Familie Bach

Hi Wissende,

wenn man in die üblichen Lexika (auch Fachlexika) schaut, endet die Ära der Bachens so zum Ende des 18. Jahrhunderts hin.

Gab es später keine erwähnenswerte Musiker aus dieser Sippe und wenn nein, wie ist das zu erklärt? Da gibt es einige Jahrunderte dutzende von Musikern und Komponisten und plötzlich nichts mehr.

Gandalf

Hallo Gandalf,
Nachkommen gibt es noch bis ins 19., in der fränkischen Linie bis ins 20. Jahrhundert hinein , aber Musiker sind mir darunter nicht bekannt.
Wie könnte es auch sein, dass Genialität über viele Generationen hin anhält? Die Bachs hatten ohnehin das Glück, dass das familiäre Umfeld die Ausbildung des Talents begünstigte und dass sie sich nicht in Epigonentun (denk nur an den Siegfried Wagner) erschöpften.
In welchen Familien hat eine Periode von Genies länger als zwei Generationen angedauert?
Ob man für die naturwissenschaftliche Begründung mal bei den Biologen über die Gesetze der Vererbung nachfragen sollte?
Beste Grüße!
H.

Ps.: Die auf JSB selbst („Ursprung der musicalisch-Bachischen Familie“) zurückgehende Stammtafel der Musikerfamilie Bach in MGG wird Dir ja bekannt sein.

Servus Hannes,

Wie könnte es auch sein, dass Genialität über viele
Generationen hin anhält?

Genialität, was immer das auch sein mag, wohl eher nicht. Aber der Musikantenknochen bzw. die musische Rippe kann wohl schon mit einer Sippe weitergetragen werden - ob das jetzt Vererbung oder schlicht ein von Generation zu Generation weiter gegebenes Ambiente ist, sei dahingestellt.

Mein Vater, Medizinalrat i.R., hat sich unter anderem mit Gustav Mesmer, dem „Ikarus vom Lautertal“ beschäftigt - von diesem auch noch wenige Jahre vor seinem Tod ein ausführliches Interview erhalten. Und ist in diesem Zusammenhang darüber gestolpert, daß dieser weitläufig verwandt ausgerechnet mit Franz Georg Hermann war, der etwa zweihundert Jahre bevor der genial-schizophrene Flugapparateimagniator Mesmer in der weiland Abtei Schussenried als Patient lebte, als Freskenmaler den dortigen Bibliothekssaal ausgemalen hat. Zwischen diesen beiden befinden sich eine Reihe von Generationen, die - man könnte varianzanalytisch dran rumrechnen, wenn man wollte - eine verblüffende Anzahl von Musikanten, Chordirigenten, Kunst- und anderen Malern und dergleichen hervorgebracht haben: Es ist wohl keine ohne einen solchen „Dropout“.

Oben angezogener Irrenarzt, der als Kind seiner Generation engagiert gegen die Vorstellung von seelischen Krankheiten als eine Art „erbkranker Besessenheit“ und vergleichbaren gut katholisch-barocken Ideen gekämpft hat (und sich dabei auch einige Verdienste um die Aufklärung der dunklen Kapitel dieser Ideen erworben hat), war schon ziemlich verblüfft, als er diesen Stammbaum zusammengebastelt hat. Leider ist er zu früh gestorben, als daß er davon noch etwas mit Hand und Fuß hätte machen können.

Ändert ja auch nix: Eine These von „ererbtem musischem Talent“ würde viel mehr schaden als gut machen können. In einer anderen Umgebung könnte sie wohl für Verständnis für die immer ein wenig auf der Kante balancierenden musischen Charaktere werben - wo aber Ererbtes tendenziell als Urteil verstanden und zum Verurteilen genutzt wird, lassen wirs besser dabei.

Schöne Grüße

MM

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H.