Fachwerk vs. Steinhaus im Erdbebengebiet

Hallo Bauwissende,

in unseren Breiten gilt das Fachwerkhaus als das Haus des nicht so vermögenden Bürgers, wer Geld hatte leistete sich ein Steinhaus. Das gilt m.W. für ganz Europa.
Während eines Urlaubs in Kalabrien, einer der ärmsten Regionen Europas, war ich sehr erstaunt zu sehen, dass hier fast ausschließlich Gebäude aus Stein errichtet wurden, auch die armseligste Hütte, die sicher keinem Adeligen gehörte. Dazu kommt, dass Steingebäude im erdbebenreichen Kalabrien sicher nicht die optimale Bauweise waren, hier wahrscheinlich Fachwerkhäuser besser angebracht wären. Erstaunlicherweise hat sich hier auch keine erdbebengeeignetere Bauweise wie z.B. in Japan (Innenwände aus Papier) ausgebildet.

Wer kennt Gründe?
Vielen Dank!

Wolfgang D.

Hallo!

in unseren Breiten gilt das Fachwerkhaus als das Haus des
nicht so vermögenden Bürgers, wer Geld hatte leistete sich ein
Steinhaus. Das gilt m.W. für ganz Europa.

Heute ist es umgekehrt.
Die gewaltigsten und reichsten Bauernhäuser in Norddeutschland sind Fachwerkhäuser. Je mehr geschnitztes Fachwerk, um so reicher der Besitzer.
Fachwerk gab es auch, weil die Konstruktion damit sicherer war. Nursteinhäuser mußten durch Zuganker am Auseinanderfallen gehindert werden. Fachwerk stand und danach kamen erst die Steine.

Während eines Urlaubs in Kalabrien, einer der ärmsten Regionen
Europas, war ich sehr erstaunt zu sehen, dass hier fast
ausschließlich Gebäude aus Stein errichtet wurden, auch die
armseligste Hütte, die sicher keinem Adeligen gehörte.

Aus Naturstein oder Backstein? Sicher Naturstein und der war und ist dort sicher billiger als Holz.

Dazu

kommt, dass Steingebäude im erdbebenreichen Kalabrien sicher
nicht die optimale Bauweise waren, hier wahrscheinlich
Fachwerkhäuser besser angebracht wären.

Ich denke, jede Region baut sich die Häuser, die dort sicher sind. Wären Steinhäuser dort gefährdet, wäre man sicher auf Holz gegangen.

mfgConrad

Hallo!

in unseren Breiten gilt das Fachwerkhaus als das Haus des
nicht so vermögenden Bürgers, wer Geld hatte leistete sich ein
Steinhaus. Das gilt m.W. für ganz Europa.

Heute ist es umgekehrt.
Die gewaltigsten und reichsten Bauernhäuser in Norddeutschland
sind Fachwerkhäuser. Je mehr geschnitztes Fachwerk, um so
reicher der Besitzer.
Fachwerk gab es auch, weil die Konstruktion damit sicherer
war. Nursteinhäuser mußten durch Zuganker am Auseinanderfallen
gehindert werden. Fachwerk stand und danach kamen erst die
Steine.

Während eines Urlaubs in Kalabrien, einer der ärmsten Regionen
Europas, war ich sehr erstaunt zu sehen, dass hier fast
ausschließlich Gebäude aus Stein errichtet wurden, auch die
armseligste Hütte, die sicher keinem Adeligen gehörte.

Aus Naturstein oder Backstein? Sicher Naturstein und der war
und ist dort sicher billiger als Holz.

Ja, es ist Naturstein.

Dazu

kommt, dass Steingebäude im erdbebenreichen Kalabrien sicher
nicht die optimale Bauweise waren, hier wahrscheinlich
Fachwerkhäuser besser angebracht wären.

Ich denke, jede Region baut sich die Häuser, die dort sicher
sind. Wären Steinhäuser dort gefährdet, wäre man sicher auf
Holz gegangen.

Hallo Conrad,

an Deiner Feststellung ist etwas dran. Kalabrien ist steinreich, verfügt aber auch über große Wälder. Holz stünde also zur Verfügung.

Was mich dennoch nachdenklich macht: Moderne Bauten werden in Stahlbeton-Skelettbauweise aufgeführt, mit eingehängten Deckenplatten und ausgefachten Wänden. Im Prinzip ist das schon so eine Art Fachwerkhaus: Das Skelett bietet eine gewisse Standfestigkeit und Nachgiebigkeit auch bei Erdbeben, dabei fallen wohl die Wandausfachungen heraus, die massiven Deckenplatten schützen aber die darunterliegenden Etagen.

Denkbar wäre wohl auch, dass bei der dicht gedrängten Bauweise (die Dörfer kleben förmlich am Hang), die Feuergefahr größer ist als ein alle 10-20 Jahre stattfindendes Erdbeben, und dann ein Steinhaus besseren Schutz gegen Brände bietet als Holz-Fachwerk.

Danke für Deinen Beitrag!
Wolfgang D.

Während eines Urlaubs in Kalabrien, einer der ärmsten Regionen
Europas, war ich sehr erstaunt zu sehen, dass hier fast
ausschließlich Gebäude aus Stein errichtet wurden,

Hallo,
die Seefahrernationen hatten seinerzeit mal rund um das Mittelmeer alle Baeume abgeholzt und zu Schiffen verarbeitet. Danach war Stein billiger.
Gruss Helmut

Das war wohl eher so, dass die Wälder Kirchengut und im Besitz der weltlichen Fürsten waren, also fürs Volk verboten. Steine waren umsonst und frei.

mfgConrad

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Es ist tatsächlich so, dass früher wegen der Brandgefahr oft in Stein gebaut wurde. Im Mittelalter und auch später gab es etliche Stadt- und Dorfbrände. Es wurde sogar verboten Holzhäuser zu bauen. Weil durch die sehr kleinen oder teilweise gar nicht existierenden Abstände, ein Übergreifen des Feuers auf weitere Häuser nicht verhindert werden konnte. Man bedenke auch die Ausrüstung der Feuerwehr damals und heute.
Diese Probleme sind heute, durch entsprechende Gesetze (Mindestabstände) und auch Fortschritten in der Bauweise (z.B. Verkleidung mit Gipsplatten) weitestgehend gelöst.
Auch deshalb weil Holz ein deutlich besseres Verhalten als Stahl oder Stahlbeton, im Brandfall hat. Der einzige Nachteil von Holz ist, dass es selber brennt. Jedoch beginnt ein Brand meist bei Einrichtungsgegenständen oder in der Küche, elektronische Geräte usw. Natursteine können bei hohen Temperaturen platzen, vor allem wenn sie dann mit kühlem Wasser bespritzt werden. Stahlbeton trocknet aus und wird porös, die Stahlbewehrung wird durch die Hitze weich und trägt nicht mehr, Einsturzgefahr, dasselbe bei Stahlbauten der Stahl wird weich. Frag mal einen Feuerwehrmann, er wird dir bestätigen können, dass es grundsätzlich einfacher ist ein Holzhaus zu löschen.
So nun fertig mit dem Geschwärme.

Deine Überlegung ist durchaus richtig, da Holz bis zu einem gewissen Punkt elastisch ist, kann es solche dynamischen Schwingungen deutlich besser aufnehmen als Stein. Das führt aber zu ziemlich hohen Kräften in den Verbindungen, die ja früher Zapfenverbindungen waren. Also hat es auch hier Grenzen. Ich kann mir jedoch gut vorstellen, dass Natursteinhäuser, wenn sie nicht mehr als 2-3 Geschosse haben, hier aber durchaus ganz gut abschneiden. Durch ihre teilweise doch recht grossen Wanddicken, können diese Kräfte relativ gut verteilt werden und die hohe Masse macht das Haus auch noch ein bisschen resistenter gegen Erdbeben.
Ich würde somit auch dazu neigen zu behaupten, dass ein Erdbeben, welches früher vielleicht alle 10-20 Jahre stattfand, ein deutlich geringeres Problem war als Dorfbrände. Auch weil diese Erdbeben ja nicht immer zerstörerische Wirkung haben müssen, die ganz grossen, treten vielleicht alle paar hundert Jahre auf.
Weitere Gründe, wie freie Verfügbarkeit von Stein und Holz, dass man kaufen musste, wahrscheinlich noch zu total überrissenen Preisen. Spielten bestimmt auch eine Rolle.

Grüsse Dino