Falsch und Richtig als Gut und Böse?

Ich hoffe, ich bekomme auch zu diesem Euthyphrondilemma mal wieder ein paar gute Tipps.
Ich dachte:
Wenn aus Falsch Böse wird, Schlecht oder sogar Feind oder Feindin, bzw. aus Richtig Gut wird, Freund, Genosse oder Genosson, so ist dies eigentlich absurd, denn irren ist menschlich und man versucht doch, dies zu vermeiden und sich korrigieren zu lassen; und es scheint eine Veranlagung des Menschen zu sein, dem anderen dabei zu helfen.

Aber wie kommt es dann auf der anderen Seite vom Prädikat „Richtig“ zur ethischen Wertung „Gut“ bis zur fatalen Selbstgerechtigkeit?
Beispiel: „Wer fünf mal am Tag zu Allah betet, kommt ins Paradies, wer sechs mal betet, kommt in die Hölle, weil er das Gesetz Mohammeds und der Sunna umgedeutet und eine religiöse Neuerung eingeführt hat.“

Wörtlich zu hören unter
http://diewahrereligion.de/Jugend/expose.html
Darf oder soll man sogar töten.

Wie kommt ein solcher Unsinn zwischen Menschen zustande?

Dies ist sicher ein Thema der Konfliktlösung, das aber eigentlich jedem – und besonders jedem Christen geläufig sein sollte. Und es nutzt gar nichts, wenn es irgendwo zwischen Buchdeckeln oder fremden Webseiten vergraben liegt; habe ich aber auch dort nirgends derart aufgeschlüsselt gefunden.
Beispiel: http://philo-welt.de/forum/thread.php?threadid=3126&…
Oder:
http://web.uni-marburg.de/konfliktforschung/forschun…

Scheinbar klar, wenn sich Irrtum als Feindschaft oder Bosheit äußert, wenn ich im Krieg z.B. irrtümlich oder absichtlich die falsche Uniform trage. Aber ist der Soldat auf der anderen (falschen) Seite tatsächlich böse – nur wegen der „falschen“ Uniform?

Deutlich wird an diesem Beispiel, daß ein Verstoß gegen die Sachkriterien oder auch logisch-mathematischen Gesichtspunkte Falsch und Richtig, wenn sie notwendiger Konsens bzw. Notwendigkeit einer „funktionierenden“ Gemeinschaft sind, zu den ethischen oder moralischen wie auch theologischen Kriterien der Gemeinschaft werden. Wer beim Bau einer Brücke falsch rechnet, verursacht böse ein schlimmes Unglück. Wer als Richter logisch falsch folgert, richtet böse und ungerecht.
Mohammed ging es im obigen Beispiel um Einheit und Bestand seiner Religion.
Ähnliche Erfahrungen mögen dem Trend zugrunde liegen, wenn richtiges Verhalten als Vasallentreue zu einer Religion, Konfession, Kirche oder Kirchenlehre gegenüber, wie auch gegenüber Lehrmeinung, Trend, Doktrin oder Mainstream leicht aus Richtig oder Falsch dann im Sinne von Treu und Untreu zu ethischen oder moralischen Kriterien wie Gut und Böse werden, wenn dann Treue zum Common sense eben als Gut und Untreue als Untreu und Böse gewertet wird.

ganz herzlich
Friedhelm Schulz

Hallo,
ehrlich gesagt hab ich nicht mitbekommen was du sagen/fragen willst.

Willst du nun feststellen dass falsch = böse (usw.) ist?
oder willst du aufzeigen, dass dem nicht so ist?
Oder willst du darauf hinweisen, dass diese Gleichsetzung oft vorgenommen wird?

Das mathematisch/logisch falsches nicht automatisch böse ist, ist offensichtlich.
Wer Fehler macht muss kein Feind sein und wer böse ist muss nicht alles falsch machen. Das sind Begriffe aus verschiedenen Bezugssystemen, die nur indirekt etwas miteinander zu tun haben.

Gruß
Werner

Hallo Werner,
Danke für die Nachfrage. Allerdings weiß ich ja auch nicht genau, was ich will.

Es geht doch darum, absurde Konflike, Feindschaften und Kriege durch eine vernünftige Reflexion die Affinität dieser Begriffspaare zu vermeiden oder zu verhindern, wenn einem dadurch klar würde, wann die Relation sinnvoll und wann und wieso dies manchmal absurd ist.
Z.B. „Gut“ scheint immer richtig zu sein, (aber wieso?)- denn umgekehrt gilt dies eben nicht immer.
Ich glaub kaum, daß ich der erste bin, der in dieser Richtung eine Lösung sucht.
Das Böse/Gute hat ja oft gar nichts mehr zu tun mit dem eigentlichen Glauben, was gut ist, sondern mit Übereinstimmung, wie ich schon sagte.
Oft ist „Gut“ nur Treue, und die oft auch mehr die Angst und Feigheit, alleine dazustehen, oder auch Angst vor den Folgen des Isoliertseins.

ganz herzlich
Friedhelm

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Hallo Friedhelm,

Es geht doch darum, absurde Konflike, Feindschaften und Kriege
durch eine vernünftige Reflexion die Affinität dieser
Begriffspaare zu vermeiden oder zu verhindern, wenn einem
dadurch klar würde, wann die Relation sinnvoll und wann und
wieso dies manchmal absurd ist.

Verstehe ich dich richtig, dass du glaubst, Kriege ließen sich dadurch vermeiden, dass man die Kriegsverantwortlichen zu einer Reflexion über „Affinitäten“ bewegen könnte? Dass Kriegsverantwortliche sich von Überlegungen zu Gut und Böse beeinflussen lassen?
Das kann doch nicht dein Ernst sein! Jeder Krieg dient allein persönlichen Interessen Weniger, die sich allenfalls fragen, ob diese oder jene Aktionen für ihr Vorhaben richtig oder falsch sind.
Und diese Fragen haben nichts mit Fragen nach Gut und Böse zu tun. Richtig und falsch sind bezogen auf den Erfolg von Handlungen, aber doch nicht auf deren ethische Begründung! Diese Begriffspaare haben einfach nichts miteinander zu tun!
Den Bruder zu begraben war falsch, aber gut, und selbst Kreon hätte sich nicht einfallen lassen, die Handlung Antigones als böse zu bezeichnen. Ein Gesetzesverstoß, mehr nicht, und Gesetze haben nichts mit gut und böse am Hut, sondern mit Nutzen.

Z.B. „Gut“ scheint immer richtig zu sein, (aber wieso?)

Wer sagt das? Oder spielst du auf den idealen Staat Platos an? Dann lass bitte das Attribut nicht weg!

Aber ich bin nicht mal sicher, ob ich dich verstanden habe. Sicher bin ich nur in einem: Wer einen Krieg initiiert oder durchführt, nimmt alle Verbrechen in Kauf, die überhaupt vorstellbar sind. Das ist nicht gut (erdreist’ ich mich zu sagen), stellt sich aber bei Erfolg als richtig, bei Misserfolg als falsch heraus. Gut und böse habe nur Bedeutung für Menschen, die sich nicht ausschließlich mit ihrem persönlichen Nutzen beschäftigen.

Uff, ich muss mir morgen dein Posting noch mal durchlesen.
Einstweilen tschüs
Boris

Hallo Friedhelm,

Es geht doch darum, absurde Konflike, Feindschaften und Kriege
durch eine vernünftige Reflexion die Affinität dieser
Begriffspaare zu vermeiden oder zu verhindern, wenn einem
dadurch klar würde, wann die Relation sinnvoll und wann und
wieso dies manchmal absurd ist.

Verstehe ich dich richtig, dass du glaubst, Kriege ließen sich
dadurch vermeiden, dass man die Kriegsverantwortlichen zu
einer Reflexion über „Affinitäten“ bewegen könnte? Dass
Kriegsverantwortliche sich von Überlegungen zu Gut und Böse
beeinflussen lassen?
Das kann doch nicht dein Ernst sein!
Boris

Hallo Boris,
Meine Frage scheint schwieriger zu sein, als ich dachte.
Aber sie ist nicht neu übrigens. Übertragen ist ein Gespräch von Sokrates mit Euthyphron, das aber abglitt in die Frage, ob etwas gut ist, weil Gott es sagt, oder ob Gott es sagt, weil es gut ist. Bezüglich biblischer Texte, mag auch mein Problem darauf hinauszulaufen.
Aber das, was ich suche, sind Argumente, die ganz allgemein jemanden zur Besinnung bringen können, ehe er sich in eine Absurdität verrent.
Ein Problem, das die griechischen Stämme nie durch Vernunft lösten.
In einer solchen Situation befanden sich z.B. die europäischen Nationen, bis zum endgültigen Eingreifen der USA und der UDSSR mit dem 2. Weltkrieg.
Und wie die schöne Dokumentation in Phönix über die Germanen vor der Romanisierung/Christianisierung demonstrierte, griffen auch da sich die verschiedenen Stämme regelmäßig gegenseitig an, um die anderen zu versklaven oder als Sklaven zu verkaufen. Eine ethisch ehrenvolle Mutprobe aller kämpfenden Seiten; der jeweilige Gewinner bekam den Profit. Rein sachlich gesehen: freie Marktwirtschaft im Sklavenhandel. :smile: Realiter aber die Folge von Despotismus und Unterdrückung, wie wir es im Nahen Osten unter dem islamisch-mohammedanistischen Steinzeitdespotismus beobachten können. Ein Konflikt, der wahrscheinlich ebenfalls erst mit Gewalt (statt durch Argumente) durch die USA und Rußland aus der Welt geschafft werden kann. Zivilisierung durch Gewalt.
Genau das beschreibt ja die offensichtliche Schwierigkeit, wenn sachliche und ethische Kiterien einander aufheben oder verstärken wie wir es von den Terroristen hören.

Ein anderes religiöses Beispiel hörte ich gestern aus den USA: Ein bibelfrommer Vater will den bösen Geist aus seiner Tochter vertreiben in dem er sie erwürgt. Die Mutter steht nackend daneben und singt Kirchenlieder. Die Nachbarn hörten das schreiende Kind, rufen die Polizei, die den Vater einfach erschießt, um das Kind zu retten.

Ein einfaches, vielleicht etwas zu einfaches Beispiel, kam mir mit Deinem Einwand in den Sinn, wie ein Mensch vielleicht über ein Wort zur Reflexion und Besinnung kommen könnte:

Deine löbliche ethische Haltung gegen jeden Krieg verführt offenbar ebenfalls zu einer selektiven Wahrnehmung auch der sachlichen Kriterien und über diese zu einer ethischen Motivation. Offenbar hättest Du alles so laufen lassen, Hitler, den Nahen Osten und auch den frommen Vater. D.h. Du hättest auch den 2. Weltkrieg weiter laufen lassen, weil Du gegen Krieg bist???

Selektive Wahrnehmung verführt zur Einseitigkeit; Einseitigkeit, d.h. Voreingenommenheit verführt zur selektiven Wahrnehmung.
Als Beispiel geht es, ist aber alles andere als eine allgemeine Lösung.

ganz herzlich
Friedhelm