Fall Tillich, Hilfe zur Meinungsbildung erwüncht

Hallöchen,

In so einem Zeitraum kann man
Gehirnchirurg, Astronaut, Pfarrer oder aber Oberlagerist
werden.

Ich denke, du breitest hier einen modernen Aberglauben aus,
der gerne von Wirtschaftsliberalen kolportiert wird,

ich bin durchaus in der Lage, mir meine eigene Meinung zu bilden.

Wir leben in einer Marktwirtschaft in der es auf dem
Arbeitsmarkt einen starken Wettbewerb gibt. In diesen
Wettbewerb gehen viele Faktoren ein. Effektive
Leistungsfähigkeit und Kenntnisse spielen dabei eine deutlich
geringere Rolle, als die Kunst der Darstellung, Herkunft oder
Connections.

Also sind die deutschen Unternehmen voll von Leuten, die ihre Arbeitsplätze nur aufgrund ihrer Beziehungen und guter Selbstdarstellung bekommen habe? Ich will gar nicht mal leugnen, daß diese Inzucht in den Managementebenen stattfindet, aber doch bitte nicht auf dem Niveau des „normalen“ Mitarbeiters. Wer die Erwartungen nicht erfüllt, fliegt wieder raus oder bekommt eine Position, in der er keinen Schaden anrichten kann. Dann ist die Stelle wieder frei und wird neu besetzt und zwar durch jemanden, der dafür auch qualifiziert ist. Schließlich sind auch Unternehmer, die mal ein BeKi, KuKi oder MiKi einstellen, keine Hazardeure, die sich ihren wirtschaftlichen Erfolg durch solche Albernheiten nehmen lassen.

Auch ich glaubte dereinst an die Leistungsgesellschaft. Aber
die persönliche Sicht auf die Arbeitswelt und immer neue
Berichte in den Medien überzeugten mich mittlerweile, dass
eben nicht jeder alles schaffen kann.

Es geht nicht darum, alles schaffen zu können, aber wenigstens etwas schaffen zu wollen und das auch umzusetzen. 15 Jahre Arbeitslosigkeit kann man nicht auf irgendein System oder gar auf ein Ereignis schieben, das fünf bis zehn Jahre davor in einem ganz anderen System stattgefunden hat.

Wer in seinem Beruf so gut ist, daß er es unter normalen Umständen auf die Meisterschule geschafft hätte, kann nicht unfähig sein, irgendeinen anderen Beruf auszuüben oder zu erlernen.

Letzten Endes ist Dein Bild von den Menschen viel menschenverachtender als das, das Du unserem Wirtschaftsystem unterstellst, denn Du sprichst Menschen die Fähigkeit ab, sich in vielen Jahren so zu qualifizieren, daß es für eine berufliche Tätigkeit reicht.

Natürlich wirst Du mir wieder erklären, daß sie es könnten, aber am Arbeitsmarkt niemals nicht akzeptiert werden würden. Das ist aber eine in sich unschlüssige Argumentation, denn wenn Du davon ausgehst, daß unsere Gesellschaft nur auf Gewinnmaximierung ausgerichtet ist, mußt Du auch davon ausgehen, daß sich Arbeitgeber gute und qualifizierte Mitarbeiter nicht nur aus irgendwelchen sekundären Motiven heraus entgehen lassen.

Gruß
Christian

Guten Abend Christian!

Und Du meinst, die haben Dich nur behalten und eingestellt,
weil Du jemanden kanntest?

Eingestellt ja, behalten nicht. Für das Behalten musste ich
schon selbst sorgen. Dazu war aber erst mal die Einstellung
nötig und das hätte anders nicht funktioniert.

nun, aber auch Dein Freund hätte sich nicht für Dich
eingesetzt, wenn er nicht der Ansicht gewesen wäre, daß Du für
die Tätigkeit geeignet bist. Schlechte Empfehlungen fallen
nämlich böse auf den Empfehlenden zurück. Insofern lag es
letztlich doch an Dir *ätsch* :wink:

OK, ich gebe mich geschlagen. :smile: Natürlich war mein freund davon überzeugt, daß er auch der Firma damit einen Gefallen tut. In einem Unternehmen mit damals noch über 10 000 beschäftigten kann das auch nicht anders sein.

erledigt, die da war. Ja, ich bin jetzt 56, aber Nov. '89 ist
auch schon 19 Jahre her, von 19 Jahren war ich 37, noch keine
40. Die Schallmauer in der Firma, in der ich jetzt arbeite lag
für Einstellungen aber bei 35. Ohne Hilfe wäre ich nicht
eingestellt worden.

Siehe oben: Ein Arbeitgeber stellt niemanden nur aus
Gefälligkeit ein.

Doch. :smile: In einem großen Konzern bekommt der Sohn eines Direktors auch einen Job, wenn er die Hauptschule nicht geschafft hat.

verteilen, bleiben und die Jobaussichten mit dem IQ steigen,
bleibt nur noch ein Teil übrig, der an einer Meisterschule
Erfolgsaussichten hat und trotzdem arbeitslos ist. Fällt Dir
auf, daß der Personenkreis langsam immer kleiner wird?

Ich denke, wer sich zur Meisterschule anmelden wollte, wird
kein Problem mit seinen geistigen Fähigkeiten haben. Es lag im
konkreten Fall ja auch nur an seiner fehlenden Systemtreue.

Im übrigen gibt es durchaus Tätigkeiten, für die man keinen IQ
jenseits der 80 braucht. Wenn man sich überlegt, auf was für
Gestalten man gelegentlich trifft, die sich in Lohn und Brot
befinden, können das auch so wenige nicht sein.

*gg* Ja, sind es auch nicht. Ein paar davon kenne ich. :smile:

Den 56 Jahre alten Fräser hast Du ja gefunden, nur kann der
programmieren. :smile: Natürlich kann ich immer noch mit Feile,
Hammer und Zange umgehen, ein Lager einschaben und den tisch
einer Fräsmaschine einstellen, habe auch schon an NC Maschinen
gearbeitet, aber meinst Du, mich würde Jemand an einen
CNC-Maschine lassen, nachdem ich 15 Jahre als
Netztwerkadministrator gearbeitet habe?

Dich habe ich auch nicht gemeint. Es ging mir in dem Beispiel
darum, daß man bereits pensionierte Mitarbeiter reaktiviert,
weil die jungen Mitarbeiter früher produzierte Maschinen bspw.
nicht mehr warten oder reparieren können.

Ja, klar. Ein paar Spezialisten. Ich vermute, daß Du alle solche Fälle hier locker auflisten könntest, wenn Du alle kennen würdest. Lang wäre die Liste nicht. Arbeitslosigkeit ist aber ein Massenphänomen und ich glaube immer noch nicht, daß ein beträchtlicher Teil davon an seiner Situation selbst Schuld ist. Die Masse hat einfach die falsche Ausbildung und kennt die falschen Leute.

Für offene Stellen werden oft 25 jährige mit 30 Jahren Berufserfahrung und exotischen Ausbildungsprofilen gesucht. Auf offene Stellen für die keine exotische Qualifikation erforderlich ist, kommen dann hunderte Bewerbungen. Wer nur durchschnittliche Zeugnisse vorweisen kann, wird nie eine dieser Stellen bekommen, zumal sehr oft solche Stellen frei gehalten werden, bis Jemand, von dem man etwas möchte, auf einen solchen ‚Gefallen‘ wert legt.

Du weißt ja noch, daß ich auch BR bin. Ich sehe Einstellungsbögen und werde um meine Meinung dazu gebeten. Ich weiß, wer bei uns arbeitet.

Gruß Rainer

Hallo Steffen,

Da hätte ich aber ein Gegenbeispiel dazu: Mein Vater:

Gelernter KFZ- Schlosser, hat in einer Werkstatt der Deutschen
Post der DDR gearbeitet. (das war auch ein zimlich roter
Haufen, mit viel Stasi und Partei)
Mein Vater hat etwa 1970 die Meisterschule begonnen, als
Meister der volkseigenen Industrie. Er musste ebenfalls
abbrechen, weil er politisch „ungeeignet war“, sprich, nicht
in die SED wollte.

Zufälligerweise war er aber auch gleichzeitig Leiter der
Betriebsfeuerwehr,
und in dem Betrieb gab es niemanden, der sich irgendwie mit
Feuerwehrsachen auskannte. (Mein Vater war schon seit seinem
20. Lebensjahr auch Werhrleiter der Feuerwehr bei uns im Ort).

Dann kam mal eine Anweisung, dass sich alle Wehrleiter von
Betriebsfeuerwehren zum Meister qualifizieren haben. Dadurch
ist es nach ein oder 2 Jahren dann so gekommen, dass er seine
Meisterschule weitermachen und beenden konnte.

Er hat dann zwar noch paar Jahre als Autoschlosser gearbeitet,
aber seit ca. 1980 hat er eine Meisterstelle übertragen
bekommen, und diese auch bis 1992 bis zur Frührente behalten.
In irgend eine Partei ist er nie eingetreten. Kampfgruppe
glaube ich auch nicht.

Dann hat er Glück gehabt. Aber was die Organisationen angeht, eine, in der fast alle Mitglied waren hast Du vergessen. FDGB. Der FDGB war ja auch keine Gewerkschaft, die die Interessen ihrer Mitglieder vertreten hat, sondern nur eine Splitterorganisation der SED.
Als Mitgleid des FDGB und ohne Ausreiseantrag wäre es bei mir sicher auch anders geleufen. Weiter mit den Kindern: Warst Du Mitgleid der ‚Jungen Pioniere‘ und/oder ‚FDJ‘? Mein Sohn nicht.
An der Stelle gibt es eben auch Abstufungen, nicht alles ist schwarz-weiss.

Anderes Beispiel:
Mein Nachbar hat zu DDR-Zeiten ein Taxigewerbe anmelden
wollen, Auto war schon zusammengespart,
die Taxi-Konzession wurde ihm verweigert, weil er „in keiner
Partei“ war.
Er musste dann notgedrungen auch irgendwo Kohlen schaufeln,
oder sowas ähnliches.

Nach einem Jahr ist er dann in irgendeine Partei eingetreten,
glaub LDPD war das,
hat dadurch seine Taxikonzession bekommen, und ist dann gleich
wieder aus der Partei ausgetreten. Solche kleinen Tricksereien
waren schon manchmal möglich.

So lange es Niemand bemerkt. :smile: Aus einer Partei austreten war in der DDR aber auch nicht so ganz einfach.

Andere Sache:

Ich hab mir den Wikipedia- Artikel über unsere Bundeskanzlerin
durchgelesen:
Die war ja mal in einer FDJ-Kreisleitung für
Agitation-Propaganda zuständig.
Das hat die aber freiwillig gemacht, sage ich Euch, das hätte
die nicht nötig gehabt. Bei 1,0 Durchschnitt im Abitur konnte
man sich verdammt viel erlauben. Damit sind viele Leute Ärzte
geworden, ohne in irgend eine Partei, Gewerkschaft oder sogar
DSF gewesen zu sein.

Ja, klar. Abitur mit 1,0 ist so weit weg vom Durchschnitt, daß man auf solche Kapazitäten nicht verzichten konnte. Da glaube ich auch, daß lediglich passives Tolerieren der Polotik für eine Karriere genügt hat. Mit meiner Fünf in Russisch und ML, ohne Abitur hat das anders ausgesehen.

Ich hab von der Kanzlerin eigentlich viel gehalten, aber diese
Aktion ist mir zuviel, da werde ich dann wohl ehr den Oskar
wählen.

‚Diese Aktion‘ … welche? ich kann Dir gerade nicht folgen.
Weil sie eine Funktion in der FDJ hatte? Das beunruhigt mich nicht. Das macht sie schlimmstenfalls zur Mitläuferin, die nie Arbeiter in einer Fabrik getroffen hat.

Ich selbst bin als Schüler auch mal in solchen FDJ-
Kreisleitungskreisen verkehrt, und war ev. in der Auswahl für
diesen Posten, also Sekretär A/P.
Mir wurde dann diese Tätigkeit auch schon mal bischen
nahegelegt und erläutert,
wenn ich nur daran denke, läuft es mir auch nach 20 Jahren
eiskalt den Rücken runter… Die das damals gemacht hat, die
Frau Wheye, Sekretär A/P, das werde ich bis zum Ende meiner
Tage nie vergessen, die war so dermasssen dunkelrot und
fanatisch, das kann man sich garnicht mehr vorstellen.
Ich hab mich danach nie mehr dort sehen lassen.

Zu solchen Leuten hatte ich nie näheren Kontakt. :smile:

Und dass die Merkel auch sowas gemacht hat, das stellt mein
Weltbild jetzt voll auf den Kopf. Das ist einfach nur pfui.

Das siehst Du zu eng. Es gab in der DDR Millionen gute Schauspieler. :smile: Mir war das zu viel Stress. Ich kann nicht gut lügen, das wäre aber nötig gewesen.

Gruß Rainer

Hallo nochmal,

Siehe oben: Ein Arbeitgeber stellt niemanden nur aus
Gefälligkeit ein.

Doch. :smile: In einem großen Konzern bekommt der Sohn eines
Direktors auch einen Job, wenn er die Hauptschule nicht
geschafft hat.

ich kann natürlich nicht ausschließen, daß das auf diesem Planeten hin und wieder passiert, aber auch ein Unternehmer weiß, daß die Mitarbeiter den Junior mit Argusaugen beobachten. Falls der Typ eine Nulpe ist, führt das zu Unruhe und damit zu nachlassender Motivation und Produktivität. Tatsächlich bin ich genug Unternehmern begegnet, die ihre Kinder bewußt haben ihre ersten Meriten in anderen Unternehmen erwerben lassen.

ist aber ein Massenphänomen und ich glaube immer noch nicht,
daß ein beträchtlicher Teil davon an seiner Situation selbst
Schuld ist. Die Masse hat einfach die falsche Ausbildung und
kennt die falschen Leute.

Aber hat man nicht die Ausbildung selber zu verantworten? Und: In 15 Jahren sollte sich doch etwas arrangieren lassen.

Für offene Stellen werden oft 25 jährige mit 30 Jahren
Berufserfahrung und exotischen Ausbildungsprofilen gesucht.

Ja, klar. Davon sollte man sich aber nicht abschrecken lassen. Man setzt die Anforderung auch gerne mal so an, daß sie niemand erfüllen kann.

Auf offene Stellen für die keine exotische Qualifikation
erforderlich ist, kommen dann hunderte Bewerbungen. Wer nur
durchschnittliche Zeugnisse vorweisen kann, wird nie eine
dieser Stellen bekommen,

Aber wäre in 15 Jahren nicht Zeit, sich zusätzliche Qualifikationen anzueignen? Selbst aktive Mitarbeiter müssen sich fortbilden – oder sollten es zumindest run.

Gruß
Christian

Hallo Christian,

ich kann natürlich nicht ausschließen, daß das auf diesem
Planeten hin und wieder passiert, aber auch ein Unternehmer
weiß, daß die Mitarbeiter den Junior mit Argusaugen
beobachten. Falls der Typ eine Nulpe ist, führt das zu Unruhe
und damit zu nachlassender Motivation und Produktivität.
Tatsächlich bin ich genug Unternehmern begegnet, die ihre
Kinder bewußt haben ihre ersten Meriten in anderen Unternehmen
erwerben lassen.

natürlich. Wenn das Ausnahmen wären hätte ich es aber gar nicht bemerkt. Die Quote ist aber erschreckend hoch. natürlich sind das keine Leute, die zu nichts zu gebrauchen sind, aber auf wen würde das schon zutreffen. Von den drei Millionen Arbeitslosen eventuell auf 20 - 30 000. Die restlichen knapp drei Millionen wären wohl ebensogut geeignet. Das Problem ist nur, daß diese drei Millionen solche Stellen nicht da sind.

ist aber ein Massenphänomen und ich glaube immer noch nicht,
daß ein beträchtlicher Teil davon an seiner Situation selbst
Schuld ist. Die Masse hat einfach die falsche Ausbildung und
kennt die falschen Leute.

Aber hat man nicht die Ausbildung selber zu verantworten? Und:
In 15 Jahren sollte sich doch etwas arrangieren lassen.

Hat man die Ausbildung wirklich selbst zu verantworten? Als ich mit 16 die Schule verlassen habe, wusste ich nicht was mich erwartet und habe einfach das gelernt, was mir vorgeschlagen wurde. Dann hat mich der Zufall getrieben.

Immer, wenn ich eine besondere Fähigkeit an mir entdeckt habe, gab es keine Möglichkeit, diesen Beruf auch wirklich zu ergreifen. Erst hier im Saarland hat das funktioniert.

Für offene Stellen werden oft 25 jährige mit 30 Jahren
Berufserfahrung und exotischen Ausbildungsprofilen gesucht.

Ja, klar. Davon sollte man sich aber nicht abschrecken lassen.
Man setzt die Anforderung auch gerne mal so an, daß sie
niemand erfüllen kann.

Auf offene Stellen für die keine exotische Qualifikation
erforderlich ist, kommen dann hunderte Bewerbungen. Wer nur
durchschnittliche Zeugnisse vorweisen kann, wird nie eine
dieser Stellen bekommen,

Aber wäre in 15 Jahren nicht Zeit, sich zusätzliche
Qualifikationen anzueignen?

Sicher. Nur ist man dann auch 15 Jahre älter und hat dann nur die Qualifikation aber keine Berufserfahrung. Wenn da also Jemand einen Beruf lernt, mit 30 Arbeitslos wird und 15 Jahre benötigt etwas anderes zu lernen ist er 45, hat eine Qualifikation ohne Berufserfahrung. Wenn er sich dann einfach nur bewirbt, hat er keine Chance.

Dazu kommt, daß es die Ausbildung nicht für nichts gibt.
Bücher, Fahrgeld, Studiengebühren …

Selbst aktive Mitarbeiter müssen
sich fortbilden – oder sollten es zumindest tun.

In der Freizeit etwas dazulernen sicher. Aber ein Lehrgang? MSCE für €10 000,-? Das gibt mein Gehalt nicht her. Das können nur Leute, denen Jemand das Geld als Investition vorstreckt.

Im Frühjahr/Sommer werde ich einen anderen Arbeitsplatz bekommen, weil sich meine Stelle verändert und ich nicht mehr die erforderliche Qualifikation besitze. Die zu erwerben ist für mich unbezahlbar, so werde ich durch Jemanden erstetzt, der diese Qualifikation hat. Bei uns wird zum Glück nie Jemand entlassen.

Gruß Rainer

Da kommen wir der Sache doch schon näher…
Hallo Rainer!

Dann hat er Glück gehabt. Aber was die Organisationen angeht,
eine, in der fast alle Mitglied waren hast Du vergessen. FDGB.
Der FDGB war ja auch keine Gewerkschaft, die die Interessen
ihrer Mitglieder vertreten hat, sondern nur eine
Splitterorganisation der SED.

Ich weiss sehr wohl, was der Freie Deutsche GewerkschaftsBund der DDR war.
Wenn ich bischen suche, finde ich ev. sogar noch das Mitgliedsbuch mit den eingeklebten Marken.

Weiter mit den Kindern: Warst Du
Mitgleid der ‚Jungen Pioniere‘ und/oder ‚FDJ‘? Mein Sohn
nicht.

Ja, war ich, mit einer Mutter als (parteiloser) Lehrerin hätte es da enorme Probleme gegeben. Ich hab selbst kein Problem damit.
Ein Schulfreund aus meiner Klasse, hat das aber alles abgelehnt, wenn ich mit der FDJ irgendwo Handball gespielt habe, hat der in der Kirchenmusikgruppe an der Posaune geübt, und dem wurde auch nichts böses getan. Der hat dann bei einem privaten Bäcker seine Ausbildung gemacht, und konnte sein Leben ganz normal führen.

Als Mitgleid des FDGB und ohne Ausreiseantrag wäre es bei mir
sicher auch anders geleufen.

Na, das ist doch mal eine Aussage.
Oder hast Du erwartet, das die DDR einen Ausreisewilligen von der Arbeit freistellt, damit er seinen Meister machen kann, das noch alles bezahlt,
und der dann in den Westen geht,
wo der Meister vielleicht noch anerkannt wird, und derjenige sich eine goldene Nase verdient?
Nein, so blöd waren selbst die Kommunisten nicht.

Also auch der dümmste DDR -Bürger wusste, dass er nach einem Ausreiseantrag sozusagen enteignet wurde, und 2 Jahre im Kuhstall die Sch… wegschaufeln musste, ehe er sozusagen gehen durfte.

Mit diesen Fakten wird deine Aussage , zwecks der 2 Männer im Ledermantel + Heizungskeller erst glaubhaft. Ich hab das vorher sehr stark angezweifelt…

Grüße, Steffen!

Hallo Christian, hallo Jürgen,

In so einem Zeitraum kann man
Gehirnchirurg, Astronaut, Pfarrer oder aber Oberlagerist
werden.

Ich bin halt auf den obigen Satz aufgesprungen.

Es kann nicht jeder Gehirnchirurg, Astronaut, Pfarrer oder aber Oberlagerist werden kann. Auch nicht, wenn er 15 Jahre zur Verfügung hat. Aber du hast ja nicht „jeder“ geschrieben, sondern „man“.

Wir haben derzeit die höchste Erwerbstätigenzahl seit der Wiedervereinigung. Selbst wenn in der offiziellen Arbeitslosenquote von ca. 7% einige fehlen, die da eigentlich rein gehören, könnte man grob sagen, dass 9 von 10 Arbeitnehmer einen Job haben. Das beinhaltet logischerweise die Mehrheit der Durchschnittsarbeitnehmer und auch viele mäßig fähige Arbeitnehmer.
Aber unter den Langzeitarbeitslosen sind auch Menschen, die trotz Kompetenz keinen Job finden.

15 Jahre
Arbeitslosigkeit kann man nicht auf irgendein System oder gar
auf ein Ereignis schieben, das fünf bis zehn Jahre davor in
einem ganz anderen System stattgefunden hat.

Sehe ich genauso.
Ich bin der Ansicht, dass prinzipiell jeder die Pflicht hat, sich mit einem solchen Einsatz um sein persönliches Überleben zu kümmern, als ob es kein soziales Netz gäbe.

… denn
wenn Du davon ausgehst, daß unsere Gesellschaft nur auf
Gewinnmaximierung ausgerichtet ist, mußt Du auch davon
ausgehen, daß sich Arbeitgeber gute und qualifizierte
Mitarbeiter nicht nur aus irgendwelchen sekundären Motiven
heraus entgehen lassen.

Genau das ist das Problem. Personalentscheidungen werden nicht von rein rational berechnenden Computern getroffen sondern von Menschen. Woran erkennen Arbeitgeber gute und qualifizierte Mitarbeiter.
Am Anfang stehen schriftliche Bewerbungen. Da mag sich der weltbeste Java-Programmierer bewerben und trotzdem ausgesiebt werden, weil ihm entsprechende Ausbildungszertifikate fehlen oder weil seine Bewerbung stinklangweilig rüberkommt.
Ein schönes Beispiel sind Altersgrenzen bei Einstellungen. Wenn ein Vertriebsvorstand eingestellt wird, gibt es keine Altersgrenze, aber der normale Sachbearbeiter darf dann nicht älter als 38 sein. Da wird nicht die individuelle Leistungsfähigkeit betrachtet sondern ein einzelnes Totschlagskriterium angewendet.

Gruß
Carlos

Hallo Steffen,

Also auch der dümmste DDR -Bürger wusste, dass er nach einem
Ausreiseantrag sozusagen enteignet wurde, und 2 Jahre im
Kuhstall die Sch… wegschaufeln musste, ehe er sozusagen
gehen durfte.

Du hast jetzt aber die falsche Reihenfolge angenommen.

Den Ausreiseantrag habe ich gestellt, nachdem mit erklärt wurde, daß ich mit keiner Ausbildung zum Meister rechnen kann, weil ich das System nicht aktiv unterstütze. Das Ingenieurstudium war dann allerdings tatsächlich danach, als ich schon dachte, der Breif wäre gar nicht angekommen. Der Besuch der Herren in Lederjacke am Arbeitsplatz was so zu sagen die ‚Eingangsbestätigung‘, vier Jahre nach dem Absenden. :smile:

Gruß Rainer

Hallo,

Ich denke, du breitest hier einen modernen Aberglauben aus,
der gerne von Wirtschaftsliberalen kolportiert wird,

ich bin durchaus in der Lage, mir meine eigene Meinung zu
bilden.

OK, du bist ein Neoliberaler - und verbreitest nicht nur fremde Meinungen. Wenn das der Unterschied ist, auf den du Wert legest - bitte. :wink:

Wer die Erwartungen nicht erfüllt,
fliegt wieder raus oder bekommt eine Position, in der er
keinen Schaden anrichten kann. Dann ist die Stelle wieder frei
und wird neu besetzt und zwar durch jemanden, der dafür auch
qualifiziert ist.

Schon mal vom Peter-Prinzip gehört? Vielmehr ist es so dass Posten dauerhaft mit Unfähigen besetzt bleiben…

Es geht nicht darum, alles schaffen zu können, aber wenigstens
etwas schaffen zu wollen und das auch umzusetzen. 15 Jahre
Arbeitslosigkeit kann man nicht auf irgendein System oder gar
auf ein Ereignis schieben, das fünf bis zehn Jahre davor in
einem ganz anderen System stattgefunden hat.

Wer in seinem Beruf so gut ist, daß er es unter normalen
Umständen auf die Meisterschule geschafft hätte, kann nicht
unfähig sein, irgendeinen anderen Beruf auszuüben oder zu
erlernen.

Das ist immer wieder der Punkt, den du seit Jahren nicht verstehst - und wo ich es auch inzwischen aufgebe noch zu hoffen dass du es irgendwann wirst nachvollziehen können…

Arbeitslosigkeit, miese Bezahlung, Zugehörigkeit zum Prekariat usw. nimmt Menschen ihre Würde. Oberflächlich gesehen geht es den Leuten gut weil wir ja ein tolles Sozialsystem und Chancen für jeden bieten. Faktisch verlieren Menschen, denen ihre Lebenssituation in dieser Gesellschaft aber signalisiert „du bist nichts wert, du wirst nicht gebraucht“, das Selbstbewusstsein und die Fähigkeit, an sich zu glauben.

Es ist eben, auch wenn das in deiner Gedankenwelt nicht existent ist, in der Realität fast aller anderen Menschen so, dass man sich eben nicht immer gleich motiviert auf die Hinterbeine setzen und etwas erreichen kann. Wer sich als 20, 25jähriger Student finanziell einschränken und dennoch studienmäßig anstrengen muss, ist in einer anderen Situation als derjenige, der sich das mit 40+ nochmal antun soll. Es ist eben nicht das gleiche, auch wenn auf dem Papier die gleichen Chancen bestehen weil beide gleich intelligent etc. sind…

Lebensalter und -erfahrungen verändern Menschen, und im dem Fall, wo jemand über einen längeren Zeitraum nicht „gefördert“ wird und sich auch aufgrund von Erfolgserlebnissen sinnvoll entwickeln kann, sondern permanent darum kämpft das Schmarotzer-Image los zu werden, fehlen irgendwann die Voraussetzungen um sich zu motivieren.

Du hast noch nie die „lustigen“ Bögen beim Arbeitslosenamt ausgefüllt, wo man 50 Seiten Fragen beantworten muss, bei denen sich die Fragen teilweise mehrfach wiederholen - wenn sie nicht völlig hirnrissig sind. Du bist noch nicht 5 Mal zum Amt gelatscht um einen Vorgang zu erledigen, den man eigentlich beim ersten Termin in 5 Minuten hätte erledigen können, wenn es ein bisschen weniger Bürokratie und Mitarbeiter gäbe, die auf Zack sind… Du hast dir auch noch nie die Zähne daran ausgebissen um Leistungen kämpfen zu müssen, die dir schlicht zustehen und für die du vielleicht sogar jahrelang horrende Einzahlungen geleistet hast, jetzt aber zwischen den Zeilen die Frage wahrnimmst, mit welchem Recht du eine Leistung beziehen willst…

Es ist einfach nicht so dass vorhandene geistige Ressourcen immer abrufbar sind und bleiben. Wenn man Leuten die Würde nimmt indem man sie wie nutzlose Störenfriede behandelt, bleibt das eben nicht folgenlos für die Leistungsfähigkeit und Motivationslage der Menschen.

Du willst sowas nie zur Kenntnis nehmen weil es in deinen Vorstellungsinhalten nicht vorkommt…

Gruß,

MecFleih

Guten morgen,

Wir haben derzeit die höchste Erwerbstätigenzahl seit der
Wiedervereinigung. Selbst wenn in der offiziellen
Arbeitslosenquote von ca. 7% einige fehlen, die da eigentlich
rein gehören, könnte man grob sagen, dass 9 von 10
Arbeitnehmer einen Job haben. Das beinhaltet logischerweise
die Mehrheit der Durchschnittsarbeitnehmer und auch viele
mäßig fähige Arbeitnehmer.
Aber unter den Langzeitarbeitslosen sind auch Menschen, die
trotz Kompetenz keinen Job finden.

irgendwie scheint mir niemand zuzulesen: es ging um den Fall, daß jemand eigentlich seinen Meister machen wollte, systembedingt kaltgestellt wurde und nun - in einem neuen System - seit 15 Jahren arbeitslos ist.

Genau das ist das Problem. Personalentscheidungen werden nicht
von rein rational berechnenden Computern getroffen sondern von
Menschen. Woran erkennen Arbeitgeber gute und qualifizierte
Mitarbeiter.
Am Anfang stehen schriftliche Bewerbungen.

Die wer schreibt? Richtig, ein Mensch der lernen kann, das richtig zu machen.

Da mag sich der
weltbeste Java-Programmierer bewerben und trotzdem ausgesiebt
werden, weil ihm entsprechende Ausbildungszertifikate fehlen
oder weil seine Bewerbung stinklangweilig rüberkommt.

Was man beides ändern kann.

Ein schönes Beispiel sind Altersgrenzen bei Einstellungen.

Die genauso auf dem Papier stehen wie geforderte Qualifikationen.

Wenn ein Vertriebsvorstand eingestellt wird, gibt es keine
Altersgrenze, aber der normale Sachbearbeiter darf dann nicht
älter als 38 sein.

Ich fürchte fast, daß Du das wirklich glaubst. Es sei Dir versichert: das stimmt nicht.

Gruß
Christian

Guten morgen,

ich bin durchaus in der Lage, mir meine eigene Meinung zu
bilden.

OK, du bist ein Neoliberaler

ich bin mir ziemlich sicher, daß wir uns nicht darüber einig sind, was dieser Begriff bedeutet:
http://de.wikipedia.org/wiki/Neoliberalismus

Wer die Erwartungen nicht erfüllt,
fliegt wieder raus oder bekommt eine Position, in der er
keinen Schaden anrichten kann. Dann ist die Stelle wieder frei
und wird neu besetzt und zwar durch jemanden, der dafür auch
qualifiziert ist.

Schon mal vom Peter-Prinzip gehört? Vielmehr ist es so dass
Posten dauerhaft mit Unfähigen besetzt bleiben…

Was ja auch erklärt, warum unsere Wirtschaft schon vor Jahrzehnten zusammengebrochen ist…

Arbeitslosigkeit, miese Bezahlung, Zugehörigkeit zum Prekariat
usw. nimmt Menschen ihre Würde. Oberflächlich gesehen geht es
den Leuten gut weil wir ja ein tolles Sozialsystem und Chancen
für jeden bieten. Faktisch verlieren Menschen, denen ihre
Lebenssituation in dieser Gesellschaft aber signalisiert „du
bist nichts wert, du wirst nicht gebraucht“, das
Selbstbewusstsein und die Fähigkeit, an sich zu glauben.

Du tust gerade so, als sei das ein Naturgesetz. Tatsächlich liegt es an jedem einzelnen, das zu verhindern. Interessanterweise gibt es Menschen, die es schaffen, sich auch nach Jahren der Arbeitslosigkeit zu motivieren.

[persönliche Anmerkungen entfernt]

Hups, nix mehr über. Naja…

C.

Hallo Christian,

Ein schönes Beispiel sind Altersgrenzen bei Einstellungen.

Die genauso auf dem Papier stehen wie geforderte
Qualifikationen.

Wenn ein Vertriebsvorstand eingestellt wird, gibt es keine
Altersgrenze, aber der normale Sachbearbeiter darf dann nicht
älter als 38 sein.

Ich fürchte fast, daß Du das wirklich glaubst. Es sei Dir
versichert: das stimmt nicht.

Das ist einer der Punkte, auf die ich hinauswollte.
Wenn diese theoretische Altersgrenze überschritten ist, ist es extrem wichtig, wie die Bewerbung ins Unternehmen kommt.

Wird die Berwerbung dem Personalchef auf den Schreibtisch gelegt, ist die Altersgrenze nicht mehr so wichtig, das stimmt.

Hat aber Jemand die Adresse vom Arbeitsamt, dann schickt er die Bewerbungsunterlagen per Post und dann wird die Bewerbung von der sekretärin ausgefiltert, bevor sie der Personalchef überhaupt sieht, einfach weil sie die Anweisung hat, Bewerber über der Altersgrenze ohne weitere Nachfragen selbständig abzulehnen.

Das ist eine der Hürden, die nur mit Beziehungen zu nehmen sind.

Wenn auf eine Stellenausschreibung 300 Bewerbungen eingehen, dann erfährt das der Personalchef, aber er bekommt nur einen Teil davon zum Lesen.

Daß die Ausschreibung oft nur Makulatur ist und lediglich den Betriebsrat beruhigen soll, ist die zweite Hürde.

Mein Sohn hat z.B. während der Ausbildung mehrfach ein Praktikum benötigt. Jedes Mal wurde der Platz dazu erst geschaffen, um ihm einen Gefallen zu tun. Wirklich jedes Mal! Eine Bewerbung um eine bereits vorhandene Stelle war noch nie erfolgreich. Funktioniert hat immer nur der weg, daß ich Bekannte um Hilfe gebeten habe und die haben dann das Praktikum ermöglicht, wo vorher gar kein Platz war. Um das gleiche für eine Vollzeitstelle zu erreichen bin ich einfach nur zu klein. Mit Verbindungen in die Chefetage geht das, die habe ich aber nicht.

Dann wird für einen Bewerber erst eine Stelle geschaffen und zur Tarnung, die Stelle ausgeswchrieben und ans Arbeitsamt gemeldet. So entstehen in der Statiskik offene Stellen, wo nie eine war.

Gruß Rainer

Hallo,

Schon mal vom Peter-Prinzip gehört? Vielmehr ist es so dass
Posten dauerhaft mit Unfähigen besetzt bleiben…

Diese Märchen genauso wie das von den ewigen Beziehungen, Familienbanden usw. wird gerne herausgekramt, wenn man aufgrund unzulänglicher Qualifikation oder schlechter Bewerbung den Job nicht bekommt. Dann ist man niemals selber dran Schuld, sondern immer der böse Kapitalist.

Arbeitslosigkeit, miese Bezahlung, Zugehörigkeit zum Prekariat
usw. nimmt Menschen ihre Würde. Oberflächlich gesehen geht es
den Leuten gut weil wir ja ein tolles Sozialsystem und Chancen
für jeden bieten. Faktisch verlieren Menschen, denen ihre
Lebenssituation in dieser Gesellschaft aber signalisiert „du
bist nichts wert, du wirst nicht gebraucht“, das
Selbstbewusstsein und die Fähigkeit, an sich zu glauben.

Du und deine Art sind eine der Hauptgründe, warum Menschen ihre Würde verlieren. Ständig pessimistisch sein, immer nur das Schlechte sehen, nie Chancen wahrhaben, immer die Schuld auf andere schieben. Die Menschen benötigen Motivatoren, keien Jammerlappen, die ihnen ständig vor die Nase halten, dass sie nichts wert sind.

Du redest den Menschen ein, sie sollen besser aufgeben, bevor sie es überhaupt versuchen, denn das wäre verschwendete Energie. Sie würden eh keinen Job finden und wenn, nur schlecht unterbezahlt, denn die „Sklaventreiber“ wollen ja nur alle „abzocken“.

Hinterbeine setzen und etwas erreichen kann. Wer sich als 20,
25jähriger Student finanziell einschränken und dennoch
studienmäßig anstrengen muss, ist in einer anderen Situation
als derjenige, der sich das mit 40+ nochmal antun soll. Es ist

Soll man deshalb aufgeben? Es beweist nur eins, dass diese Menschen tatsächlich Versager sind. Auch mit 40 oder 50 ist man nicht zu alt für den Arbeitsmarkt und richtig motiviert, geht auch eine Selbständigkeit.

Du hast noch nie die „lustigen“ Bögen beim Arbeitslosenamt
ausgefüllt, wo man 50 Seiten Fragen beantworten muss, bei

Man muss überhaupt nicht zum Arbeitsamt gehen. Nicht das Arbeitsamt ist für die Jobbeschaffung verantwortlich, sondern man selber.

Es ist einfach nicht so dass vorhandene geistige Ressourcen
immer abrufbar sind und bleiben.

Dann muss man sie trainieren, fit für den Arbeitsmarkt machen. Als Couchpotato wird das nicht funktionieren. Es muss langsam Schluss sein mit der verbreiteten Meinung, dass der Berg gefälligst zum Propheten mkommen muss.

Hallo,

Hat aber Jemand die Adresse vom Arbeitsamt, dann schickt er
die Bewerbungsunterlagen per Post und dann
wird die Bewerbung von der sekretärin ausgefiltert, bevor sie
der Personalchef überhaupt sieht, einfach weil sie die
Anweisung hat, Bewerber über der Altersgrenze ohne weitere
Nachfragen selbständig abzulehnen.

Welche Märchen kommen als nächstes?

Daß die Ausschreibung oft nur Makulatur ist und lediglich den
Betriebsrat beruhigen soll, ist die zweite Hürde.

Ah, das zweite Märchen.

Mein Sohn hat z.B. während der Ausbildung mehrfach ein
Praktikum benötigt. Jedes Mal wurde der Platz dazu erst
geschaffen, um ihm einen Gefallen zu tun. Wirklich jedes Mal!

Extra nur für deinen Sohn, einem Praktikanten. Da kannst du mal sehen, wie wichtig dein Sohn ist, dass man extra für ihn diesen hohen Aufwand betreibt. Findest du das nicht seltsam?

Eine Bewerbung um eine bereits vorhandene Stelle war noch nie
erfolgreich. Funktioniert hat immer nur der weg, daß ich
Bekannte um Hilfe gebeten habe und die haben dann das
Praktikum ermöglicht, wo vorher gar kein Platz war. Um das

Schon mal daran gedacht, dass es Lücken in der Bewerbung bewirken können? Andere schaffen es auch oder haben die alle Beziehungen? Ein weiteres Märchen. Beziehungen können hilfreich sein aber zu behaupten, dass es nur noch damit geht, ist schlichtweg Unsinn.

gleiche für eine Vollzeitstelle zu erreichen bin ich einfach
nur zu klein. Mit Verbindungen in die Chefetage geht das, die
habe ich aber nicht.

Ein weiteres Märchen. Das mag vielleicht noch für kleine Mittelständer passen aber in größeren Unternehmen mit mehreren Personalern geht das nicht mehr. Der Personaler ist für die Einstellung verantwortlich und er macht das garantiert nicht, weil ihm irgendjemand eine nette Mail geschrieben hat, dass er einen Bekannten hat, dessen Sohn dort arbeiten möchte.

Eher ist es so, dass interne Ausschreibungen nach außen gelangen und hier die Möglichkeit besteht, schneller einen Job zu bekommen aber Empfehlungen auszusprechen, dafür setzt sich niemand ins Feuer.

Dann wird für einen Bewerber erst eine Stelle geschaffen und
zur Tarnung, die Stelle ausgeswchrieben und ans Arbeitsamt
gemeldet. So entstehen in der Statiskik offene Stellen, wo nie
eine war.

Schon mal überlegt, was das für ein Aufwand ist? Du solltest mit den Verschwörungstheorien aufhören und auch mal nachdenken. Es ist richtig, dass oftmals scheinbar offene Stellen unbesetzt bleiben. Ein plötzlicher Einstellungsstopp oder einfach nur Vergessen, diese Ausschreibungen wieder zurückzunehmen, können dafür die Ursachen sein. Die Arge hat selber beklagt, dass schon besetzte Stellen nicht wieder zurückgemeldet werden.

Deshalb bewirbt man sich auch nicht auf offene Stellen beim Arbeitsamt, sondern entweder auf offenen Stellen in einem Unternehmen oder schreibt eine Initiativbewerbung. Es hat nichts mit Vetternwirtschaft zu tun, wenn jemand eine Stelle in einem Unternehmen erhält, die gar keine Stellen ausgeschrieben hat. Wer sich aber nicht selber bewegt, kommt nicht voran.

Moin Rainer,

Mein Sohn hat z.B. während der Ausbildung mehrfach ein
Praktikum benötigt. Jedes Mal wurde der Platz dazu erst
geschaffen, um ihm einen Gefallen zu tun. Wirklich jedes Mal!
Eine Bewerbung um eine bereits vorhandene Stelle war noch nie
erfolgreich. Funktioniert hat immer nur der weg, daß ich
Bekannte um Hilfe gebeten habe und die haben dann das
Praktikum ermöglicht, wo vorher gar kein Platz war. Um das
gleiche für eine Vollzeitstelle zu erreichen bin ich einfach
nur zu klein. Mit Verbindungen in die Chefetage geht das, die
habe ich aber nicht.

Sei mir nicht böse, aber das ist ja wohl ein Vergleich von Äpfeln mit Birnen. Vollzeitstellen auf Sachbearbeiterebene existieren, bei einem Wechsel des Stelleninhabers (Fluktuation i.d.R. >>10%, d.h. mindestens jede 10te Stelle wird jedes Jahr frei) muss die Stelle wiederbesetzt werden. Zunächst wird natürlich erst einmal intern geschaut (Chance für Weiterentwicklung von Mitarbeitern, Rückkehrstellen aus dem Ausland …), findet man keinen, wird extern eingestellt. Und das ganz offiziell über Ausschreibung. Und glaube mir, obwohl wir eigentlich Einstellungsstopp haben, suchen wir für bestimmte Stellen Mitarbeiter extern und finden schlicht keine. Es bewirbt sich nicht einmal jemand. Obwohl wir sicher ein im Vergleich professionelles Marketing haben und als Konzern sicher sehr gute Konditionen bieten.

Praktikantenstellen existieren häufig nicht und werden, so sie existieren, auch nicht zwangsweise neubesetzt (dürfen im Prinzip auch nicht, da sofort der Verdacht bestünde, man würde Tätigkeiten für Vollzeitmitarbeiter zur Kostenersparnis mit Praktikanten besetzen). Ja, natürlich werden „Praktikantenstellen“ aus dem nichts geschaffen. Wenn mir mein Chef eine Bewerbung rüberreicht, die passt und ich eine Aufgabe habe, dann stelle ich nach einem Gespräch(!) denjenigen ein, ohne weiter zu suchen. Oder auch nicht, wenn der Bewerber mir nicht passt.

Allerdings: Ich habe schon händerringend Praktikanten gesucht und keine gefunden, obwohl ich in allen Börsen, an der lokalen Uni etc. eine Ausschreibung hatte.

Meines Erachtens habt ihr ein völlig verkorkstes Weltbild, was den Stellenmarkt angeht. Was aber klar ist: Unsere Ansprüche sind natürlich hoch, schlicht, weil wir genügend Bewerbungen erhalten und sieben können (Ausnahmen bestätigen die Regel, s.o.). Aber mal ehrlich: Eine Bewerbung ist eine erste Arbeitsprobe, die man völlig ohne zeitlichen Stress und mit beliebiger Unterstützung bewältigen kann. Wer unter diesen Randbedingungen Mist abliefert, wird voraussichtlich auch später Mist abliefern. Und jeder, der Bewerbungen sichtet weiss: Es ist erschreckend, welcher Mist abgeliefert wird.

Ach ja, nebenbei, ich habe bisher alle meine Stellen, die einen Unternehmenswechsel bedeuteten, ohne jede Beziehung erhalten. Beziehungen habe ich erst beim Aufstieg in eine Führungsaufgabe innerhalb eines Unternehmens genutzt bzw. nutzen müssen, da diese Stellen in der Regel tatsächlich meist nur nach Empfehlung und intern besetzt werden.

Grüße
Jürgen

Hallihallo,

ich glaube, ich muß nicht mehr viel zu dem ergänzen, was Steven und Jürgen bereits geschrieben haben.

Hat aber Jemand die Adresse vom Arbeitsamt, dann schickt er
die Bewerbungsunterlagen per Post und dann
wird die Bewerbung von der sekretärin ausgefiltert, bevor sie
der Personalchef überhaupt sieht, einfach weil sie die
Anweisung hat, Bewerber über der Altersgrenze ohne weitere
Nachfragen selbständig abzulehnen.

Wenn das tatsächlich irgendwo so ablaufen sollte, dann ist der Chef ein Idiot, weil er jemanden potentielle Kandidaten nach einem uninteressanten Kriterium aussortieren läßt, der die Qualitäten der Bewerber gar nicht beurteilen kann. Ich gehe allerdings eher davon aus, daß die Bewerbungen in dem Fall nicht nur von jemandem kamen, der nicht nur das Alterskriterium nicht erfüllte sondern auch seine Kaffeetasse auf der Bewerbung zwischengelagert hat.

Gruß
Christian

Hallihallo,

der nicht nur das
Alterskriterium nicht erfüllte.

Das Alterskriterium ist hierbei manchmal auch nur indirekt das Selektionskriterium. Da in Deutschland viele meinen, dass das Senioritätsprinzip bis in alle Ewigkeit gilt, sind ältere Arbeitnehmer in ihren Forderungen oft auch schlicht zu teuer.

Auch wenn man 20 Jahre in einem Konzernbetrieb keinerlei Bewegung (und kaum eine Fortbildung) gemacht hat, ist man trotzdem oft - zumindest vor ERA - mindestens 2-3 Gehaltsklassen aufgestiegen, einfach aufgrund des Senioritätsprinzips (und schwacher Chefs).
Wenn dann der Laden dicht gemacht wird oder ein A-Loch als Chef kommt und man wechseln muss, wird man sich leider eingestehen müssen, dass man für Stellen, für die auch ein 15 Jahre jüngerer in Frage kommt(auch schon mit 5 Jahren Berufserfahrung!), zu teuer ist, wenn man auf sein altes Gehalt besteht.
Nicht jeder ist fähig, das zu schlucken. Eine realistische Preisschätzung gehört aber für einen Anbieter auf einem Markt zum erfolgreichen Abschluss dazu. Warum sollte ich mich mit jemandem unterhalten, der diese im Prinzip einfache Regel nicht beherzigt?

Grüße
Jürgen

Hallo auch hier,

drei Millionen wären wohl ebensogut geeignet. Das Problem ist
nur, daß diese drei Millionen solche Stellen nicht da sind.

es geht ja nicht darum, daß ich von heute drei Millionen Menschen vermitteln wollte.

Aber hat man nicht die Ausbildung selber zu verantworten? Und:
In 15 Jahren sollte sich doch etwas arrangieren lassen.

Hat man die Ausbildung wirklich selbst zu verantworten? Als
ich mit 16 die Schule verlassen habe, wusste ich nicht was
mich erwartet und habe einfach das gelernt, was mir
vorgeschlagen wurde. Dann hat mich der Zufall getrieben.

Zunächst einmal ist das Leben nach der ersten Ausbildung nicht vorbei und wenn man ins Berufsleben reingeschnuppert und etwas Lebenserfahrung erworben hat, kann man sich durchaus neu orientieren. Ansonsten ist gegen den Zufall nicht viel einzuwenden, wenn es denn läuft. Nur abzuwarten, daß der Zufall vorbeischaut, ist aber kein Lösungsansatz.

Aber wäre in 15 Jahren nicht Zeit, sich zusätzliche
Qualifikationen anzueignen?

Sicher. Nur ist man dann auch 15 Jahre älter und hat dann nur
die Qualifikation aber keine Berufserfahrung. Wenn da also
Jemand einen Beruf lernt, mit 30 Arbeitslos wird und 15 Jahre
benötigt etwas anderes zu lernen ist er 45, hat eine
Qualifikation ohne Berufserfahrung. Wenn er sich dann einfach
nur bewirbt, hat er keine Chance.

Öhm, mein Ansatz war aber gerade nicht, 15 Jahre abzuwarten.

Dazu kommt, daß es die Ausbildung nicht für nichts gibt.
Bücher, Fahrgeld, Studiengebühren …

Du meinst, er spart seit 15 Jahren?

In der Freizeit etwas dazulernen sicher. Aber ein Lehrgang?
MSCE für €10 000,-? Das gibt mein Gehalt nicht her. Das können
nur Leute, denen Jemand das Geld als Investition vorstreckt.

http://www.arbeitsagentur.de/nn_26396/zentraler-Cont… ?

Gruß
Christian

Hallo,

Schon mal vom Peter-Prinzip gehört? Vielmehr ist es so dass
Posten dauerhaft mit Unfähigen besetzt bleiben…

Diese Märchen genauso wie das von den ewigen Beziehungen,
Familienbanden usw. wird gerne herausgekramt, wenn man
aufgrund unzulänglicher Qualifikation oder schlechter
Bewerbung den Job nicht bekommt. Dann ist man niemals selber
dran Schuld, sondern immer der böse Kapitalist.

Ist klar, deswegen erlebt man auch überall immer diese kompetenten, freundlichen Mitarbeiter…

Ansonsten scheint die Finanzkrise und alles, was in diesem Zusammenhang diskutiert wird, wie wir uns gesellschaftlich verändern müssen um eine gute Zukunft für alle zu haben, Spaltung zwischen arm und reich, Regulierung der Kapitalmärkte damit sie nicht ausufern, gänzlich an dir vorbei gegangen zu sein. Aber das ist nichts Neues…

Gruß,

MecFleih

Guten Mittag,

OK, du bist ein Neoliberaler

ich bin mir ziemlich sicher, daß wir uns nicht darüber einig
sind, was dieser Begriff bedeutet:
http://de.wikipedia.org/wiki/Neoliberalismus

OK, OK, du greifst jetzt zu der Lösung eine Metadiskussion um Begriffsbestimmungen zu beginnen. Die ist aber müßig zu führen weil wir beide wissen in welchem Zusammenhang und Sinn der Begriff heute benutzt wird.

Schon mal vom Peter-Prinzip gehört? Vielmehr ist es so dass
Posten dauerhaft mit Unfähigen besetzt bleiben…

Was ja auch erklärt, warum unsere Wirtschaft schon vor
Jahrzehnten zusammengebrochen ist…

Hups, nix mehr über. Naja… :smile:

Arbeitslosigkeit, miese Bezahlung, Zugehörigkeit zum Prekariat
usw. nimmt Menschen ihre Würde. Oberflächlich gesehen geht es
den Leuten gut weil wir ja ein tolles Sozialsystem und Chancen
für jeden bieten. Faktisch verlieren Menschen, denen ihre
Lebenssituation in dieser Gesellschaft aber signalisiert „du
bist nichts wert, du wirst nicht gebraucht“, das
Selbstbewusstsein und die Fähigkeit, an sich zu glauben.

Du tust gerade so, als sei das ein Naturgesetz. Tatsächlich
liegt es an jedem einzelnen, das zu verhindern.
Interessanterweise gibt es Menschen, die es schaffen, sich
auch nach Jahren der Arbeitslosigkeit zu motivieren.

Klar gibt es die. Es wäre auch komisch wenn alle gleich wären und komplett identisch fühlen/denken würden. Dennoch trifft meine Aussage auf die große Mehrheit zu, und solange wir das Thema generell und nicht im Bezug auf einen einzelnen Menschen diskutieren, kann man ja nicht die Ausnahme zur Regel machen.

Gruß,

MecFleih