Hallo Experten
gestern habe ich mir den Backenzahn Nr. 25 mit einem :Kräftigen Biss gesprengt.
Die Wurzel ist stabil, der Zahnnerv ist aber nicht mehr zum
retten.
Servus Rold,
Bist Du sicher, dass dieseer Zahn überhaupt noch einen Nerv hat? Solche ‚Sprengungen‘ treten gerne bei bereits wurzelbehandelten Zähnen auf.
Es gibt folgende Lösungen:
a.) Zahnwurzel (dieser Zahn hat nur eine) ausbohren und
Metallstift mit Krone einsetzen
Vor den Metallstift (der heute häufig ein Glasfaser/Kunstharz- oder ein Keramikstift ist) haben die Götter die Wurzelbehandlung gesetzt. Einfach in den Wurzelkanal mit enthaltenem Nervrest einen Stift zu setzen, geht nicht.
b.) Implantat Titan oder Keramik
c.) Brücke
Vor a.) habe ich eine Schweineangst, hatte schon mal einen
wurzelbehandelten Zahn der zum Eitern anfing, worauf ich
Herzrythmusstöruungen bekam.
Dass es zwischen den Rhythmusstörungen und dem Eiter einen kausalen Zusammenhang gab, ist Spekulation.
bei b.) Weiss ich auch nicht genau ob ich unbedingt eine
Elektrode will. Alles Gold musste bei mir raus. Weiss auch
nicht ob Keramik wirklich dauerhaft stabil ist.
Hmm - es gibt durchaus ein paar beeindruckende Einsatzgebiete für Keramik neben der Verwendung als Wurzelstift:
http://www.keramverband.de/brevier_dt/6/6_1.htm
Der Begriff ‚Elektrode‘ ist in diesem Zusammenhang, mit Verlaub, bullshit. Die Titanlegierungen, die für Implantate verwendet werden, bestehen an ihrer Grenzfläche zum Körper aus Titanoxid. Das Zeug ist so biokompatibel, dass der umgebende Knochen ‚glaubt‘, dass er hier ein Knochenstück vor sich hat.
Näheres - etwas umfänglich - hier:
http://d-nb.info/992240565/34
Der in Suchmaschinen massenhaft anzutreffende Begriff der ‚Osseointegration‘ trifft für Titanplasma beschichtete Implantate tatsächlich zu. Der Vollständigkeit halber gesagt werden muss, dass für die Versorgungsformen ‚Brücke‘ und ‚Implantat‘ zunächst einmal eine ziemlich ideale Implantatform, nämlich der eigene, an dieser Stelle gewachsene, Zahn entfernt werden müsste. Ein Patient, der Vorbehalte gegen ‚Elektroden‘ und auch gegen Gold als Ersatzgewebe hat, sollte vielleicht doch lieber einen Moment über die Wurzelbehandlung als semibiologische Alternative nachdenken.
c.) diese Billiglösung, die die Nachbarzähne kaputtmacht, will
ich auf keinen Fall, Geld spielt bei der Behandlung keine
Rolle.
Wenn die Nachbarzähne kariesfrei sein sollten (sind sie das tatsächlich?) kann ich Deine Bedenken verstehen. Wenn Sie bereits Füllungen haben sollten, sind sie nach Deinen strengen Maßstäben sowieso kaputt. Die milliardenfach seit Jahrzehnten bewährte Brücke so abzutun wie Du es tust, zeugt von profunder Auseinandersetzung mit dem Problem des fehlenden Zahns.
Wahrscheinlich (Durschnittswerte) sieht es in Deinem Oberkiefer so aus:
26 (durchgeberochen im 6ten Lebensjahr):
. . . hat bei einem Patienten mit einem zerbissenen 25 wahrscheinlich schon seine dritte Bohr- und Füllungsepisode hinter sich, von Jungfräulichkeit kann wohl keine Rede mehr sein.
25 ( durchgebrochen im 13ten Lebensjahr)
. . . ist beim Zubeißen gesprungen. Das hat er bestimmt nicht getan, ohne dass er vorher ein- oder mehrmals gebohrt und gefüllt werden musste.
Bleibt der 24, der den zweiten Brückenpfeiler darstellen müsste. Wird wohl auch schon seine erste Füllung haben, oder?
Bei der verachteten Billiglösung ‚Brücke‘ würden vorhandene Füllungen herausgebohrt werden, der Zahnarzt würde in direkter Sicht überprüfen können, ob es unter den Füllungen kariesfrei aussieht. Wenn ja, käme eine Aufbaufüllung aus Zement oder Composite zum Einsatz. Wenn Karies angetroffen werden würde, würde das kariöse Dentin herausgebohrt werden. Dann kämen Aufbaufüllungen wie oben hinein.
Danach würden die überprüften und aufgebauten Zähne zur Aufnahme von Brückenkronen beschliffen und später eine Brücke aufzementiert. Eine technisch unkritische Versorgungsform von hoher Sicherheit und Lebensdauer. Wenn beide Nachbarn des gesprungenen Zahns wider Erwarten gesund und kariesfrei sein sollten, wäre ein Implantat eine diskutable Alternative. Vom Tag der Extraktion des gesprungenen Zahnes bis zum Tag des Einsetzens der neuen Brücke vergehen (Minimum) 9 Monate, weil die Region des 25 wegen ihrer Nähe zu Kieferhöhle als Empfängerstelle für ein Sofortimplantat (Zahn raus, Implantat sofort an seine Stelle) nicht sehr geschätzt ist. Die Summe der Ausheilzeit nach Extraktion plus Einheilzeit für das Implantat bis zur klinischen Belastbarkeit ergibt die angesprochenen 9 Monate.
Wie weit Dir die anekdotischen Erfahrungswerte der Experten hier (mich eingeschlossen) tatsächlich helfen können, eine vernünftige Entscheidung zu treffen, mag dahinstehen.
Gruß
Kai Müller