Fahren Autos bei extremer Kaelte?

Hallo,

in Sibirien hat es in den letzten Wochen teilweise bis minus 60 Grad gehabt. Kann man dabei theoretisch noch mit dem Auto fahren?

Hab im Internet nichts sinnvolles dazu gefunden, nur Artikel die von Winterdiesel handeln der bis minus 35 Grad fluessig bleibt und dass man bei modernen Dieselmotoren kein Benzin dazufuellen sollte.

Wie sieht es bei (alten/neuen Dieselmotoren bei extremen Temperaturen aus? Schuettet man einfach genug Benzin dazu und dann laeuft er? Macht man unter dem Tank ein Feuer? - aber nachdem das Auto losgefahren ist wird der Treibstoff ja wieder kalt…

Wie sieht es bei (alten/neuen) Benzinmotoren aus?

Und was ist mit LPG?

Gruss und schoenen Abend

Desperado

Hallo,

doch das kann man…man läßt die Motoren einfach laufen oder man
„bastelt“ zum Teil abenteuerliche Standheizungen zusammen und beheizt das Fahrzeug damit.

Dieselfahrzeuge russischer Fertigung haben generell eine Filterheizung,damit der Diesel dort nicht kristallisiert.

Wobei aber die Masse der Pkw in RuĂźland der Marke Lada und als Benziner
unterwegs sind…

Hi!
Na, ich hatte als Lehrling manchmal die Möglichkeit, mich mit den sogenannten Altgesellen darüber zu unterhalten.
Da gab es einige, die im 2. WK in Russland waren, auch in Sibirien in Gefangenschaft und dort auch Auto’s reparieren mussten, aber eigentlich nur LKW.
Die Leute haben nicht gern darüber geredet, aber bischen was haben die manchmal doch erzählt.

Die LKW waren ĂĽberwiegend Benziner, da war das nicht so kritisch, die gingen schon.
Man hatte da überall Halterungen für Lötlampen und Rohre angebracht, wo dann der Motor, das Getriebe, die Differentiale vorgewärmt werden konnten.
Die Batterien haben das meist nicht geschafft, man hat da immer einen LKW laufen lassen, und mit dem dann bei Bedarf einen anderen angeschleppt.

Die Diesel- Lkw hat man normalerweise den Winter ĂĽber durchlaufen lassen,
da ging dann das Auspuffrohr durch den Tank, um den Diesel vorzuwärmen.

Aber die Russen, die wissen schon, durch langjährige Erfahrung,
sich zu helfen:
Beispiel:
Ein Bekannter ist KFZ- Meister und Lehrausbilder gewesen. Voller Fachmann mit viel praktischer Erfahrung.
Nachdem sein Betrieb, wo er angestellt war, pleite ging, hat der noch die 3 Jahre bis zur Rente auf dem Bau als , ich sag mal, BaustellenĂĽberwacher und Hausmeister usw. gearbeitet.
Die Baufirma hatte einen alten, ausgeleierten Radlader, der verkauft wurde.
Käufer waren Russen, und wollten den an einem kalten Wintertag abholen.
Der Radlader ist nicht angesprungen. Der Meister ist da rumgeeiert, hat sein möglichstes getan, hat aber den Radlader nicht zum laufen bekommen. Der Motor hat zwar gedreht, aber eben zu langsam, um zu starten.

Da haben die Russen den Meister rausgezogen, ehe der die Batterie völlig leerorgelt, den Luftfilter runtergerissen,
ein StĂĽck Zeitungspapier zusammengerollt, in das Ansaugrohr gesteckt,
angezĂĽndet,
gestartet, und sofort ist der Motor angesprungen.

Der Meister sagte mir, er hätte da gestanden, wie ein dummes Kind,
als er das beobachtet hat.

GrĂĽĂźe, E !

Hallo Desperado,

Winterdiesel ist nicht gleich Winterdiesel. Selbst bei uns in D. gibt es verschiedene Mischungen für die Übergangszeiten bzw. für den „richtigen“ Winter. Wobei auch mit letzterem bei etwas unter -20°C Schluss ist. In anderen Ländern geht das bis ca. -35°C. Wird die Luft kälter muss man halt für sorgen, dass der Kraftstoff nicht kälter wird. Aber ich denke mal, dass ist mit der Hauptgrund, warum in Russland - wie auch z.b. in Kanada - viele LKW mit Benzin fahren.

Auch bei LPG gibt es Sommer- und Wintermischungen: Im Sommer ist mehr Butan enthalten, das mehr Energie enthält, allerdings schon bei leichtem Frost nicht mehr zu gebrauchen ist. Deswegen wird der Propananteil erhöht.
Aber selbst reines Propan kann man - genau wie Benzin - nur bis ca. -40°C gebrauchen. Auch danach gilt: Kraftstoff vorwärmen und Motor nicht ausschalten.

Sämtliche genannte Temperaturwerte sind grob geschätzt, Wikipedia sollte bei Bedarf genaue Zahlen haben.

Schönen Sonntag noch
Guido

Eigentlich nicht…siehe
http://www.aral.de/aral/genericarticle.do?categoryId…

Die Industrienorm EN 116 verlangt nur folgende Werte

Sommer
15.April bis 30.September = mindestens bis Null Grad

Ăśbergangszeiten

01.März bis 14.April
und
01.Oktober bis 15.November = mindestens bis - 10 Grad

Winter

16.November bis 28.(29.)Februar = mindestens bis - 20 Grad

Hallo,

die Auslegung der Fahrzeuge wird meist für einen Temperaturbereich bis -30° oder -40°C gemacht. In diesem Bereich sollte ein Fahrzeug mit gut geladener Batterie auf jeden Fall anspringen. Natürlich kann das auch darüber hinaus noch funktionieren, aber das sind schon echte Härtefälle.

GruĂź
hps

Hallo Benny,

was meinst Du mit eigentlich nicht? Ich habe doch ungefähr das gleiche geschrieben?! OK, Aral garantiert beim Winterdiesel ein paar Grad mehr, aber sonst?

Beste GrĂĽĂźe
Guido

Wir hatten in unseren Dieseltanks (LKW) frĂĽher sogenannte Tankheizungen, die die Treibstofftemperatur im Tank nicht unter eine gewisse Marke fallen lieĂź, solange der Motor in Betrieb war, bzw. die ZĂĽndung eingeschaltet.
Zum Starten gab es früher erstens eine sogenannte „Vorglühzeit“ und zweitens, bei extremen Temperaturen, sogenanntes „Starterspray“ (ich denke, eine Aethanolmischung), die in den Luftansaugstutzen eingesprüht wurde; außerdem wurde im Winter prinzipiell ein bestimmter Anteil Benzin beigetankt (zwischen 5 und 25 %, je nach erwarteter Temperatur), und die Dieselfilter ausgebaut (war früher noch möglich, da diese in eigenen Blechbuchsen steckten), um die Verklebung durch das ausgefrorene (wie ich denke) Paraffin zu verhindern. Bis -45 Celsius hat das eigentlich immer problemlos funktioniert, kältere Temperaturen habe ich im Fahrbetrieb niemals selbst erlebt.

In RuĂźland gab/gibt es fĂĽr Extremtemperaturen Fahrzeuge mit Motoren fĂĽr Alkoholbetrieb.

GruĂź
nicolai