Fachwerkhaus bauen?

Hallo,

Freunde wollen bauen und können sich nicht recht entscheiden wie. Sie stehen ja total auf Fachwerkhäuser. Ich habe mich etwas belesen, da ich an Architektur interessiert bin. Auf http://www.korte-holzbau.de habe ich ein paar Information sammeln können, allerdings wüsste ich gerne, welche Vor- bzw. Nachteile der Bau eines Fachwerkhauses im Vergleich mit einem Stein-auf-Stein gebauten Haus hat. Vielleicht könnt ihr mich etwas aufklären. 

Für eure Hilfe wäre ich sehr dankbar.

Honey

Hallo,

Vielleicht könnt ihr mich
etwas aufklären. 

nun, Holz „arbeitet“.
Allerdings halten FW- Häuse schon Jahrhunderte, was man von „modernen“ Gebäuden nicht unbedingt sagen kann.
Daran mögen allerdings auch bauphysikalische Stümpereien schuld sein.

Gruß:
Manni

Der Holzfachwerkbau hat eine sehr lange Tradition auch in einigen Regionen Deutschlands. Das notwendige Fachwissen, jenseits vom Bastelpfad, ist dort auch mit den Aspekten der Nachhaltigkeit und Biobauhygiene sowie Bauschutz prächtig entwickelt und führt in der Regel zu einem kostengünstigen Bauwerk. Wer es mag, ist in einem Holzfachwerkbau bestens aufgehoben. Fehlt das notwendige Fachwissen, ist die Bauschadens- und Kostenkatastrophe vorprogrammiert! Sie sollten unbedingt der regionalen Bauweise folgen. Ein akademischer Kosten- und Nutzenvergleich zwischen Holzfachwerkhaus und Steinhaus mit allen sinnvollen Varianten ist zwar ein anspruchsvoller Zeitvertreib, kann aber die geographischen Gegebenheiten nicht verändern.

Hallo!

… welche Vor- bzw. Nachteile der Bau eines Fachwerkhauses im Vergleich mit einem
Stein-auf-Stein gebauten Haus hat.

Vorteille: Sofern ein Fachwerkhaus stilistisch in sein Umfeld paßt und dem persönlichen Geschmack entsprich, mag man es als optisch ansprechend empfinden. Das war’s aber auch schon an Vorzügen.

Nachteile: Die Trennstellen zwischen Tragwerk und Gefach sind feuchtigkeitsanfällige Schwachstellen. An einem Fachwerkhaus kommen hunderte Meter solcher Schwachstellen zusammen. Damit im Zusammenhang steht Wartungs- und Pflegeaufwand. Mit ausladenden Dachüberständen kann man zwar für konstruktiven Schutz sorgen, was aber am grundsätzlichen Problem insbesondere im bodennahen Bereich wenig ändert.

Das mag fürs Erste reichen, habe ich doch Bedenken, überhaupt zu antworten. Zu naheliegend der Verdacht, daß ein erst kürzlich angemeldetes Mitglied mit für eine Gruppe typischem Nick, die gewerblich irgendwelche Links pushen will, das Forum mißbraucht.

Gruß
Wolfgang
.

Hallo,
die Vorredener haben das Wichtigste genannt: Das Fachwerk aus Holz wird immer arbeiten und führt zu undichten Fugen. Da kann das Holz noch so trocken sein. Von diesen Fugen um jedes Gefache gibt es genug. Es ist also wartungsintensiv. Weiterhin ist man in der Raumaufteilung nicht so frei. Das Holzrastermaß ist Vorgabe für Fenster und Wandanschlüsse. Problematisch sind immer die senkrechten Stielfüße. Sie sind am Sockel eher der Gefahr von Spritzwasser ausgesetzt; dann fault der Rahmen von aussen. Bei Restaurierungen ist das meistens ein ständiges Problem. Alte Fachwerkhäuser sind zur Eingangsebene später aus Unwissen mit Erde weiter höher aufgefüttert worden. Damit liegt das erste horizontale Rehm im Spritzwasserbereich. Also sollte man einen Sockel haben. Ist also nicht behindertengerecht. Unsere Altvorderen wußten das…Vorsicht vor dem Verschalen der Innenwände mit Gibskarton zum Fachwerk hin. Das Fachwerk braucht immer Luft, damit der Nachteil der Fugendurchlässigkeit wieder ausgegliechen werden kann. Schließt man die Feuchtigkeit hinter der GK Wand ein, kann es dahinter faulen. Das sieht man nur sehr spät.  
Niemals das Fachwerk „dicht“ deckend aussen mit Farbe streichen. Damit wird nur die natürliche Feuchtigkeit im Holz eingeschlossen. Lasuren sind gut weil offenporig. Grundsatz: es ist nicht schlimm, wenn das Holz einmal Wasser abbekommt, es muß nur auch wieder raus können. 
Gefache zwischen den Holzrahmen: wie bereits angesprochen ist entscheidend, was für Material man dafür verwendet. Das liegt an der Steinklasse und dem Mörtel. In der Restaurierung wurde viel verkehrt gemacht. Man kann nicht einfach Kalksandsteine verwenden, wie bei einer gemauerten Wand. Dieses „Kissen“ sitzt auch nicht planeben zu der Holzkonstruktion. Auch hier fällt der Regen von oben nach unten. Es liegt ca. 25 mm vor der Rahmenkonstruktion und schützt das Holz etwas. Die Kanten verlaufen oben leicht abgeschrägt. Diese Hinweise werden oft bei sehr alten zu restaurierenden Fachwerkgebäuden angewand. Bei neu hergestellten Fachwerkhäusern kann das anders aussenen. Siehe Link Fachwerkhaushersteller. Mit diesen habe ich mich aber noch nicht befasst. Fachwerkhäuser sind aufwendiger in der Herstellung. Die Energieeinsparverordung ist hier schon eine Herausforderung. In der Herstellung sollten sie teurer sein…auch ohne Reeddach. Das wäre noch ein ganz anderes Thema

So, nun entscheidet euch.

Grüße
Klaus

Oh Honey,

alle Antworten nicht ganz falsch, aber eben auch nicht ganz richtig.
Der Hase liegt hier an gleich mehreren Stellen im Pfeffer, ausreichend zu antworten würde aber einer Forumssprengung gleich kommen.
Ich saniere seit 25 Jahren die alten Schätzchen und baue auch neue.
Die Konstruktion ist sicher kritisch und nicht von ungefähr nicht mehr Stand der Dinge (geschweige denn Stand der Technik), alle diese Probleme sind aber unter entsprechenden Voraussetzungen händelbar.
Dies zu ermitteln und zu schauen, ob Ihr/Du nur mit FW glücklich wirst sein können, geht nur Auge in Auge.
Call at 0171 264 9559

LG
Malte

Ich habe ein altes (und sehr baufaelliges) Fachwerkhaus kernsaniert (eigentlich: neu gebaut) und lebe jetzt darin. Meine Meinung dazu:

  • Fachwerk wurde erfunden als Kompromissloesung zu fehlendem besserem Baumaterial (Vollholz-Blockhuetten oder Stein/Ziegelmauern). Die einzugehenden Kompromisse wurden in der modernen Zeit mehr - nicht weniger! - allerdings auch die moeglichen Loesungen dazu. Als Fachwerk-Bauherr sollte man sich auf jeden Fall mit Bauphysik intensiv beschaeftigen und auskennen.
  • Waermedaemmung ist am Fachwerk nur eingeschraenkt (und sinnvoll eigentlich nur als Aussendaemmung) moeglich. Ein Niedrigenergiehaus wird es nie.
  • Die Wartungsintensitaet wurde oben schon angesprochen. Fassade renovieren (bei Sichtfachwerk) ist alle 3 - 5 Jahre noetig, verglichen mit 15 - 30 Jahren bei Massivbau.
  • Ein Fachwerkhaus kostet (heute) in der Herstellung wesentlich mehr als andere Baustile, da kompliziert und arbeitsintensiv.
  • Aber Holz (und die besondere Optik) gibt ein unvergleichliches Wohngefuehl, das die gerade genannten Nachteile, zumindest meiner Meinung nach, aufwiegen.
    Zusammenfassung: Fachwerk ist gut fuer die, die auf ihr Haus stolz sein wollen, sich mit ihm intensiv beschaeftigen und die Optik moegen. Alle anderen (und vor allem die, die unkompliziert leben moechten) bauen lieber anders.

Vielen Dank für eure zahlreichen Antworten. Die habe ich direkt mal so weitergegeben.

Wir sind nun um einiges schlauer, was das FW-Haus betrifft. Ich persönlich finde, dass Fachwerkhäuser sehr schön aussehen. Aber Bauherr möchte ich davon nicht sein :wink: Für meinen Geschmack ist ein massiv gebautes Haus, dann eher das richtige. Ich mache zwar gerne einiges selber, aber das wäre mir zu zeitintesiv. 

Unsere Freunde wollen sich jetzt jemanden suchen, der sie dahingehend umfangreich berät, da wie ihr alle schon sagtet, das Fachwerkhaus viel Pflege braucht. Das Thema scheint auch sehr viel Wissen in dem Bereich abzuverlangen. Ich bin gespannt wie sie sich entscheiden werden. 

Spannend wäre es ja mal mit anzusehen, wie ein Fachwerkhaus entsteht.

Nochmal vielen Dank für Eure Antworten

Ich missbrauche das Forum ganz sicher nicht. Ich versuche mein Wissen mit anderen zu teilen und neues Wissen zu erhalten. Schön, wenn man gleich über einen Kamm geschert wird nur weil man neu ist und nicht seinen Realnamen benutzt. Wieso ich Honeymoon heiße? Weil ich schöne Flitterwochen hatte. Warum ich ihn mit Honey abkürze? Ich fand den Tanzfilm mit Jessica Alba toll. Ich hoffe, du überdenkst deine Bedenken und deine Vorurteile nochmal.

LG Honey