Hallo Christian,
drei Millionen wären wohl ebensogut geeignet. Das Problem ist
nur, daß diese drei Millionen solche Stellen nicht da sind.es geht ja nicht darum, daß ich von heute drei Millionen
Menschen vermitteln wollte.
Du nicht, aber die ARGE sicher. Und ich bin auch davon überzeugt, daß die fast alle die Arbeit gut erledigen würden, wenn sie nur die Chance dazu hätten. Das war der Punkt, zu dem ich wollte.
Du klingst manchmal so, als würdest Du annehmen, daß die Mehrzahl der arbeitslosen sich recht wohl fühlt und gar keinen Job möchte und das ist das, was ich einfach nicht glauben kann, weil ich solche Leute nicht kenne. Nicht einen Einzigen.
Aber hat man nicht die Ausbildung selber zu verantworten? Und:
In 15 Jahren sollte sich doch etwas arrangieren lassen.Hat man die Ausbildung wirklich selbst zu verantworten? Als
ich mit 16 die Schule verlassen habe, wusste ich nicht was
mich erwartet und habe einfach das gelernt, was mir
vorgeschlagen wurde. Dann hat mich der Zufall getrieben.Zunächst einmal ist das Leben nach der ersten Ausbildung nicht
vorbei und wenn man ins Berufsleben reingeschnuppert und etwas
Lebenserfahrung erworben hat, kann man sich durchaus neu
orientieren.
Ja, ich weiß. Das geht, ist aber sehr schwer. Vorübergehende Arbeitslosigkeit kann ein Weg dahin sein. Aber ein Job im Niedriglohnsektor, bei dem man nur mit einem 12-Stundentag zu genug Geld zum Überleben kommt, steckt man in einer Sackgasse, aus der man nicht mehr herausfindet. Dann ist man zum Feierabens do ausgepumpt, daß man garantiert keine Kraft für einen Abendschullehrgang mehr hat.
Versetze Dich in Gedanken mal jetzt bei dem Wetter auf eine Baustelle und stelle Dir vor, Du würdset von sieben bis 19 Uhr auf einem Gerüst herumklettern. Am Besten auf Montage dann im Hotel aus dem Koffer leben, jede Woche ein anderes Hotel.
Wer in deiner solchen Tretmühle steckt, kommt da allein nicht wieder heraus.
Ansonsten ist gegen den Zufall nicht viel
einzuwenden, wenn es denn läuft. Nur abzuwarten, daß der
Zufall vorbeischaut, ist aber kein Lösungsansatz.
Manchmal ist man von den Lebensumständen so gefangen, daß man auf andere Gedanken gar nicht mehr kommt. Einfach keine Zeit dafür, weil das Leben nur noch aus Arbeit und Schlaf besteht. Daß das schwer vorzustellen ist, wenn man es nicht erlebt, ist mir schon klar.
Aber wäre in 15 Jahren nicht Zeit, sich zusätzliche
Qualifikationen anzueignen?Sicher. Nur ist man dann auch 15 Jahre älter und hat dann nur
die Qualifikation aber keine Berufserfahrung. Wenn da also
Jemand einen Beruf lernt, mit 30 Arbeitslos wird und 15 Jahre
benötigt etwas anderes zu lernen ist er 45, hat eine
Qualifikation ohne Berufserfahrung. Wenn er sich dann einfach
nur bewirbt, hat er keine Chance.Öhm, mein Ansatz war aber gerade nicht, 15 Jahre abzuwarten.
Dann nimm mich wieder als Beispiel, ich habe die Schule mit einem Hauptschulabschluss verlassen, wollte unbedingt Geld verdienen statt auf die Schule zu gehen.
Zwei Jahre bis zu mittleren Reife, drei weitere wären es bis zum Abitur gewesen. Dann fünf Jahre Fernstudium, wenn alles ganz glatt geht, sind dann schon zehn Jahre um. Fängt man das mit 20 an, ist man 30, wenn man das Diplom in der Tasche hat und keine Berufserfahrung.
Ein paar Jahre umschulen kann man nicht zu oft tun, weil man in der Zeit eben nauch älter wird.
Dazu kommt, daß es die Ausbildung nicht für nichts gibt.
Bücher, Fahrgeld, Studiengebühren …Du meinst, er spart seit 15 Jahren?
Das wird er nicht dürfen, wenn er von HartzIV lebt.
In der Freizeit etwas dazulernen sicher. Aber ein Lehrgang?
MSCE für €10 000,-? Das gibt mein Gehalt nicht her. Das können
nur Leute, denen Jemand das Geld als Investition vorstreckt.
Da sehe ich nur, daß es für ausgewählte Ziele Förderungen gibt.
Ich habe nicht alles gelesen, ob da etwas dabei ist, das mir nützen könnte, kann ich nicht beurteilen. Weil mein Weg aber auch klar abgesteckt ist und ich den ohnehin nicht verändern kann, spielt das auch keine größere Rolle für mich.
Das Risiko, eine andere, befristete Stelle anzunehmen kann ich mir nicht leisten und mein Chef ist ganz sicher auch durch einen Abschluss nicht zu beeindrucken, wenn es nicht gerade ‚SAP-Senior Berater‘ wäre. Was ich ab Sommer arbeiten soll steht schon fest und ist so fest geplant, daß es schon gar nicht mehr anders geht, ohne der Firma zu schaden. Es ist nicht so, daß ich nicht mehr gebraucht würde, nur ab Sommer an einer anderen Stelle, weil Jemand in Rente geht. Die Programme, die zu bedienen sind habe ich alle selbst geschrieben, ich muss mich nicht einarbeiten. Irgendwann zahlt sich Flexibilität eben auch mal aus.
Gruß Rainer