Fantasie für Klavier,Chor u. Orchester (Beethoven)

Liebe Klassik-Freunde,

weiss jemand näheres über das Gedicht, das in diesem Werk (Opus 80) vorkommt:

Schmeichelnd hold und lieblich klingen
Unsers Lebens Harmonien,
Und dem Schönheitssinn entschwingen
Blumen sich, die ewig blüh’n.
Fried’ und Freude gleiten freundlich
Wie der Wellen Wechselspiel;
Was sich drängte rauh und feindlich,
Ordnet sich zu Hochgefühl.

Wenn der Töne Zauber walten
Und des Wortes Weihe spricht,
Muss sich Herrliches gestalten,
Nacht und Stürme werden Licht.
Äuss’re Ruhe, inn’re Wonne
Herrschen für den Glücklichen,
Doch der Künste Frühlingssonne
Lässt aus Leiden Licht erstehn.

Grosses, das ins Herz gedrungen,
Blüht dann neu und schön empor,
Hat ein Geist sich aufgeschwungen,
Hallt ihm stets ein Geisterchor.
Nehmt denn hin, ihr schönen Seelen,
Froh die Gaben schöner Kunst,
Wenn sich Lieb’ und Kraft vermählen,
Lohnt dem Menschen Göttergunst.

Die einen Internet-Ressourcen sagen, es stamme von einem Christian Kuffner, andere behaupten, man wisse es nicht so genau.
Es würde mich dennoch sehr interessieren, woher es nun wirklich stammt.

Liebe Grüsse,
Monika

Hallo Monika,

guck mal hier:

/t/text-gesucht/799825/3

LG, MrsSippi

Vielen lieben Dank!! Toll! :smiley:

Hallo Monika,

zur Ergänzung noch zwei Zitate aus zwei renommierten Chormusikführern, die die Sache hoffentlich aufklären:

„Fantasie c-Moll op. 80 (Chorfantasie)
[…]
Text Christoph Kuffner (Autorschaft fraglich, deutsch)
[…]
Carl Czerny […] berichtet in seinen Erinnerungen: ’ […] Er wählte ein schon viele Jahre früher komponiertes Liedermotiv, entwarf die Variationen, den Chor usw., und der Dichter Kuffner musste dann schnell die Worte (nach Beethovens Angabe) dazu dichten.’ Beim Liedermotiv […] handelte es sich um die 1794 komponierte, ungedruckte Melodie zu Gottfried August Bürgers ‚Gegenliebe‘ (WoO 118), aus der unterschwellig das Freudenthema der neunten Sinfonie herauszuhören ist.“

Quelle: Harenberg Chormusikführer S. 93, ISBN 3-611-00817-6 Buch anschauen

„Diese Melodie geht auf eine frühe Eingebung zurück; sie findet sich in dem 1794/95 komponierten Klavierlied Seufzer eines Ungeliebten (WoO 118) nach Gottfried August Bürgers Gegenliebe, aber erst hier hat sie ihre endgültige Stellung und Form erhalten. […] Der zugrundeliegende Text des Poeten Christoph Kuffner mag vielleicht gerade in seiner rührenden Zeitbedingtheit auch nach 200 Jahren noch auf der Basis historischer Betrachtungsweise ansprechen. Wer einen dichterisch höherwertigen Text mit persönlich nachzuvollziehender Aussage vorzieht, sei nachdrücklich auf das sehr sensibel in die Beethovensche Kantate einempfundene Gedicht von Johannes R. Becher Seid gegrüßt, laßt euch empfangen hingewiesen.“

Quelle: Reclams Chormusik- und Oratorienführer, 7. Auflage 1999, S. 339 f., ISBN 3-15-010450-5 Buch anschauen

Zum Vergleich hier noch der ursprüngliche Text von Bürger:
http://www.recmusic.org/lieder/get_text.html?TextId=…

Bechers Neudichtung wird hier dem kuffnerschen Text gegenübergestellt:
http://www.staff.uni-marburg.de/~naeser/becher.htm

Grüße
Wolfgang

Kuffner oder nicht Kuffner?
Hallo nochmal,

Nachtrag: Die Zweifel kommen wohl daher, dass Czernys Memoiren-Eintrag offenbar der einzige Hinweis auf Kuffners Autorschaft ist und als nicht besonders zuverlässig angesehen wird. Andererseits gibt es keine wirklich überzeugende alternative Zuschreibung.

Dazu zwei Zitate:

_In bezug auf Beethovens Chorfantasie bemerkt Thayer folgendes zu Czernys Amerkung in bezug auf den Autoren des Texts:

„Czerny’s statement that the text was written by Kuffner is questioned by Nottebohm, who points out that the poem is not included in the collected writings of that author, though all manner of fragments and trifles are“ (Thayer: 526, im Kapitel zum Jahr 1806; –

– Thayer merkt dazu an, dass Czernys Kommentar, dass dieser Text von Kuffner stamme, von Nottebohm in Frage gestellt worden sei, da dieses Gedicht nicht in den gesammelten Schriften dieses Autors erscheine, obwohl alle möglichen anderen Fragmente und Kleinigkeiten darin aufgenommen worden seien).

Kinderman verweist darauf wie folgt:

„Czerny reported that the poet Kuffner was engaged at the last minute to write new words for the Choral Fantasy, following hints given by the composer.(18: Thayer-Forbes, 448-451; Nottebohm questioned Czerny’s attribution of the text to Kuffner and speculated that the author might have been Georg Friedrich Treitschke, who revised the libretto of Fidelio in 1814“ (Kinderman: 132; –

– Czerny, schreibt Kinderman, habe berichtet, dass Kuffner in der letzten Minute engagiert worden sei, neue Worte zur Chorfantasie zu schreiben, und zwar nach Angaben des Komponisten, und er verweist dann auch auf Nottebohms Einwand und seine Vermutung, dass der Text von Treitschke stamme)._

Quelle: http://www.raptusassociation.org/czerny_g2.html

Der Text stammt wahrscheinlich von Christoph Kuffner, aber einige Forscher nehmen an, dass ihn Ludwig van Beethoven zum grössten Teil selbst verfasst hat.

Quelle: http://www.vivamusica.ch/Portrait/Presse.htm

Grüße
Wolfgang

Toll!
Hallo Wolfgang,

das ist alles super, vielen lieben Dank!! Auch die Links, wunderbar!!

Liebe Grüsse,
Monika

Hallo Wolfgang,

danke für die weiteren Hinweise, ich finds unheimlich spannend.
Dass Kuffner ein Freund Beethovens war, dürfte auch für Kuffner sprechen.
Interessant, dass andere Beethoven auch in Betracht ziehen.

Das Gedicht ist einfach wunderschön, ob nun Kuffner oder nicht. :smile:

Liebe Grüsse und nochmals besten Dank!

Monika