Hallo,
stimmt, aber da hat sich wohl niemand getraut zu retuschieren,
oder?
Meines Wissens schon, aber eher im Sinne von Retuschen des jeweiligen Dirigenten bei konkreten Aufführungen, nicht im Sinne schriftlich fixierter Neu-Instrumentierungen.
Auch interessant, aber z. B. bei Schultze nicht einsichtig,
weil zeitgenössisch.
Schultze war dein Beispiel, nicht meines 
Hast du die vielleicht digitalisiert vorliegen?
Ich hab die entscheidenden Passagen mal rausgescannt:
Man wirft Beethoven häufig vor, er habe
schlecht instrumentiert, und hat ihn
daher nicht selten »verbessert«.
Bei Mozart kann man die Instrumenta-
tion so lassen, bei Haydn auch, sagt
man. Wieso dem armen Beethoven nur
deshalb, weil er taub war, der Vorwurf
gemacht wird, er hätte unzureichend
instrumentiert, verstehe ich nicht. Er hat
ein fabelhaft imaginatives Ohr gehabt.
Ich kann es bei jeder Orchesterprobe
hören.
Es ist sehr schwer, seine Instrumenta-
tion zu realisieren; aber man sollte die
auftretenden Schwierigkeiten wohl lieber
nicht durch Änderungen der Instrumen-
tation ausbügeln, das sind meist keine
Verbesserungs- sondern Verschlechte-
rungsvorschläge. Ich bin der Meinung,
daß der richtige Notentext auch der
beste ist; die stets oberlehrerhaften
»Verbesserungen« werden damit be-
gründet, daß Beethoven das mit den
technischen Möglichkeiten späterer In-
strumente (etwa Ventilhörner) wohl so
geschrieben hafte, Ich meine, wenn er
das moderne Instrumentarium gehabt
hafte, würde die ganze Missa anders
ausschauen.
Er hätte ja auch im Vokalsatz manches
anders machen können, etwa die ganz
hohen Töne im Chor weglassen. Er
hätte einiges tiefer legen können, Er
hätte die Tonarten anders wählen kön-
nen, dann wäre das alles mühelos und
glatt ausführbar. Die hörbare Mühe, die
Anstrengung, ja selbst das Scheitern ist
ein wesentlicher Teil in Beethovens
Kompositionsweise.
[…]
Das Chamber Orchestra of Europe spielt
Üblicherweise auf modernen In-
strumenten. Sie haben hier einige durch
»historische« Instrumente ersetzt.
Unter den heute gebräuchlichen Instru-
menten sind Trompeten, Pauken und
Posaunen besonders gefährlich für die
Musik der Klassik. Die moderne Posau-
ne existiert so etwa seit 140 Jahren,
Wagner hielt sie für ungeeignet für
seine frühen Opern, wie sollen sie da
für Beethoven taugen. Ihr Klang ist zu
dick und ihre Ansprache zu longsam,
um den Satz durchsichtig zu gestalten.
Aus diesem Grund haben wir enger
mensurierte Posaunen verwendet.
Die heute üblichen Orchesterpauken
haben einen zu großen Innenhall, so
sehr man sie auch abdämpfen mag,
sie klingen zu lange nach. Die Klarheit
der Schläge, die hier absolut notwendig
ist, kann man mit ihnen nicht erreichen.
Deswegen haben wir ältere und kleinere
Pauken verwendet. Auch wurden statt
der Ventiltrompeten Naturtrompeten ver-
wendet. Naturtrompeten muß man nicht
so laut spielen, um einen trompetig-
schmetternden Klang zu erzielen, Die
Trompete hat ihre eigene Rhetorik, fan-
farenartige Figuren müssen schmettern.
Moderne Trompeten muß man sehr laut
spielen, damit sie schmettern. Mit den
historischen Trompeten geht das schon
im mezzoforte - man muß nie lauter
spielen, als es die Partitur verlangt, und
hat doch die richtige Attacke.
(das Interview führte Dr. Margarethe Zander)
Aber es ist
wohl nicht so entscheidend, wenn es sich nur auf die
historischen Instrumente bezieht und nicht auf den Satz.
Ich finde die Aussagen schon recht insruktiv.
Grüße
Wolfgang