Ex-Partnerschaft und der Umgang damit

Hi liebe Leute,

ich muss mich mal ordentlich auskotzen und hoffe auf ein paar gute Lösungsvorschläge…
Vor etwas mehr als drei Monaten hab ich mich nach neun Jahren und einer Tochter (3) von meinem Partner getrennt.
Wir wohnten noch zwei Monate nach der Trennung unter einem Dach und die Stimmung war, trotz der Trennung und seiner Enttäuschung darüber, relativ entspannt.
Seit einem Monat haben wir nun auch die räumliche Trennung, er kommt aber - im Gegensatz zu mir - immer weniger mit der Situation klar.
Er entwickelt immer mehr eine Wut auf mich und meine Entscheidung, die schon beinahe beängstigend ist.
Wenn er unsere Tochter abholt (wie z.B. für den Vatertag heute) ist er ständig am gucken, was es bei mir in der Wohnung denn so neues gibt, guckt mich schief an (fast schon zutiefst beleidigt) weil er mein neues Piercing sieht, stutzt bei einer Flasche Rotwein und ich habe das Gefühl, es macht ihn wütend / hasserfüllt wie gut ich mit der Situation klar komme (und wie gut mir meine neue Freiheit nach neuen Jahren bekommt) Und nein, gleich vorweg: ich habe keine neue Beziehung und bin momentan auch nicht auf der Suche. Er sieht das wohl anders und vermutet hinter allem einen neuen Mann (deswegen berichtete ich vom Blick auf den Rotwein)…

Wäre ich allein und wäre die Kleine nicht im Spiel, hätte ich den Kontakt wohl schon längst komplett abgebrochen, weil ich mich nicht ständig in der Position der Rechtfertigung sehen will. Nunja, abbrechen geht nunmal nicht, ich reiß mich ständig zusammen, der Kleinen zu Liebe. Er lässt sich gehen, verhält sich überaus gekränkt und kindisch und schafft es nicht, seine Emotionen und seinen Willen und seine Interessen FÜR DAS KIND zurückzustellen und das beste aus der endgültigen Situation zu machen. Für mich gibt es kein Zurück und ich mache ihm keinerlei Hoffnungen aufgrund irgendwelcher Andeutungen oder aufgrund irgendwelcher Verhaltensweisen meinerseits. Ich bin sachlich, weniger bis gar nicht emotional (für mich der beste Weg mit der neuen Situation klar zu kommen) und er fasst grundsätzlich alles was ich sage als Angriff auf.
Er fällt immer mehr in ein Loch, dass aus Wut, Ärger und Trotz besteht, ich befürchte, das früher oder später die Kleine darunter leidet und weiß absolut nicht, was ich dagegen tun kann.

In der Beziehung war es immer so, dass ich diejenige war, die alles gemanaged hat, ich hab ihm immer einen Großteil von seiner Verantwortung abgenommen, er hatte es quasi nie wirklich schwer und war zufrieden wie es war (und ja, so sah ER es auch tatsächlich). Und genau das war letztendlich auch EIN Trennungsgrund. Ich konnte mich nie wirklich fallen lassen und „schwach“ sein, er war nie wirklich die starke Schulter zum anlehnen… sei´s drum, weiter im Text:
Nun steht er das erste mal seit neun Jahren allein da, lässt niemand an sich ran, lässt den verletzten Stolz alles überschatten, verhält sich wie ein Kleinkind, das mit dem Fuß aufstampft und die ganze Zeit „Ach Menno“ ruft. Was mich langsam aber ebenfalls total böse macht, weil er sich nicht einfach mal - auch nach einer schmerzhaften Konsequenz wie dieser Trennung - am Riemen reißen kann… und ICH schon wieder STARK sein muss und mich (über kurz oder lang) allein um das Wohl meiner Tochter sorge, die das auch immer mehr mitbekommt, je älter sie wird.

Ich weiß mir nicht mehr zu helfen, denn egal welchen Weg ich wähle: es wird einfach nur so verstanden, wie er es verstehen WILL.

Vielleicht gibt es hier welche, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben und mir TIpps geben, was ich tun kann, um die Situation besser zu machen, um es nicht ausarten zu lassen, um ihm einen Ausweg aus dem „Loch“ zu bieten, ohne ihm Hoffnungen auf einen zweiten Versuch zu machen.

Ein Ansatz dahingehend ist wohl, dass er die Kleine nicht mehr IN der Wohnung abholt, sondern an der Eingangstür, und wir uns da auch wieder verabschieden, wenn er sie nach dem Wochenende zurückbringt… hmm…

Wie gesagt: vielleicht weiß hier jemand Rat.

Ich danke herzlichst und wünsche einen schönen Rest-Feiertag.
Viele Grüße
Anke

Hallo Anke,

auch ich bin 2-facher Scheidungsvater.
Das „Loch“, was man(n) danach hat ist normal. Wobei ich sagen muss, dass ich mich schon sehr aktiv in den Alltag eingebracht habe (kindergarten bringen, einkaufen, etc.)
Aber die Kinder sind weg - durch NICHTS zu ersetzen.
Das er dir dafür die Schuld gibt ist der einfachste Weg. Aber an einer Trennung sind IMMER zwei Personen beteiligt.

Man(n) muss es irgendwie schaffen, dass man sich als ELTERN eines gemeinsamen Kindes sieht und nicht als EX-Partner.
Ich habe mit der Mutter meiner Kinder, nicht mit meiner Ex-Frau, ein prima Verhältnis obwohl es sich um ein und die selbe Person handelt. Du verstehst???

Also all das , was zwischenmenschlich nicht funktioniert (hat) ist aussen vor. Es geht nur um das Wohl der Kinder. Und was das betrifft war man schon immer einer Meinung.
Soweit hat es sich zumindest bei mir entwickelt. Und ich finde es okay - auch, und vor allem, wegen der Kinder.

Hi,

du beschreibst eure Situation wie ich mir unsere wünsche. Klar, braucht das Zeit, aber langsam WIRD es auch Zeit!

Ich kann ihn nicht ändern und will ihn auch nicht ändern. Ich möchte für mich einen Weg finden mit ihm und seinen Launen und Emotionen klar zu kommen. Wahrscheinlich ist dieser Weg ebenfalls Zeit und zusätzlich Geduld.

Das mit Eltern und Team, nicht EXpartner sehe ich genauso, hab das wortwörtlich auch schon so gesagt, aber… das scheint bei ihm einfach nicht anzukommen.

Danke für deine Antwort, macht Mut :wink:
Viele Grüße
Anke

Hallo Anke,

um ihm einen Ausweg aus dem „Loch“ zu bieten, ohne ihm Hoffnungen auf einen zweiten Versuch zu machen.

Ich denke, das ist nicht dein Job. Du bist nicht für sein Wohlergehen verantwortlich. Und je deutlicher du das signalisierst, desto eher wird er es kapieren. Und desto leichter wird es ihm letzten Endes fallen, sich zu lösen. Du hast in der Beziehung „gemacht“ - nun lass los und lasse ihm die Chance, sein Leben selbst in die Hand zu nehmen - auch wenn er das grade gar nicht will.

Er scheint mir noch weit davon entfernt zu sein, die Beziehung als beendet zu betrachten. Und da genügen winzige Kleinigkeiten, um immer wieder Hoffnung aufkeimen zu lassen.

Ein Ansatz dahingehend ist wohl, dass er die Kleine nicht mehr IN der Wohnung abholt, sondern an der Eingangstür

Das halte ich für eine gute Idee. In der momentanen Situation ist es nicht hilfreich, ihn mehr Einblick in dein Leben nehmen zu lassen, als unbedingt nötig. Das wird ihm mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht gefallen, denn es bedeutet, dass er noch mehr die Kontrolle über dich verliert, als er das bereits tun musste. Dennoch ist es langfristig auch für ihn der bessere Weg.

Schöne Grüße,
Jule

Hallo auch,

Und
nein, gleich vorweg: ich habe keine neue Beziehung und bin
momentan auch nicht auf der Suche. Er sieht das wohl anders
und vermutet hinter allem einen neuen Mann (deswegen
berichtete ich vom Blick auf den Rotwein)…

Manche kapieren es nicht, daß es aus ist oder man kein Interesse hat, solange man gewollt alleine ist. Er ist eifersüchtig, sieht überall noch Hoffnungen usw. Denn du bist ja „zu haben“, und für manche Männer bedeutet das, man hat sein Leben lang nur auf ihn gewartet.

Das beste was du tun kannst, ist einen guten Freund anheuern und ihn ihm als deinen neuen Partner vorstellen. Dann sind die Fronten geklärt und ihr könnt euch als Eltern eines Kindes auf eine andere Art neu begegnen.

Grüße Bellawa.

Hallo Anke,

in dieser Situation hast du den „Vorteil“, dass du dich schon länger mit der Trennung befasst und sie letztendlich auch durchgezogen hast.
Dein Ex-Freund wurde quasi unvorbereitet getroffen und hat dadurch länger mit den Folgen zu kämpfen.

3 Monate sind meiner Meinung nach nach einer langen Beziehung noch nicht viel Zeit. Zusätzlich zum Verlust der Partnerin muss er jetzt seine Bequemlichkeit aufgeben und selbst in die Pötte kommen, das wurmt natürlich.

Ich denke auch, du bist auf einem guten Weg und ich wünsch euch, dass ihr als Eltern immer gut miteinander auskommt.

Gruß
Miriam

Hallo!

Du hast Dich nach 9 Jahren- mit einem Kind vor 3 Monaten von Deinem Mann getrennt.
Nun lebst Du seit 1 Monat mit dem Kind alleine…

DAS…ist mal überhaupt keine Zeit für Deinen Mann um zu begreifen, was da nun abläuft und daß es nun für immer so sein wird…

Ich schätze, daß er auch erst nach dem Auszug mit dem Begreifen- was das alles bedeutet- langsam begonnen hat!

Du musst ihm wirklich Zeit geben!
Du hast den Riesenvorsprung- denn sicher hast Du Dich ja mit dem GEdanken schon lange beschäftigt.
3 Monate- oder konkret 1 Monat ist keine Zeit um die neue Situation zu erfassen.

Er kommt nun jeden Abend in eine leere Wohnung…kein Kind mehr da- keine Frau.
Mit jedem Tag werden neue Dinge deutlich…was nun alles fehlt…- das ist doch ein immenser Schritt nun für Deinen Mann!

Ich würde Zeit geben…und ich würde versuchen so normal wie möglich aufzutreten.
An der Wohnungstür das Kind abgeben ist ok…ansonsten ist sicherlich nun „supergut drauf“ zu wirken (selbst, wenn es dir so gehen sollte)- sicher für ihn noch schwerer…

Einen neuen Mann präsentieren, wie es hier vorgeschlagen wurde- würde ich auf keinen FAll machen!
Nicht nur, daß Dir sofort unterstellt würde, daß Du diesen Mann schon vorher hattest…Du würdest durch die Verletzung, die darin liegt auch sicherlich dafür sorgen, daß das zukünftige Verhältnis wesentlich schlechter ist.

Genau das- möchtest Du ja nicht!

Sei was geduldig bei allem…nachsichtig…- das bekannte Leben ist vorbei und sich neu einzufinden und orientieren ist schwer- erst recht, wenn man es nicht wollte!

viel Glück
kitty

Hallo Bellawa,

Manche kapieren es nicht, daß es aus ist oder man kein
Interesse hat, solange man gewollt alleine ist. Er ist
eifersüchtig, sieht überall noch Hoffnungen usw. Denn du bist
ja „zu haben“, und für manche Männer bedeutet das, man hat
sein Leben lang nur auf ihn gewartet.

das kann ich unterschreiben. ABER:

Das beste was du tun kannst, ist einen guten Freund anheuern
und ihn ihm als deinen neuen Partner vorstellen.

Das kann ich auf keinen Fall empfehlen. So klein ist die Tochter ja nicht mehr, dass die nicht dann dem Papi erzählen könnte, dass der „Neue“ der Mami gar nicht ihr neuer Freund ist.

Gruß, Karin

DANKE euch…
… für eure Zeit!

Bis auf die „Mach so als hättest du nen Neuen“ fand ich alle Beiträge sehr hilfreich und diese decken sich auch zum Großteil mit meinen Empfindungen und „Plänen“ wie es besser gemacht, bzw. das Beste aus der Situation rausgeholt werden kann.

Schönes Wochenende (und besseres Wetter) wünscht
Anke