Fäkalsprache

Hallo,

Es handelt sich einfach, um eine Form der Ausdrucksweise die von Dir als „schlecht“ empfunden wird.

Von Dir nicht?

Es gibt üblere Dinge, als sich nicht in der mir geläufigen
Art ausdrücken zu können. Danach bewerte ich Menschen nicht.

Da stelle ich mir die Frage, ob ich Wert darauf legen soll,
von diesen Menschen verstanden zu werden?

Sicher, hängt von der Situation ab. Bei „diesen Menschen“
wertest Du allerdings bereits wieder.

Gruss
Enno

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~lekte
Hallo Birgit,

Täuscht mich mein Eindruck oder ist das Ablegen der milieutypischen Sprache und die Anpassung an eine gemäßigte Sprache einer anderen Gemeinschaft für manche sehr schwer oder gar unmöglich?

wahrscheinlich hängt es davon, wie früh oder spät man mit „anderen Welten“, anderen Soziolekten in Berührung kommt.

Der Vergleich mag hinken, aber mich erinnert das an den Gebrauch von Dialekten: Je stärker ein Dialekt zu Hause gesprochen wird und je später man durch „nomadisierendes Herumziehen“ resp. Wohnortwechsel mit anderen Dialekten in Berührung kommt, desto schwieriger wird es, diese Sprachfärbung ganz außen vor zu lassen.

Beispiel: Ein Freund von mir ist in München geboren, Vater sächselt, Mutter fränkelt, mit drei Jahren nach Aachen gezogen, seit dem dreizehnten Lebensjahr in Westfalen wohnend: Er kann die Dialekte seiner Lebensstationen täuschend nachahmen, ihn beherrscht keiner davon :wink:

Was kann man in solchen Fällen tun?

Tja…offen sein für andere Sprachmuster: sich umhören…verdammte Scheiße, einfach ist das auf jeden Fall nicht :wink:

Viele Grüße
Diana

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Hallo Biggi,

Ist der Heimplatz kostengünstiger für ihn?

Das glaube ich nicht, weiß es aber nicht genau. Jedenfalls musste er ins Heim, nachdem er massiv auf seinen Vater losgegangen war. Finanzielle Gründe spielten dabei keine Rolle.

Von wem ist er wirtschaftlich abhängig?

Von seiner Familie. Ob und wie er für seine Arbeit entlohnt wird, kann ich nicht sagen.

Gruß
Kreszenz

Grummbeerkischelscher :wink:
Hallo Diana,

Gymnasium - 5. Klasse - erste Deutschstunde.
Deutschlehrer: „Guten Morgen, meine Damen und Herren, ab heute sprechen wir hier Deutsch!“
Das hat mein Leben nachhaltig beeinflusst. :wink:

Tja…offen sein für andere Sprachmuster: sich
umhören…verdammte Scheiße, einfach ist das auf jeden Fall
nicht :wink:

Aus Deiner Feder klingt das wie food poisoning! :wink:

Liebe Grüße
Birgit

P.S.: Grummbeerkischelscher = Kartoffelpuffer (Reibekuchen)

Hallo Birgit!

Täuscht mich mein Eindruck oder ist das Ablegen der
milieutypischen Sprache und die Anpassung an eine gemäßigte
Sprache einer anderen Gemeinschaft für manche sehr schwer oder
gar unmöglich?

Nein, da täuscht Dich Dein Eindruck nicht. Die Lernfähigkeit hängt von verschiedenen Faktoren ab. So spielt die Zeit, die man sich in einem bestimmten Milieu aufhält, eine wichtige Rolle. Wenn jemand sich fast ausschließlich in einem intellektuell wenig anspruchsvollem Niveau aufhält, dannhat diese Person sehr wenig Chancen, ein Repertoire an Wörtern zu schaffen, das sie außerhalb dieses einen Milieus benutzt. Selbst wenn sie dieses Repertoire hätte, wird sie damit kaum aktiv umgehen, weil sie kaum gefordert wird, damit umgehen zu müssen.

Was kann man in solchen Fällen tun?

Gelegenheiten schaffen, in denen ein Gebrauch anderer Wörter notwendig ist. Jeder weiß doch vom Umgang mit einer Fremdsprache, daß man diese am besten lernt, wenn man sie sprechen muß. Die Notwendigkeit, die Sprache sprechen zu müssen, ist am ausgeprägtesten, wenn man sich in eines der Länder begibt, in denen diese Sprache Muttersprache ist. Hinter dem Prinzip des „Sprachurlaubs“ steckt also nichts anderes als ein Milieuwechsel. Wenn jemand nicht intellektuell minderbegabt ist, werden sich die Veränderungen schon einstellen.

Herzliche Grüße,

Oliver Walter

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Bekehren oder belehren kann man diese Menschen vmtl. sowieso nicht.

So ist es, liebe Birgit,
Oliver hat ja oben den Zusammenhang zur Sozialisation hergestellt und Dilarah hat die Analogie zu Dialekten recht nachvollziehbar beschrieben.
Das macht auch deutlich, dass Umerziehung von außen her sehr schwierig ist. Eine solche Ausdrucksweise macht die Integration in Kreise, in denen sie nicht „salonfähig“ ist schwierig, wenn nicht gar unmöglich und ist ohne Mitarbeit des Betroffenen sicher nicht änderbar. Oliver zeigt ja auch, welche Reaktionen, von der Verachtung bis zum Auslachen, eine solche „sprachliche Variante“ haben kann. (Was ja auch auf Dialekte zutrifft.)

Die beiden Begriffe Koprolalie und Scatologie beziehen sich speziell auf eine zwang- und krankhafte Verwendung von Kraftausdrücken und „schmutzigen Wörtern“, die dem eigentlichen Sozialisierungsgrad des Sprechers nicht eigen sind. Das hat aber nicht eigentlich mit dem zu tun, was Du hier angesprochen hast.

Wie gesagt, es kommt darauf an, wie viel uns an dem Menschen liegt, ob wir ihn darauf hinweisen (und eventuell versuchen, ihm das abzugewöhnen - vielleicht durch Zahlung in die „Ferkelkasse“) oder ob wir uns schulterzuckend abwenden.

Grüße
Eckard

HinderNisse
Hallo Kreszenz,

Jedenfalls musste er ins Heim,
nachdem er massiv auf seinen
Vater losgegangen war.

Auf Anraten seines Hausarztes oder des Ombudsmannes seiner Krankenkasse?

Finanzielle Gründe spielten dabei keine Rolle.

Für seinen Vater?

Von wem ist er wirtschaftlich abhängig?

Von seiner Familie.

Achso. Hm, interessant. Finanzielle Gründe spielten keine Rolle schreibst du.

Ob und wie er für seine Arbeit entlohnt
wird, kann ich nicht sagen.

Arbeitet er bei seinem Vater?

Hat er schon daran gedacht, bei ihm zu kündigen und Sozialhilfe zu beantragen, falls sein Vater keine Beiträge für ihn in die Arbeitslosenversicherung abgeführt hat? Oder gilt seine Tätigkeit mehr als Haushaltshilfe ohne Rentenanspruch? Da er jetzt von seiner Familie getrennt lebt, hat er ja einen Anspruch auf Sozialhilfe, falls seine Familie noch nicht seine Entmündigung veranlasst hat. Angehörige sind manchmal sehr fürsorglich.

Gruß

Kreszenz

Biggi

off topic *lol*
Hallo Eckard,

und Dilarah hat die Analogie zu Dialekten recht nachvollziehbar beschrieben.

ich hätte nie vermutet, daß man uns beide verwechseln kann :wink: …oder ist „Dilarah“ in Deinem Dialekt das Äquivalent zu „Diana“? *grübel*

Belustigte Grüße
;-Diana

Hallo Birgit,

es gibt eine Krankheit, bei der die Menschen das Bedürfnis, den Zwang verspüren, Schimfkanonaden loszulassen. Da gibt es auch jede Menge Kraftausdrücke.

Nicht jeder Mensch der Sch…sagt ist krank.
Bei meiner Arbeit komme ich oft mit Menschen von der Straße zusammen. Viele von Ihnen haben keinen Schulabschluß und leben in ärmlichen Verhältnissen. Sie bedienen sich manchmal einer Sprache, die Dir wahrlich nicht gefallen würde, aber es sind ganz liebe, ehrliche Menschen, die mir wegen Ihrer Einstellung und Natürlichkeit symphatisch sind.

Ein Präsident der USA bedient sich einer gepflegten Wortwahl und wird in Kürze den Irak angreifen und dabei wahrscheinlich verantwortlich sein für den Tod von vielleicht 100000 Menschen, oder mehr.

Was schreckt Dich denn nun mehr ab??

Liebe Grüße
Frank

Vergleiche
Hallo Frank,

Nicht jeder Mensch der Sch…sagt ist krank.

Da widerspreche ich Dir keinesfalls. Das Repertoire der Fäkalsprache beschränkt sich allerdings auch nicht auf das Wort „Scheisse“.

Bei meiner Arbeit komme ich oft mit Menschen von der Straße
zusammen. Viele von Ihnen haben keinen Schulabschluß und leben
in ärmlichen Verhältnissen. Sie bedienen sich manchmal einer
Sprache, die Dir wahrlich nicht gefallen würde, aber es sind
ganz liebe, ehrliche Menschen, die mir wegen Ihrer Einstellung
und Natürlichkeit symphatisch sind.

Ich bin mir sicher, dass ich einige davon bestimmt auch sympatisch finden würde. Mit diesen Menschen ist es wahrscheinlich so ähnlich, wie mit dem Schreiber eines Postings: Man muss sie kennen lernen, um sie zu kennen. :wink:

Ein Präsident der USA bedient sich einer gepflegten Wortwahl
und wird in Kürze den Irak angreifen und dabei wahrscheinlich
verantwortlich sein für den Tod von vielleicht 100000
Menschen, oder mehr.
Was schreckt Dich denn nun mehr ab??

Was willst Du hier vergleichen?

Liebe Grüße
Birgit

Hallo!

Hi Birgit,

Was meint Ihr?

Ehrlich? Also eigentlich geht mir das am A ups vorbei :wink:

Was mir allerdings einfällt, mal gelesen zu haben, dass die Deutschen-an-sich eher der anal-Sprache anhängen sollen. Im Gegentum zu den Holländern, die genital-Sprech bevorzugen sollen. So wäre z.B. „Arschloch“ eine typisch deutsche Titulierung und „Pissflitsche“ eine typisch holländische. Hm, ob das stimmt weiss ich allerdings nicht.

Liebe Grüße

Gruß

Birgit

Voy

ich hätte nie vermutet, daß man uns beide verwechseln kann :wink:

Liebe Diana,
Du siehst mich am Boden zerstört.
In der Hoffnung, eines Tages Deiner Verzeihung würdig und teilhaftig zu werden
Eckard.

Hallo Birgit,

Ist es – gerade in der heutigen Zeit – falsch, auf jeden
Fall
die Etikette/Netiquette zu wahren? Oder muss man sich
manchmal auf das Niveau des Gegenübers herab begeben?
Falls ja, um was zu erreichen?

Ja, muß man, um manchmal Dinge zu untermauern. Ich unterscheide da allerdings zwischen proletenhaften Ausdrücken und echten Darstellungsversuchen/Begreiflichmachungen/Veranschaulichungen.

Beispiel: Mike Kling brachte irgendwo in den Politikbrettern mal den Satz zu den Ergebnissen der rüruppkommission, daß das wie beim wurstmachen sei: man müsse immer sehen, was dabei herauskommt.

Ich erwiderte darauf, daß er recht habe, denn es wird das herauskommen, was immer beim wusrtmachen lebender biologischer Entitäten aus Darmenden herauskommt: Scheiße
In diesem Fall hätte ich diesem wort gern noch eine braune Farbe und passenden Geruch verpaßt :smile:
Manchmal kommt man nicht drumrum, harte und härteste Realitäten realistisch darzustellen. gerade bei Personen, von denen man es wenoiger erwartet, geht es meist recht heftig zu.

Gruß
Frank

Hallo Birgit,

Ein Präsident der USA bedient sich einer gepflegten Wortwahl
und wird in Kürze den Irak angreifen und dabei wahrscheinlich
verantwortlich sein für den Tod von vielleicht 100000
Menschen, oder mehr.
Was schreckt Dich denn nun mehr ab??

Was willst Du hier vergleichen?

da kann ich nichts vergleichen, da hast Du schon recht.
Mir ging es nur darum auszudrücken, dass Menschen mit einer „anständigen“ Sprache, die Übleren Ekelpakete sein können.

LG

Frank

Hi

(also ich habe keine lust darauf, mir alle antworten auf deinen thread durchzulesen. also tschuldigung, falls ich irgendwas wiederhole:smile:

Ich glaube, die ganze Sache ist nur eine Frage der ERZIEHUNG, jedoch nicht nur der im ELTERNHAUS: Die ganze Umgebung spielt eine Rolle. Ich (guck mal in meine Visitenkarte) höre nur ganz selten von Erwachsenen, die die sogenannte Fäkalsprache benutzen. Hängt wohl damit zusammen, dass man früher einfach STRENGER ERZOGEN worden ist. Ich kenne keinen Jugendlichen/kein Kind, das diese Ausdrucksweise nicht benutzt. Hängt wohl damit zusammen, dass man sich vom Elternhaus „distanzieren“ will (wenn ich das in meiner Klasse sage schlagen die mich!!! :wink:) … daheim Teilen sich die Gruppen: Manche sprechen auch daheim so, manche nicht. NUR DAS HAT WAS MIT DER FAMILIE ZU TUN! Fakt ist doch, dass Jugendliche früher auf die Straße gegangen sind um zu protestieren. Heutzutage wird man dann für verrückt (und uncool) gehalten. In der jetzigen Zeit äußert sich der Protest hauptsächlich in Form von gewaltfreiem Widerstand (arbeitsverweigerung, ausdrucksweise , keine autoritätshörigkeit, …, …)

Zusammenfassung:

1)Fäkalsprache ist das Produkt von Umwelt, Erziehung und Umgebung
2)Fäkalsprache ist eine neue Form des Protestes

So, das wars eigentlich schon. Jetzt noch was zur Situation, das wollte ich schon lange loswerden ,-)):

Spricht heute ein Jugendlicher einen anderen mit (-zensiert-) an, so ist das TOTAL NORMAL!!! Man kümmert sich nicht drum, dass ist so, wie wenn ich dich mit „Hallo!“ anspreche! Genauso ist es auch während einer ganz normalen Unterhaltung, immer wieder tauche solche Wörter auf (also nicht nur bei der Begrüßung).

Soviel nur für die Eltern, die sich nicht um ihre Kinder kümmern und sich dann wundern, woher sie denn so schlimme Wörter haben.

Hoffe ich habe ein bisschen geholfen.

cu

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