Hi,
Ohne das jetzt in eine allzu theoretische
Klein-Klein-Diskussion ausarten zu lassen: schriebst du nicht
dass es um stinknormale Sachbearbeiter geht? Also doch nicht
ganz so durchschnittlich… Aber egal.
Es wird ja immer gerne von Angebot und Nachfrage gesprochen.
Wenn ihr niemanden findet, stimmt dann offenbar die Bezahlung
nicht?
Offenbar kann ich mich nicht klar genug ausdrücken.
Ja, es sind „einfache“ Sachbearbeiter ohne großes Spezialwissen gesucht - allerdings abseits dessen, was die notwendige Ausbildung normalerweise als Job vorsieht. Und wie ich schrieb, ist das auch genau der Punkt, da man befürchten muss, in einer Sackgasse zu landen, was ich verstehen kann. Und deshalb bewirbt sich schlicht keiner, was ich ebenfalls solange verstehen kann, solange der Arbeitsmarkt ein Bewerbermarkt ist. Und bevor hier die Diskussion losgeht. Wenn es um Konstruktionen geht, dann setze ich tatsächlich eine techn. Ausbildung voraus und werde keinem Koch eine Chance geben, weil ich ihn nett finde.
Was die Frage aufwirft: warum ist das so? Warum erwartet man
dass der Markt perfekte Bewerber bieten müsse, anstatt Leute
mit Potential entsprechend auszubilden und sich das Gejammer
über unpassende und fehlende Bewerber zu sparen?
Ich glaube nicht, dass Du den großen Konzernen vorwerfen kannst, sie würden nicht ausbilden, wo diese doch in guten Phasen z.B. schlicht >>50% des Ingenieurnachwuchses „aufkaufen“. Und ich glaube weiterhin nicht, dass Du ihnen vorwerfen kannst, dass sie rel. erfolgreich versuchen, die besseren 50% in ihre Reihen zu bekommen. Und zwar einfach, weil sie es aufgrund ihrer scheinbar überdurchschnittlichen Konditionen und ihrem Ruf können … (scheinbar ist bewußt gewählt)
Ich finde schon dass es ein typisch deutschen Phänomen ist,
sich an Papieren aufzugeilen und pingelig über die Form der
Bewerbung zu schwadronieren, anstatt sich Leute mit
Grundvorraussetzungen einfach anzuschauen und mal machen zu
lassen. Es zeigt sich dann sehr schnell wen man brauchen kann
und wen nicht.
Witzig. Ich als Unternehmer würde versuchen, jedes mögliche Risiko auszuschließen. Aber ja doch, ich verstehe. Kleinere Unternehmen „stellen“ ja gerne mal ohne Bezahlung zum befristeten Probearbeiten „ein“ oder vergeben sowieso nur befristete Arbeitsverträge. Oder noch besser, beenden das Arbeitsverhältnis auch schon mal ohne zu Zögern in der Probezeit, wenn der Auftrag vorbei ist. Nun ja. Wir sind dagegen so fair, jeden für den wir uns entschieden haben sofort und ohne jedes Zögern unbefristet einzustellen. Dass wir dann stärker sieben, dürfte wohl klar sein, denn alles hat seine Vor- und Nachteile.
Aber hier legst du mit dem Stellen unnötiger Anforderungen
los. Es ist klar dass irgendeine Selektion stattfindet und
dass die naturgemäß nicht unerheblich an der Art der
Präsentation eines Bewerbers festgemacht wird.
Nein, es ist einfach meine Erfahrung, dass Leute, die sich schlampig bewerben auch schlampig arbeiten. Und meine Erfahrung kannst Du mir nicht nehmen.
Aber vielleicht hast Du ja recht. Ich arbeite in einem Bereich, der mit externen Kunden und Lieferanten zusammenarbeitet und intern häufig ans Management berichtet. Da ist das erstellen einer Bewerbung schlicht sehr nahe an der späteren Arbeitsaufgabe.
Aber vom Grundgedanken her stellst du hier Grundsatzansprüche,
die sich nicht allein an den Anforderungen der konkreten
Arbeit bemessen, sondern du unterstellst dass Fähigkeit und
Wille zu einer perfekten Bewerbung zugleich für die
Fähigkeiten und den Einsatzwillen in ganz anderen Bereichen
stehen. Es mag manchmal Zusammenhänge geben, keine Frage. Aber
dennoch wird es hierzulande weit übertrieben…
Ich verstehe es wirklich nicht. Eine Bewerbung wie ich sie verstehe ist doch vom Anspruch her lächerlich.
a) ordentlich
b) sie soll aufgreifen und beantworten, was gefragt ist
c) und das schnell und eindeutig
Um mehr geht es doch nicht. Das ist doch eigentlich keine Herausforderung, oder?
OK, aber es gibt genauso den Fall dass Leute schöne
Bewerbungen loslassen, sich aber dennoch später dahin
entwickeln ein derartiges Verhalten zu zeigen.
Natürlich, das Risiko habe ich. Aber wenn ich im vorhinein weiss, dass die Leute so sind und ich sie nicht brauchen kann/will, dann lade ich sie doch gar nicht erst ein?
Ich bestreite
einfach dass du anhand der Bewerbung die fachlichen (und
sozialen) Kompetenzen eines Menschen auf ganz anderen
Arbeitsfeldern erkennen kannst. Manchmal mag es stimmen, aber
manchmal auch nicht.
Und deswegen ist die Bewerbung ein erster Filter, durch den ich ggf. 20 Bewerber auf 5 runterstreiche, die ich mir dann persönlich anschaue. Mehr auch nicht. Irgendwie glaube ich tatsächlich, dass Du noch nie in einem Bewerbungsverfahren auf der Entscheiderseite saßt …
Kein Entscheider hat die Zeit, sich im Worstcase mit >100 Bewerbungen auseinanderzusetzen. Deswegen gibt es die Personalabteilung, die nach rein formalen Kriterien die Anzahl auf 10-20 reduziert. Und eben das Bewerbungssichten der Fachstelle, die dann entscheidet, welche 5 Leute zum Gespräch geladen werden.
Finde ich sehr gewagt - oder klarer: abwegig. Solche
„Wenn-dann“-Verknüpfungen funktionieren bei Maschinen, aber
nicht bei Menschen.
Du kannst gerne jeden einstellen, den Du willst. Ich stelle die ein, die mir passen und deren Auswahl meiner Erfahrung entsprechen.
Und das zeigt sich bei deinen Mannen durch das geduldige
Papier der Bewerbung? Meine Erfahrung sagt: lass’ die Leute
antanzen, mitmachen, und dann merkt man schnell wer fachlich
und menschlich „reinpasst“ und wer nicht.
s. oben. Entweder hast Du entschieden zuviel Zeit oder noch nie ein Bewerbungsverfahren durchgezogen. Ich zumindest werde auch weiterhin bestmöglich vermeiden, mit mehr als 5 Leuten pro Stelle zu sprechen. Und ich werde ganz sicher keinen „versuchsweise“ zur Mitarbeit einladen, ein Vorschlag, den ich übrigens für ziemlich absurd oder unfair (s.o.) in diesem Zusammenhang halte.
Grüße
Jürgen