Exkommunikation für Politiker ?

Guten Tag,

in der ZEIT (Nr.23, 31.5.2007) habe ich gelesen, dass „katholischen Politikern vom Papst die Exkommunikation angedroht wird, wenn sie die Politik der katholischen Kirche nicht unterstützen.“
Stimmt das?
Was ist dazu zu sagen?

Danke
Laika

Hi,

Stimmt das?

Keine Ahnung

Was ist dazu zu sagen?

Naja, jeder Verein hat seine Regeln. Die katholische Kirche macht ihre Regeln, und sie darf wohl selbst bestimmen, wen sie in ihren Reihen haben will. Oder etwa nicht?

Gruss,
Herb

Hallo,

in der ZEIT (Nr.23, 31.5.2007) habe ich gelesen, dass
„katholischen Politikern vom Papst die Exkommunikation
angedroht wird, wenn sie die Politik der katholischen Kirche
nicht unterstützen.“
Stimmt das?

ein in diesem Zusammenhang oft zitiertes Beispiel ist Jack Miles’ Artikel in der L.A. Times, der Ratzingers Eingriff in den US-Wahlkampf zu Gunsten Bushs zeigen will:
During the last election, then-Cardinal Joseph Ratzinger wrote a letter to U.S. bishops while the campaign was in progress, instructing them to deny Communion to any Catholic candidate unwilling to criminalize abortion. Ratzinger’s letter did not win anything close to unanimous agreement, even among the American bishops, yet he succeeded in creating a public question about John Kerry’s status as a Roman Catholic.
http://www.commondreams.org/views05/0427-23.htm

Was ist dazu zu sagen?

Ich frage mich, weshalb die Führung der Katholischen Kirche (damit meine nicht mal B16 allein) gesellschaftspolitisch um so viel reaktionärer sein darf, als das Gros der Mitglieder, begleitet von der Frage, warum letztere das dulden, und erstere nicht einfach auf zum Teufel jagen.

Viele Grüße
Franz

Hallo laika

dahinter steht eine von der mexikanischen Bischofskonferenz nicht oder noch nicht ausgesprochene Exkommunikation. Bischöfe können erklären, dass jemand exkommuniziert ist und somit keine Gemeinschaft mit der Kirche mehr hat, bis dass er seine Haltung ändert.

Es wird erwartet, dass gewisse Bischofskonferenzen Leute dann als nicht mehr katholisch und nicht mehr tragbar erachten, wenn sie sich öffentlich gegen erklärte Anliegen der Kirche stellen.

Benedikt selber sprach keine Exkommunikation aus, hätte sich aber vorstellen können, dass die mexikanische Bischofskonferenz es im vorliegenden Fall getan hätte und hätte auch seinerseits das Recht, es zu tun. Er tat es aber nicht, was die ganze Sache massiv verkompliziert und auch gezeigt hat, dass er sich so sicher nicht ist.

Die inhaltliche Schwierigkeit, die dahinter steht, ist die Abtreibungsfrage. Einige Politiker haben sich für eine Liberalisierung ausgesprochen, und das erscheint für Benedikt problematisch.

Zu klären bleibt, ob diese Politiker wirklich für mehr Abtreibungen sind. Das muss nicht unbedingt der Fall sein, somit ist die Sache auch nicht so leicht zu klären. Das hat der Papst anscheinend erkannt und daher sein Wort relativiert, ohne selber eine Exkommunikation auszusprechen.

Gruss
Mike

Hallo,

was mdazu zu sagen ist? Es ist das Recht der Kirche.
In der katholischen Kirche gibt es ja keine kollektive Meinungsbildung oder so was. Der Papst ist da die letzte Instanz ohne Einspruchsmöglichkeit. Und der vertritt nun einmal in der Regel die alten konservativen Wertebilder.
Warum ist jemad in der katholischen Kirche und nicht woanders? Entweder ist es einfach tradition oder Gedankenlosigkeit - oder aber es ist eine bewußte Mitgliedschaft. Dann sollte man aber auch Kirchenmitglied die innerhalb der Kirche geltenden Regeln und Meinungen anerkennen und vertreten - ansonsten wäre die Mitgliedschaft ja eine Lüge. Und ein Politiker, der Kaholik ist, sollte dann auch diese seine Meinung vertreten. Ansonsten wäre entweder als Katholik oder als Politiker unglaubwürdig.
Er verstößt gegen die Regeln, wenn er das nicht tut. Und dann muß er damit rechnen, aus der Kirche ausgeschlossen zu werden. Insofern fände ich eine derartige konsequente Haltung der katholischen Kirche als normal - glaube aber nicht, daß es wirklich dazu kommen wird.

Das Leben ist nicht immer so, wie man gerne möchte. Und wenn man ehrlich durchs Leben gehen will - dann eckt man halt auch mal an. Und dann muß man auch konsequent genug sein, sich einzugestehen, wenn etwas nicht geht. Übrigens gehöre ich deshalb gar keiner Kirche an - ich habe einfach noch keine gefunden, bei der meine Überzeugungen sich wiederfinden würden.

Gernot Geyer

Guten Abend,

in der ZEIT (Nr.23, 31.5.2007) habe ich gelesen, dass
„katholischen Politikern vom Papst die Exkommunikation
angedroht wird, wenn sie die Politik der katholischen Kirche
nicht unterstützen.“
Stimmt das?

Weiß ich nicht

Was ist dazu zu sagen?

Nix, das sollen die untereinander ausmachen

Danke

Bitte
Pit

Das ist schwarz-weiss
Hallo,

was mdazu zu sagen ist? Es ist das Recht der Kirche.

Durch wen legitimiert?

Und ein Politiker, der
Kaholik ist, sollte dann auch diese seine Meinung vertreten.
Ansonsten wäre entweder als Katholik oder als Politiker
unglaubwürdig.

Muss man immer bedingungslos 100% der von einer Organisation, Institution oder so vertretenen Meinungen befolgen? Auch als konservativer katholischer Politiker kann man durchaus für Geburtenkontrolle sein, ohne gleich aus der katholischen Kirche austreten zu müssen. Im Übrigen: Wem ist ein Politiker mehr verpflichtet: SEinen Wählern oder dem Papst?

Laika

Konsequenz
Hi,

was mdazu zu sagen ist? Es ist das Recht der Kirche.

Durch wen legitimiert?

Die Kirche legitimiert sich selbst (durch Rhetorik). Wenn man die Frage konsequent weiter verfolgt, landet man bei der Frage nach dem Gottesbeweis…

Muss man immer bedingungslos 100% der von einer Organisation,
Institution oder so vertretenen Meinungen befolgen?

Wenn die Organisation eine Glaubenssache als Grundlage besitzt, dann schon.

Im Übrigen: Wem ist ein Politiker
mehr verpflichtet: SEinen Wählern oder dem Papst?

Nun, wenn der Politiker gemäss seinem Glauben handelt, dann kann er nur gewählt worden sein, weil die Wähler den gleichen Glauben oder die gleichen Ansichten haben. Ein Politiker, der für Prinzipien eintritt, die seiner Religion widersprechen, ist nicht glaubwürdig (pun intended), und sollte entweder aus der Religionsorganisation austreten, oder seine Politik ändern.

Ich sage nicht, dass er seinen Glauben verändern soll. Ich meine, er sollte sich eine Religionsorganisation suchen, die seinen weltlichen Ansichten entspricht.

Gruss,
Herb

Hallo Laika,
keine Ahnung ob das stimmt, aber ich fände das sehr problematisch.
Wär schön hier nen Link zu haben um die Situation genauer zu kennen.

Also hier haben ja einige gemeint, dass sei das gute Recht der Kirche etc.
Nur, wenn die Kirche einen Politiker die Ausschließung androht, der mit der Politik der Kirche nicht einverstanden ist -der als evtl. sehr gläubig ist, aber eben z.B. Abtreibung nach Vergewaltigung OK findet- der also evtl. mehr im Sinne der Kirche denkt und handelt als die Mehrheit der anderen Kirchenmitglieder, die z.T. nicht an Gott glauben, nicht wissen was bestimmte Feiertage bedeuten, die Politiken der Kirche z.B. bezüglich Sex vor der Ehe, oder z.B. die Sache dass Frauen nicht Prister sein dürfen, nicht unterstützen, dann sind die alle konsequenterweise mitauszuschliesen. Dann wird die katholische Kirche hierzulande aber sehr, sehr klein werden.
Da sich die Forderung ausschließlich auf Politiker bezieht, ist doch offensichtlich, dass es nicht um Konsequenz geht, sondern um einen Versuch der Kirche Macht auszuüben, auf einem Gebiet wo sie nichts verloren hat.
Das empfinde ich als Angriff auf die Demokratie. Der Wähler wählt den Politiker nicht, weil er Mitglied der Kirche ist, er wählt ihn als Angehöriger einer Partei. Ein Politiker hat nur sich selbst, dem Volk und der eigenen Partei verpflichtet zu sein.
Die Androhung des Kirchenaustritts durch die Kirche hört sich für mich schlichtweg nach einem Erpressungsversuch an. Es stelle sich mal einer vor, CDU-Politiker würden exkommuniziert, nur weil sie nicht ganz so streng wie die katholische Kirche sind. (Die sind nunmal nicht Kirchenpartei, sondern auch Volkspartei und müssen deshalb gemäßigt sein). Also entweder sie hätten innerthalb der Partei dann den schwarzen Peter, oder die Partei würde sie weitertragen und ein paar prozent erzkonservativ-katholischer Wähler wären verloren, was sich die CDU im Wettbewerb um den Platz Nr.1 mit der SPD nicht leisten kann. Ein gutes Druckmittel, diese Androhung. Kann schon sein, dass wenn es um die Ausbalancierung der Interessen der Wähler und der Kirche,dann tendenziell mehr in Richtung Kirche geht, oder dass dann bestimmte Politikfelder (z.B. Abtreibung in Ländern in denen sie noch nicht erlaubt ist) möglichst einfach umgangen werden, was dann im Sinn der Kirche wäre.
Und hat sich mal jemand überlegt, wie viele Politiker Mitglieder der Kirche sind? Also wenn ein Wirtschaftsunternehmen versuchen würde so viele Politiker, mit weniger effizienten Druckmitteln (z.B. Geld) zu beeinflussen, das wäre doch ein riesengroßer Skandal. Warum das hier also nicht?
So, zum Schlussplädoier, Es ist mir total egal ob die Politiker Mitgleider der Kirche sind oder nicht, aber das ist strikt zu trennen. Die Politiker müssen dem Volk in erster Linie verpflichtet sein, nicht der Kirche (zumindest nicht in der Politik, privat können sie das ja machen, wie sie wollen). Ähm lässt sich für sowas ein Untersuchungsausschuss einrichten? Schade, wohl nicht, weil wie will mensch schon nachweisen, was davon beeinflusst ist…, sehr geschickt eingefädelt.

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hallo,

na eigentlich ist er zuallererst seinem eigenem Gewissen gegenüber verantwortlich.
Und enweder ist er Katholik oder er ist keiner. Ist er einer, dann sollte er in wesentlichen Dingen auch inhaltlich mit seiner Religion übereinstimmen - alles andere wäre scheinheilig. Und zur katholischen Kirche gehört nun einmal, daß der Papst der Stellvertreter Gottes auf Erden und unfehlbar ist. Wenn der also gegen Geburtenkontrolle ist - dann hat das so richtig zu sein und ein Katholik, der eine andere Meinung vertritt, der ist eigentlich keiner. Dieses Dogma und der olle herr in Rom gehören dazu - das sind wesentliche Inhalte dieser Kirche. Und wer das nicht nicht will, der muß sich ne andere Kirche suchen - es gibt ja genügend davon.
Ich verlange von einem Politiker in allererster Linie, daß er glaubwürdig ist. Und dazu gehört, daß das persönliche Leben mit dem übereinstimmt, was er politisch vertritt. Und wenn seine Partei ne andere Meinung hat - dann ist er in der falschen Partei.
Es geht mir dabei nicht darum, daß er meiner Meinung ist - ich kann auch einen politischen Gegner achten, sofern er ehrlich und überzeugend ist in seinem Auftreten. Deshalb muß ich ihn ja noch nicht wählen. Aber ich hasse die ganze Scheinheiligkeit (aus dem grunde ist auch die ganze deutsche Sozialdemokratie bei mir unten durch - die haben ihre Inhalte komplett verraten, nur um an der Macht zu bleiben).

Gernot Geyer

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