Hallo R.H.,
Neben den Zerstörungen durch häufige Kriegseinwirkung infolge
der Grenzlage zu Frankreich
Als kleine Anekdote hierzu: Nach dem 30. Jährigen Krieg lebten in der Saarpfalz noch etwa 200 „Ureinwohner“. Viele Orte wurden auch nach 1648 „wüst“ gelassen.(Wovon heute noch einige Gedenksteine zeugen) Als Folge davon mussten die Landesherren in weniger arg betroffenen Gebieten Europas Siedler anwerben. Dies geschah vor allem in Tirol, Niederbayern, Schwaben und der Schweiz.
Dies lässt sich zb. auch heute noch an den Familiennamen der Einwohner nachweisen, die auf die Herkunft der damaligen Einwanderer schließen lassen, wie zb. Risch, Feichtner (Tirol), Vogelgesang (?), Bourgignon (Bourgogne), Bouillon oder Toussaint (ähm irgendwo in Frankreich).
ist anzunehmen, daß im Zuge der
Anlage der Industrie- und Residenzstädte auch vorhandene
ältere Bausubstanz geschleift wurde.
Soweit ich weiß war der Landstrich vor der industriellen Revolution viel dünner besiedelt. Man betrachte sich eine aktuelle Karte der Region: Es fällt auf, dass die Siedlungsschwerpunkte grob entlang der Saar (als eine Achse) und entlang des Saar-Kohlebeckens (als zweite Achse) verlaufen.
Natürlich haben die Siedlungstendenzen der vergangengen Dekaden den krassen Gegensatz zwischen (Industriestadt) und Land etwas geringer werden lassen, aber ich denke man kann sich noch ein gutes Bild davon machen, wie die Besiedlung vor 300 Jahren ausgesehen haben kann.
Mir ist es aber vor allem bei den Dörfern aufgefallen. In
weiten Teilen Hessens etwa ist fast jedes Bauernhaus, jede
Scheune älteren Baudatums in Fachwerkbauweise ausgeführt, kein
Dorf ist ohne Fachwerk. Dort ist diese Bauweise bestimmt bis
weit ins 19. Jahrhundert üblich gewesen.
Im Saarland und in der Westpfalz, soweit ich die Region kenne,
scheint das Bauernhaus jedenfalls im 19. Jahrhuntert schon
üblicherweise aus Stein gebaut worden zu sein.
Die Dörfer des Bliesgaues zum Beispiel sind oftmals schon vom lothringischen Einfluss geprägt (angeblich spricht man auch heute noch in einigen Gegenden des Saarlandes Lothringisch, vor allem im Süden). Viele Dörfer im südlichen Saarland ähneln auch Dörfern in Lothringen, sowohl von der Anlage her als auch von dem Baustil. (Der, so weit ich weiss, eher ohne Fachwerk auskommt)
Jedenfalls kann davon ausgegangen werden, daß der lokal
vorkommende Sandstein nicht so teuer war wie in anderen
Gegenden. Billiger als Fachwerk wird Sandstein eher nicht
gewesen sein, es sei denn, die Kosten beim Steinbau wurden
fast ausschließlich durch den Transport verursacht.
Fachwerkbau wurde ja sicher nicht deshalb fast überall
verwendet, weil man es so schön fand, sondern weil Bau mit
Steinen zu teuer war. Kirchen, Schlösser, Amtsgebäude in
reichen Städten, wo es nicht auf Sparsamkeit ankam, wurden aus
Stein erbaut. Eine Ausnahme scheint nur der Hannoversche Raum
zu bilden. Dort sind Fachwerkbalken oft mit hohem Aufwand
verziert.
Aus meinem Heimatort weiß ich, dass auf einer Karte aus dem 16. Jahrhundert die Häuser dieses Ortes als Fachwerkhäuser dargestellt sind. Selbst wenn die Häuser in diesem Ort nicht als Fachwerkbauten errichtet waren, so kann man doch annehmen, dass diese Bauart in dieser Region (Großraum Saarbrücken) der damals vorherrschende Stil war.
Das wiederum spricht für die These, dass vor allem kriegerische Einflüsse (30. Jähriger Krieg, Koalitionskriege, Befreiungskriege) dafür gesorgt haben, dass die alten Fachwerkbauten weitgehend dem Boden gleich gemacht wurden.
Ein garnicht so uninteressantes Thema.
Gruß,
Betasator