Farbe durch Absorbtion und Reflexion

Hallo,

Ich leuchte mit einer Taschenlampe (weisses Licht) durch eine
rote, halbtransparente Klarsichtfolie.

 O |
 | ==D - - - | - - - - -
/ \ |
ich Lampe Folie

Stimmen die Folgenden Aussagen alle?

Die Folie sieht für mich rot aus
=> rote Lichtstrahlen fallen von ihr in mein Auge
==> sie reflektiert rotes Licht

Das Licht hinter der Folie ist auch rot
=> die Folie lässt nur rote Lichtstrahlen passieren

==> Die Folie absorbiert alle Farben ausser Rot.

Ein Kommilitone sagte (dem 1. Punkt widersprechend) folgendes:

Die Folie reflektiert überhaupt kein Licht, sondern ihr rotes erscheinen rührt ausschliesslich von Licht, das auf mich zu durch die Folie in mein Auge fällt (wobei die Folie alle Lichtanteile ausser Rot herausfiltert)
=> Wenn ich also eine Perfekte Folie (was immer das ist) vor alles-absorbierenden Schwarzen Samt halte und mit einer Lampe bescheine, so erscheint die Folie nicht rot, weil von hinten kein licht hindruch in mein Auge fällt

Hallo!

Das Licht hinter der Folie ist auch rot
=> die Folie lässt nur rote Lichtstrahlen passieren

==> Die Folie absorbiert alle Farben ausser Rot.

Vermutlich ist es eher so, dass sie nur türkisfarbenes Licht absorbiert. Die Mischfarbe aus den verbleibenden Spektralanteilen (violett, blau, - , grün, gelb, orange, rot) erscheint für den Menschen ebenfalls rot.

Auch andere Konstellationen sind denkbar.

Der Mensch verfügt über drei Zapfen, mit denen er Farben wahrnimmt. Entsprechend ihrem Reaktionsoptimum bezeichnet man sie als L-, M- und K-Zapfen (im Englischen L, M und S für „short“). Rot sehen wir immer dann, wenn die L- und M-Zapfen stärker gereizt werden als die K-Zapfen und die L-Zapfen außerdem mehr als die M-Zapfen.

Die Folie sieht für mich rot aus
=> rote Lichtstrahlen fallen von ihr in mein Auge
==> sie reflektiert rotes Licht

Die Folie reflektiert überhaupt kein Licht, sondern ihr
rotes erscheinen rührt ausschliesslich von Licht, das auf mich
zu durch die Folie in mein Auge fällt (wobei die Folie alle
Lichtanteile ausser Rot herausfiltert)
=> Wenn ich also eine Perfekte Folie (was immer das ist) vor
alles-absorbierenden Schwarzen Samt halte und mit einer Lampe
bescheine, so erscheint die Folie nicht rot, weil von hinten
kein licht hindruch in mein Auge fällt

Man kann das nicht allgemeingültig sagen.

Ein Teil des Lichts wird an der diesseitigen Oberfläche reflektiert und gelangt ins Auge. Der Rest geht durch die Folie hindurch, wobei ein Teil absorbiert wird. Vom Rest wird an der rückseitigen Oberfläche wieder ein Teil reflektiert, während der Rest die Folie nach hinten verlässt.

Wenn das Reflexionsvermögen der Folie sehr gering ist, hat Dein Kommilitone Recht, ansonsten Du.

Übrigens gibt es einen lustigen Versuch mit einer Lösung von Chlorophyll. Das Licht, das direkt durch das Chlorophyll hindurch geht, ist natürlich grün (weil Chlorophyll rotes und blaues Licht absorbiert). Licht, das in jede andere Richtung abgestrahlt wird, muss aber auf seinem Weg vorübergehend absorbiert werden soll. Es handelt sich also um rotes und blaues Licht (Die Mischfarbe davon ist Magenta). So kann man eine grüne Flüssigkeit dazu bringen, dass sie pinkfarben leuchtet. Sieht lustig aus…

Michael

Übrigens gibt es einen lustigen Versuch mit einer Lösung von
Chlorophyll. Das Licht, das direkt durch das Chlorophyll
hindurch geht, ist natürlich grün (weil Chlorophyll rotes und
blaues Licht absorbiert). Licht, das in jede andere Richtung
abgestrahlt wird, muss aber auf seinem Weg vorübergehend
absorbiert werden soll. Es handelt sich also um rotes und
blaues Licht (Die Mischfarbe davon ist Magenta). So kann man
eine grüne Flüssigkeit dazu bringen, dass sie pinkfarben
leuchtet. Sieht lustig aus…

Hi,
dazu hab ich eine Anschlussfrage: Ich habe mal gehört, dass Pflanzen grün sind, weil im Spektrum der Sonnenstrahlen das Grün am stärksten ist. Also das Intensitätsmaximum liegt beim grünen Licht und daher wären die Pflanzen durch evolution grün geworden. Aber dann müßten sie doch eher Rot sein um möglichst viel zu absorbieren… ?!
gruß
Simon

Hallo!

Stimmt, das ist Quatsch. Vermutlich ist es einfach Zufall, dass die Pflanzen rotes und blaues Licht absorbieren und nicht etwa grünes. Die Vorfahren der Pflanzen (genauer: Die Vorfahren ihrer Chloroplasten) waren wohl Cyanobakterien und seither hat sich das Chlorophyll kaum verändert. Von einer evolutionären Anpassung kann also nicht die Rede sein. Im Gegenteil: Das Bacteriochlorophyll der Purpurbakterien oder das Bacteriorhodopsin von Halobacterium wären besser an das Sonnenspektrum angepasst als das Chlorophyll der Cyanobacteria. Trotzdem hat sich (von Ausnahmen abgesehen) letzters durchgesetzt.

Michael