hallo mischa,
ein bißchen spät, aber ich habe deine frage erst jetzt gelesen.
es gibt eine fachrichtung in der ethnologie, die sich kognitive anthropologie
nennt. darin geht es unter anderem um eben solche fragen.
wie sind die warhnehmungen in unterschiedlichen kulturen und warum sind sie so?
unsere unterscheidung in blau und grün beispielsweise wird andernorts (leider
weiss ich nicht mehr wo es war) überhaupt nicht so gesehen. dort spricht man nur
von z.b. blau. also: das meer ist meer-blau und die wiese rasen-blau.
vielleicht kennst du die optische täuschung bei der zwei gleichlange striche am
ende pfeilspitzen haben. der eine pfeil zeigt nach innen und der andere
nach außen. obwohl die beiden striche objektiv gleichlang sind, erkennen wir sie
als unterschiedlich lang. dies geht auf unsere perspektivischen
wahrnehmungsgewohnheiten zurück. zeigst du dagegen dieses bild urwaldbewohnern
wie den pygmäen, dann erkenn sie sofort, dass die
striche gleichlang sind. im urwald sind kaum freiflächen, die eine weites, in die
ferne gerichtetes sehen und damit perspektivische hilfskonstruktionen nötig
machen.die folge ist, die pygmäen sehen die striche so wie sie sind.
auch die unterschiedliche wahrnehmung von zeit ist eine sehr interessante sache,
die zwischen den kulturen sehr unterschiedlich ist. die linguisten sapir und
whorf haben dazu vor jahrzehnten thesen aufgestellt. auch wenn die thesen
umstritten sind, so finde ich sie doch sehr anregend. es ging um die frage, in
wie weit die sprache unser denken prägt. können wir etwas denken, ohne sprache?
oder prägt unsere sprachstruktur auch die art und weise, wie wir denken?
liebe grüße
burkhard