Falscher Mehltau am Wein

Tach auch,

den habe ich an meinen zwei Spätburgunderreben im Garten. Da lässt sich jetzt nix mehr gegen machen - leider.
Mein Problem: Dicht daneben ist eine Kiwi, prachtvolle Pflanze, viel Früchte!
Könnte da was überspringen? Kiwis sollen ja recht wenig anfällig gegen Krankheiten und Schädlinge sein.

Danke
Laika

Peronospora an Kiwi?
Servus,

von den hierzulande verbreiteten Pilzerkrankungen ist meines Wissens nur Verticillium und Botrytis für Kiwis ein Problem; von Peronospora werden sie, wenn überhaupt, nur in vernachlässigbarem Umfang befallen.

Wenn Du „auf der sicheren Seite“ sein willst: Gib ihnen eine oder zwei Anwendungen Kupferoktanoat - der Kupfergehalt ist im Vergleich zu den klassischen Kupferpräparaten so gering, dass Kupferanreicherung im Boden und Gefährdung von Regenwürmern nicht bedeutend sind.

Schönen Grüße

Dä Blumepeder

Noch 'ne Frage
Hallo,

so hatte ich das auch mal eingeschätzt, denn bis jetzt hat die Kiwi nix gehabt, obwohl der Wein schon letztes Jahr Mehltau hatte (ganze Ernte weggeworfen :frowning:).

Frage: Kann man bzgl. Wein jetzt noch was machen? Kupferpräparate möchte ich nicht, da die Ernte wohl nur noch wenige Wochen hin ist. Noch machen die Trauben einen relativ guten Eindruck, sind nur wenig „mehlig“ an der Oberfläche. Backpulver soll helfen!?

Gruss
Laika

Hallo Laika,
zum Thema Mehltau und Kiwis kann ich nichts sagen.
Aber wenn Du Hilfe haben willst bei Deinen Reben – bitte sehr:

Wir hatten viele Jahre Probleme mit (echtem und falschen) Mehltau an der Weinrebe, die in praller Sonne an der Südseite einer Garage wächst.
Ich hatte viele Versuche unternommen, den Mehltau mit Chemie zu bekämpfen (bis es mir vom Spritzen selbst schlecht wurde), hatte Winzer befragt - es nutzte alles nichts.

Bis ich im Internet fündig wurde, wo es eine ganze Menge Tipps gibt.
Letztendlich habe ich eine eigene (kostenlose und wohl harmlose) Mischung angesetzt:

1 Liter Wasser, 10 Tropfen Teebaumöl, 1 TL Salz, 2 TL Kondensmilch
etwas Schmierseife (verstopft allerdings die Düse, deshalb beim zweiten Ansatz gegen Spüli ausgetauscht).
Damit hatte ich in der Saison 2011 die Rebe 5 x gespritzt. Erstmals Mitte Mai, dann im Abstand von zwei bis drei Wochen.
Danach hatten wir (erstmals seit Jahrzehnten!) völlig einwandfreie Trauben, die wir tatsächlich genießen konnten.
Und im vergangenen Jahr war es bei gleicher Behandlung genau so positiv.

In diesem Jahr hat es (wegen des vielen Regens?) nicht so gut gewirkt – einige Trauben sind befallen, wie man jetzt kurz vor der Reife sieht.
Deshalb werde ich im kommenden Jahr sofort ab dem Austrieb regelmäßig spritzen, denn diese unscheinbare Mischung wirkt im Prinzip sehr gut.

Vielleicht hilft sie ja jetzt noch bei den Kiwis!

Gruß Walter VB

Hallo Laika,

gerade noch Deine Zusatzfrage gelesen:

Probieren geht über Studieren - wenn es noch nicht so schlimm ist mit dem Befall an den Trauben, dann probiere entsprechend meinem Vorschlag.

Der Vorschlag mit Kupfer von Blumepeder (dessen Ratschläge ich sonst sehr schätze) hatte bei uns überhaupt nicht geholfen - nur dass mir beim Spritzen schlecht wurde.
Viel Erfolg!

Gruß Walter VB

Echter und Falscher Mehltau
Servus,

Natriumhydrogencarbonat hilft bei allerersten Befallsanzeichen von Echtem Mehltau, bei Falschem Mehltau ist es ohne Wirkung. Echter Mehltau lässt sich bei weiter fortgeschrittenem Befall mit Netzschwefel gut angehen.

Bist Du Dir wegen der Diagnose „Falscher Mehltau“ sicher? An den Blättern sind die beiden ziemlich leicht zu unterscheiden - die Sporenträger (der weißliche Belag) sind bei Echtem Mehltau fast nur oben auf den Blättern, bei Falschem Mehltau (Peronospora) ist der weißliche Belag unten, die Oberseiten der Blätter zeigen eine gelbliche Sprenkelung mit bräunlichen Zentren in den gelblichen Flecken.

Peronospora ist viel schwieriger anzugehen, wenn man keine systemischen Mittel verwenden will. Im „Bio“-Anbau sind dafür nur Kupferpräparate zugelassen. Die Wartezeit für Kupferoktanoat ist bei Trauben tatsächlich überraschend lang (35 Tage), bei Tomaten reichen 7 Tage.

Vorschlag:

Lass für dieses Jahr alles wie es ist, aber überleg Dir, was Du nächstes Jahr machst, wenn Du ohnehin regelmäßig Probleme mit Pilzen hast. Mach dafür zuerst klar, ob Du Echten Mehltau oder Peronospora vor Dir hast, denn danach richten sich die Maßnahmen; wenn Du magst, kannst Du ein paar Bilder von den befallenen Blättern bei einem Bilderhoster hochladen und hier verlinken, dann sollte das rauszukriegen sein, um welchen Pilz es sich dreht.

Echter Mehltau wie gesagt mit ganz einfachen Mitteln, Natriumhydrogencarbonat („Steinhauers Mehltauschreck“) oder als Gemisch auch in Backpulver enthalten oder Netzschwefel (ebenfalls im „Bio“-Anbau zulässig); Natriumhydrogencarbonat vorbeugend bei „Pilzwetter“, Netzschwefel bei ersten Befallsanzeichen.

Falscher Mehltau (Peronospora) mit Kupferoktanoat rechtzeitig, d.h. bei „Pilzwetter“ bereits Wochen vor dem Erscheinen des weißlichen Belags (Sporenträger) - der für das bloße Auge nicht sichtbare Pilzrasen bedeckt schon vorher den größten Teil der Pflanze.

Moral: Wenn man das Ziel genau kennt, geht Pflanzenschutz viel leichter.

Schöne Grüße

Dä Blumepeder

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Servus zurück,

Echter Mehltau lässt sich bei weiter fortgeschrittenem Befall
mit Netzschwefel gut angehen.

Das ist jetzt wohl zu spät, die Ernte, wenn sie dann was wird, ist ja nicht mehr lange hin. Die Trauben sehen, wie gesagt nicht soooo schlecht aus, schmecken, wenn ich ziemlich reife rauspicke, ganz normal, kein Beigeschmack.

Bist Du Dir wegen der Diagnose „Falscher Mehltau“ sicher? An
den Blättern sind die beiden ziemlich leicht zu unterscheiden

  • die Sporenträger (der weißliche Belag) sind bei Echtem
    Mehltau fast nur oben auf den Blättern, bei Falschem Mehltau
    (Peronospora) ist der weißliche Belag unten, die Oberseiten
    der Blätter zeigen eine gelbliche Sprenkelung mit bräunlichen
    Zentren in den gelblichen Flecken.

Falscher Mehltau wurde mir von der hier ansässigen landwirtschaftlichen Versuchsanstalt bestätigt. Bei vielen Blättern sind die gelblichen Flecken („Ölflecken“), an der Blattunterseite ein grau-schwarzer Belag an den Adern, dann wird es braun und vergammelt. Gerade weil der Belag nicht weiss-grau ist, hatten die bei der Versuchsanstalt gezögert und sich erst rückversichert.

Vorschlag:

Lass für dieses Jahr alles wie es ist, aber überleg Dir, was
Du nächstes Jahr machst, wenn Du ohnehin regelmäßig Probleme
mit Pilzen hast.

Vor zwei Jahren hatte ich eine Superernte, wunderbare Trauben, mehr als 20 l frisch gepresster Traubensaft. Letztes Jahr konnte ich alles wegwerfen, die Trauben und der Saft hatten einen etwas scharfen Geschmack.
Ein Nachbar hat auch rote Trauben, ca. 15 m entfernt, die sehr gut aussehen. Einige Blätter werden braun. Die sind aber unter einem (lichtdurchlässigen) Vordach und das Blattwerk relativ licht. Das ist bei mir nicht der Fall, kein Dach drüber, Blattwerk dicht, da wir es auch als Sonnenschutz an einer Laube haben wollten. Habe es jetzt stark ausgelichtet. Auch von der genannten Versuchsanstalt wurde empfohlen, eine Plastikfolie drüber zu decken, um vielleicht noch ein bisschen zu retten.

Falscher Mehltau (Peronospora) mit Kupferoktanoat rechtzeitig,
d.h. bei „Pilzwetter“ bereits Wochen vor dem Erscheinen des
weißlichen Belags (Sporenträger) - der für das bloße Auge
nicht sichtbare Pilzrasen bedeckt schon vorher den größten
Teil der Pflanze.

Werde ich also nächstes Jahr machen. Netzschwefel und/oder Cueva. Möchte aber ungern das erleben, was Walter VB hatte - fast schlecht werden beim Spritzen. Werde vielleicht nochmal seine Mischung probieren.

Gruss und danke
Laika

Kupferverbindungen im Pflanzenschutz
Servus,

unmittelbar toxisch sind Kupferverbindungen für Menschen nicht. Präparate mit Kupfersulfat (würde mir jetzt grad keines einfallen, aber offenbar gibt es sie noch) können tatsächlich Brechreiz auslösen, wenn man sie unvorsichtig ausbringt - Kupfersulfat wurde medizinisch auch als Brechmittel verwendet. Bei normaler Handhabung passiert da aber weiter nichts, und auch der Brechreiz geht schnell vorüber.

Das ist bei Kupferoktanoat aber kein Risiko; die Risiken liegen dabei anders - deswegen wird die Anwendung von Kupferverbindungen im „Bio“-Landbau auch heiß diskutiert, seit es ihn gibt: Kupferhaltige Präparate sind ziemlich giftig für Regenwürmer; deswegen sollten sie nicht flächig angewendet werden, sondern nur in einzelnen Reihen oder an einzelnen Pflanzen. Außerdem werden sie nicht ausgewaschen, und mit den Jahren kann es bei regelmäßiger Anwendung am gleichen Ort (z.B. Weinbau, wo es dreißig Jahre und länger keine Fruchtfolge gibt) zu starker Anreicherung im Oberboden kommen - das ist aber im Haus- und Kleingartenbereich mit normaler Fruchtfolge kein Problem.

Daher war der Übergang vom klassischen Kupferkalk zu Kupferoktanoat, bei dem bei gleicher Wirkung viel weniger Kupfer in den Boden gelangt, für den „Bio“-Anbau auch so ein gewaltiger Fortschritt: Kupferkalk durfte maximal zwei Mal während einer Saison angewendet werden, Kupferoktanoat bis zu acht Mal.

Schöne Grüße

Dä Blumepeder

Letzte Frage
Wie ist das mit Mehltau: Wenn mehr oder weniger davon an/in den Trauben ist, ist das gesundheitsschädlich, unverträglich?
Noch haben die Trauben ausser einem etwas unreifen Geschmack nichts Besonderes.

Danke
Laika

Servus,

wenn er den Geschmack nicht beeinträchtigt, können die Trauben wohl ohne Bedenken gegessen werden. Ist halt die Frage, ob sie auf diese Weise richtig ausreifen können.

Ja, wenn es Botrytis wäre, wäre das einen Versuch mit „Hauswein“ wert…

Schöne Grüße

Dä Blumepeder