Hier sitz ich wie der König auf dem Throne,
Den Zepter halt ich hier, es fehlt nur noch die Krone.
Die Tiere (welche bisher allerlei wunderliche Bewegungen durcheinander gemacht haben, bringen dem Mephistopheles eine Krone mit großem Geschrei) :
O sei doch so gut,
Mit Schweiß und mit Blut
Die Krone zu leimen!
(Sie gehn ungeschickt mit der Krone um und zerbrechen sie in zwei Stücke, mit welchen sie herumspringen.)
Nun ist es geschehn!
Wir reden und sehn,
Wir hören und reimen –
Ich nehme an, daß diese Stelle damit gemeint ist; meiner Ansicht nach ist sie im Kontext der Zeit (frz. Revolution und ihre Folgeerscheinungen, beinhaltet eventuell auch Anspielungen auf Napoleon Bonaparte) zu sehen. Daß Goethe, wie viele seiner Zeitgenossen, mit der „Freiheit“ sympathisiert hat, ist unbestritten. Was dabei allerdings nicht ganz ins Schema paßt, ist, daß die Szene „Hexenküche“ bereits in der Fassung „Faust - ein Fragment“ (1788) eingefügt wurde, was mich zu dem Schluß bringt, daß es sich dabei doch um eine allgemeine Kritik am absolutistischen Königtum handeln könnte, wobei die „Tiere“ das „Volk“ und sein Verhalten darstellen sollen.
Eine andere Interpretationsmöglichkeit findet sich bei einer Betrachtung von Goethes „Hang zur Freigeisterei“, bzw. seiner Zugehörigkeit zur Freimaurerei, wobei dann Mephistopheles den Initiaten parodieren würde, der seine Position auf dem „Thron der Erleuchtung (oder wie auch immer)“ errungen hat, doch dessen „Krone“ in dem Moment zerbricht, als sie ihm von „Unwissenden/Ungebildeten/animalischen, triebhaften, Menschtieren (–>Sexualität & Triebleben)“ dargebracht werden soll (ebendeswegen).
Gruß
nicolai