Fehlenden Zahn ersetzen

Hallo Experten

gestern habe ich mir den Backenzahn Nr. 25 mit einem Kräftigen Biss gesprengt.
Die Wurzel ist stabil, der Zahnnerv ist aber nicht mehr zum retten.

Es gibt folgende Lösungen:
a.) Zahnwurzel (dieser Zahn hat nur eine) ausbohren und Metallstift mit Krone einsetzen
b.) Implantat Titan oder Keramik
c.) Brücke

Vor a.) habe ich eine Schweineangst, hatte schon mal einen wurzelbehandelten Zahn der zum Eitern anfing, worauf ich Herzrythmusstöruungen bekam.
bei b.) Weiss ich auch nicht genau ob ich unbedingt eine Elektrode will. Alles Gold musste bei mir raus. Weiss auch nicht ob Keramik wirklich dauerhaft stabil ist.
c.) diese Billiglösung, die die Nachbarzähne kaputtmacht, will ich auf keinen Fall, Geld spielt bei der Behandlung keine Rolle.

Wie ist es Euch mit einer dieser Lösungen ergangen, wo gab es Probleme?
Klar könnte ich googeln aber Eure praktischen Erfahrungen wären mir lieber.

Danke im Voraus

Hallo,

ich kann nur zu einem Detail meinen (Erfahrungs-)Senf dazugeben:

Meine Keramikbrücken habe ich mir mal so eben innerhalb von 1 1/2 Jahren kaputtgeknirscht. Keramik ist bei Knirschern nicht unbedingt eine haltbare Lösung, da die Keramik den Druck nicht so abfängt wie andere Materialien bzw. der natürliche Zahn.

Gruß
Nita

Hallo Experten

gestern habe ich mir den Backenzahn Nr. 25 mit einem :Kräftigen Biss gesprengt.
Die Wurzel ist stabil, der Zahnnerv ist aber nicht mehr zum
retten.

Servus Rold,

Bist Du sicher, dass dieseer Zahn überhaupt noch einen Nerv hat? Solche ‚Sprengungen‘ treten gerne bei bereits wurzelbehandelten Zähnen auf.

Es gibt folgende Lösungen:
a.) Zahnwurzel (dieser Zahn hat nur eine) ausbohren und
Metallstift mit Krone einsetzen

Vor den Metallstift (der heute häufig ein Glasfaser/Kunstharz- oder ein Keramikstift ist) haben die Götter die Wurzelbehandlung gesetzt. Einfach in den Wurzelkanal mit enthaltenem Nervrest einen Stift zu setzen, geht nicht.

b.) Implantat Titan oder Keramik
c.) Brücke

Vor a.) habe ich eine Schweineangst, hatte schon mal einen
wurzelbehandelten Zahn der zum Eitern anfing, worauf ich
Herzrythmusstöruungen bekam.

Dass es zwischen den Rhythmusstörungen und dem Eiter einen kausalen Zusammenhang gab, ist Spekulation.

bei b.) Weiss ich auch nicht genau ob ich unbedingt eine
Elektrode will. Alles Gold musste bei mir raus. Weiss auch
nicht ob Keramik wirklich dauerhaft stabil ist.

Hmm - es gibt durchaus ein paar beeindruckende Einsatzgebiete für Keramik neben der Verwendung als Wurzelstift:

http://www.keramverband.de/brevier_dt/6/6_1.htm

Der Begriff ‚Elektrode‘ ist in diesem Zusammenhang, mit Verlaub, bullshit. Die Titanlegierungen, die für Implantate verwendet werden, bestehen an ihrer Grenzfläche zum Körper aus Titanoxid. Das Zeug ist so biokompatibel, dass der umgebende Knochen ‚glaubt‘, dass er hier ein Knochenstück vor sich hat.

Näheres - etwas umfänglich - hier:
http://d-nb.info/992240565/34

Der in Suchmaschinen massenhaft anzutreffende Begriff der ‚Osseointegration‘ trifft für Titanplasma beschichtete Implantate tatsächlich zu. Der Vollständigkeit halber gesagt werden muss, dass für die Versorgungsformen ‚Brücke‘ und ‚Implantat‘ zunächst einmal eine ziemlich ideale Implantatform, nämlich der eigene, an dieser Stelle gewachsene, Zahn entfernt werden müsste. Ein Patient, der Vorbehalte gegen ‚Elektroden‘ und auch gegen Gold als Ersatzgewebe hat, sollte vielleicht doch lieber einen Moment über die Wurzelbehandlung als semibiologische Alternative nachdenken.

c.) diese Billiglösung, die die Nachbarzähne kaputtmacht, will
ich auf keinen Fall, Geld spielt bei der Behandlung keine
Rolle.

Wenn die Nachbarzähne kariesfrei sein sollten (sind sie das tatsächlich?) kann ich Deine Bedenken verstehen. Wenn Sie bereits Füllungen haben sollten, sind sie nach Deinen strengen Maßstäben sowieso kaputt. Die milliardenfach seit Jahrzehnten bewährte Brücke so abzutun wie Du es tust, zeugt von profunder Auseinandersetzung mit dem Problem des fehlenden Zahns.

Wahrscheinlich (Durschnittswerte) sieht es in Deinem Oberkiefer so aus:

26 (durchgeberochen im 6ten Lebensjahr):

. . . hat bei einem Patienten mit einem zerbissenen 25 wahrscheinlich schon seine dritte Bohr- und Füllungsepisode hinter sich, von Jungfräulichkeit kann wohl keine Rede mehr sein.

25 ( durchgebrochen im 13ten Lebensjahr)
. . . ist beim Zubeißen gesprungen. Das hat er bestimmt nicht getan, ohne dass er vorher ein- oder mehrmals gebohrt und gefüllt werden musste.

Bleibt der 24, der den zweiten Brückenpfeiler darstellen müsste. Wird wohl auch schon seine erste Füllung haben, oder?

Bei der verachteten Billiglösung ‚Brücke‘ würden vorhandene Füllungen herausgebohrt werden, der Zahnarzt würde in direkter Sicht überprüfen können, ob es unter den Füllungen kariesfrei aussieht. Wenn ja, käme eine Aufbaufüllung aus Zement oder Composite zum Einsatz. Wenn Karies angetroffen werden würde, würde das kariöse Dentin herausgebohrt werden. Dann kämen Aufbaufüllungen wie oben hinein.

Danach würden die überprüften und aufgebauten Zähne zur Aufnahme von Brückenkronen beschliffen und später eine Brücke aufzementiert. Eine technisch unkritische Versorgungsform von hoher Sicherheit und Lebensdauer. Wenn beide Nachbarn des gesprungenen Zahns wider Erwarten gesund und kariesfrei sein sollten, wäre ein Implantat eine diskutable Alternative. Vom Tag der Extraktion des gesprungenen Zahnes bis zum Tag des Einsetzens der neuen Brücke vergehen (Minimum) 9 Monate, weil die Region des 25 wegen ihrer Nähe zu Kieferhöhle als Empfängerstelle für ein Sofortimplantat (Zahn raus, Implantat sofort an seine Stelle) nicht sehr geschätzt ist. Die Summe der Ausheilzeit nach Extraktion plus Einheilzeit für das Implantat bis zur klinischen Belastbarkeit ergibt die angesprochenen 9 Monate.

Wie weit Dir die anekdotischen Erfahrungswerte der Experten hier (mich eingeschlossen) tatsächlich helfen können, eine vernünftige Entscheidung zu treffen, mag dahinstehen.

Gruß

Kai Müller

Hallo Rold,
aus eigener Erfahrung: Variante A ist - sofern die Wurzel noch intakt ist - die beste.
Auch wenn du ‚eine Schweineangst‘ hast - eine Implantat-OP ist weitaus aufwändiger und es besteht immer die (wenn auch geringe) Gefahr, dass das Implantat nicht einheilt. Außerdem muss - je nach individueller Situation - ggf. ein Knochenaufbau gemacht werden.
Gruß florestino

Bist Du sicher, dass dieseer Zahn überhaupt noch einen Nerv
hat? Solche ‚Sprengungen‘ treten gerne bei bereits
wurzelbehandelten Zähnen auf.

Ja. Ich habe keinen einzigen wurzelbehandelten Zahn.

Vor den Metallstift (der heute häufig ein Glasfaser/Kunstharz-
oder ein Keramikstift ist) haben die Götter die
Wurzelbehandlung gesetzt. Einfach in den Wurzelkanal mit
enthaltenem Nervrest einen Stift zu setzen, geht nicht.

Wurzelbehandlung und Stift würde mein Zahnarzt gerne machen, es ist zu wenig Material da, dass die Götter eine einfache Überkronung zaubern könnten.

Dass es zwischen den Rhythmusstörungen und dem Eiter einen
kausalen Zusammenhang gab, ist Spekulation.

Mit Verlaub das ist keine Spekulation, der Zusammenhang war ausgesprochen kausal.

Was mich interessiert:
Wann und unter welchen Umständen entstehen Entzündungsherde an wurzelbehandelten Zähnen?

…ich habe keine Lust ein zweites Mal nach einer Wurzelbehandlung den Kiefer ausfräsen zu lassen.

Meine Lösung: Variante A und Kunststoff-oder Goldkrone. Auf keinen Fall Keramik! Warum, wurde weiter oben schon gesagt.
Aromyxo

Servus,

sorry, ich habe lange nicht mehr nach Antworten auf Beiträge geschaut.

Thema „Ausfräsen“: wenn man ein Implantat setzen will, muss man zuerst einmal - ausfräsen. Die Fräsung muss so beschaffen sein, dass das geplante Implantat formschlüssig hineinpasst. Je genauer das der Fall ist, desto besser sind die Chancen für eine Osseointegration.

Thema „Knochenentzündung nach Wurzelbehandlung“: Wenn die ‚falschen‘ Bakterien in der '‚falschen‘ Menge im Kanalsystem des Zahnes übriggeblieben sind, versucht der Körper, sie umzubringen. Dazu bedient er sich seines Abwehrsystems.
Dabei gibt es eine logistische Schwierigkeit: die Bakterien sitzen irgendwo am Ende des alten Wurzelkanals und schicken ihre Toxine aus. Das registriert der Körper, kommt aber nicht an die Bakterien heran, weil ein direkter Anschluß an das Blutgefäßsystem in der Wurzel nicht mehr besteht - der Nerv ist ja durch eine Wurzelfüllung (unvollkommen) ersetzt. Jetzt versucht es der Körper mit einem Abwehr-Overkill: er baut um das Wurzelende herum Knochen ab-, und gut mit Gefäßen ausgestattetes Bindegewebe an, weil dann möglicherweise diese widerspenstigen Toxinemittenten mit mehr Abwehrstoffen und -zellen doch noch erledigt werden können. Das ist eine chronische Entzündung.

Je nach Gefechtslage kann so eine chronische Entzündung in eine akute umschlagen. Dann tut es weh und man geht zum Zahnarzt. Wenn er es kann (und wenn er gut ist) versucht der eine Revision der Wurzelbehandlung: alles wieder raus, neu desinfizieren, neue Wurzelfüllung. Alternativ kann er auch jenen Teil der Wurzel, wo die meisten Kanalverzweigungen sitzen (das ist das Wurzelende) in der Hoffnung chirurgisch heraustrennen, dass er damit die Übeltäter herausbekommt. Das klappt nicht immer. Wenn man von ‚hinten‘ einen dichten Stopsel (retrograde Wurzelfüllung) drauf setzt, klappt es besser.

Ein Bild zur Anatomie des Wurzelendes ist hier zu finden:
http://www.endodontie.info/Erklaerungen/Seitenveraes…

Zur Befriedigung meiner Neugier: auf welche Weise hat sich die ‚Kausalität‘ objektiv erwiesen?

Gruß

Kai Müller

Guten Abend

vielen Dank für die ausführliche Beschreibung.
In meinem Fall war gottseidank nicht der Kieferknochen morsch :smile:.

Zu Deiner Neugier: Ein Arzt hat nach mit der Elektroakkupunktur nach Voll (bitte keine Diskussion) meine Zähne auf Belastungen durchgetestet und die entzündete Wurzel genau zuordnen können (Zahn 37).
Ich habe meine Zahnärztin überzeugen müssen, den Zahn zu ziehen, den sie vor einem halben Jahr wurzelbehandelt hat.
Aus dem Loch kam dann drei Tage lang ein Sekret das nach Kläranlage roch, die Herzbeschwerden verschwanden innerhalb kürzester Zeit.

Bei dem aktuellen (Zahn 25) sieht es so aus als wäre eine Wurzelbehandlung nicht mehr möglich. Der Zahn ragt auf dem Röngtenbild mit seiner Wurzel sehr weit in die Kieferhöhle. Sieht schlecht aus für ein Implantat :.(