Farben anerzogen?

Hi,

hatte letztens, als ich auf die S-Bahn gewartet hab einen komsichen Einfall:
Haben wir die NAmen für Farben nur erlernt? Wenn ja, müsste man doch einem Kind beibringen können, dass grün blau heißt, oder?

Was meinst Ihr, wäre das möglich?

cu
Mischa

Hallo Mischa!

Haben wir die NAmen für Farben nur erlernt? Wenn ja, müsste
man doch einem Kind beibringen können, dass grün blau heißt,
oder?

Natürlich haben wir die Namen für die Farben nur erlernt. Und die Namen für die Körperteile ebenfalls. Und die Namen für die Spielsachen …

Selbstverständlich könnte man einem Kind beibringen, dass der Arm „Fuß“ heißt und dass grün „blau“ heißt.
In England beispielsweise lernen die Kinder ja auch nicht „blau“ und „grün“ sondern „blue“ und „green“.

Noch Fragen offen?

Hanna

Hi,

ja z.B. warum man den Kindern nicht gleich beibringt, Farben in RGB- oder CYMK- Werten zu bezeichnen :wink: (" 255;0;0 steht Dir wirklich gut…" ist doch viel exakter als „Rot“)

Ich hab mal in einer Augenklinik gearbeitet, da kam mal ein Kleinkind, an dem wir u.a. einen Farbsehtest gemacht haben. Es stellte sich raus, das Kind war farbenblind. Die Mutter wollte es nicht glauben. „Das Kind sieht ja, das Rasen Grün und sein Ball rot ist…“. na ja, sie hatte ihm auch wohl oft genug gesagt, dass es ein „roter“ Ball ist und nicht einfach ein Ball, und das Gras grün ist.

A.

Hallo Andreas,

Ich hab mal in einer Augenklinik gearbeitet, da kam mal ein
Kleinkind, an dem wir u.a. einen Farbsehtest gemacht haben. Es
stellte sich raus, das Kind war farbenblind. Die Mutter wollte
es nicht glauben. „Das Kind sieht ja, das Rasen Grün und sein
Ball rot ist…“. na ja, sie hatte ihm auch wohl oft genug
gesagt, dass es ein „roter“ Ball ist und nicht einfach ein
Ball, und das Gras grün ist.

mir erging es umgekehrt: Mein fünfjähriges Kind wollte ich schon zum Arzt schleppen, weil es die Farben nicht richtig benennen konnte - doch stellte sich heraus, dass es lediglich Schwierigkeiten hatte, sich die Bezeichnungen für die Farben (und für die verschiedenen Obstsorten etc.) zu merken …

Hanna

hi,

Haben wir die NAmen für Farben nur erlernt?

natürlich! grün = farbe der wiese, blau = farbe des himmels, weiß = farbe des schnees usw.

was derjenige „wirklich“ sieht weiß niemand. die frage an sich ist schon absurd.

es gibt (angeblich) menschen mit invertiertem spektrum. sie sehen alles als negativ. was so ein mensch als blau bezeichnet, ist „für normale“ gelb.

ein weiteres beispiel ist der schnee. wir lernen als kind, daß schnee weiß ist. das ist jedoch falsch! schnee hat - wie alles weiße - keine farbe, sondern er reflektiert das licht wie ein weißes blatt papier. schnee bei blauem himmel ist blau, schnee bei sonnenuntergang ist orange-rosa, schnee bei gewitter ist grau. wenn man ein foto oder ein video im schnee macht und die kamer auf automatik schaltet, empfindet jeder (!) dieses bild als „falsch“, weil der schnee nicht weiß ist. um ein bild zu erzeugen, das wir als „richtig“ empfinden, muß man der kamera künstlich das „weiß des schnees“ aufzwingen.

gruß
datafox

hi,

was derjenige „wirklich“ sieht weiß niemand. die frage an sich
ist schon absurd.

es gibt (angeblich) menschen mit invertiertem spektrum. sie
sehen alles als negativ. was so ein mensch als blau
bezeichnet, ist „für normale“ gelb.

Hallo,

gibts zu der obigen Aussage mehr Hintergründe? Diese Frage fasziniert mich schon lange, bzw. eigentlich alle Sinneseindrücke.

Mir ist schon klar, alle Menschen bezeichnen den Himmel als blau. Aber haben wirklich alle den gleichen Sinneseindruck? Ich denke das wird man nie herausfinden.

gerhard

hi,

gibts zu der obigen Aussage mehr Hintergründe?

„das invertierte spektrum“ ist mir nur bekannt als arbeitshypothese in der erkenntnistheorie und wahrnehmungspsychologie. ob es das wirklich gibt ist eine medizinische frage.

Aber haben wirklich alle den gleichen Sinneseindruck?
Ich denke das wird man nie herausfinden.

ja, weil man es nicht herausfinden kann. dazu müßte man nämlich der andere mensch sein.

ein paar links zum invertierten spektrum:

http://www-agki.tzi.de/ik00/after/kw3-folien3.pdf
http://www.d.umn.edu/~dcole/inverted_spectrum.htm
http://www.kalderon.demon.co.uk/cis.pdf
http://ourworld.compuserve.com/homepages/KVC/inverte…

gruß
datafox

wenn caspar spielt…
Hi,

hatte auf die S-Bahn gewartet:
Haben wir die NAmen für Farben nur erlernt? Wenn ja, müsste
man doch einem Kind beibringen können, dass grün blau heißt,
oder?

hm, und dass nicken nein bedeutet. in bulgarien. wozu willst du die blau-grün-grenze verwischen? willst du orange in rote nachbilder wandeln?
http://www.hshs.net/images/tebo/farbkreis.jpg

Was meinst Ihr, wäre das möglich?

klar ist das möglich. du kannst jede norm verrücken. gauss sei dank. du arbeitest dann nur mit anderen wahrscheinlichkeiten, also anderen fehlerquoten.

gruß.

Blues
hi,

menschen mit invertiertem spektrum. ihr blau ist „für normale“ gelb.

gibts zu der obigen Aussage mehr Hintergründe? Diese Frage
fasziniert mich schon lange, bzw. eigentlich alle
Sinneseindrücke.

Serotoninmangel im Einzelnen? Oder das NichtMehrRotsehen? Das Ausbleiben von Wut, wenn der Ofen aus ist? Die Aura beim Kopfleuchten? Das entgrenzte Beseeltsein? Dieses WürgDenLaserImTunnel-Phänomen, das du bei anderen auslöst, sobald du außer dir bist? Das DurchDichDurchSehen, wenn du in den eigenen Spiegel schaust? Dieser Moment, in dem deine Kontur im Spiegel in Trance verstreicht? Kurz vor dem SchwarzWerden? Der Kreislaufzusammenbruch beim Flimmern? Oder welche Phase genau? Vielleicht auch nur die Farbringe in ihren Spektren je nach Zuckermangel?

Mir ist schon klar, alle Menschen bezeichnen den Himmel als
blau.

Als weit?

Aber haben wirklich alle den gleichen Sinneseindruck?

Wie willst du einen einzelnen Eindruck eindeutig abgrenzen und digitalisieren? Schon wenn du am selben Monitor zwei Fenster zum Farbmischen per Hand nutzt, wirst du nur selten die selbe Farbcodierung treffen. Wie weit liegen dann erst die situativen Eindrücke verschiedener Menschen zu unterschiedlichen Zeiten an verschiedenen Orten auseinander? Du wirst nie bei zwei unterschiedlichen Organismen Synchrones provozieren können. Dazu ist jeder Einzelne zu komplex. Um Wiederholbares zu generieren, brauchst du Vereinbarungen, Eichkurven, Kalibrationen, um dadurch zu sichern, dass ihr Ähnliches meint. Sonst klärst du über den Sinneseindruck nur die Hackordnung innerhalb der Gruppe.

Ich denke das wird man nie herausfinden.

Tja.

1 Like

Hi Mischa,

Wie möcht denn der sehng, ob i rot sehng kann, wenn i doch aa net siecht, ob er rotsehng kann, - und wenn vielleicht i rot sehng kann, aber er net, und er meint, i siech´s net, weil er´s aa net siehcht, oder weil des, was er siehcht, gar net amal rot is?

Karl Valentin

So kann man sich auch rausreden :wink:

Gandalf

Ich kann dir auch beibringen das ein Tracktor nun Buldog heist oder ein Meiskolben Gugurutz :smile: ist Lila bei dir Lila, violet oder Purpur?

Farbsehen ist das erkenen eiens Lichtspektrums. Da du eien Farbe beschreiben kannst kann es schnell deutlich werden ob jemand anderes das gleiche sieht.
die Wahrscheinlichkeit das du jemanden kennst der das Farbspektrum anders wahnimmt (ausgenommen Farbblinde) ist etwa so hoch als wie wenn du ein Pferd mit 2 Köpfen siehst.

)
[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Farben anerzogen!
Die frage stellte ich mir auch schon ein paar mal…

und das komische ist - ich denke es ist wirklich so.
ein freund von mir ist farbenblind - und trotzdem kann er die graustufen die er sieht mit namen benennen die unseren farben ähnlich sind - er erkennt wasnn die ampel grün ist und ob er farblich passende socken trägt.

die farben die er sieht sind halt „grau“ :wink:

hallo mischa,

ein bißchen spät, aber ich habe deine frage erst jetzt gelesen.

es gibt eine fachrichtung in der ethnologie, die sich kognitive anthropologie
nennt. darin geht es unter anderem um eben solche fragen.

wie sind die warhnehmungen in unterschiedlichen kulturen und warum sind sie so?
unsere unterscheidung in blau und grün beispielsweise wird andernorts (leider
weiss ich nicht mehr wo es war) überhaupt nicht so gesehen. dort spricht man nur
von z.b. blau. also: das meer ist meer-blau und die wiese rasen-blau.

vielleicht kennst du die optische täuschung bei der zwei gleichlange striche am
ende pfeilspitzen haben. der eine pfeil zeigt nach innen und der andere
nach außen. obwohl die beiden striche objektiv gleichlang sind, erkennen wir sie
als unterschiedlich lang. dies geht auf unsere perspektivischen
wahrnehmungsgewohnheiten zurück. zeigst du dagegen dieses bild urwaldbewohnern
wie den pygmäen, dann erkenn sie sofort, dass die
striche gleichlang sind. im urwald sind kaum freiflächen, die eine weites, in die
ferne gerichtetes sehen und damit perspektivische hilfskonstruktionen nötig
machen.die folge ist, die pygmäen sehen die striche so wie sie sind.

auch die unterschiedliche wahrnehmung von zeit ist eine sehr interessante sache,
die zwischen den kulturen sehr unterschiedlich ist. die linguisten sapir und
whorf haben dazu vor jahrzehnten thesen aufgestellt. auch wenn die thesen
umstritten sind, so finde ich sie doch sehr anregend. es ging um die frage, in
wie weit die sprache unser denken prägt. können wir etwas denken, ohne sprache?
oder prägt unsere sprachstruktur auch die art und weise, wie wir denken?

liebe grüße
burkhard

Die Insel der Farbenblinden
… von Oliver Sacks - den hat dieselbe Frage auch beschäftigt und herausgekommen ist ein tolles (unterhaltsames) Buch - empfehlenswert!

Gruß,
C

Mischa,

In Tanzania fiel mir Folgendes auf : Es gibt im Swahili Wörter für schwarz, weiß und rot, aber nicht für blau und grün. Für blau sagt man (heutzutage) „buluu“ (= blue), oder man umschreibt mit „die Farbe des Himmels“, und grün mit „die Farbe des Maniok-Blattes“.
Vielleicht ergab es für Afrikaner keinen Sinn zu sagen „der Himmel ist blau“, weil der Himmel immer blau ist, genauso wie das Maniok-Blatt immer grün ist.
Dies sagt allerdings mehr über die afrikanische Kultur aus als über Sinnes-Wahrnehmungen.

mfg
Klaus

Hi,

wenn ich das jetzt richtig verstehe, dann geht es ja lediglich um die Bezeichnung der Farbe.
Und das ist in der Lernphase des Kindes.
Wenn du deinem Kind dauernd sagst, dass die Ampel oben Blau ist, dann wird es das auch so annehmen und die Farbe Rot als Blau bezeichnen.
Aber die andere Frage, die ich mir schon stellte:
Siehst du die Farbe Rot genauso wie ich?