Familienname Delke

hi leute

meine mutter heißt mit nachnamen Delke…Wie entstand wohl dieser Name? Es kann sein, das es irgentwas holländisches ist, da sie in der Nähe der holländischen Grenze wohnte…kann mir jemand helfen???

mfg

Hallo,
der Name Delke scheint nicht allzu häufig zu sein. Er taucht jedoch in Viborg /Dänemark und in Klatno /Poland auf und es gibt viele mögliche Verschleifungen wie Delk (angelsächsisch), Delka, Delko, Delcke.
Gehe doch mal auf www.familysearch.org und klicke Dich durch die Namen.
Ich hoffe, es nutzt. mfg

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Hallo Softairheld,

Der Familienname Deiner Mutter dürfte mit hoher Wahrscheinlichkeit aus einem alten germanischen Rufnamen - davon die Kurzform - entstanden sein. Es sind dies Rufnamen, welche mit „Dal“ als Erstgleid begonnen haben, heute aber - zumindest in Deutschland - alle samt und sonders vergessen sind. Nachgewiesen sind Dalbert, Dalfuns, Tallomir(us), Talamot, vermutet wird ferner ein Dalwart. Auslautend gibt es zusätzlich in den nordischen Sprachen den „Heimdallr“. Vermutet wird ein Sinnzusammenhang mit angelsächsisch „deal“ (= stolz, berühmt).
Dabei war dieses Namensglied „Dal“ gedehnt gesprochen, weshalb es über die Lautwandel der Jahrhunderte zu einem Diphthong (= Doppelselbstlaut, z.B. ea,) wurde und weiter zum Umlaut (ä) mutierte.
Dass man häufig für Rufnamen Kurzformen bildete und bis heute bildet, dürfte klar sein (z.B. Manni aus Manfred oder Manhart oder Manrich etc.).
Das Suffik -ke zeigt nun gleich verschiedenes an:
Zum Einen verrät es eine Herkunft aus dem Niederdeutschen. Das ist das Gebiet nördlich der sogenannten „Benrather Linie“, welche den niederdeutschen Sprachraum vom hochdeutschen Sprachgebiet abtrennt und welche etwa entlang folgender Linie verläuft:
Dünkirchen/Frankreich - Brüssel/Belgien - Lüttich/Belgien - Aachen - Düsseldorf-Benrath (= Stelle an der der Rhein gekreuzt wird) - Hagen - Kassel - Wittenberg - Frankfurt/Oder - Posen/Polen - Masuren/Polen.
Nur nördlich dieser Linie verwendet man als Verkleinerungsform „-ke“(Schmidt-ke). In der Mitte ist es in der Mundart -(s)chen (Schmidt-chen) und im Süden unserer Republik verkleinert man überhaupt nicht mit einer Form von „-chen“, sondern mit „-lein“ (oder einer entsprechenden Abwandlung). In den Niederlanden verwendet man statt -ke bevorzugt die Form „-je“ (Antje), weshalb eine Herkunft aus dem Niederländischen ebenfalls eher unwahrscheinlich ist.
Weiter eingrenzen lässt sich die Herkunft über den Wohnort der Namensträger, die um 1900 gelebt haben: Es gibt eine (ungeschriebene) 100-km-Regel, welche besagt, dass der Namensursprung im Allgemeinen in einem Radius von 100 km zu dem Ort liegt, in dem die Familie um 1900 gelebt hatte.
Zum Zweiten lässt sich dieses Diminutivsuffix nicht nur mit „-chen“ = Verkleinerungsform übersetzen, sondern dieses Namenbildungselement hat bei Familiennamen den Sinn einen Nachkommen zu kennzeichnen. Somit ist eine Verkleinerungsendung in Familiennamen immer als „Der kleine Sohn des …“ zu übersetzen (gilt auch in den Regionen, die mit „-lein“ verkleinern!). Die Verkleinerung steckt ihrerseits in „kleine Sohn“.
Somit ist der erste Namensträger „Der Sohn eines Dal-“
Familiennamen, welche aus Rufnamen hervorgegangen sind, sind weit überwiegend ländlichen Ursprungs,
Noch zum Alter: Kurze, eingliedrige Familiennamen sind in der Regel älter als zwei- oder gar dreigliedrige Familiennamen (Maier im Vergleich zu Vordermaier im Vergleich zu Hinterobermaier), nördliche sind jünger als solche, welche im Süden entstanden sind, westliche sind jünger als solche aus östlicheren Regionen. Damit dürfte dieser Familienname kaum vor 1500 erstmals verwendet worden sein. 1450 bis 1550 sehe ich als realistisch für die erste Verwendung an.

So, ich denke, wir haben alles:

Inhalt: Der Sohn eines Dal-
Formale Aspekte: Umlautung aus ursprünglich „ä“ zu heute „e“, welche nur über die Vokaldehnung mit einem Diphthong-Lautwandel erklärbar ist, mit der Ursache in altem „a“.
geografische Herkunft: niederdeutsches Sprachgebiet, aber wohl nicht Niederlande
räumliche Herkunft: aus einem ländlichen Bereich
Alter: Erstmalige Verwendung 1450-1550.
Sonstiges: es liegt kein Voll-Rufname sondern nur eine Rufnamenskurzform als Ursache vor (vgl. Manni - Manfred); 100 km-Regel beachten.

Ich denke, das dürfte alles sein.

Ich hoffe, Dir damit geholfen zu haben.

einen schönen Abend wünscht

Alexander

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