Hallo aus Hamburg,
dein Problem ist so leicht in einem Forum sicher nicht zu erörtern oder gar lösen.
Dass der Kern der sich anbahnenden Konfliktsitiuation dir bereits bekannt zu sein scheint, macht die Sache etwas einfacher. Du erwähnst den Knackpunkt allerdings erst beiläufig im letzten Satz deiner Anfrage.
Zunächst hat dein Freund natürlich die ganz normalen Rechte und Pflichten eines sorgeberechtigten Vaters und scheint diese ja auch wahrzunehmen.
Wenn ich voraussetzen darf, dass der Kindesvater seine Tochter liebt und ihm daran gelegen ist, dem Kind momentan und zukünftig den ungezwungenen Umgang mit beiden Elternteilen weiterhin zu ermöglichen, sollte er auch die Befindlichkeiten der Kindesmutter beachten.
Ich halte es für ziemlich eigenartig, wenn der Kindesvater seine neue Beziehung als „normal“ und auch für seine bisherige Partnerin und das Kind wie im Falle einer üblichen Trennung versucht darzustellen.
Auch wenn gleichgeschlechtliche Beziehungen inzwischen juristisch und in weiten Teilen der Gesellschaft toleriert werden, kann man doch nicht davon ausgehen, dass die Kindesmutter ohne ein gewisses Unbehagen im Bauch mit der neuen Situation umgeht.
Der von dir geschilderte Fall ist mit vielen Fragezeichen versehen, zu denen du leider keine Angaben gemacht hast. Eine pauschale „Billigung“ oder der Hinweis auf die Rechtslage dürfte hier völlig sinnlos sein.
Es geht doch um das Kind, oder irre ich mich da? Ein behutsamer Umgang mit dem Kind und eine vorsichtige Vorbereitung (gemäß Entwicklung des Kindes) auf die veränderte Lebenssituation des Vaters ist zwingend notwendig. Man kann doch nicht voraussetzen, dass das Kind eure Partnerschaft ohne Irritationen verarbeiten wird, so naiv kann man doch nicht sein.
Schon sehr erfahrene Menschen, die seit über 20 Jahren eine Vielzahl von Trennungspaaren professionell als Mediator begleiten, bekommen immer wieder Schluckbeschwerden und müssen manchmal den Kopf darüber schütteln, was Eltern ihren Kindern zumuten. Die eigene Selbstverwirklichung hat einen hohen Preis! Manchmal kostet dies die Mutter oder den Vater (oft auch beide Eltern) den höchsten Preis, nämlich die Liebe ihrer Kinder.
Bevor ich näher auf das Thema eingehe, möchte ich dir dazu raten, mir den Sachverhalt wahrheitsgemäß zu schildern und dabei nicht zu vergessen anzugeben, welche Vorkommnisse die Mutter zu ihrem Schritt veranlasst haben könnten. Wo Rauch ist, ist auch Feuer, sagt ein altes Sprichwort.
Ich gebe zu bedenken, dass Kinder im Alter der Tochter deines Partners meistens ungezwungen über alle Erlebnisse und Vorkommnisse bei den Umgangskontakten berichten. Daher wird die Mutter sicherlich ein Bild von den Verhältnissen in eurem trauten Heim gewonnen haben, das sie als für ihre Tochter nicht nützlich oder zumutbar wertet. Um es klar zu sagen, dabei geht es nicht um die rechtliche Position, nur um Sachverhalte, welche das Kindeswohl betreffen könnten.
Manchmal geht alles sehr schnell und man kann sich nur wundern. Das Jugendamt wird eingeschaltet, Ermittlungen werden ausgewertet und ein Gutachter eingeschaltet. Der Gutachter ist zufällig nicht schwul und kommt zu der Überzeugung, dass nicht ausreichend Rücksicht auf das Kind genommen wurde. Die Empfehlung des Gutachters wirkt sich ggf. so aus, dass aus einem gemeinschaftlichen Sorgerecht das alleinige Sorgerecht für die Mutter entsteht. Der nächste Schritt ist dann, falls der zutiefst verletzte Vater rebelliert und sich auf seine Rechte als schwuler Vater beruft, die Einschränkung oder gar Untersagung der Besuchskontakte.
Das muss nicht so kommen, kann aber sehr gut möglich sein, weil es meiner Erfahrung entspricht.
Nun die Frage zum Schluss:
Will der Kindesvater das Risiko eingehen und seiner kleinen Tochter den Stress zumuten? Ist das die Sache wert? Hirn, Schwanz und Herz arbeiten nicht im Gleichklang, das sollte man bedenken.
Glaube mir, ich habe viele, viele traurige Fälle gesehen und bin stets nur daran interessiert, dass die betroffenen Kinder möglichst geringen Schaden davon tragen. Ich bin Anwalt des Kindes und deshalb immer nur auf der Seite der Kinder, die sich leider in unserem Land selbst keinen Anwalt nehmen können. Die selbstsüchtigen Eltern kann ich nur bedauern, weil sie oft nicht wissen, was sie durch ihren Egotrip anrichten.
Verantwortung für eine Familie zu übernehmen und auch alle Konsequenzen mitzutragen, bedeutet eine große Verpflichtung, der man sich nicht so einfach entziehen kann. Auch ein neuer Partner muss sich ernsthaft mit dieser Frage auseinander setzen, sonst macht er sich mitschuldig.
Falls du mir nähere Sachverhalte mitteilen möchtest, schreibe mir direkt, nicht über das Forum. Persönliche Daten gehören nicht ins Internet.
Steve-HH
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