Farbe von altem Schrank entfernen

Hallo,
möchte von einem ca. 100 Jahre alten Schrank die Farbe entfernen. Derzeit benutze ich Heißluftpistole und Spachtel. Allerdings bekomme ich die unter der oberen Farbschicht befindliche Schicht nicht sauber runter. Außerdem gibt es so Zierleisten und man muß höllisch aufpassen, dass die nicht verbrennen. Schleifen mit Sandpapier macht viel Staub und ich mache das erst ganz zum Schluß.
Wäre für den einen oder anderen Tip recht dankbar.
Grüße von Christina

abbeizen
Hallo Christina,

gerade bei Zierleisten und ähnlich fragilem würde ich ggf. abbeizen statt mit der Heißluftpistole zu arbeiten.

Grüße,
Tinchen

Hallo Tinchen,
habe ich früher schon mal probiert aber wahrscheinlich falsch. Jedenfalls ist es eine fürchterliche Schmiererei geworden und jetzt scheue ich mich davor.
Danke für den Tipp - Christina

Hallo Christina,

ich denke, dass Du doch auf dem richtigem Wege bist mit Heissluft + Spachtel. Ich habe in unserem Haus inzwischen ein Dutzend alte Fenster, Türen und Zargen auf diese Art aufgearbeitet; alles feinste Handwerksarbeit von 1880-1890 mit Zierprofilen, abgesetzten Füllungen usw.

Mit Beizen hab ich schlechte Erfahrungen gemacht. Anfangs scheute ich die extreme Arbeit und hoffte auf ein „Abbeizwunder“. Nachdem ich ca. 10 versch. Abbeizen probiert hatte, gab ich auf. Das Zeug löste entweder nur an und nicht richtig ab oder löste die Farbe breiig auf, die dann auch wieder vorsichtig mit dem Spachtel entfernt werden musste.

Ich benutze ein normales „Billig“-Heissluftgebläse, das sich auf 2 Stufen einstellen lässt. Wenn das Holz verbrennt, nimm größeren Abstand und die kleinste Leistungsstufe. Auch macht sich der ganz langgezogene Düsenvorsatz gut, weil er die Hitze schön verteilt.

Ich hab zum Glück 2 Spachtel, die nur unwesentlich jünger als das Haus sind. Die Vorteile sind die enorme Stahlqualität und die abgerundeten Ecken. Damit macht man keine Kratzer oder Riefen in die zarten Profile, wie mit den spitzen Baumarktspachteln. Vielleicht bekommt man solche alten Modelle noch gebraucht zu kaufen. Für diese filigranen Arbeiten m.E. ein Muss. Beim Abbrennen der Profile macht es sich gut, immer in der Nut / Vertiefung anzusetzen und dann mit der Spachtelkante gleich die ganze Profilbreite „abzuschälen“. Dadurch schont man die schmalen, meist abgerundeten Sichtflächen. Holzschonend ist es auch, immer in Streichrichtung abzuspachteln. Die Farbe löst sich dann in größeren, zusammenhängenden „Flatschen“.

Nach dem Abbrennen lasse ich das Holz abkühlen, weil es sonst für die Weiterberarbeitung zu weich und zu empfindlich ist. Dann schruppe ich die Abbrennrückstände mit Drahtbürsten ab. Das schont wieder die Profile und man bekommt den größten Dreck herunter.

Dann geht’s ans Schleifen. Wem es zu gefährlich erscheint, kann sich dabei auf die glatten Flächen (Füllungen, Rahmen) beschränken. Ansonsten kann man auch mit einem normalen Schwingschleifer und feinem Papier die Profile bearbeiten, indem man den Schleifer schräg hält und nur mit einer Kante schleift.

Bei kleineren Schäden wäre jetzt die Zeit, mit Holzspachtel auszubessern. Den trocknen lassen und dann wieder überschleifen.

Das sind meine Erfahrungen zum Abbrennen, dazu fräse ich Glasleisten neu aus und verglase usw. Aber das bleibt Dir ja hoffentlich erspart. Eine grausame Arbeit, finde ich jedenfalls. Aber das Resultat ist dafür schön. Außerdem kann man alte Werte erhalten, die so heute gar nicht mehr hergestellt werden. Der neue Anstrich hat auf diese Art die Qualität eines Erstanstrichs. Da lässt man gerne die Mühe von Vor- und 2 Deck-/Lackanstrichen über sich ergehen …

Viel Erfolg wünscht
der AallRounder

Hallo AallRounder,
danke für die ausführliche Beschreibung! Ja, so in etwa bin ich auch vorgegangen. Die von Dir genannte Drahtbürste ist mir neu und ich werde es probieren. Habe eventuell entstandene Ritzer mit einer Glasscherbe abgezogen, so über die Kante. Das geht aber ganz schön über die Hände - man muß gut festhalten und gleichmäßig ziehen. Dann sieht es aber gut aus.
Grüße - Christina