Hallo,
gibt es einen Begriff für folgende Situation?
Wie nennt man es, wenn die Wirkung einer Handlung ungewollt genau entgegengesetzt der Intention ist?
Im konkreten Fall fiel mir gestern bei einem Spaziergang ein weihnachtlich-kitschig dekoriertes Haus auf. Im Vorgarten eine kleine Tanne mit Lichterketten und auf der Tannenspitze - keine Stern, nein, der Kopf eines Weihnachtsmannes. Es erinnerte mich an Szenen aus „Conan, der Barbar“ oder an Greueltaten des IS, obwohl die Bewohner wahrscheinlich nur besinnliche Stimmung erzeugen wollten.
(Ja, ich habe auch kurz überlegt, ob hier eine gewollt ironische Verfremdung vorliegen könnte, aber angesichts der massiven weiteren Dekoration glaube ich nicht daran.)
mir fällt bloß der Begriff „Assoziation“ ein.
Es liegt im Auge (Gehirn) des Betrachters.
Der deutsch Normalbürger verbindet ‚Tanne-Lichterkette-Weihnachtsmann‘ einfach mit Weihnachtsdeko und denkt sich nichts weiter dabei. Und schon gar nicht an IS.
Das ist gut so.
Der deutsche Normalbürger denkt beim Betrachten von Winterstiefeln im Schaufenster eines Schuhgeschäftes auch nicht:
an die armen Rinder oder Schweine, aus denen das Leder der Stiefel stammt,
an die Verarbeiter der Tierhäute (schlachten, färben, aufbereiten)
an die bedauernswerten Inder, Chinesen oder sonstigen Menschen, die unter unwürdigen und chemisch bedenklichen Bedingungen Stiefel aus Kunststoff hergestellt haben
an die unterbezahlten Menschen, die an der Lieferkette beteiligt sind, egal ob es echtes Leder oder künstliches ist (Fahrer, Packer, Verkäufer).
Man hofft das Beste oder geht im Winter barfuß.
Aber was hat der stilisierte Kopf eines freundlich grinsenden Weihnachtsmannes auf einer Tannenbaumspitze mit Terror zu tun?
Es gibt ein Sprichwort: Wer einen Hammer hat, sieht überall Nägel.
beschrieben wird dieses, dass man das Gegenteil des Beabsichtigten erreicht, durch die Redensart „der Schuss ist nach hinten losgegangen“. Das ist aber kein Fachbegriff.
Der einer weiter entwickelten Geschütztechnik angepasste, kompaktere und für den Schützen etwas weniger gefährliche Begriff dazu ist der „Rohrkrepierer“.
ich würde das am ehesten als einen Fall unbeabsichtigter Folgen, und zwar genauer gesagt als perversen Effekt, betrachten – auch wenn die ›Folgen‹ bloß ästhetisch-perzeptiver Art sind.
ok, nachdem ich das Bild gesehen habe, weiß ich, was Du meinst.
Leider kann ich Dir nicht mit einem passenden Ausdruck dienen.
Ich persönlich finde diese Art von Deko etwas niveaulos, aber nicht anstößig.
Für mein Dafürhalten ist auf der Tannenbaumspitze kein enthaupteter Weihnachtsmann zu sehen, sondern bloß der Kopf desselben, weil sein Ranzen (Bauch) keinen Platz gefunden hat, bzw. der ganze W. nicht käuflich zu erwerben war oder er optisch die Tanne platt gedrückt hätte. Sähe ha auch irgendwie doof aus, wenn da ein ganzer W. darauf säße.
Ich denke - optimistisch wie ich bin - dass jemand diese Deko witzig fand.
Meinem Nachbarn, ein lieber, netter Mensch, würde ich das ebenfalls zutrauen.
Er denkt nicht schlecht und er ist nicht schlecht. Er dekoriert, was er findet und was irgendwie leuchtet oder blinkt.
Viele Grüße
Maralena