Lieber Tino,
interessant ist einzig die Quelle! Denn
wirkliche handlungsanweisende Relevanz
hat dieser Kalenderspruch im 21. Jhd.
nicht.
Das Spiel mit Widersprüchen und dem Er-
gebnis einer menschlicheren Welt, die aus
diesen Weltwidersprüchen gelogikt wird,
ist eine so alte wie billige Propaganda-
nummer. Den Urchristen wie den heutigen
Pazifisten ist diese Argumentation, die
eigentlich nur in Kriegszeiten sinnig ist
und in Vorkriegszeiten ein kleinbürgerlich-
sicherheitsbedürftiges Temperament ohne
primäre Gefährdung verrät, Existenzrecht-
fertigung.
Rein logisch besteht der Spruch aus zwei
Widersprüchen und einer Utopie:
Die Utopie besteht in der Illusion, daß
es einnen ewigen Frieden geben könne, der
dem menschlichen Miteinander zuträglich
wäre (Daß es einen Fortschritt gibt).
Das hat es in keiner Kultur je gegeben.
„Fortschritt“ gibt es nur zwischen Ent-
stehen, Erblühen un Verblühen!
1.Widerspruch:
Wer im Feind den Menschen sieht, ist im
extremsten Fall nicht in der Lage sei-
ne Familie (im allerextremsten Fall: die
Menscheit!) zu retten.
Entsprechend: Der Chirurg, welcher in
einer Herzoperation die existentielle
Bedrohung einer solchen Schnippelei sieht,
hat keine ruhige Hand…
Der Mensch der meine Menschlichkeit grund-
los bedroht, geht seiner Menschkeit automa-
tisch verlustig. (So lautet auch die Recht-
sprechung: Ich darf mich auf das Niveau ei-
nes „Tieres“ begeben, wenn dies die Vorgabe
eines Menschen ist, der meine Verhältnisse
vorsätzlich zu relativieren versucht.
2.Widerspruch:
Der Glaube, daß das Streben nach Frieden ein
Selbstläufer ist, ist ein Irrläufer. Fried-
fertigkeit ist - anders als der Bibelspruch
es sugerriert - kein Friedenspatent!
Des „Feindes Frieden“ variiert das Problem
nur (Vgl. Goethes „Bewaffneter Friede“).
meursault
p.s.: Man hat Freund bei den Feinden und
Feinde bei den Freunden…wenn man zwischen
Fronten gerät, die nicht nur die eigenen
sind (Vgl. D-land + neuer „Freund“ und „neue-
rer Feind“ USA…)
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