Fall Tillich, Hilfe zur Meinungsbildung erwüncht

Hallo!

Ich brauche mal Eure Unterstützung,
um mir eine Meinung zu bilden.

Es geht um:
http://de.wikipedia.org/wiki/Stanislaw_Tillich

Dieser jenige ist nun unser neuer sächsicher Ministerpräsident.

Er ist in der DDR auf der Karriereleiter ziemlich weit nach oben geklettert, und hat es kurz vor der Wende zu einer Position gebracht,
die ich mal als Stellvertreter eines Landrates in heutiger Zeit bezeichnen würde.
Ist schwer zu beschreiben, in der DDR war die Verwaltung etwas anders gegliedert.

Der Tillich ist also Ministerpräsident geworden, natürlich CDU, in der Partei war er auch in der DDR schon.
Auf seiner Internet-Seite hat er seine Vergangenheit als Angestellter der Kreisverwaltung in der DDR beschrieben, aber nicht als leitender Funktionär, was er zweifellos war. Weiterhin war / ist er katholisch, was in der DDR nicht unbedingt gern gesehen wurde.

Nun hat sich ein Herr Nolle, SPD, Landtagsmitglied in Sachsen, Westdeutscher, bekannt um irgendwelche Spitzfindigkeiten bei politischen Gegnern medienwirksam auszuschlachten,
wohl über seine Biographie hergemacht, und eben herausgefunden,
dass herr Tillich da wohl bischen was vertuscht hat. Also seine leitende Funktion, eine offenbare Lüge steht aber nicht in dem Lebenslauf.
Das ist bei uns schon seit Wochen das Top-Thema in allen Medien,
wie weit das in dem Rest von Deutschland bekannt ist, weiss ich nicht.

Meine Frage dazu:

Ich hab mir paar Meinungen dazu gebildet,
kann mich aber nicht festlegen:

  1. Das ist schon 20 Jahre her, längst vergessen, und im ersten Bundestag waren auch viele Nazi’s, die waren noch viel schlimmer.

  2. In der DDR musste niemand in eine Partei eintreten, oder politisch tätig werden, man konnte sein Leben auch so ganz normal problemlos führen. Nur mit dieser Verweigerungshaltung konnte man nie die Karriereleiter richtig hochkommen.
    Der Tillich ist ein Wendehals, wie man so schön zu sagen pflegte.

  3. Dieser Tillich ist ein Lump, und hat seine Biographie geschönt.

  4. Dieser Tillich war clever, und hat seine Biographie geschönt, weil er dachte, das weiss eh keiner mehr, nach 20 Jahren.

  5. Dieser Tillich hat keine Lügen in seine Biographie geschrieben, er hätte das nur ausführlicher schreiben KÖNNEN.

  6. Das der Nolle ein hinterhältiges Schlitzohr ist, wusste der Tillich, und hat deshalb seinen Lebenslauf geschönt. Leider hat er nicht geahnt, dass der Nolle das nachforscht.

  7. Diese westdeutschen Karrieristen werden noch in 20 Jahren jedes gut bezahlte Amt besetzen, weil die jedem ostdeutschen Politiker wegen irgendwelcher Sünden aus der Vergangenheit den Stuhl ansägen.

Was denkt Ihr darüber?

Grüße, Steffen!

Es gibt doch noch andere Wendehälse. Denkt man an Angela Merkel und Böhmer. Beide haben von der DDR profitiert und dort schon Karriere gemacht. Nun sind diese gegen alles aus der DDR. Es gibt natürlich weitere Personen, die so sind.

http://de.wikipedia.org/wiki/Wolfgang_B%C3%B6hmer

http://de.wikipedia.org/wiki/Angela_Merkel

Hallo,

Denkt man an Angela
Merkel und Böhmer. Beide haben von der DDR profitiert und dort
schon Karriere gemacht. Nun sind diese gegen alles aus der
DDR.

Wo haben sie das denn gesagt?

Grüße,
Thorid

Hallöchen,

Wo haben sie das denn gesagt?

daß es nicht mehr um Fakten geht, war doch schon klar, als Scotty die esten Buchstaben in die Tastatur hieb. 20 Jahre sind eben nicht genug. Vielleicht reichen 100.

Obwohl: http://www.welt.de/wirtschaft/article2959499/Forsche…

Witzigerweise habe ich das schon 1989 vorhergesagt aber die Menschen mit den Pali-Tüchern und lila Pullis im Politikkurs wollten das nicht glauben. Untschätzt habe ich allerdings die selektive Wahrnehmung der nachwachsenden Generation und die selektive Überlieferung der Ereignisse und Lebensumstände durch die älteren Generationen.

Naja, ist auch schon wieder offtopic.

Gruß
Christian

Hallo,

ich fand Deine Aufzählung von 1.-6. eigentlich ganz erfrischend, weil unaufgeregt und ausgewogen. Letzten Endes ist doch eigentlich logisch, daß jemand, der in der DDR in der Verwaltung aktiv war, in der SED war. Alle diese Leute dauerhaft von Tätigkeiten in der Verwaltung und Politik auszuschließen, wäre ja irgendwie eigenartig, weil man ja dann die Leute, die sich damit auskennen (dabei unterstellend, daß man sich für eine solche Tätigkeit damit auskennen muß oder zumindest sollte), ausschließen würde.

Es stellt sich also mehr die Frage, wie sie mit der Position umgegangen sind, also ob sie sich bereichert oder aktiv am Unrecht beteiligt haben.

  1. Diese westdeutschen Karrieristen werden noch in 20 Jahren
    jedes gut bezahlte Amt besetzen, weil die jedem ostdeutschen
    Politiker wegen irgendwelcher Sünden aus der Vergangenheit den
    Stuhl ansägen.

Den Teil finde ich jetzt irgendwie unschön, denn es gibt ja durchaus Politiker, die eine weiße Weste haben. Wenn ich mich recht entsinne, gehört unsere Bundeskanzlerin dazu.

Weiterhin sind ja nicht alle Posten im Osten von Westlern besetzt. Und nicht zuletzt gibt es auch ostdeutsche Politiker, die sich auch nach der Wiedervereinigung nicht ganz einwandfrei aufgeführt haben, wenn man mal an den ein oder anderen Verkehrsminister denkt.

Gruß
Christian

U.a. dieses zur DDR:

http://www.focus.de/politik/deutschland/mauerfall-bo…

http://www.spiegel.de/politik/debatte/0,1518,537375,…

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hi,

du hattest u.a. geschrieben:

"Nun sind diese(Böhmer und Merkel)gegen alles aus der DDR."

Und dieses „alles“ willst du jetzt allen Ernstes mit den genannten Links belegen?

WoDi

Hallo

ich kann dir eingenes Bsp. aus meiner Familie dazu bringen. Mein Bruder wollte in den 80ern die Meistersschule machen. Grundbedingung: Entweder Parteieintritt oder Kampfgruppe, er hat beides nicht gemacht und das wars dann mit der „Karriere“. Er ist auf dem Stand von 89 stehengeblieben, seit 15Jahre arbeitslos und fühlt sich von beiden Systemen verarscht. Wer hat´s nun richtig gemacht??
Sowas muss jeder mit sich selber aushandeln und Meinungen von anderen sind da nicht hilfreich.

Wie hättest du dich damals entschieden, ohne den Kenntnisstand von heute??

Wallflower

Schau doch mal an, was die für eine Karriere in der DDR gemacht haben. Das ging nur mit Parteimitgliedschaft und 1000% Zustimmung zum Sozialismus. Wer heute gegen die DDR ist, muß der größte Wendehals sein.

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Guten morgen,

ich kann dir eingenes Bsp. aus meiner Familie dazu bringen.
Mein Bruder wollte in den 80ern die Meistersschule machen.
Grundbedingung: Entweder Parteieintritt oder Kampfgruppe, er
hat beides nicht gemacht und das wars dann mit der „Karriere“.
Er ist auf dem Stand von 89 stehengeblieben, seit 15Jahre
arbeitslos und fühlt sich von beiden Systemen verarscht. Wer
hat´s nun richtig gemacht??

keine Ahnung, was Dein Beispiel jetzt belegen soll, aber andere Menschen machen in 15 Jahren einen Schulabschluß und beenden eine Ausbildung. Wer den gleichen Zeitraum bei unterstellter akzeptabler Gesundheit durchgängig arbeitslos ist, scheint sich ja zumindest mit dem aktuellen System einigermaßen arrangiert zu haben.

Gruß
Christian

Guten Morgen Christian,

keine Ahnung, was Dein Beispiel jetzt belegen soll, aber
andere Menschen machen in 15 Jahren einen Schulabschluß und
beenden eine Ausbildung. Wer den gleichen Zeitraum bei
unterstellter akzeptabler Gesundheit durchgängig arbeitslos
ist, scheint sich ja zumindest mit dem aktuellen System
einigermaßen arrangiert zu haben.

Mathias Richling hat neulich sinngemäß gesagt: ‚Gerade Bildung ist für unsere Zukunft wichtig! Davon werden die Arbeitslosen zwar auch nicht weniger, aber die Arbeitslosen verstehen dann viel besser, warum sie Arbeitslos sind.‘

Ich denke, damit hat er Recht.

Um zu dem Beispiel zu kommen:
Das sollte sicher zeigen, daß es einen großen Zeitraum im Leben gibt, in dem man lernt und eine Karriere aufbaut, wenn man von den Anlagen her dazu fähig ist. Wird das verwehrt, nützt es gar nichts, wenn man 30 Jahre später eine zweite Chance bekommt. Dann hat nämlich die Leistungsfähigkeit nachgelassen, man schafft mit dem selben Aufwand in der selben Zeit den Abschluss nicht mehr mit der selben Qualifikation. Auch die Familienverhältnisse haben sich u.U. geändert. Die Entscheidung, sich einzuschränken und mit geringen Mitteln ein Studium anzufangen fällt einem 20 jährigen Junggesellen leichter, als einem 50 jährigen Familienvater.

Wenn man sich nämlich ausrechnen kann, daß man das Diplom mit etwa 67 erhalten wird, macht das nicht mehr so richtig Sinn für die Karriere.

Wie wäre es mit einem anderen Beispiel, das ich besser kenne, nämlich mich. :smile:

Als ich 1975 meine Facharbeiterprüfung an der Abendschule mit 1 abgelegt habe, hat mir der Direktor der Berufsschule empfohlen, zur Meisterschule zu gehen. Das habe ich dann auch versucht.
Bedingung: Empfehlung von meinen Vorgesetzten. Weil ich weder Mitglied einer Partei war, noch einer anderen politischen ‚Organisation‘, also nicht aktiv im Sinne der SED politisch aktiv war, habe ich keine Zulassung zur Meisterschule bekommen.

Nachdem ich dann die Arbeitsstelle gewechselt hatte, ist es mir gelungen, ein Fernstudium zu beginnen. Das Ziel war ‚Ingenieur für Automatisierungstechnik‘. Nachdem das Grundlagenstudium zu Ende war, ich schon einen Arbeitsvertrag als Konstrukteur hatte, ist der Stasi dann meine Akte in die Hände gefallen und ich wurde von zwei Herren in schwarzen Lederjacken vom Reißbrett in den Heizugskeller zu meinem neuen Arbeitsplatz gebracht.

1983 wurde dann mein Sohn geboren und ich bin im November 1989 ins Saarland ‚umgezogen‘. Mit meiner Frau und meinem Sohn. Bei meinem ersten Job war ich dann auf Montage, habe täglich 12 Stunden gearbeitet. Das sind nicht die Umstände, unter denen man an ein Fernstudium auch nur denkt.

Ohne Abitur und ohne jede Fremsprachenkenntnis (Russisch war nichts mehr wert) war die Auswahl für ein mögliches Abendstudium oder Fernstudium gering, ich habe ein Studium zum ‚Praktischen Sozialwirt AfAS‘ angefangen und 1998 beendet. Genützt hat mir das nichts mehr, denn für meinen Job war das irrelevant und um einen aneren Job zu bekommen war ich inzwischen zu alt. Nötig gewesen wäre die Ausbildung und eine langjährige Berufserfahrung, die zur Ausbildung passt.

Meinst Du wirklich, daß die DDR mit meiner jetzigen Lebenssituation nichts zu tun hat, daß die Ablehnung des DDR-Regimes meinen Lebenslauf nicht nachhaltig beeinflusst hat?

Irgendwo in diesem Thread habe ich die These gelesen, es wäre für eine Karriere nicht unbedingt erforderlich gewesen, aktiv für die SED zu arbeiten, sondern es hätte völlig genügt, sich passiv zu verhalten, nur Aktivitäten gegen das Regime zu unterlassen. Das ist ein verbreiteter Irrtum!

In keiner Organisation, die der SED nahestand Mitglied zu sein, war schon ein KO-Kriterium für jede Karriere. Nur weil ich mich nicht aktiv für die SED eingesetzt habe, war ich selbst als Schlosser nicht ‚politisch zuverlässig genug‘. Frei nach dem Motto: ‚Wer nicht für uns ist, ist gegen uns!‘ Wurde einfach unterstellt, ich könnte als Schlosser ja Maschinen sabotieren, das war zu gefährlich, ich durfte gerade noch Kohlen schaufeln, dabei kann man nicht viel kaputt machen.

Ich hoffe, daß es mir gelungen ist, ein paar Irrtümer auszuräumen. :smile:
Dein Ansatz: ‚Selbst Schuld‘ ist falsch. Daß ich heute nicht Arbeitsos bin liegt hauptsächlich daran, daß ich in’s Saarland gezogen bin und hier einen Freund gefunden habe, der mir geholfen hat. Das war Zufall, mehr nicht.

Gruß Rainer

*** (o.w.T.)

Hallo Rainer,

Mathias Richling hat neulich sinngemäß gesagt: ‚Gerade Bildung
ist für unsere Zukunft wichtig! Davon werden die Arbeitslosen
zwar auch nicht weniger, aber die Arbeitslosen verstehen dann
viel besser, warum sie Arbeitslos sind.‘

Richling ist Kabarettist und nicht Soziologe.

man von den Anlagen her dazu fähig ist. Wird das verwehrt,
nützt es gar nichts, wenn man 30 Jahre später

Im konkreten Beispiel reden wir von etwa fünf Jahren.

Meinst Du wirklich, daß die DDR mit meiner jetzigen
Lebenssituation nichts zu tun hat, daß die Ablehnung des
DDR-Regimes meinen Lebenslauf nicht nachhaltig beeinflusst
hat?

Hab ich nie behauptet.

Irgendwo in diesem Thread habe ich die These gelesen, es wäre
für eine Karriere nicht unbedingt erforderlich gewesen, aktiv
für die SED zu arbeiten, sondern es hätte völlig genügt, sich
passiv zu verhalten, nur Aktivitäten gegen das Regime zu
unterlassen. Das ist ein verbreiteter Irrtum!

Das habe ich auch nicht geschrieben.

Dein Ansatz: ‚Selbst Schuld‘ ist falsch. Daß ich heute nicht
Arbeitsos bin liegt hauptsächlich daran, daß ich in’s Saarland
gezogen bin und hier einen Freund gefunden habe, der mir
geholfen hat. Das war Zufall, mehr nicht.

Ich glaube, ich verstehe nicht ganz. Ist Dein Freund für Dich ins Saarland gezogen, hat sich dort mit sich getroffen, beworben, beim Gespräch überzeugt, täglich aus dem Bett geschwungen, um zur Arbeit zur fahren, sich in den folgenden Jahren bei der Arbeit im BR engagiert und fortgebildet?

An 15 Jahren dauerhafter Arbeitslosigkeit ist nicht eine regimebedingte Zurückweisung 5 oder 10 Jahre vorher schuld, sondern der Mensch selber (sofern er bei körperlicher und geistiger Gesundheit ist). In so einem Zeitraum kann man Gehirnchirurg, Astronaut, Pfarrer oder aber Oberlagerist werden.

Gruß
Christian

Hallo Christian,

Richling ist Kabarettist und nicht Soziologe.

ja, deshalb kann er das auch in einen einzigen Satz packen.

man von den Anlagen her dazu fähig ist. Wird das verwehrt,
nützt es gar nichts, wenn man 30 Jahre später

Im konkreten Beispiel reden wir von etwa fünf Jahren.

Da steht nichts über das Alter, nur daß in den 80ern die Meisterschule angestrebt wurde. Nach der Wende war es dann eher eine Geldfrage. Ich könnte mir eine Meiterschule heute nicht leisten.

Meinst Du wirklich, daß die DDR mit meiner jetzigen
Lebenssituation nichts zu tun hat, daß die Ablehnung des
DDR-Regimes meinen Lebenslauf nicht nachhaltig beeinflusst
hat?

Hab ich nie behauptet.

Stimmt. Fehlinterpretationen bist Du ja von mir gewöhnt. :smile: Sorry.

Irgendwo in diesem Thread habe ich die These gelesen, es wäre
für eine Karriere nicht unbedingt erforderlich gewesen, aktiv
für die SED zu arbeiten, sondern es hätte völlig genügt, sich
passiv zu verhalten, nur Aktivitäten gegen das Regime zu
unterlassen. Das ist ein verbreiteter Irrtum!

Das habe ich auch nicht geschrieben.

Richtig. Ich habe ja auch geschrieben: ‚Irgendwo in diesem Thread‘
Daß das nicht von Dir wr, wusste ich.

Dein Ansatz: ‚Selbst Schuld‘ ist falsch. Daß ich heute nicht
Arbeitsos bin liegt hauptsächlich daran, daß ich in’s Saarland
gezogen bin und hier einen Freund gefunden habe, der mir
geholfen hat. Das war Zufall, mehr nicht.

Ich glaube, ich verstehe nicht ganz. Ist Dein Freund für Dich
ins Saarland gezogen, hat sich dort mit sich getroffen,
beworben, beim Gespräch überzeugt, täglich aus dem Bett
geschwungen, um zur Arbeit zur fahren, sich in den folgenden
Jahren bei der Arbeit im BR engagiert und fortgebildet?

Nein, der Freund hat schon immer im Saarland gewohnt mir sehr günstig eine Wohnung vermietet und dafür gesorgt, daß meine Bewerbung nicht abgelehnt wurde. Unter anderen Umständen wäre meine Bewerbung abgelehnt worden und ich hätte noch etwa fünf Jahre beim Dachdecker gearbeitet. Diese Dachdeckerfirma gibt es nicht mehr und ich hätte mit über 40 hier keinen neuen Job mehr gefunden. Die Firma, bei der ich jetzt arbeite, hätte mich ohne das Zutun meines Freundes nicht eingestellt, schon zu alt.

An 15 Jahren dauerhafter Arbeitslosigkeit ist nicht eine
regimebedingte Zurückweisung 5 oder 10 Jahre vorher schuld,
sondern der Mensch selber (sofern er bei körperlicher und
geistiger Gesundheit ist). In so einem Zeitraum kann man
Gehirnchirurg, Astronaut, Pfarrer oder aber Oberlagerist
werden.

Richtig kann. Nur kann nicht Jeder Gehirnchirurg oder Astronaut werden, zum Pfarrer eignet sich auch nicht unbedingt Jeder.
Bliebe Lagerist -> Oberlagerist und da kommt es auf das Alter an.
Mit 30 kein Problem, mit 40 wird das nichts mehr ohne fremde Hilfe.
Wie alt die Leute zur Wende waren, hatten sie nicht in der Hand.

Um mit 40+ eine Stelle zu finden benötigt man zumindest hier im Saarland entweder eine gute Ausbildung, langjährige Berufserfahrung, die zur Ausbildung passt und einen gut aussehenden Lebenslauf ohne wesentliche Arbeitslosigkeit oder Krankheit oder namhafte Bekannte in der Firma. Ein gesundheitliches Problem, längere Arbeitslosigkeit oder eine Umschulung, eine Ausbildung ohne größere Berufserfahrung, sind KO-Kriterien.

Mit 40+ kann man nur das tun, was man in den letzten 20 Jahren auch getan hat. Etwas Neues anfangen geht in dem Alter nicht mehr, außer ‚auf eigene Kappe‘. In einem neuen Beruf findet man keine Stelle, da wird jangjährige Berufserfahrung erwartet. Genau deshalb ist es ja so wichtig, daß Azubis nach der Ausbildung übernommen werden, denn schon die kommen ohne Berufserfahrung, nur mit der Ausbildung in keiner anderen Firma unter.

Leute, die zur Wende 35+ waren und einen Beruf hatten, die hier traditionell in Familienbetrieben ausgeübt werden, ich denke da an einen Freund, der ‚Agraringenieur‘ ist, also Landwirt ohne Land, hatten keine Chance. In der Landwirtschaft gibt es fast nur Familienbetriebe und in einem anderen Beruf hatten sie keine Berufserfahrung. Dann kann man zwar z.B. auf Schlosser umschulen, aber das nützt nichts, weil es tausende Schlosser mit Berufserfahrung gibt, die sich um eine freie Stelle bewerben.

Ich kann die Personalchefs ja verstehen, daß sie eine freie Stelle, auf die sich 300 Leute bewerben, mit dem besetzten, der 30 ist und 8 Jahre Berufserfahrung hat, nie krank war und noch in einer ungekündigten Stellung ist. Das hilft dem 45 jährigen Umschüler aber gar nicht.

Das Dumme dabei ist, daß es jedes Mal so ist. Er wird immer einer von 300 oder mehr Bewerbern sein, von denen immer mehrere jünger sind und noch nicht lang Arbeitslos. So lange es zehn mal mehr Arbeitssuchende als offene Stellen gibt, kann das auch nicht anders sein. Die Ausnahme ist dann eben, wenn der 45 jährige Langzeitarbeitslose einen Verwandten hat, der nach seinem Studium in eine führende Position eines großen Unternehmens aufsteigt, dann geht alles. Das hilft dann aber auch wieder nur diesem Einen, den anderen 300 Bewerbern schadet das eher. Du kennst doch den Spruch: ‚Beziehungen schaden immer dem, der keine hat.‘ Das ist nun mal leider die große Mehrheit und es gibt immer den Einen, der welche hat.

Gruß Rainer

Hallo Rainer,

Richling ist Kabarettist und nicht Soziologe.

ja, deshalb kann er das auch in einen einzigen Satz packen.

nur, daß es eben nicht die Wahrheit ist, sondern zum Zwecke der Unterhaltung eine Verallgemeinerung.

Irgendwo in diesem Thread habe ich die These gelesen, es wäre
für eine Karriere nicht unbedingt erforderlich gewesen, aktiv
für die SED zu arbeiten, sondern es hätte völlig genügt, sich
passiv zu verhalten, nur Aktivitäten gegen das Regime zu
unterlassen. Das ist ein verbreiteter Irrtum!

Das habe ich auch nicht geschrieben.

Richtig. Ich habe ja auch geschrieben: ‚Irgendwo in diesem
Thread‘
Daß das nicht von Dir wr, wusste ich.

Nun, ich habe die gleichen Worte verwendet, daher dachte ich, Du meinst meinen Artikel. Denke ich eigentlich immer noch :wink:

mehr gefunden. Die Firma, bei der ich jetzt arbeite, hätte
mich ohne das Zutun meines Freundes nicht eingestellt, schon
zu alt.

Und Du meinst, die haben Dich nur behalten und eingestellt, weil Du jemanden kanntest? Stell Dein Licht unter den Scheffel, kann ich da nur sagen. Du hast Dir alles selbst erarbeitet und bist selbst in Deinem nachgerade biblischen Alter in Deinem Fachgebiet auf der Höhe der Zeit.

Nach allem, was Du berichtet hast, bist Du genau der Typ Mensch, den die heutige Berufswelt braucht und eben keiner, der auf Zufälle oder Beziehungen vertraut und ansonsten nur darauf wartet, daß die Welt es gut mit Dir meint.

Richtig kann. Nur kann nicht Jeder Gehirnchirurg oder
Astronaut werden, zum Pfarrer eignet sich auch nicht unbedingt
Jeder.
Bliebe Lagerist -> Oberlagerist und da kommt es auf das
Alter an.

Beileibe nicht und daß die Beispielberufe nur solche waren, ist doch auch klar. Wenn man nicht gerade einen IQ auf Zimmertemperaturniveau hat oder unter körperlichen Beeinträchtigungen leidet, kann man in 15 Jahren praktisch alles lernen, wenn man nur will. Und genug Zeit für eine Analyse, welche Qualifikationen am Markt gesucht werden, sollte man auch haben.

Und das Alter… Naja. Daß es für einen 50 Jahre alten Fräser ohne Kenntnisse von Programmiersprachen am Markt nicht leicht ist, ist unbestritten. Aber in 15 Jahren kann man viel lernen und gerade in den Berufen, in denen in den letzten Jahren und Jahrzehnten viel automatisiert wurde, sucht man heute Fachkräfte, die auch noch mit Hammer und Zange arbeiten können.

Gruß
Christian

Hallo Christian,

Richling ist Kabarettist und nicht Soziologe.

ja, deshalb kann er das auch in einen einzigen Satz packen.

nur, daß es eben nicht die Wahrheit ist, sondern zum Zwecke
der Unterhaltung eine Verallgemeinerung.

Verallgemeinerungen nur um den Unterhaltungswert verorte ich eher bei den Komödianten. Kabarettisten denken schon, bevor sie etwas sagen und meist kommt dabei die Essenz einer kritischen Analyse heraus. Politisches Kaberett war schon immer sehr viel mehr, als bloße Untrehaltung.

Richtig. Ich habe ja auch geschrieben: ‚Irgendwo in diesem
Thread‘
Daß das nicht von Dir war, wusste ich.

Nun, ich habe die gleichen Worte verwendet, daher dachte ich,
Du meinst meinen Artikel. Denke ich eigentlich immer noch :wink:

Nein, da war wirklich kein Beitrag von Dir gemeint. Ich finde die Stelle noch nicht mal mehr wieder, obwohl ich den Thread noch einmal aufmerksam und vollständig gelesen habe. Besonders Deine Beiträge um einen Irrtum auszuschließen. Von dem, was Du geschrieben hast, war da nichts gemeint.

Du hast ja nur geschrieben, daß man alte DDR-Funktionäre nicht allein deshalb aus Ämtern fern halten sollte, weil sie in der DDR schon erfolgreich waren. Daß für diesen Erfolg ein besonderes Engagement für den Sozialismus nicht nötig war, hast Du nicht geschrieben.

mehr gefunden. Die Firma, bei der ich jetzt arbeite, hätte
mich ohne das Zutun meines Freundes nicht eingestellt, schon
zu alt.

Und Du meinst, die haben Dich nur behalten und eingestellt,
weil Du jemanden kanntest?

Eingestellt ja, behalten nicht. Für das Behalten musste ich schon selbst sorgen. Dazu war aber erst mal die Einstellung nötig und das hätte anders nicht funktioniert.

Stell Dein Licht unter den
Scheffel, kann ich da nur sagen. Du hast Dir alles selbst
erarbeitet und bist selbst in Deinem nachgerade biblischen
Alter in Deinem Fachgebiet auf der Höhe der Zeit.

Ja, daß ich in meiner jetztigen Stellung nur schwer zu ersetzen bin, liegt an mir. Daß ich die Chance bekommen habe, mich da zu beweisen aber nicht. Mehr Details mag ich hier nicht schreiben, Mail?

Nach allem, was Du berichtet hast, bist Du genau der Typ
Mensch, den die heutige Berufswelt braucht und eben keiner,
der auf Zufälle oder Beziehungen vertraut und ansonsten nur
darauf wartet, daß die Welt es gut mit Dir meint.

Das stimmt schon, ich war hier im Saarland keinen Tag Arbeitslos und das lag an mir. Ich habe halt die Arbeit erledigt, die da war. Ja, ich bin jetzt 56, aber Nov. '89 ist auch schon 19 Jahre her, von 19 Jahren war ich 37, noch keine 40. Die Schallmauer in der Firma, in der ich jetzt arbeite lag für Einstellungen aber bei 35. Ohne Hilfe wäre ich nicht eingestellt worden.

Richtig kann. Nur kann nicht Jeder Gehirnchirurg oder
Astronaut werden, zum Pfarrer eignet sich auch nicht unbedingt
Jeder.
Bliebe Lagerist -> Oberlagerist und da kommt es auf das
Alter an.

Beileibe nicht und daß die Beispielberufe nur solche waren,
ist doch auch klar. Wenn man nicht gerade einen IQ auf
Zimmertemperaturniveau hat

100 ist 100, weil das der durchschnitt ist. Ich komme auf 120, Du auf 130? Dann muss es Leute geben, die unter 100 liegen, sonst kann die 100 nicht entstehen. Richtig? Die Verteilung folgt der Gaußschen Normalverteilung mit der 100 im Scheitelpunkt. Ich hoffe doch, daß Herzchirurgen in den oberen 10% zu finden sind. Astronauten werden wohl Leistungssportler sein, die zusätzlich einen IQ von über 120 aufweisen können.

oder unter körperlichen
Beeinträchtigungen leidet, kann man in 15 Jahren praktisch
alles lernen, wenn man nur will. Und genug Zeit für eine
Analyse, welche Qualifikationen am Markt gesucht werden,
sollte man auch haben.

Richtig. Bei einer Arbeitslosigkeit von 10% bleiben 90%, die so auch eine Stelle gefunden haben. Wir reden von den 10%, denen das nicht gelungen ist. Wenn ich mal unterstelle, daß sich körperliche Beeinträchtigungen auf alle gleichmäßig verteilen, bleiben und die Jobaussichten mit dem IQ steigen, bleibt nur noch ein Teil übrig, der an einer Meisterschule Erfolgsaussichten hat und trotzdem arbeitslos ist. Fällt Dir auf, daß der Personenkreis langsam immer kleiner wird?
OK, auch da wird es Einige geben, die wirklich selbst Schuld sind. Aber wie viele von denen haben sich schon mal an einer Meisterschule beworben? Ich glaube kaum, daß da mehr als eine Hand voll zu finden ist.

Und das Alter… Naja. Daß es für einen 50 Jahre alten Fräser
ohne Kenntnisse von Programmiersprachen am Markt nicht leicht
ist, ist unbestritten. Aber in 15 Jahren kann man viel lernen
und gerade in den Berufen, in denen in den letzten Jahren und
Jahrzehnten viel automatisiert wurde, sucht man heute
Fachkräfte, die auch noch mit Hammer und Zange arbeiten
können.

Den 56 Jahre alten Fräser hast Du ja gefunden, nur kann der programmieren. :smile: Natürlich kann ich immer noch mit Feile, Hammer und Zange umgehen, ein Lager einschaben und den tisch einer Fräsmaschine einstellen, habe auch schon an NC Maschinen gearbeitet, aber meinst Du, mich würde Jemand an einen CNC-Maschine lassen, nachdem ich 15 Jahre als Netztwerkadministrator gearbeitet habe? Das glaube ich kaum.

Stell Dir vor, ‚unsere‘ Firma würde die aktuelle Krise nicht überstehen. Programmieren kann ich nur, ich habe keinen Zettel, der das bestätigt. Als Programmierer/Admin fehlt mir das Zertifikat, als Fräser oder Schlossr oder auch im Personalbüro fehlt die Berufserfahrung. Was von über 20 Jahren war, zählt nicht mehr. Und die Zertifikate erwerben? Programmieren kann ich ja. Das würde ein paar Jahre dauern, die Ausbildung zum C-Programmierer dauert drei Jahre. Wenn dann C out ist und Java aktuell, dann noch einmal drei Jahre. dann ist Java auch gerade out, die Welt verändert sich, also Perl in den nächsten drei Jahren. Lass mich rechnen, dann bin ich Rentner. :smile:

Ich würde nie wieder eine Stelle finden, wenn ich die jetzige Stelle verlieren würde. Kein Mensch würde mich mehr einstellen, auch ein dachdecker nicht mehr, denn mit 56 bin ich auch zu alt um auf den Dächern herumzuklettern.

Ich kann nur die daumen drücken, daß mein Chef alles richtig macht, sonst kann ich noch nicht mal mehr die DSL-Leitung bezahlen um Dir vom totalen Absturz zu erzählen. :smile:

Zusammenfassend: Ja, natürlich gibt es auch Leute, die sich gar nicht mehr um Arbeit bemühen. Das können aber nur ganz wenige sein. Scheinbar fallen die aber sehr auf weil sie ‚gebündelt‘ in Großstädten in der Öffentlichkeit auftreten. Die Millionen in den Werkhallen siehst Du ja nicht.

Gruß Rainer

Die Mär von ‚Jeder kann es schaffen‘
Hallo Christian,

In so einem Zeitraum kann man
Gehirnchirurg, Astronaut, Pfarrer oder aber Oberlagerist
werden.

Ich denke, du breitest hier einen modernen Aberglauben aus, der gerne von Wirtschaftsliberalen kolportiert wird, gemäß der Devise „Ich habe es geschafft, und jeder andere kann es auch schaffen, wenn er nur will.“.

Wir leben in einer Marktwirtschaft in der es auf dem Arbeitsmarkt einen starken Wettbewerb gibt. In diesen Wettbewerb gehen viele Faktoren ein. Effektive Leistungsfähigkeit und Kenntnisse spielen dabei eine deutlich geringere Rolle, als die Kunst der Darstellung, Herkunft oder Connections.
Rainer hat wunderbar geschildert, wie äußere Faktoren die eigene Position auf dem Arbeitsmarkt bestimmen können.

Auch ich glaubte dereinst an die Leistungsgesellschaft. Aber die persönliche Sicht auf die Arbeitswelt und immer neue Berichte in den Medien überzeugten mich mittlerweile, dass eben nicht jeder alles schaffen kann.

Gruß
Carlos

Hallo Carlos,

Wir leben in einer Marktwirtschaft in der es auf dem
Arbeitsmarkt einen starken Wettbewerb gibt. In diesen
Wettbewerb gehen viele Faktoren ein. Effektive
Leistungsfähigkeit und Kenntnisse spielen dabei eine deutlich
geringere Rolle, als die Kunst der Darstellung, Herkunft oder
Connections.

Über welche Art von Aufgaben reden wir eigentlich?
Oder über welches Land?

Auch ich glaubte dereinst an die Leistungsgesellschaft. Aber
die persönliche Sicht auf die Arbeitswelt und immer neue
Berichte in den Medien überzeugten mich mittlerweile, dass
eben nicht jeder alles schaffen kann.

Das ist richtig, weil offensichtlich. Die Frage ist nur: Was ist der Minimalkonsens in der Gesellschaft bzgl. des eigenen Einsatzes, wenn ich eine Alimentierung durch die Gesellschaft haben will. Über das böse System (oder gar das noch bösere Vorgängersystem) zu klagen und zu warten, bis ein Job einen findet erscheint mir hier durchaus diskussionswürdig.

Grüße
Jürgen

Hallo Rainer!

Da hätte ich aber ein Gegenbeispiel dazu: Mein Vater:

Gelernter KFZ- Schlosser, hat in einer Werkstatt der Deutschen Post der DDR gearbeitet. (das war auch ein zimlich roter Haufen, mit viel Stasi und Partei)
Mein Vater hat etwa 1970 die Meisterschule begonnen, als Meister der volkseigenen Industrie. Er musste ebenfalls abbrechen, weil er politisch „ungeeignet war“, sprich, nicht in die SED wollte.

Zufälligerweise war er aber auch gleichzeitig Leiter der Betriebsfeuerwehr,
und in dem Betrieb gab es niemanden, der sich irgendwie mit Feuerwehrsachen auskannte. (Mein Vater war schon seit seinem 20. Lebensjahr auch Werhrleiter der Feuerwehr bei uns im Ort).

Dann kam mal eine Anweisung, dass sich alle Wehrleiter von Betriebsfeuerwehren zum Meister qualifizieren haben. Dadurch ist es nach ein oder 2 Jahren dann so gekommen, dass er seine Meisterschule weitermachen und beenden konnte.

Er hat dann zwar noch paar Jahre als Autoschlosser gearbeitet,
aber seit ca. 1980 hat er eine Meisterstelle übertragen bekommen, und diese auch bis 1992 bis zur Frührente behalten.
In irgend eine Partei ist er nie eingetreten. Kampfgruppe glaube ich auch nicht.

Anderes Beispiel:
Mein Nachbar hat zu DDR-Zeiten ein Taxigewerbe anmelden wollen, Auto war schon zusammengespart,
die Taxi-Konzession wurde ihm verweigert, weil er „in keiner Partei“ war.
Er musste dann notgedrungen auch irgendwo Kohlen schaufeln, oder sowas ähnliches.

Nach einem Jahr ist er dann in irgendeine Partei eingetreten, glaub LDPD war das,
hat dadurch seine Taxikonzession bekommen, und ist dann gleich wieder aus der Partei ausgetreten. Solche kleinen Tricksereien waren schon manchmal möglich.

Andere Sache:

Ich hab mir den Wikipedia- Artikel über unsere Bundeskanzlerin durchgelesen:
Die war ja mal in einer FDJ-Kreisleitung für Agitation-Propaganda zuständig.
Das hat die aber freiwillig gemacht, sage ich Euch, das hätte die nicht nötig gehabt. Bei 1,0 Durchschnitt im Abitur konnte man sich verdammt viel erlauben. Damit sind viele Leute Ärzte geworden, ohne in irgend eine Partei, Gewerkschaft oder sogar DSF gewesen zu sein.

Ich hab von der Kanzlerin eigentlich viel gehalten, aber diese Aktion ist mir zuviel, da werde ich dann wohl ehr den Oskar wählen.

Ich selbst bin als Schüler auch mal in solchen FDJ- Kreisleitungskreisen verkehrt, und war ev. in der Auswahl für diesen Posten, also Sekretär A/P.
Mir wurde dann diese Tätigkeit auch schon mal bischen nahegelegt und erläutert,
wenn ich nur daran denke, läuft es mir auch nach 20 Jahren eiskalt den Rücken runter… Die das damals gemacht hat, die Frau Wheye, Sekretär A/P, das werde ich bis zum Ende meiner Tage nie vergessen, die war so dermasssen dunkelrot und fanatisch, das kann man sich garnicht mehr vorstellen.
Ich hab mich danach nie mehr dort sehen lassen.

Und dass die Merkel auch sowas gemacht hat, das stellt mein Weltbild jetzt voll auf den Kopf. Das ist einfach nur pfui.

Grüße, Steffen!

Guten Abend,

Und Du meinst, die haben Dich nur behalten und eingestellt,
weil Du jemanden kanntest?

Eingestellt ja, behalten nicht. Für das Behalten musste ich
schon selbst sorgen. Dazu war aber erst mal die Einstellung
nötig und das hätte anders nicht funktioniert.

nun, aber auch Dein Freund hätte sich nicht für Dich eingesetzt, wenn er nicht der Ansicht gewesen wäre, daß Du für die Tätigkeit geeignet bist. Schlechte Empfehlungen fallen nämlich böse auf den Empfehlenden zurück. Insofern lag es letztlich doch an Dir *ätsch* :wink:

erledigt, die da war. Ja, ich bin jetzt 56, aber Nov. '89 ist
auch schon 19 Jahre her, von 19 Jahren war ich 37, noch keine
40. Die Schallmauer in der Firma, in der ich jetzt arbeite lag
für Einstellungen aber bei 35. Ohne Hilfe wäre ich nicht
eingestellt worden.

Siehe oben: Ein Arbeitgeber stellt niemanden nur aus Gefälligkeit ein.

verteilen, bleiben und die Jobaussichten mit dem IQ steigen,
bleibt nur noch ein Teil übrig, der an einer Meisterschule
Erfolgsaussichten hat und trotzdem arbeitslos ist. Fällt Dir
auf, daß der Personenkreis langsam immer kleiner wird?

Ich denke, wer sich zur Meisterschule anmelden wollte, wird kein Problem mit seinen geistigen Fähigkeiten haben. Es lag im konkreten Fall ja auch nur an seiner fehlenden Systemtreue.

Im übrigen gibt es durchaus Tätigkeiten, für die man keinen IQ jenseits der 80 braucht. Wenn man sich überlegt, auf was für Gestalten man gelegentlich trifft, die sich in Lohn und Brot befinden, können das auch so wenige nicht sein.

Den 56 Jahre alten Fräser hast Du ja gefunden, nur kann der
programmieren. :smile: Natürlich kann ich immer noch mit Feile,
Hammer und Zange umgehen, ein Lager einschaben und den tisch
einer Fräsmaschine einstellen, habe auch schon an NC Maschinen
gearbeitet, aber meinst Du, mich würde Jemand an einen
CNC-Maschine lassen, nachdem ich 15 Jahre als
Netztwerkadministrator gearbeitet habe?

Dich habe ich auch nicht gemeint. Es ging mir in dem Beispiel darum, daß man bereits pensionierte Mitarbeiter reaktiviert, weil die jungen Mitarbeiter früher produzierte Maschinen bspw. nicht mehr warten oder reparieren können.

Gruß
Christian