Hi
Neben Eidechsenkönig gibt es für den Basilisken auch den Namen „Hahnensohn“ oder „Hahnenkind“ oder „Hahnbalg“, weil er ja aus dem Ei eines Hahnes schlüpfen soll.
In Grimmschen Märchen wirst du den Skorpion als Brunnenvergifter eher nicht finden, da sind Unken und Ratten viel häufiger, einfach weil es in Mitteleuropa, wo gesammelt wurde, zu wenig Skorpione gibt.
In China dagegen wimmelt es vor giftigen Insekten im Sagengut, Skorpione sind sehr ungern gesehen, werden sie doch mit gu identfiziert.
Der Skorpion gehört zu den „Fünf Giften“ bzw. fünf giftigen Tieren: Viper, Skorpion, Hundertfüßler, Kröte und Spinne. Sie werden in der Alchemie eingesetzt, zusammen wirken sie gegen jeden anderen Schädlichen EInfluss. Amulette mit ihnen schützen Kinder vor Krankheiten. Doch jedes Essen mit dem eins von ihnen in Kontakt kommt gilt als vergiftet. Soviel zur „netten“ Seite.
Der Skorpion symbolisiert aber als Schriftzeichen auch die „Zehntausend“, also die UNzähligen (Krabbelviecher). Dies wiederum ist ein Euphemismus für Gu.
Da ich morgen früh raus muss, verzeih mir wenn ich mich selbst zitiere:
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Eine Praktik Chinas, die als ‚Schwarze Magie’ übersetzt wird ist gu. Sie kann, muss aber nicht, mit Schamanen in Verbindung stehen. Ferner ist die Schwarze Magie gu von den ‚okkulten Praktiken’ shushu [‚Nummern und Techniken’], welche sich z.B. im Hanshu finden und unter die Schriften über Astronomie, Omenbeobachtung, Astrologie, Divination, Opferpraktiken, Exorzismus u.ä. fielen, zu unterscheiden.
Ursprünglich bedeutete gu so etwas wie ‚Gift’. In der Praxis wurde chong [‚Ungeziefer’] gesammelt (Insekten, Würmer, Schlangen, Echsen) und in ein Gefäß gesperrt, wo sie sich gegenseitig verspeisten, bis der Stärkste über blieb. Von diesem Tier wurde angenommen, die Gifte der anderen übernommen zu haben und so noch giftiger geworden zu sein. Im Körper des Opfers sollte das Tier, dass als lebendiger Geist vorgestellt wurde , weiterleben und Schäden hervorrufen, daher bedeutet das Wort gu auch ‚Würmer im Körper haben’, was evtl. auf Madenbefall bei Wunden und Leichen zurückgeht. Gu wurde aber nicht als Vergiftung betrachtet, sondern als magische Handlung, als Verwünschung die stark genug war, um einen Kaiser zu töten oder das Verderben ganzer Dörfer zu besiedeln.
[…]
Die oben genannten Analogien waren schon in der Schöpfung des Wortes selbst immanent. Das Schriftzeichen besteht aus ‚Ungeziefer’ und ‚Schale’, bezog sich also nicht nur auf verdorbenes Korn (was eine seiner Bedeutungen ist), sondern auch auf den Menschen als Schale, indem ein böser Geist als Ungeziefer wütet. Anhand früher Etymologien z.B. im Erya ist abzulesen, dass die Essenz von Gu ist, jemanden die ‚Seele’ verlieren zu lassen.
[…]
Neben einzelnen, habgierigen Personen und Schamanen, waren auch ganze Familien in die Verwendung von Gu involviert. Dabei ist es möglich, dass sich ursprüngliche Schamanenfamilien auf eben diese Praxis spezialisiert haben. Da Gu aber die Ordnung des Universums verletzt, kann es außer Kontrolle geraten und die ganze Familie vernichten, wodurch die Quelle des Übels vernichtet und die Ordnung wieder hergestellt wird – so die Theorie. In der Praxis scheint Gu ein so erfolgreiches Konzept gewesen zu sein, dass die Praxis noch bis ins 20. Jahrhundert existierte. "*
Gerade das Brunnenvergiften mit Gu wurde Schamanen oder unliebsamen Familien oft angelastet und führte manchmal zur Vernichtung der betroffenen Familien, wenn man entsprechende Gifttiere fand, was bei Hundertfüßlern und Skorpionen in China echt kein Problem ist, die Viecher sind überall -_-
Ähnlich wie der Furchs waren Skorpion, Hundertfüßler und v.a. die Kröte eindeutiges Zeichen übernatürlichen, bösartigen Vorgehens.
Aufgrund der Tradition kann davon ausgegangen werden, dass sich ähnliche Geschichten dann wohl in älteren Kanonschichten von Korea und Japan finden.
lg
Kate
* Referenzen:
Feng, H.Y./Shryock, J.K.: „The Black Magic in China Known as ku“, in: Journal of the American Oriental Society. 55/1, 1935. S. 1-30.
S. 3, 7ff.
Kalinowski, Marc: „Technical Traditions in Ancient China and Shushu Culture in Chinese Religion“, in: Lagerwey, John: Religion and Chinese Society. Volume I: Ancient and Medieval China. Hong Kong, 2004. S. 223- 248. S. 224-225
Loewe, Michael: Crisis and Conflict in Han China 104 BC to AD 9. London, 1974. S. 82
Loewe, Michael: Chinese Ideas of Life and Death. Faith, Myth and Reason in the Han-Period (202 BC- AD 220). Taipei, 1982. S. 109