Fachbegriff gesucht

Hallo www.KollegInnen,

…ich nenne es für mich die „Stellvertreterdummheit“, aber das kann’s ja nicht sein.

Gemeint ist jener beliebte dramaturgische Kniff, in einem Prosatext grundlegende Informationen an den Leser weiterzugeben, indem man eine Figur aus der Geschichte einer anderen Figur (die natürlich die richtigen „dummen“ Fragen stellt) die Dinge erklären läßt. Im Kriminalroman ist das sehr verbreitet - siehe Sherlock Holmes & Dr. Watson.

In Filmen gibt es das selbstverständlich auch.

Es gibt natürlich auch Varianten dieses Kniffes.

Mir geht es jetzt darum zu erfahren, ob es einen literaturwissenschaftlichen Fachbegriff für diese Technik gibt. Müßte doch: schließlich gibt es für ALLES einen Fachbegriff (wohl selbst für die Suche nach Fachbegriffen).

Kann ihn mir jemand verraten? Danke vorab!

ein hendrik

Hallo, ein hendrik,

Mauerschau hieß das im antiken Drama. Teichoskopie nannte die Griechen das. Bei „Dallas“ nahm man dazu das Telefon.

Gruß Fritz

Wirklich?
Hallo Fritz,

bei „Mauerschau“ muß ich direkt an das berühmte „Kilroy was here“-Männchen denken. Und heißt das wirklich Teichoskopie? Ich dachte, das wäre der Fachbegriff für „Meine Lesebrille ist in den Tümpel gefallen“. Nein, im Ernst: es ist UNGEFÄHR in der Richtung dessen, was ich meine. Einen spezifischeren Begriff gibt es nicht?

Ferner freue ich mich, daß ich meine M.A. nicht über Dallas schreibe. Meine Telefonkosten sind hoch genug…

Thanks & Best Wishes,

DER hendrik

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Gib Teichoskopie
bei google ein und du erhältst neben etwa 70 anderen Links in einem der Uni Essen diese Auskunft:

Mauerschau
auch Teichoskopie, griech. teichoskopia


Die Mauerschau wird als dramentechnisches Mittel eingesetzt, um gleichzeitiges Geschehen, das sich außerhalb des Bühnenraums abspielt, darzustellen. Sie ist eng verwandt mit dem Botenbericht, unterscheidet sich jedoch dadurch von ihm, daß sie nicht von vergangenen, sondern von gegenwärtigen Ereignissen erzählt. Der Berichtende nimmt meist einen erhöhten Standpunkt ein (auf einer Mauer, einem Turm, einem Hügel usw.) und beobachtet einen Vorgang, der auf der Bühne nicht oder nur schwer darstellbar ist (Schlachten, einen Schiffsuntergang). Seine besondere dramatische Qualität erhält er vor allem durch die Gleichzeitigkeit des von ihm Beschriebenen, wodurch die hier erzeugte Spannung und Suggestion im Vergleich zum Botenbericht ungemein erhöht wird.

Im naturalistischen Drama wird die Mauerschau zur „Fensterschau“.

Gruß Fritz

1 Like

this is better
Hallo Fritz,

danke für die ausführlichere Antwort - mein Lexikon gab sich bei diesem Begriff etwas kryptisch, daher wußte ich nicht gleich, wo Du den Bezug setztest. Wenn es die größtmögliche Annäherung der Fachterminologie an das von mir Gemeinte darstellt, muß ich mir das halt ein bißchen adaptieren.

In jedem Fall: danke Dir!

Pengoblin