare Reaktion.

Mit aller Vorsicht könnte man hier auch vermuten, dass deshalb
Frauen eher integrierend, stabilisierend, vermittelnd sind.

Analog könnte man hier auch daran denken, dass Männer deshalb
eher impulsiv reagieren, manchmal das Ganze aus dem Blickfeld
verlierend.

Mir erscheint dieser Ansatz ziemlich abwegig.
Da man bei alten paläontologischen Funden in der Regel keine Geschlechtsbestimmungen vornehmen kann, weiss man nicht zweifelsfrei wann bei Tieren die Trennung in Männchen und Weibchen erfolgte. Es ist aber möglich, dass es es schon vor der Entstehung der Wirbeltiere stattfand.
Das besagte „Integrierende, Stabilisierende, Vermittelnde“ und „Nicht-impulsive“ müsste sich demnach schon bei den „Vor-Fischen“ vorhanden gewesen sein und sich durch Hunderte-Millionen-Jahre fortgesetzt haben. Das jedoch so urtümliche Lebewesen derartige, oder überhaupt irgendwelche, Charaktereigenschaften gehaben haben, ist sehr unwahrscheinlich.

Dass der normale Prozeß eines inneren Organs, wie es die Eierstöcke oder die Hoden sind, auf die Psyche wirken, erscheint mir doch sehr spekulativ.


Um noch einen ganz anderen Ansatz zu machen:
Findest du wirklich, dass Frauen mehr integrierend, stabilisierend, vermittelnd und überschauend sind als Männer?
Ich kann dem nicht zustimmen. Das sind individuelle Eigenschaften, die nach meinem Eindruck bei weiblichen Menschen nicht häufiger oder seltener sind als bei männlichen.

Schöne Grüße, turmfalke

Hallo Volker, natürlich kann ein Nichtbiologe nur spekulieren. Da m/w-Trennung schon früh in der Evolution auftritt, kann man gleich an den Fischen vorbei, die ja ohne Ansehen des Partners ablaichen und den Laich besamen zu den Sporenplanzen übergehen.
Hier ist die m/w-Differenzierung wegen der unterschiedlichen Funktion der Gameten einfach nur notwendig, wie bei den späteren Blütenpflanzen auch.

Sobald es nicht mehr nur um Austausch von Plasmiden über Plasmodien geht, die einfach ins Genom des Gegenübers integriert werden, ist es früher oder später zur Abgabe der Gameten nach außen gekommen, die dort erst zueinander finden mussten. Da war es „vernünftig“ eine kleinere Menge energiehaltiger Erbträger und eine sehr viel größere Menge leichter und möglichst beweglicher Erbträger einzusetzen.

So stand am Anfang neben den Vorteilen des Gentauschs vielleicht nur die Zweckmäßigkeit ökonomischen Einsatzes von Resourcen. Der Fachmann merkt sofort, daß ich bisher noch nicht über das Problem nachgedacht habe. Das will ich aber doch noch tun. Gruß, eck.

Danke an euch, gerne noch weitere Beiträge
Hallo, vielen Dank für die schnellen Antworten. Natürlich habe ich als Nicht-Biologe nur Basis-Infos. Wenn nur der Genaustausch wichtig wäre, bräuchte man nicht die Unterscheidung m-w, weshalb also dieser Unterschied.

Ein Aspekt kann natürlich sein, dass - zumindedst später - der „Nistplatz“, d.h. der Uterus mobil wird und damit eine andere Anpassung an die Umwelt erfolgen kann. Dann muss auch - rein technisch - w-m differenziert werden. Ok, auch hier kann eine Aufgaben-Übertragung stattfinden, s. Seepferdchen.

Ich bin einfach an neuen Hinweisen, Gedanken interessiert, für mich habe ich noch kein „rundes“ Bild. Ein „abschließendes“ Bild strebe ich nicht an :wink:, das wäre vermessen.

Gruß Volker

Hallo Eckhart,

gleich an den Fischen vorbei, die ja ohne Ansehen des Partners
ablaichen und den Laich besamen zu den Sporenplanzen

Aber es findet doch auch bei Fischen, z.B. Stichling, eine Auswahl statt, ok. wohl eher selten.

Hier ist die m/w-Differenzierung wegen der unterschiedlichen
Funktion der Gameten einfach nur notwendig, wie bei den
späteren Blütenpflanzen auch.

Ok.

mussten. Da war es „vernünftig“ eine kleinere Menge
energiehaltiger Erbträger und eine sehr viel größere Menge
leichter und möglichst beweglicher Erbträger einzusetzen.

Ok.

Gruß Volker

Hallo ,

Den Unterschied verstehe ich nicht. Die Eizelle ist doch
genauso stark von aktuellen Umweltbedingungen abhängig. - Ja
man könnte es sogar eher umkehrt sehen. Bei Krankheit und
Stress (also Umwelteinflüssen) setzt die Menstruation manchmal
aus. Bei Männern gibt es meines Wissens keine vergleichbare
Reaktion.

Geschädigt Spermien stehen einige Zeit später nicht mehr zur Verfügung, Eizellen schon. Wenn sie natürlich zu sehr geschädigt sind, findet keine Vermehrung statt, aber wenn´s „grenzwertig“ ist, schon.

[…]
Charaktereigenschaften gehaben haben, ist sehr
unwahrscheinlich.

Ok, kann ich auch nicht belegen, ist natürlich Vermutung, ein Versuch mir die Zusammenhänge verständlich zu machen.

Ich kann dem nicht zustimmen. Das sind individuelle
Eigenschaften, die nach meinem Eindruck bei weiblichen
Menschen nicht häufiger oder seltener sind als bei männlichen.

Ja, ich habe den Eindruck (!), beweisen/statistisch belegen o.ä. kann ich es nicht.

Gruß Volker

Danke Dir Pollux für den Link, ich habe den Text erst kurz überflogen. Sehr interessant.

Gruß Volker

Mahlzeit Volker,

… Mich interessiert weshalb es diese Differnzierung gibt. Ich
fasse mal zusammen, wovon ich ausgehe.

Ursprüngliche Arten treffen sich sich nicht unbedingt zur Paarung, sondern geben Eizellen und Spermien ins Meerwasser ab.

Und da sind gleichgroße Keimzellen der Kombination große=nährstoffreiche Eizellen und kleine=VIELE(=bewegliche) Spermien klar unterlegen.

Wenn ich jetzt an die sexuelle Fortpflanzung z.B. des Menschen
denke, haben wir eine Differnzierung w-m mit der neuen
Qualität, dass die weiblichen Eizellen schon bei der Geburt
angelegt sind und auf die lebenslange Veränderung der
Umweltbedingungen sozusagen integrierend wirken. D.h. also
eine Art „Mittelwert-Bildung“ bis zum Zeitpunkt einer evtl.
Befruchtung betreiben.

Und nachdem diese einfache Fortpflanzung durch Paarungsrituale ersetzt wurde, blieb diese Differenzierung in groß+viele erhalten. Hätte auch anders kommen können. Ich wüsste jedenfalls keinen Grund, weshalb der Mann nicht 5-20 Eizellen beisteuert, während die weiblichen Spermien in der Gebärmutter warten.

Die Evolution ist, solange keine wichtigen Gründe dagegen sprechen erstaunlich KONSERVATIV.

Mit aller Vorsicht könnte man hier auch vermuten, dass deshalb
Frauen eher integrierend, stabilisierend, vermittelnd sind.

Die männlichen Spermien werden „bei Bedarf“ gebildet, ok.
schon auf Vorrat, aber sie leben nur eine kurze Zeit, ihre
Überlebensfähigkeit ist also immer an die aktuelle Umwelt
gekoppelt.

Analog könnte man hier auch daran denken, dass Männer deshalb
eher impulsiv reagieren, manchmal das Ganze aus dem Blickfeld
verlierend.

KÖNNTE man tun. Aber wir sind hier beim Thema Wissenschaft. Wenn du auch nur eine deiner Vermutungen zu einer wissenschaftlichen HYPOTHESE ausbauen willst, ist das eine Lebensaufgabe. Und den Ausbau zu einer THEORIE wirst du nicht mehr erleben.

Schau doch mal nach dem Thema BIOLOGISMUS.

Bringt also diese Aufspaltung in zwei neue Qualität – nicht
wertend – eine zusätzliche Beschleunigung oder Stabilität in
die Evolution?

Sie bietet (bzw. bot) erst mal einen Vorteil beim Überleben der Art, nicht mehr und nicht weniger.

Wie sieht es bei Zwittern, z.B. Weinbergschnecken, oder
Tieren, die je nach Situation ihr Geschlecht wandeln können
aus? Gibt es da auch diese Differnzierung w-m im Sinne von
integrierend-differenzierend?

Die haben auf gewisser Weise ihr Urmeer-Erbe hinter sich gelassen, wie auch die meisten Landpflanzen. Aber das ist nicht besser oder schlechter, nur anders.

Gruß, Zoelomat

Wenn nur der
Genaustausch wichtig wäre, bräuchte man nicht die
Unterscheidung m-w, weshalb also dieser Unterschied.

Die biologischen Evolution erfuhr ziemlich sicher durch die Entwicklung der Sexualität eine Verschnellung.
Die Wahrscheinlichkeit, dass sich zwei unterschiedliche Genome zusammen tun wird größer, wenn die Verschiedenheit sofort erkannt wird - es also mindestens zwei ‚Paarungstypen‘ - Männchen/Weibchen gibt.
(Nur bei einigen Einzellern gibt es mehrere Typen mit unterschiedlicher Fähigkeit zur Zygotenbildung).

Und wie oft der Fall, erfahren unterschiedliche Entwicklung einen ‚Nutzungswandel‘ bzw zusätzliche Aufgaben. Mit der Entwicklung von Hormon- Systemen kam es zur Bildung sexuell gebundener Verhaltensweisen, was besonders bei Primaten wiederum zu sozialen Bedeutungen führte.

Ich kann dem nicht zustimmen. Das sind individuelle
Eigenschaften, die nach meinem Eindruck bei weiblichen
Menschen nicht häufiger oder seltener sind als bei männlichen.

Ja, ich habe den Eindruck (!), beweisen/statistisch belegen
o.ä. kann ich es nicht.

Bist du dir wirklich sicher, dass dieser Eindruck nicht bloss auf einer handvoll unbewusst ausgewählter Personen beruht?
Es gibt so viele kleinliche, dumme, kalte, boshafte, missgünstige, gierige, verlogene Frauen.

Hi

Ich sags mal gleich vorweg, ich krieg die These nicht mehr so ganz astrein hin…

Ein Zoologieprof an meiner Uni meinte mal, es gäbe die Theorie, nach der die männlichen und weiblichen Tiere seit jeher Konkurrenten sind, und Konkurrenz treibt ja bekanntlich die Evolution voran. Es haben sich zwei Strategien herausgebildet, wie schon gesagt wurde, weibliche Eizellen, die in eher geringer Zahl gebildet werden, dafür aber lange überleben können und einen großen Vorrat haben. Und die Spermien, welche zwar schnell sterben, aber dafür in einer großen Anzahl produziert werden.

Weitere Hintergründe dieser These fehlen mir allerdings…

Hier noch ein interessanter Link

http://www.zum.de/Faecher/Materialien/hupfeld/Entwic…

Grüße

Karana

Aspekte
Hallo!

Die Antwort ist mehrfach gegeben worden, mir fehlen aber immer noch einige Aspekte, darum fange ich nochmal an:

Sexuelle Fortpflanzung hat sich entwickelt, um kontrollierten Genaustausch, unter anderem zur Korrektur (z.B. bei Hefen) und zur Erhöhung der Flexibilität, zu ermöglichen, wie schon geschrieben.

Bereits Prokaryoten (Archaen und Bakterien) haben diverse Möglichkeiten Gene auszutauschen (Plasmide, Phagen, Mechanismen um im Medium schwimmende DNA aufzunehmen und ins Genom zu integrieren (homologe Rekombination)).

Sexuelle Fortpflanzung ist das selbe, nur organisierter.

Sie hat sich bei Einzellern entwickelt, und dann Vielzeller erst ermöglicht - man kann einen vielzelligen Organismus nur mit Mühe per Zellteilung fortpflanzen.

Jetzt, weitergedacht, braucht man 2 Eigenschaften, wenn man sich sexuell Fortpflanzen möchte: Die Zellen müßen ihre Partner finden können, und sie brauchen einen Nährstoffvorrat, der ausreicht, um dem Embryo einen guten Start zu ermöglichen.
(Wieder: Bei Einzellern!)

Diese beiden Eigenschaften schließen einander aus.

Wenn man jetzt von einer einzelligen Population ausgeht, die sich sexuell fortpflanzt, werden die Gameten in Hinblick auf diese beiden Eigenschaften ausgelesen.

D.h. man wird 2 Trends beobachten: Zellen, die kleiner und beweglicher werden (das Extrem ist die Säuger-Spermienzelle, die nur aus Mitochondrien, Erbgut und Schwanz besteht) und Zellen, die größer und unbeweglicher werden.

Anfangs, vor der Trennung in 2 echte Geschlechter, werden sich die kleinen, beweglichen Zellen noch mit anderen kleinen beweglichen Zellen paaren können, wodurch sich die Überlebenschancen des Embryos rapide verschlechtern.
Ebenso werden sich dicke, unbewegliche Zellen miteinander verpaaren - was ebenfalls ungünstig für den Nachwuchs ist, da er ebenso immer unbeweglicher wird.

Was dann ganz zwanglos zu einem Mechanismus führt, mit dem sich die dicken und die beweglichen Zellen gegenseitig erkennen können, und sich bevorzugt verpaaren.

Ab dem Punkt hat man 2 Geschlechter. Wobei es für die Population vermutlich von Vorteil ist, wenn die einzelnen Zellen sich zu beiden Zellsorten differenzieren können, je nach Bedarf.

Allerdings wirft geschlechtliche Fortpflanzung noch ein paar Fragen auf: Warum z.B. nimmt die Zwittrigkeit mit steigender Differenzierung rapide ab?
Insekten und Wirbeltiere sind fast nie Zwittrig, Mollusken und Fadenwürmer manchmal.

So, ich hoffe, ein paar Fragen beantwortet zu haben.

Liebe Grüße!
Ph.

Evolutionäre Algorithmen…
Hi Volker,

ich habe mal ungefähr zu der Zeit als Du hier Mitglied wurdest, mich mit evolutionären Algorithmen, Genetischen Algorithmen und Evolutionärere Programmierung beschäftigt, und um schneller und zuverlässiger zu einem Ergebnis zu kommen, mit verschiedenen „geschlechtern“ rumexperimentiert.

Ergebnis war folgendes: Es entstehen oder bleiben bestehen zwei oder mehr Geschlechter, wenn die gemeinsame Fitnessfunktion so beschaffen ist, dass sich die Geschlechter stören. Wenn sie sich helfen oder auch nur nicht gegenseitig beeinflussten, dann ist entweder ein Geschlecht ausgestorben, oder beide haben sich zu nicht mehr unterscheidbaren Individuen entwickelt, was ungefähr aufs Gleiche hinausläuft. Ich habe das nur mit dem Ziel, schnellere Algorithmen zu haben programmiert, nie mit dem Ziel, irgendeine regolutionäre Aussage über die Evolution zu machen. Vielleicht hat genau das ja jemand anders getan?

Was ich damit sagen will: Suche mal nach den o.g. Schlagwörtern, vielleicht gibts da wissenschaftliche Veröffentlichungen drüber.

Gruss, Marco

Christos Papadimitriou
er beschäftigt sich mit Optimierungsalgorithmen dieser Art.

Hallo!

Ich habe mir nicht alle Antworten durchgelesen. Daher kann es sein, dass sich manches, von dem was ich schreibe, mit anderen Antworten überschneidet.

Du vermengst in Deiner Frage verschiedene Dinge, die biologisch nicht direkt miteinander zu tun haben müssen:

Fortpflanzung
Sexualität
Sexualdimorphismus

Fangen wir mal mit der Sexualität an: Der Vorteil ist - wie Pollux schon geschrieben hat - die Möglichkeit der Rekombination. Eine Art, die in der Lage ist, genetisches Material der Individuen untereinander auszutauschen, reagiert einfach viel flexibler auf Umweltveränderungen.

Häufig - aber nicht immer! - wurde die Sexualität an die Fortpflanzung gekoppelt. Der Austausch von genetischem Material geschieht hier bei der Befruchtung. Dieser Vorteil wäre nichtig, wenn Geschlechtszellen eines Klons miteinander verschmelzen könnten. Es waren also unterschiedliche „Paarungstypen“ notwendig, die zwar miteinander aber nicht mit ihresgleichen verschmelzen konnten. Das ist der Ursprung der Geschlechter. Um die Selbstbefruchtung zu verhindern, reichen zwei Geschlechter aus. Bei Pilzen gibt es aber durchaus auch mal mehr „Geschlechter“.

Wir nenen die kleinen, beweglichen Geschlechtszellen „männlich“ (Spermien, Schwärmer, Pollen) und die großen, unbeweglichen Geschlechtszellen „weiblich“ (Eizellen). Einen tieferen Grund für diese Bezeichnung gibt es nicht.

Solange Lebewesen über beide Arten von Geschlechtszellen verfügen (Zwitter) können sie sich auf einer höheren Ebene immer noch selbst befruchten (zwar nicht mehr Zellen eines Klons, aber Zellen eines Individuums). Die Natur hat sich etliche Möglichkeiten überlegt, wie sie diese Selbstbefruchtung vermeiden kann. (In Situationen, wo Sexualpartner schwer zu erreichen sind, z. B. Darmparasiten, erlaubt sie die Selbstbefruchtung aber auch). Eine dieser Möglichkeiten ist die Trennung der Geschlechter, wie sie bei den meisten Tieren und einigen Pflanzen auftritt.

Und nun kommt es darauf an, welche Selektionsdrucke auf Männchen und Weibchen lasten. Da diese etwas unterschiedlich sind, bilden sich verschiedene Eigenschaften bei den Geschlechtern heraus. Es gibt dabei aber keine Regeln, die über das ganze Tierreich hinweg Gültigkeit haben, da die jeweilige Lebensweise für den Sexualdimorphismus ausschlaggebend ist.

Beispiel: Rudeltiere. Das Alpha-Männchen darf sich mit allen Weibchen des Rudels paaren. Für Männchen gibt es sehr viel zu gewinnen, wenn sie Alpha-Männchen werden, und sehr viel zu verlieren, wenn sie das nicht schaffen. Auf den Männchen lastet also ein enormer Druck, sich gegenüber ihren Art- und Geschlechtsgenossen durchzusetzen. Männchen werden viel Energie in die eigene Größe und Wehrhaftigkeit (Geweih!) invstieren und relativ wenig in ihren eigenen Nachwuchs (irgendeine der Frauen des Harems wird schon erfolgreiche Nachkommen aufziehen können). Bei den Weibchen sieht es anders aus. Sie stehen zwar auch in Konkurrenz zueinander, aber sie werden mit großer Wahrscheinlichkeit begattet - egal, wer gerade Alpha-Männchen ist. Deswegen ist es für Weibchen wichtiger, dafür zu sorgen, dass ihr persönlicher Nachwuchs bessere Überlebenschancen hat, als der der anderen Frauen.

Bei allen Rudeltieren mit polygamem Paarungsschema wird man also besonders kräftige und aggressive Männchen finden. Die Weibchen sind hingegen eher unscheinbar.

Gegenbeispiel: Spinnen. Spinnen sind Einzelgänger. Die Jungen schlüpfen aus Eiern. Die Weibchen sind dann erfolgreich, wenn sie möglichst viele Eier auf einmal legen können. Sie sind daher große „Legemaschinen“. Der einzige Beitrag, den die Männchen leisten können: Schnell ein Weibchen finden und es begatten (und dann sterben). Würde das Männchen selbst ein großes Netz bauen und auf Beute warten, dann wäre das reine Zeitverschwendung. Also sind bei Spinnen die Weibchen verglichen mit den Männchen häufig riesig.

Aufgrund des vorhandenen aber geringen Geschlechtsdimorphismus beim Menschen kann man vermuten, dass das natürliche ursprüngliche Paarungssystem beim Menschen fakultativ monogam oder polygam war. Ob man daraus jetzt ableiten kann, dass Frauen generell treuer als Männer sind, wage ich jetzt mal zu bezweifeln, aber gewisse Charaktereigenschaften von Männern und Frauen haben damit bestimmt zu tun, z. B. dass für Männer offen ausgetragene Machtkämpfe eine große Rolle spielen, egal ob es sich dabei um Stammesfehden, Ritterturniere oder Fußballspiele handelt.

Counterstrike ist ein Spiel für Jungs, Sims eines für Mädchen. Dass dafür das Paarungsverhalten unserer Vorfahren in der Altsteinzeit verantwortlich ist, ist etwas beunruhigend, aber nicht ganz von der Hand zu weisen.

Michael

Hallo Marco & Pollux,

ja mit evolutionären Algorithmen habe ich auch experimentiert, aber nicht so weitgehend wie Du es offensichtlich gemacht hast. War sehr interessant.

@Pollux, danke für den Namenshinweis.

Ich muss mich da mal wieder reinknieen.

Gruß Volker

Nochmals Danke, gerne noch weitere Beiträge
Hallo,

erstmal vielen Dank. Ich habe schon wichtige Hinweise bekommen. Das die w-m-Differenzierung eine Funktionsunterscheidung beinhaltet ist klar. Der energetische Aspekt war nicht in meinem Blickfeld, ist aber sicher wichtig.

Den Literaturhinweisen konnte ich leider noch nicht folgen, einfach Zeitmangel.

Weitergekommen bin ich aber noch nicht mit meinen Gedanken, ob es eine zusätzliche Beschleunigung/Stabilisierung im Verlauf der Evolution brachte, die Eizellen langfristig und die Spermien kurzfristig zu erzeugen.

Hab ich vlt. etwas nicht richtig eingeordnet oder übersehen?

Ich freue mich auf weitere Beiträge.

Gruß Volker