Familie hat etliche Probleme - was kann ich noch tun?

Also kurz mal zur allgemeinen Lage: Mein Vater hat Knochenkrebs, diagnostiziert seit 2011, stagnierend, Pflegegrad 4. Meine Mutter prinzipiell eigentlich auch pflegebedürftig (jedenfalls tut sie weniger als mein Vater) aber sie will bis zur Rente warten. Sie ist ziemlich dick und ihr geht es ‚momentan’ (seit fünf Jahren) nicht so gut. (Zitat von ihr: ‚Du weißt ganz genau, dass es Mama momentan nicht gut geht.‘) Meine Schwester wohnt wieder bei meinen Eltern, nachdem sie ihr Studium abgebrochen hatte. Nun macht sie eine Ausbildung.

Sie wohnte dort nach dem Studium zwei Jahre auf Kosten meiner Eltern, ohne irgendetwas zu tun, bis ich sie dann zum Arbeitsamt geschleppt habe. Das Kindergeld mussten meine Eltern dann zurückzahlen, weil sie ja nicht in Ausbildung war und da sie damit auch nicht die Voraussetzungen erfüllte, familienversichert zu sein, mussten sie für die zwei Jahre Krankenversicherung nachzahlen. Jeweils waren das pi mal Daumen 4000 €.
Als meine Schwester dann Hartz4 bekam, zahlte sie wenigstens Miete, bzw. zahlte das Amt Miete, aber nun, da sie in Ausbildung ist, zahlt sie wieder nichts.

Sie ist auch ein absoluter Messie, ihr Zimmer ist ein riesiger Haufen aus Kleidung, Geschirr, Müll und was weiß ich nicht, was alles, ich weiß gar nicht, wie man in so etwas schlafen kann. Und es wird immer schlimmer.

Aber auch der Rest der Wohnung ist nicht viel besser. Alles total verdreckt und zugemüllt. Jedesmal, wenn ich da bin, bin ich erstmal am putzen, alleine dass man sich überhaupt auf die Toilette traut. Und das obwohl die eine Haushaltshilfe von der Caritas haben, aber nur für wenige Stunden. Meine Mutter macht selbst nichts im Haushalt, sie liegt nur im Bett oder auf dem Sofa. Den ganzen Tag läuft sie nur im Nachthemd rum, wenn es hoch kommt, duscht sie alle zwei Wochen, wenn überhaupt. Ihre Freizeit verbringt sie mit dem Handyspiel Pandapop, sie hat seit Herbst 2017 fast 1000 € für dieses dämliche Spiel ausgegeben. Dennoch ist sie die ganze Zeit an meckern, sie wären ja so arm.

Als ich vorletztes WE da war, war ich die ganze Zeit beschäftigt, ich habe neun Maschinen Wäsche gewaschen, eine Autoladung Papiermüll weggebracht, die Dusche geschrubbt, die aussah, als hätte man da reingesch…en, den Kühlschrank aufgeräumt und geputzt, etwa 2/3 seines Inhaltes entsorgt, 4 offene Packungen Milch z. B. teilweise von 2016 und entsprchend riechend oder Käse, der quasi nur noch Schimmel war. Und ihre überfälligen Überweisungen musst ich auch tätigen, weil sie nicht mal das selbst hinkriegen.
Letztes WE war ich wieder da, die Wohnung stand natürlich wieder zu und ich widmete mich auch dem, was ich zuvor nicht schaffte, der Ofen war so vollkommen zugesifft, dass man daraus nichts essen wollte, nicht nur eingebrannt, sondern triefend voll Fett.

Das kann so nicht weitergehen, ich habe auch nicht die Zeit, sie jedes WE zu besuchen und ihren Haushalt zu schmeißen, ich arbeite in einer anderen Stadt und muss meinen eigenen Haushalt schmeißen und ich habe auch eigentlich keine Lust mehr auf diese Undankbarkeit, ich reiße mir den Arsch auf und zum Dank werde ich angeschrieen.

Ich habe mich auch mal an den sozialpsychiatriachen Dienst gewendet. Der hat dann bei meinen Eltern angerufen und meine Mutter war dann total wutentbrannt und hat gefragt, ob ich nicht richtig ticken würde.

ojojojoi!
Was lädst Du Dir für Probleme auf!
Es ist natürlich ehrenhaft, dass Du Dich so um Deine Familie kümmerst, aber Du machst Dich dabei kaputt und der Rest der Familie denkt, Valoo wird’s schon richten…
Meine Idee: lass die einfach mal in Ruhe, tu gar nichts und besuch die Familie einfach mal so, ohne gleich das „Handwerkermützchen“ rauszuholen!
Sollen die 3 doch sehen, wie sie zurecht kommen, es ist NICHT Deine Aufgabe, dort pausenlos aufzuschlagen und Ordnung zu machen!
Denk mal an Dich selbst und mach Dich rar,
empfiehlt synapse
auch wenns schwerfällt…

Ach, du meine Güte! Da hast du dir aber was aufgeladen :frowning:

Es ist nicht ganz vergleichbar. Aber vielleicht kann ich doch ein paar Parallelen ziehen:
Ich habe vor vier Jahren den Sozialpsychiatrischen Dienst gerufen, weil mein Vater, der in einem anderen Bundesland 500 km weit weg lebte, total verdreckte. Er hatte kein Wasser mehr, viele Stromkreise waren auch nicht mehr funktionsfähig, das Dach war undicht und das ganze Haus stank zum Gotterbarmen. Der SPD hat sich das alles angesehen und mir erklärt, dass jeder Mensch das Recht habe zu verdrecken.

Auf deine Eltern übertragen heißt das: Auch sie haben das Recht dazu. Das heißt aber auch, dass DU das nicht musst. Will sagen: Wenn es auch schwer fällt, du musst einen Weg finden, dich abzugrenzen und dein eigenes Leben zu leben.

Wende dich mal zwecks Beratung an den Pflegestützpunkt. Es gibt ihn in jeder größeren Stadt. Vielleicht hat er eine Idee, wie man deinem Vater helfen kann. Das ist der , um den ich mir zuerst Gedanken machen würde. Deine Mutter und die Schwester müssen selbst klarkommen.

Schöne Grüße und viel Glück
Ann da Cava

PS: Mein Vater ist seit zwei Jahren im Pflegeheim und das stinkende, vermüllte Haus mit großem Wertverlust verkauft.

Hallo Valoo,

wer sieht hier ein Problem?
Du und zwar nur du- alle anderen haben offenbar keines.

Ich meine das nicht angreifend sondern ganz neutral betrachtet.

Menschen bewegen sich DANN, wenn es ihnen unangenehm ist und dieses „Unangenehme“ kann absolut gegensätzlich empfunden werden.

Du hast rechtlich keine Chance, etwas zu verändern und so bleibt es deine ganz persönliche Geschichte.
Deine Familie ist wie sie ist- du musst sie weder retten noch ändern. Schon gar nicht, wenn keiner nach dir ruft!

Der schwierigste Schritt dürfte die Akzeptanz dessen sein, denn Familie symbolisiert immer auch Identität und wer wollte sich „damit“ identifizieren wollen? (es gibt Menschen, die das gut können, wie du siehst :wink: ).

Abstand ist gut und wenn du dsa so gar nicht aushalten oder annehmen kannst, dann finde professionelle Unterstützung, die dir dabei hilft.
Es steckt ja auch viel Ablehnung in deiner Haltung und auch das- gegen unsere Familie- tut uns nicht gut.

alles Gute für dich
kitty

Ich hab erstmal ein paar Fragen, die ich in die Runde schmeißen will:

  • WILLST Du denn deren Bude aufräumen? Und will Deine Familie das? Wäre das ja schon vorgeschlagen „verdrecken lassen“ für Dich inakzeptabel? Notfalls bringst halt zum Kaffeebesuch Deinen eigenen Thermosbecher mit und vermeidest nach Möglichkeit den Toilettenbesuch…

  • Wie alt ist denn die Schwester? Und wie geht’s der mit dieser Situation? Kommt sie damit klar? Klappt das mit ihrer Ausbildung?

  • Wie war das mit der Rückzahlung dieser 4000 Euro? So wie Du die Familie und die finanzielle Situation schilderst, werden die das nicht lockerlässig mal eben aus der Portokasse zurück gezahlt haben. Sprich: sind da auch noch Schulden da?

  • Und last but not least: ich bin nun kein Experte, aber für mich liest sich die Beschreibung Deiner Mutter laienhaft nach einer Depression. Überlegt mal, ob Ihr das vielleicht ärztlich abklären lassen wollt. Wenn Du schreibst, dass sie „bis zur Rente warten“ will - dann klingt das ja noch nicht unendlich alt. Auf jeden Fall nicht alt genug um täglich bloss dumme Spielchen zu daddeln und sonst nicht das geringste zu tun.

Ich wünsche Dir und auch Deiner Familie auf jeden Fall alles gute!

Klingt komisch - ist aber so.
Niemand kann von irgenjemandem zum Aufräumen und/oder Waschen gezwungen werden.

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Das Klügste was Du tun könntest: meilenwet weg fliehen und sie im Dreck sitzen lassen, wenn es ihnen so gefällt. Mach Dir Probleme anderer nicht zu eigen. Unter Umständen beim Amtsgericht eine Betreuung anregen.

Kann gut sein. Aber da gilt: Jeder hat auch das Recht sich NICHT helfen lassen. Man wird die Mutter kaum zwingen können sich in Behandlung zu begeben. Der Sohn/Tochter erst recht nicht.

Leider :frowning:

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Also meine Mutter bittet mich zumindest, beim Haushalt zu „unterstützen“. Und sie will ja auch, dass ich sie andauernd besuche (mit Übernachtungen). Aber das ist in dem Zustand einfach nicht zumutbar. Ich habe vor zwei Wochen auch erstmal angefangen, Ordnung in mein altes Zimmer zu bringen, damit ich nicht andauernd auf einer Müllhalde schlafen muss. Sie haben im Übrigen eine Geschirrspülmaschine, aber selbst das scheinen sie ohne mich nicht hinzukriegen, wenn sie ausgeräumt wird, dann wird es einfach irgendwo auf die Arbeitsplatte gestellt, vermischt mit dreckigem Geschirr, sodass der Dreck dann häufig auch den den Schränken landet.

Meine Schwester ist jetzt 27, ihre Ausbildung läuft noch gut ein Jahr, in der Schule soll sie zumindest die beste sein. Sie macht übrigens eine Ausbildung als Hauswirtschaftlerin. Aber den eigenen Haushalt nicht auf die Reihe kriegen.

Also locker gezahlt haben sie das nicht, meine Eltern sind nicht sonderlich reich, aber können ganz gut von der Rente meines Vaters und dem Pflegegeld leben, aber dafür mussten sie schon an die eiserne Reserve.
Aber nichtsdestotrotz sind sie ja so arm und sie regt sich auch immer über Flüchtlinge auf, denen man soviel Geld in den Arsch stecken würde, dabei ist sie selbst als Kind mit ihren Eltern aus der DDR geflohen…solche Ansichten regen mich auch auf.

Meine Mutter nahm früher auch mal Psychopharmaka, aber das ist lange her. Sie nimmt auch sonst einen Haufen Tabletten (Herz, Schilddrüse, etc.) und ist nur über die Unfähigkeit der Ärzte am Jammern. Sie hat auch Probleme mit der Lunge, hat auch ein Sauerstoffgerät, dass sie aber eigentlich kaum benutzt. Aber das ist immer ihre Ausrede, dass sie ja nichts machen könne, weil sie dann keine Luft mehr bekäme. Mit ihrer Tante, mit der sie früher jeden aber täglich telefonierte, hat sie auch seit April den Kontakt abgebrochen, weil sie sie kritisierte, aufforderte, sich mal zu bewegen, rauszugehen. Nun hat sie quasi kaum noch soziale Kontakte. Meine Tante (Schwester meines Vaters) war neulich auch kurz zu Besuch, hat jetzt auch schon bemerkt, dass nur ich den Haushalt schmeiße und sich darüber lustig gemacht, dass meine Mutter nichts tut und ja ach so krank ist und dass sie das nur im Kopf habe.

Als meine Oma noch lebte, hatte meine Mutter auch vor, sich scheiden zu lassen, sie kam aber nie zu mehr als darüber nachzudenken, dann starb meine Oma 2010 und bei meinem Vater wurde 2011 Krebs diagnostiziert und sie musste ihn pflegen. Das hat sie in den ersten Jahren auch noch gemacht, aber so ab 2013 wurde es immer schlimmer mit ihr.

Als ich noch in der Nachbarstadt wohnte, war ich dem ganzen ja noch halbwegs gewachsen, aber so schaffe ich das nicht mehr. Mein Vater wunderte sich ja auch schon, dass er kaum noch saubere Wäsche hatte, weil sie eben keiner gewaschen hat, ich war halt vier Wochen nicht da.

Natürlich sage ich meiner Schwester auch, was sie machen muss oder z. B. auch letzten Sonntag, dass noch eine Ladung Wäsche im Trockner im Keller sei und sie sich darum doch bitte kümmern solle, aber ich rede da gegen die Wand und es würde mich nicht wundern, wenn die Wäsche noch immer im Keller ist. Vor zwei Wochen waren da auch zwei Körbe ungewaschener Wäsche, die auch schon vier Wochen davor dort stand.

Vielen Dank für die Erklärung und noch eine indiskrete Frage: wie war das früher? War Mama früher (vor einer Erkranung welcher Art auch immer) auch schon so träge? Oder ist das schleichend so geworden? Und noch so ne Frage: wer pflegt denn Deinen Vater? Mit Pflegegrad 4 ist das doch nicht so mal eben nebenher getan?

Klar, das ist ja auch fürchterlich bequem: Mama braucht sich selber um nix kümmern, Sohn/Tochter kommt dann am Wochenende und wienert die Bude. Was willste mehr? Kostet nix! Keiner arbeitet so sauber wie das eigene Kind! Und außerdem ist das kein „Fremder“ der das Chaos sieht! Und außerdem kennst Du ja die Vorlieben von Mama und Papa und weisst, dass die Hemden sorum gefaltet werden und nicht andersrum. Also hat Deine Mutter doch keinen Anlass was daran zu ändern…

Aber wie auch immer: natürlich darf Mama so depressiv und messig sein, wie sie nur will. Die Frage ist halt: wie geht’s Deiner Familie damit? Wenn die drei ihn ihrem Dreck „glücklich“ sind, dann kannste in der Tat nix* machen.

Im Moment lese ich raus „Mama will / kann das nicht machen“, „Papa ist krank und wundert sich, warum ihm keiner saubere Hemden reicht“ und „Schwester lernt den Job zwar tut aber aus unbekannten Gründen daheim nix“ und „mich stört’s und ich verbringe meine Wochenenden dann putzend dort, will das aber gar nicht“.

Die Frage ist: wollen die was ändern? Wer will was anders haben als bisher? Wer will / kann was dazu beitragen? Glaubst Du, Ihr könnt ein Gespräch in dieser Richtung führen? Sowas ist ja echt nicht einfach und ich lese hier oder da in Deinen Postings ein paar Vorbehalte raus… (Nicht, dass ich die nicht verstehen und teilen würde - aber ich könnte mit meiner Familie in so einer Situation so ein Gespräch eben genau nicht führen). Sollte Dir das also genauso gehen wie mir, müsste man überlegen, ob man da einen Mediator (wer auch immer das dann konkret ist) dazu nimmt.

In einem gebe ich den anderen Antwortenden aber recht: wenn die Beteiligten nix ändern wollen, dann haben sie alles Recht der Welt in ihrem eigenen Dreck zu vergammeln. Du kannst nur unterstützen und ggf. Druck aufbauen (z.B. indem Du Dich weigerst, dort zu übernachten, indem Du nix mehr putzt dort etc.)

*wobei das „nix“ natürlich so nicht wahr ist: Du kannst entweder so weitermachen und selber dran kaputt gehen oder Du kannst jeglichen Putzdienst einstellen und ggf. ungute Reaktionen seitens der Familie kriegen und ggf. auch selber ein schlechtes Gewissen haben.

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In der Tat ist hier die Betreuungsanregung der Königsweg. Dann wird von neutraler, hierzu berufener Stelle ganz objektiv überprüft, ob hier eine Situation vorliegt, in der einer/beide Beteiligte Unterstützung brauchen. Und diese Unterstützung wird im Bedarfsfall dann ebenfalls von einer neutralen, nicht emotional in der Angelegenheit betroffenen Person geleistet. Denn als Kind kann man in so einer Situation durchaus die Übernahme der Betreuung ablehnen, wenn man - was hier leicht möglich sein dürfte - nachweisen kann, dass angesichts des Widerstands der Betroffenen, sich helfen zu lassen, und aufgrund bisher schon fehlender Kooperationsbereitschaft, nur ein außen stehender Betreuer in Frage kommt.

Und wenn es dann zu einer Betreuerbestellung kommt, sind es künftig dann die Maßnahmen des Betreuers gegen die sich die Betroffenen wehren werden, und dann ist man als Kind dafür nicht mehr verantwortlich.

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