Fahrrad leihen in Frankreich?

Hallo Reise- Begeisterte,

Ich suche schon seit Ewigkeiten im www, wo und wie man am besten in Frankreich Fahrräder ausleihen kann. Mein Freund und ich wollen im Sommer eine Tour durch Frankreich machen. Da wir allerdings beide nur olle Klapperräder besitzen, dachten wir, wir fliegen irgendwohin (genaue Vorstellungen haben wir noch nicht…)nach Frankreich, leihen uns dort Räder und Taschen und zischen ab durchs Land.

Hat jemand Ideen, Tipps zu dieser Frage? Jemand Erfahrungen?
Würde mich sehr freuen, aber stürze mich auch gleich wieder selbst ins www!
Liebe Grüsse von Lisa

Hallo Lisa,

Fahrradvermietungen findet Ihr in F überall, wo es Touristen gibt. Ihr müsst damit rechnen, dass entweder eine Kreditkarte verlangt wird, oder der Wert des Fahrrades in bar hinterlegt werden muss.

Die Standardtypen sind Rennräder und Mountainbikes (in F = V.T.T.). Holländer und Tourenräder sind sehr wenig verbreitet, bei Vermietern quasi Null (obwohl Peugeot sehr feine Touren- und Trekkingräder für den deutschen Markt zusammenschraubt).

Zur kurzfristigen Vorbereitung entweder die pages jaunes der gewünschten Gegend mit den Stichworten „vélos“ und/oder „location de vélos“. Oder, sehr hilfreich, die örtlichen Fremdenverkehrsbüros, genannt office de tourisme oder syndicat d’initiative.

Wenns noch nicht zu heiß ist: Eine schöne Genusstour, häppchenweise teilbar und mit vielen schönen Arabesken versehbar, ist Manosque - den Lubéron entlang - (Ansouis) - Lourmarin - Bonnieux - Lacoste - (Apt - Roussillon) - Gordes - (…) - Vaison la Romaine - Dentelles de Montmirail - Violès - Orange.

Nett und mit vielen möglichen Varianten ist auch Dijon-Nevers und woanders zurück.

Weniger Gehügel, aber viele schöne Radstrecken gibts in der Sologne: Südlich Vierzon, Stichwort Salbris.

Sehr fein rollt Poitiers - Saintes - Royan - Niort - la Rochelle - Ré.

Ach da gäbs noch jede Menge…

Eine einzige Adresse solltet ihr vermeiden: In Le Grau du Roi hat es direkt beim Bahnhof, untergebracht in einem gewesenen Güterschuppen, mit riesiger Werbeaufschrift außen, einen ehrenwerten Herrn, der Dir auch die Nähmaschine seiner Schwiegermutter oder die Kelter seines Schwagers als Fahrrad vermieten würde, wenn er grad sonst nix da hat.

Beiläufig: Eigenes Fahrrad im Zug mitnehmen wäre eine mögliche Alternative, kostet bei der SNCF nichts. Es gibt allerdings nicht viele Fernzüge, die Räder mitnehmen. Im Nahverkehr je nach Region alle oder die meisten TER, theoretisch sogar das ganze Pariser RER-Netz - wenn man das Rad da reingestopft kriegt. Im TGV dürfen bloß demontierte Räder als Handgepäck mitgenommen werden. Die letzten Schnellzugverbindungen außerhalb des TGV-Netzes nehmen (hab jetzt nicht den aktuellen Stand überprüft) häufig Fahrräder mit: Nantes-Vierzon-Dijon-Grenoble, Metz-Dijon-Avignon-Marseille-Nice, Paris-Limoges, Paris-Clermont-Ferrand-Nîmes /Beziers (beides ab C-F wunderschöne Linien). Außerdem natürlich Frankfurt-Saarbrücken-Paris.

Weil das ungefähr hundert Jahre alte Wagenmaterial nicht dafür gebaut ist, kann man in der schönsten Eisenbahn Frankreichs, dem „Métro des Pyrénées“ ab Le Tour de Carol, leider keine Räder mitnehmen. Auf Korsika auch nicht.

Wenn man bei einem Schnellzug mit dem Radel am Fourgon vor einem abgeschlossenen Rolltor steht, nicht wundern: Das muss so. Es wird erwartet, dass man akrobatischerweise das Radel durch die Einstiegstür um drei Ecken rum in den Fourgon bugsiert.

Bei Nachtzügen mit Fourgon unbedingt rechtzeitig sicherstellen, dass der Fourgon auch offen ist, wenn man das Rad zu einer ungewöhnlichen Zeit (z.B. früh morgens) ausladen will. C’est pas évident…

Man findet aber immer verbal äußerst hilfreiche Kontrolleure. Ob die dann wirklich helfen, ist was anderes. Aber sie kündigen es sehr scharmant an, jedenfalls.

Schöne Grüße

MM

Wow, Martin,
das ist mal ne Antwort! Danke danke danke!
Hast ein dickes Sternchen verdient!
Wirklich klasse so ausführlich und nett zu antworten!
Hast du sowas auch für Spanien? Wir zweifeln noch, weil wir beide kein Französisch sprechen und ich komm mir dann immer so doof vor, wenn ich mich mit den Leuten nicht unterhalten kann und mit englisch kommt man im Franzosen-Land wohl nicht sehr weit, sowieso ni8cht aufs Land…
Spanisch kann ich zuminsdest noch einiges und Spanien würde mir auch Spass machen…
Meinst du, ist es nicht riskant, irgendwo dort hinzufliegen und sich dort umzusehen nach Fahrrädern? Na ja, ist wohl die einfachste Möglichkeit!
Na denn, ganz lieben Dank nochmal!
Lisa

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Hallo nochmal,

Hast du sowas auch für Spanien?

Nein - lo siento… Außer einer ziemlichen Muffe bei der Vorstellung, mit dem Radel auf spanischen Landstraßen unterwegs zu sein. Die Möglichkeit, auf Nebenstraßen auszuweichen, ist da in weiten Teilen des Landes nicht so geboten wie in F, wo man überall, wo es eng wird, leicht Seitenwege finden kann. Und auf den Hauptachsen empfiehlt es sich, einen großen Christophorus mitzuführen und Rad & eigene Seele vorher der Virgen del Perpetuo Socorro zu widmen. Sonst könnte es viel Gips setzen.

Fremdsprachenunterricht in F ist innerhalb der letzten fünfzehn Jahre viel besser geworden. Der Knick liegt bei Leuten im Alter von ca. 25…30 Jahren, jüngere sprechen verbreitet ein Englisch, welches nicht bloß auf Anhieb als Englisch erkennbar ist, sondern auch inhaltlich zur gewünschten Kommunikation führt. Und im Hinterland sind ab dem 14. Juli sehr viele „Junge“ bei den Eltern/Großeltern auf dem Land. Würde ich mir heute keine Gedanken mehr drüber machen: In dieser Hinsicht hat Frankreich seine Isolation weitgehend aufgegeben.

Betreffend Fahrrad auf Landstraßen habe ich allerdings einen heißen Tip betreffend ein Land, wo es kaum Sprachschwierigkeiten gibt, weil Deutsch groß in Mode ist: Auf Böhmens Landstraßen fährt praktisch jeder Vierzigtonner mit der Geschwindigkeit des Radlers vor ihm, bis er gefahrlos und mit dem nötigen Seitenabstand überholen kann. Passt gar nicht zum Bild vom „wilden Osten“, ist aber super einladend.

Ebenfalls eine sehr anständige Behandlung durch Autofahrer haben wir in Italien (allerdings nördlich von Rom!) als Radler erlebt.

Aber Spanien, so gern ich es habe: Auf zwei Rädern wohl eher nicht…

Schöne Grüße

MM

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Hallo Martin,

danke auch nochmal,
ok, dann ist es eine Überlegung wert, doch fÜr Frankreich zu wählen! Der Osten Deutschland würde mich persönlch auch sehr interessieren, aber ich kann meinen Freund nicht dafür begeistern. Leider.
Da ich selbst schon mal eine Radtour von Holland nach Augsburg gemacht habe, fand ich es interessant, den Osten per Rad kennenzulernen, oder dann noch weiter, in den Osten Europas, Polen, Tschechien, evtl. Ungarn.
Na ja, wir werden sehen!
Auf alle Fälle ganz lieben dank dir für deine tollen Tipps!
Viele Grüße von Lisa

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hallo Martin und Lisa,

Nein - lo siento… Außer einer ziemlichen Muffe bei der
Vorstellung, mit dem Radel auf spanischen Landstraßen
unterwegs zu sein. Die Möglichkeit, auf Nebenstraßen
auszuweichen, ist da in weiten Teilen des Landes nicht so
geboten wie in F, wo man überall, wo es eng wird, leicht
Seitenwege finden kann. Und auf den Hauptachsen empfiehlt es
sich, einen großen Christophorus mitzuführen und Rad & eigene
Seele vorher der Virgen del Perpetuo Socorro zu widmen. Sonst
könnte es viel Gips setzen.

im übrigen muss jeder, der nach Spanien mit dem Rad bzw. dort Rad fahren will, einen Helm mitnehmen. In Spanien besteht außerhalb geschlossener Ortschaften Helmpflicht.

Gruß, Karin

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Hallo Karin,
ja davon hatte ich auch schon gelesen, das allein hindert mich schon ein wenig, aber es wird schon so seine Gründe geben!
Mal sehen.
Gruß zurück von Lisa

im übrigen muss jeder, der nach Spanien mit dem Rad bzw. dort
Rad fahren will, einen Helm mitnehmen. In Spanien besteht
außerhalb geschlossener Ortschaften Helmpflicht.

Gruß, Karin