Familienname Kimmelmann

Liebes Forum,

ich suche nach Deutungsmöglichkeiten für den Familiennamen Kimmelmann. Ort und Zeit: Bad Mergentheim (Tauberfranken), 17. Jahrhundert. Vorherrschender Beruf in dieser Zeit: Kaufmann.

Naheliegend wäre die Deutung: Kimmelmann = Kümmelmann = Kümmel- (Gewürz)verkäufer. Doch erscheint mir dieses als allzu trivial. Hat jemand weitere Ideen?

Gruß
Hardey

Hallo,

das Leben ist manchmal trivial.

Die einzige logische Erklärung für den Kimmelmann ist in der Tat der „Kümmelmann“, der Gewürzhändler.

Allerdings bezweifle ich, dass der Name in Bad Mergentheim entstanden ist.
MGH liegt nämlich dazu zu weit südlich.
Die Endung „-mann“ deutet eher auf einen norddeutschen Ursprung hin.

Bei einer Enstehung so weit südlich wäre eher ein „Kimmel“ oder „Kimmler“ zu erwarten.

Und falls dir dies zu trivial erscheint, so rufe dir in Erinnerung, dass Gewürze nicht immer das Massenprodukt waren, das sie heute sind, sondern dass sie auch im 17. Jahrhundert noch oft den Reichen und dem Adel vorenthalten waren und in Gold aufgewogen wurden.

Ein Gewürzkaufmann war also durchaus ein ehrenwerter und erstrebenswerter Beruf.

Gruß
Lawrence

Hallo Lawrence,

Danke für die Wortmeldung.

Und falls dir dies zu trivial erscheint, so rufe dir in
Erinnerung, dass Gewürze nicht immer das Massenprodukt waren,
das sie heute sind, sondern dass sie auch im 17. Jahrhundert
noch oft den Reichen und dem Adel vorenthalten waren und in
Gold aufgewogen wurden.

Richtig, was Pfeffer und Safran usw. betrifft. Kümmel ist doch im Prinzip ein einheimisches Gewürz (ich weiß jetzt nur nicht seit wann) und hatte somit einen ganz anderen Stellenwert als die ostindischen Gewürze. Kümmel könnte auch ein Kräuterweiblein neben ihrem Dill und dem Meerrettich auf dem Marktstand verkauft haben. Aber das ist ja kein Hinderungsgrund für die Namensentstehung.

Allerdings bezweifle ich, dass der Name in Bad Mergentheim
entstanden ist.
MGH liegt nämlich dazu zu weit südlich.
Die Endung „-mann“ deutet eher auf einen norddeutschen
Ursprung hin.

Bei einer Enstehung so weit südlich wäre eher ein „Kimmel“
oder „Kimmler“ zu erwarten.

Gefühlsmäßig hätte ich das auch gesagt. Aber stimmt, es könnte durchaus sein, zwischen Namensentstehung und Untersuchungszeit ist ja ein erkleckerlicher Zeitraum, wo manches passiert sein kann.

Andererseits kann Kimmel im Tauberfränkischen auch eine umgangssprachliche und/oder altertümliche Zusatzbedeutung haben, auf die ich einfach nicht komme.

Gruß
Hardey

Hallo,

die Aussagen zum Kümmel stimmen insoweit, wie sie sich auf den gemeinen Kümmel beziehen.

„Kümmel dürfte das älteste in Europa verwendete Gewürz überhaupt sein - man fand ihn in den Überresten jungsteinzeitlicher Pfahlbauten. Karl der Große schrieb u.a. den Anbau von Kümmel im Jahre 812 für seine Maierhöfe vor; die weite Verbreitung des Kümmels im Mittelalter in ganz Europa von Sizilien bis zur nördlichen Baumgrenze bezeugen viele Urkunden und Handschriften.“

Zitat von gewuerzindustrie.de

Anders sieht es aus, wenn wir den Kimmelmann auf den Kreuzkümmel beziehen. Dieser wurde erst ab dem Mittelalter in Europa bekannt. Entsprechend musste es dazu Kaufleute geben, die diesen aus dem Orient importierten.

Der Kreuzkümmel muss dann auch weit teurer gewesen sein als der gemeine Kümmel.

Der Kreuzkümmel ist auch gemeint, wenn abschätzig vom „Kümmeltürken“ die Rede ist.

Und zusätzlich gibt es auch noch den schwarzen Kümmel, welcher bei uns eher als schwarzer Sesam bekannt ist. Dessen Import aus dem Orient dürfte noch jüngeren Datums sein.

Statt auf den Kümmel könnte sich der „Kimmelmann“ in selteneren Fällen auch auf die Kimme beziehen.
Dann hätten wir einen Jäger oder einen Hersteller von Waffen, die eine Zielvorrichting haben.

Eine Kimme haben aber wohl hauptsächlich Schusswaffen.
Da die Familiennamen aber schon ab dem Hochmittelalter entstanden ist ein Bezug zu einer Schusswaffe extrem unwahrscheinlich.

Gruß
Lawrence

1 Like

hallo,

Kimmelmann aus Tauberfranken, habe denn Namen selbst im Stammbaum

Hallo Lawrence,

eine kleine Ergänzung:

das mit der Familiennamensglied „-mann“ hast Du völlig richtig beschrieben, allerdings würde ich den Begriff „Mitte von Deutschland“ ein wenig breiter fassen. Auch wenn man landläufig von dem Band Saarbrücken/Köln - Frankfurt/Main/Kassel - Dresden/Berlin - Breslau/Posen ausgeht, sind das natürlich nur grobe Richtwerte. Und Bad Mergentheim - Frankfurt sehe ich nicht als soooo weit entfernt an, als dass das völlig abwegig wäre. Aber es kommt noch ein anderer Aspekt dazu, der bisher noch nicht angesprochen wurde, der aber für die geographische Einordnung ziemlich wichtig ist: es handelt sich um das „i“, welches ja die dialektale Variante des schriftdeutschen „ü“ ist. Nur in gewissen Regionen ist eine „gerundete“ Aussprache („ü“ wird mit runden Lippen gebildet) üblich, in südlichen Gebieten hingegen überwiegt die Entrundung („i“ wird mit breiten Lippen = entrundeten Lippen gebildet). Etwa nördlich der Linie Mosel -Frankfurt/Main - Bad Mergentheim - Nürnberg - DonauwÖrth - Regensburg - Pilsen/CZ - Karlsbad/CZ - Erfurt - Wittenberg - Frankfurt/Oder - Posen/PL werden diese Buchstaben bevorzugt, die mit gerundeten Lippen ausgesprochen werden.

Und somit liegt Bad Mergentheim genau auf dieser Trennungslinie, südlich welcher der Name Kimmelmann entstanden ist. Du hast in soweit natürlich Recht, wenn Du von „nördlichere Entstehung“ sprichst, als dass linksrheinisch der Entrundungsbereich bis an die Mosel geht.

Aber auch die Namensverteilung auf verwandt.de deutet schon auf den Großraum Rhein/Neckar/Tauber/Main hin.

Wenn ich im www unter Kümmel suche, so werden mir in Mitteldeutschland und anderen europäische Regionen Anbaugebiete genannt. So gehe ich genau wie Du von der Bedeutung „Gewürzhändler“ aus. Ob es sich dabei um einen Händler aus deutschen Landen handelt (Mitteldeutschland) möchte ich nicht kategorisch ausschließen, allerdings sehe ich den „Kümmel“ nur als Stellvertretergewürz an und bin mir sicher, dass dieser erste „Kimmelmann“ ganz sicher auch mit anderen Gewürzen gehandelt hat. Somit dürfte - in meinen Augen - Mitteldeutschland eher weniger zutreffen, ich denke da mehr an so wichtige Städte wie Schwäbisch Hall (Salz!; Währung: der Heller!) oder auch Heidelberg, Frankfurt, Würzburg. Das (biologische Herkunft des Kimmelmann) darf natürlich nicht verwechselt werden mit dem Ort, an dem sich der Familienname etabliert hat (geographische Entstehung des Familienanmens; Entrundung, -mann-Endung)

Ich hoffe, ich konnte ein wenig helfen

Schönes Wochenende wünscht

Alexander